#26 Sch’mini – „Achter“
Sch’mini
3. Mose 9,1-11,47
1. Samuel 20,18-42; Matthäus 3,11-17
Die Lesung Sch’mini (deutsch: achter) verdankt ihren Namen der Tatsache, dass sich die berichteten Geschehnisse innerhalb der Paraschah maßgeblich am achten Tag nach der Weihe der Priester ereigneten. An diesem achten Tag musste insbesondere Aaron durch eine Achterbahn der Gefühle gehen, was unter anderem am gegessenen Bock des Sündopfers deutlich wurde.
In diesem Beitrag wollen wir uns ansehen, unter welchen Bedingungen die Herrlichkeit Gottes auf die Stiftshütte kam.
Der Auftrag an das Volk
Nachdem die Priester die sieben Tage ihrer Weihe hinter sich gebracht hatten, gab Mose ihnen und den Ältesten des Volkes die Anweisungen, wie das Heiligtum später in Betrieb zu nehmen wäre. Er zählte verschiedene Opfertiere auf, die zum Eingang des Zeltes geführt werden sollten.
Weiterhin sagte Mose Folgendes:
Da sprach Mose: Das ist es, was YHWH geboten hat; das sollt ihr tun, so wird euch die Herrlichkeit YHWHs erscheinen! (3. Mose 9,6)
Mose machte seinen Zuhörern deutlich, dass das Erscheinen der Herrlichkeit Gottes unbedingt mit dem Gehorsam seinen Geboten gegenüber verknüpft war. Nur wenn die Anweisungen, die der Allmächtige gab, auch erfüllt wurden, konnte die Herrlichkeit erscheinen.
Die Frage, die sich zwangsläufig stellt, lautet: Hatte Aaron alle Gebote erfüllt?
Wir wissen es nicht genau, da die Anweisungen Moses nicht im Detail wiedergegeben sind. Es heißt lediglich:
Und Mose sprach zu Aaron: Tritt zum Altar und opfere dein Sündopfer und dein Brandopfer und erwirke Sühnung für dich und das Volk. Danach bringe das Opfer des Volkes dar und erwirke Sühnung für sie, wie YHWH es geboten hat! (3. Mose 9,7)
Vor dem Hintergrund des Schicksals von Nadab und Abihu, erscheint es aber sehr naheliegend, dass Aaron sich genau an Moses Anweisungen hielt. Nadab und Abihu starben, weil sie fremdes Feuer vor YHWH brachten, welches er ihnen nicht geboten hatte (Vgl. 3. Mose 10,1-2). Sie waren nicht gehorsam und ernteten den Tod. Aaron hingegen überlebte diesen Tag.
Die Segnung und die Herrlichkeit
Wir halten fest, dass das Befolgen der Gebote die Voraussetzung für das Erscheinen der Herrlichkeit Gottes war. Außerdem können wir davon ausgehen, dass Aaron die Anweisungen Gottes umsetzte. Doch warum erschien die Herrlichkeit nicht, nachdem Aaron alles ausgeführt und das Volk gesegnet hatte?
Danach streckte Aaron seine Hand aus zu dem Volk hin und segnete es; und er stieg herab, nachdem er das Sündopfer, das Brandopfer und das Friedensopfer dargebracht hatte. (3. Mose 10,22)
Wir wollen uns noch einmal in die Szene hineinversetzen. All die Opfer, die Aaron dargebracht hatte, liefen auf den Höhepunkt zu: Die Herrlichkeit Gottes sollte vom Himmel herab kommen.
Das Schlachten von insgesamt sechs Tieren und die zusätzliche Darbringung der Speisopfer durfte einige Zeit in Anspruch genommen haben. Das Volk hatte sich an der Stiftshütte versammelt und fieberte dem Klimax der Zeremonie entgegen. Die Israeliten wollten die Herrlichkeit des Allmächtigen sehen. Doch dann folgt auf den Segen des Hohepriesters nichts…Stille…Enttäuschung.
Was war passiert? Warum fiel kein Feuer vom Himmel?
Wir können darüber nur spekulieren. Doch wir wissen, dass auf den gemeinsamen Segen von Mose und Aaron das Feuer fiel und die Herrlichkeit erschien.
Die Lehre aus Sch’mini: Einheit
Sch’mini offenbart uns, dass Mose und Aaron noch einmal in die Stiftshütte gingen. Danach kamen sie miteinander heraus und sprachen den Segen.
Und Mose und Aaron gingen in die Stiftshütte hinein. Und als sie wieder herauskamen, segneten sie das Volk. Da erschien die Herrlichkeit YHWHs dem ganzen Volk, und es ging Feuer aus von YHWH und verzehrte das Brandopfer und die Fettstücke auf dem Altar. Als das ganze Volk dies sah, jubelten sie und fielen auf ihr Angesicht. (3. Mose 9,23-24)
Was war passiert? Könnte es sein, dass es Differenzen zwischen Aaron und Mose gab, die zunächst geklärt werden mussten? Könnte es ein, dass die Sünde des goldenen Kalbes zwischen beiden noch nicht vollständig bereinigt war? Könnte es sein, dass es Neid zwischen den Brüdern gab?
Wir wissen es nicht und können nur spekulieren. Dennoch können wir festhalten, dass die Herrlichkeit dann erschien, nachdem die beiden Leviten das Volk gemeinsam – in Einheit – segneten.
Und dies sollte uns auch für unsere Beziehungen, Gemeinschaften und Ehen vor Augen sein. Wenn wir meinen, dass wir die Gebote Gottes genauestens erfüllen, aber unsere Beziehungen brach liegen, dann wird die Herrlichkeit Gottes nicht in unserem Leben sein.
Nur wenn uns Einheit in unseren Gemeinschaften und Ehen gelingt, können wir es erwarten, dass Feuer vom Himmel fallen wird. Diese Einheit ist nicht immer leicht zu erreichen, doch sie ist es wert, darum zu kämpfen. Denn andernfalls ist unser ganzer Gottesdienst nur eine leere, leblose Form.
Doch wir wollen das leben und wir wollen es in Fülle, denn das hat uns Jeschua verheißen (Vgl. Johannes 10,10)!
Bildquelle: Art4TheGlryOfGod by Sharon (CC BY-ND 2.0)
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