#31 Emor – „Rede!“
Emor
3. Mose 21,1-24,23
Hesekiel 44,15-31;Matthäus 26,59-66
Damit ein Levit YHWH als Priester dienen konnte, sollte er gewisse Grundvoraussetzungen erfüllen. Einige davon erfahren wir in der Lesung Emor. Wir wollen uns in diesem Beitrag mit einem dieser Gebote beschäftigen.
Wir werden sehen, dass die Theologie eines Übersetzers unter Umständen auch unsere Vorstellung von Gottes Willen prägen kann.
Priester und Gebrechen
Es heißt im Text der Lesung:
Rede zu Aaron und sprich: Sollte jemand von deinen Nachkommen in ihren [künftigen] Geschlechtern mit irgendeinem Gebrechen behaftet sein, so darf er nicht herzunahen, um das Brot seines Gottes darzubringen. (3. Mose 21,17)
Sollte ein Priester, ein Nachfahre Aarons, mit einem Gebrechen jeglicher Art behaftet gewesen sein, so sollte er keinen Dienst tun. Er durfte von den Opfern und den Zehnten essen (Vgl. 3. Mose 21,22). Doch war es ihm beispielsweise nicht gestattet, ein Opfer darzubringen.
Welchen Sinn hatte dieses Gebot? Oder war es gar ein Verbot?
Der geistliche Hintergrund
Zunächst ist es aus praktischen Gründen absolut nachvollziehbar, dass ein beeinträchtigter Priester für den Dienst am Heiligtum nur bedingt geeignet war. Die Priester opferten große Tiere wie Ziegen, Schafe oder sogar Rinder. Nicht jedes Tier ließ sich bereitwillig schlachten.
Die Priester mussten in der Lage sein, diese Tiere zu bewältigen. Es ist kaum vorstellbar, dass ein Mann, der keinen festen Stand hat oder blind war, einen ausgewachsenen Stier im Todeskampf sichern konnte.
Auf der anderen Seite geht es Gott natürlich auch um die Botschaft. An seinem Tempel sollte niemand dienen, der nicht geheilt war. Insbesondere im messianischen Reich würden wir das doch erwarten, sollen die Gläubigen doch allesamt einen neuen geistlichen Leib erhalten.
…es wird gesät ein natürlicher Leib, und es wird auferweckt ein geistlicher Leib. Es gibt einen natürlichen Leib, und es gibt einen geistlichen Leib. (1. Korinther 15,44)
Doch ist es dann Gottes Wille, die Priester mit einem Gebrechen auszuschließen?
Wenn wir Jeschuas Wandel auf der Erde betrachten, dann war es einer seiner Aufträge, die Menschen zu heilen. Er rief sie sogar dazu auf, dass sich jeder an ihn wenden sollte, der Heilung für seinen Geist brauchte.
Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken! (Matthäus 11,28)
Und er sprach davon, dass er als Arzt gekommen sie, um die Sünder zu Buße zu leiten:
Als Jeschua es hörte, sprach er zu ihnen: Nicht die Starken brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße. (Markus 2,17)
Somit heilte Jeschua jeden, der den Glauben dafür hatte. Mit anderen Worten: Wer Jeschua vertraute und sich an ihn wendete, der wurde auch geheilt.
Und noch einmal anders und allgemeiner ausgedrückt: Wer sich Gott naht, wird heil.
Vor diesem Hintergrund könnten wir den Vers aus Emor auch wie folgt lesen:
Rede zu Aaron und sprich: Sollte jemand von deinen Nachkommen in ihren [künftigen] Geschlechtern mit irgendeinem Gebrechen behaftet sein, so [wird er nicht mit dem Gebrechen] herzunahen, um das Brot seines Gottes darzubringen. (3. Mose 21,17; Einfügung durch d. Verf. In eckigen Klammern)
Wer unter den Priestern YHWH ernstlich dienen möchte, den wird Gott auch von seinem Gebrechen heilen, sodass er für den Dienst befähigt ist.
Die Lehre aus Emor für uns
Die Stiftshütte bzw. der Tempel sind irdische Modelle, die geistliche Prinzipien sichtbar machen sollen (Vgl. Hebräer 8,5). Mit den natürlichen Bildern erklärt uns Gott himmlische Gesetze.
Im Kern geht es Gott nicht um die körperliche Heilung, da der Leib letztlich vergänglich ist. Darüber hinaus gibt es heute auch gar keinen Tempel, in dessen Kontext die Gebote aus Emor stehen.
Doch das geistliche Bild bleibt. Der Blinde (der Augen hat und doch nicht sieht), der Lahme (der nicht in Gottes Wegen wandelt und auch sonst geistlich kaum beweglich ist), der Taube (der Ohren hat und doch nicht hört) oder der Bucklige (der sich vor anderen krumm macht) werden von Gott in einen Zustand versetzt werden, in dem sie ihm als Priester nach der Ordnung Melchisedeks dienen können, sofern sie das wollen.
Was wir vor allem brauchen, ist Heilung an unserem geistlichen Leib. Und Gott gibt uns mit der benannten Passage aus Emor die Zusage, dass wir diese Heilung erfahren werden. Denn wir werden Ihm nicht mit einem Gebrechen dienen.
Aus dem Verbot aus der deutschen Übersetzung wird somit eine Hoffnung gebende Zusage des Allmächtigen.
Bildquelle: Pixabay.com
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