#21 Ki Tisa – „Wenn du erhebst“
Ki Tisa
2. Mose 30,11-34,35
1. Könige 18,1-39; Markus 9,1-10
Ein wichtiger Bestandteil innerhalb der Stiftshütte war das Salböl. In Ki Tisa erfahren wir, wie es zubereitet werden sollte und unter welchen Bedingungen seine Anwendung stand. In diesem Kommentar sehen wir uns dieses Öl an und untersuchen, welche geistige Botschaft für uns darin steckt.
Das heilige Salböl
Im Text von Ki Tisa erfahren wir die genaue Zusammensetzung des Salböls für die Stiftshütte (Vgl. 2. Mose 30,23-25). Die Rezeptur soll aber gar nicht unser Thema sein – zumal die Übersetzungsvorschläge der einzelnen Zutaten auch sehr unterschiedlich sind.
Weiter erfahren wir die Elemente der Stiftshütte, die damit gesalbt werden sollten. Es handelte sich dabei um
- die Stiftshütte selbst,
- die Bundeslade,
- den Schaubrottisch,
- den Leuchter,
- den Räucheraltar,
- den Brandopferaltar,
- das eherne Becken und
- die Priester (Aaron und seine Söhne).
Sämtliche Geräte, die zu einzelnen Elementen gehörten, waren in der Salbung inbegriffen. Auf den ersten Blick erscheint es so, als seien alle Teile der Stiftshütte gesalbt worden.
Ich frage mich allerdings, ob der Vorhof darin enthalten war. Was in der Schlachter 2000 mit “Stiftshütte” übersetzt ist, müsste bei einer wörtlichen Übersetzung “Zelt der Zusammenkunft” heißen. Der Begriff Stiftshütte bezieht sich deshalb ausdrücklich auf das Zelt, aber nicht zwingend auf den Vorhof.
Eine weitere Stelle, die diese Annahme nährt, finden wir in 2. Mose 40,9-11. Dort heißt es:
Und du sollst das Salböl nehmen und die Wohnung und alles, was darin ist, salben und sollst sie weihen mit ihrem ganzen Gerät, dass sie heilig sei. Und du sollst den Brandopferaltar salben mit seinem ganzen Gerät und weihen, dass er hochheilig sei. Und du sollst auch das Becken und sein Gestell salben und weihen. (2. Mose 40,9-11)
Im obigen Vers sehen wir, dass alle Geräte innerhalb des Zeltes in einem Vers inbegriffen sind. Doch der Brandopferaltar und das Becken im Vorhof werden extra genannt. Sie sind nicht im Begriff Wohnung oder zur Stiftshütte enthalten.
Doch was bedeutet das für uns? Schauen wir uns die geistlichen Bilder des Öls und der Stiftshütte an.
Das Salböl und das Zelt
Wir gehen davon aus, dass die Bibel sich selbst auslegt. So schauen wir zunächst, welche Zusammenhänge wir für das Salböl finden.
Die Salbung von König David gibt uns dabei einen ersten Hinweis:
Da nahm Samuel das Ölhorn und salbte ihn mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist YHWHs kam über David, von diesem Tag an und weiterhin. Samuel aber machte sich auf und ging nach Rama. (1. Samual 16,13)
Mit der Salbung Davids kam auch der Geist Gottes über ihn. Dies lässt den Schluss zu, dass das Öl für den Geist steht. Doch es gibt noch eine weitere Stelle, die diesen Gedanken bekräftigt.
Und die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt es nicht nötig, dass euch jemand lehrt; sondern wie euch die Salbung selbst über alles belehrt, ist es wahr und keine Lüge; und so wie sie euch belehrt hat, werdet ihr in ihm bleiben. (1. Johannes 2,27)
Der Apostel Johannes gab an dieser Stelle seinen Lesern zu verstehen, dass sie eine Salbung erhalten hatten, die sie alles lehrte, was sie in Bezug auf geistliche Zusammenhänge wissen mussten. Diese Salbung gab nur die Wahrheit weiter.
Diese Worte erinnern an die Worte Jeschuas, als er sagte, dass der Geist seines Vaters seine Jünger alles lehren würde (Vgl. Johannes 14,26) und er darüber hinaus der Geist der Wahrheit sei (Vgl. Johannes 16,13).
Wenn wir die Spur des Geistes etwas weiter verfolgen, dann sehen wir, dass wir nur durch den Geist Gottes lebendig sind (Vgl. Hesekiel 37,14). Das Salböl steht damit letztlich für das Leben in der Stiftshütte. Doch wofür steht die Stiftshütte?
Paulus gibt uns hier eine klare Antwort. Auch wenn er sich im folgenden Vers auf den Tempel bezog, können wir die Formulierung ebenso auf die Stiftshütte anwenden. Immerhin wird diese mindestens einmal in der Heiligen Schrift ebenfalls als Tempel bezeichnet (Vgl. 1. Samuel 3,3).
Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? (1. Korinther 6,19)
Die Stiftshütte steht für unseren Leib. Das Salböl steht für den Geist, der unserem Leib erst Lebendigkeit verleiht. Doch was hat es mit der Heiligkeit des Salböls auf sich?
Und du sollst sie heiligen, damit sie hochheilig seien; alles, was damit in Berührung kommt, wird heilig sein. (2. Mose 30,29)
Das Konmzept der Heiligkeit
Wenn etwas heilig ist, dann ist es abgesondert. Man könnte auch sagen, es ist einfach isoliert. Wenn nun das Salböl für den Geist und damit für unser Leben steht, dann können wir folgendes Bild daraus schließen.
Unser Leben ist komplett abgesondert. Es ist individuell für uns von Gott geschaffen. Niemand sonst kann es erleben. Nur in unserem Leib haben dieses Leben geschenkt bekommen. Die Erfahrungen, die wir machen und die Emotionen, die wir durchleben. Alles ist nur für uns geschaffen. Es ist uns heilig.
Doch wie der (ungesalbte) Vorhof die Sicht auf die Stiftshütte behindert, so können auch wir unser Leben und Erleben komplett verstecken. Wir können andere nur an unseren Empfindungen, unserem Erleben und unseren Gedanken teilhaben lassen, wenn wir uns öffnen. Wenn wir andere in unser Zelt hineinlassen.
Ki Tisa und die Weitergabe der Heiligkeit
In Ki Tisa erfahren wir, dass alles, was mit den gesalbten Elementen in Berührung kommt, selbst heilig wird.
In unserem Bild bedeutet das, dass unser mit Gott abgesondertes heiliges Leben für andere nur dann erlebbar wird, wenn wir es auch zeigen wollen. Doch damit laden wir die anderen Menschen auch in diesen heiligen Raum ein. Wir werden transparent und verletzlich.
Wenn wir diesen Gedanken weiter verfolgen, dann heißt das im Grunde, dass wir das Reich Gottes dann effektiv vergrößern, wenn wir Einblick in unser Leben geben. Denn durch diesen Einblick gelangen andere ebenfalls in den Raum des Heiligen.
Um also das Reich Gottes effektiv zu bauen, arbeiten wir an unserem Wandel und lassen andere an unserem Leben teilhaben. Möge Jeschua uns dafür viel Gelegenheit geben!
Bildquelle:
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