#33 Schelach – „Sende!“
Schelach
4. Mose 13,1-15,41
Josua 2,1-24; Markus 10,1-14
Das Hauptmotiv der Lesung Schelach ist die Geschichte der zwölf Kundschafter, welche Bericht über das Land Kanaan bringen sollten, um die Kinder Israels für den Feldzug zu motivieren. Leider versagten zehn der zwölf Männer in ihrer Mission, was dazu führte, dass ganz Israel 40 Jahre durch die Wüste wandern musste, bis die Vätergeneration aufgerieben war.
Nur Josua und Kaleb war es gestattet, das verheißene Land zu sehen. Und genau auf diese beiden wollen wir den Fokus in diesem Kommentar zu Schelach legen.
Die Auswahl der Kundschafter
Mose erhielt den Befehl von Gott, dass er zwölf Männer auswählen sollte, die das Land Kanaan auskundschafteten. Dabei sollten diese Männer jeweils von einem anderen Stamm kommen, sodass am Ende jeder Stamm Israels (außer Levi) einen Mann entsandte.
Sende Männer aus, dass sie das Land Kanaan auskundschaften, das ich den Kindern Israels geben will. Von jedem Stamm ihrer Väter sollt ihr einen Mann schicken, lauter Fürsten aus ihrer Mitte! (4. Mose 13,2)
Neben der Stammeszugehörigkeit war Gott aber auch wichtig, dass diese Männer Fürsten unter ihrem Volk waren. Es sollten also angesehene Männer mit Führungsverantwortung und optimalerweise auch mit entsprechender Erfahrung sein.
Diese Voraussetzungen für die Wahl der Kundschafter war nur logisch. Das Ziel Gottes musste es sein, Männer zu schicken, die in der Lage waren, das Volk zu inspirieren und zu motivieren, den göttlichen Feldzug zu führen.
Doch leider kam es anders als gedacht.
Der Bericht der Kundschafter
Wir wissen, wie die Geschichte endete. Im Text von Schelach erfahren wir, dass zehn der zwölf Männer das Land beim Volk in Verruf brachten (Vgl. 4. Mose 13,27-33). Dies führte dazu, dass die Mehrheit des Volkes nicht mehr willig war nach Kanaan zu ziehen und lieber nach Ägypten zurückwollte (Vgl. 4. Mose 14,1-4).
Die Beschwichtigungsversuche von Josua und Kaleb, den beiden einzigen Kundschaftern, die YHWH die Treue hielten, verliefen ins Leere. Niemand im Volk wollte ihre Botschaft noch hören.
Doch Gott bestrafte das Murren des Volkes. Ursprünglich wollte er ganz Israel vernichten und Mose zu einem neuen Volk machen.
Und YHWH sprach zu Mose: Wie lange noch will mich dieses Volk verachten? Und wie lange noch wollen sie nicht an mich glauben, trotz aller Zeichen, die ich unter ihnen getan habe? Ich will sie mit der Pest schlagen und ausrotten; und ich will dich zu einem Volk machen, das größer und mächtiger ist als dieses! (4. Mose 14,11-12)
Doch Mose stellte sich vor Gott und rettete den meisten im Volk das Leben. Lediglich die zehn Kundschafter starben an einer Plage.
Im Ergebnis musste nun ganz Israel 40 Jahre durch die Wüste ziehen, obwohl das Volk bereits vor der Grenze des Landes stand. Gott sprach:
Aber die Amalekiter und Kanaaniter liegen im Tal; darum wendet euch morgen und zieht in die Wüste auf dem Weg zum Roten Meer! (4. Mose 14,25)
Im Grunde stellte der Allmächtige noch einmal alles auf Anfang. Sämtliche Etappensiege bis an diesen Punkt waren vergebens. Israel musste von vorn beginnen.
Schelach und die wahre Führungsstärke
Wir haben bereits gesehen, dass Mose sich für das Volk einsetzte, obwohl er von YHWH das Angebot bekam, selbst zu einem großen Volk zu werden. Tatsächlich wäre es für den Leviten ein Leichtes gewesen, dieses Angebot anzunehmen, sah er sich doch nicht nur einmal kurz vor der Steinigung.
Dennoch trat er für das Volk ein, welches ihn phasenweise mehr hasste, als liebte.
Aber auch Josua und Kaleb hätten gute Gründe gehabt, sich vom Ballast des restlichen Volkes befreien zu lassen. Sie waren es schließlich, die für die Landnahme bereit waren. Doch aufgrund des mürrischen Volkes, war es ihnen nicht möglich, ihr Erbe sofort in Besitz zu nehmen.
Sie mussten mit den restlichen Kindern Israels ebenfalls die 40 Jahre durch die Wüste ziehen, obwohl sie den erforderlichen Glauben und die Reife bereits hatten.
Doch genau in der Tatsache, dass wir nichts davon erfahren, dass Kaleb oder Josua über ihre Situation gemurrt hätten, zeigt sich ihr wahres Führungspotenzial. Sie schauten nicht auf sich und auf ihre Wünsche. Sie nahmen das Urteil Gottes hin und vertrauten darauf, dass es gerecht sein würde.
Statt allein auf die eigenen Interessen zu schauen, nahmen sie sich ihrer Brüder an und ertrugen ihre Schwächen. Im besten Fall halfen sie ihnen zur nötigen Reife zu gelangen, damit der Feldzug nach 40 Jahren Erfolg haben würde.
Und so erfüllten die beiden Kundschafter die Bitte, die Paulus an die Galater herantrug:
Einer trage des anderen Lasten, und so sollt ihr das Gesetz des Messias erfüllen! (Galater 6,2)
Lasst uns genauso mit den Menschen in unserer Verantwortung umgehen, wie wir es von Kaleb und Josua in Schelach lernen!
Bildquelle: Sweet Publishing / FreeBibleimages.org (CC BY-SA 3.0)
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