#07 Wajetze – „Und er zog aus“
Wajetze
1. Mose 28,10-32,3
Hosea 12,13-14,10; Johannes 1,41-51
Die Lesung Wajetze beschäftigt sich im Kern mit Jakobs Familie. Wir erfahren, wie er seine Frauen kennen lernte, wie seine Söhne geboren wurden und wie er mit seinem Onkel Laban zurecht kam.
Wir wollen in diesem Kommentar Jakobs Familie einmal in den heutigen Kontext stellen und schauen, wie wir bzw. unsere Gemeiden auf sie reagieren würden.
Die antike Patchwork-Familie
Jakob hatte seinen Bruder Esau um den Erstgeburtssegen gebracht. Tatsächlich hatte Esau ihm das Erstgeburtsrecht aber auch um ein Linsengericht verkauft (Vgl. 1. Mose 25,27-34). Doch Esau war zornig auf Jakob und so beschloss er seinen zu Bruder zu töten, sobald ihr Vater Isaak gestorben wäre.
Und Esau wurde dem Jakob feind wegen des Segens, womit sein Vater ihn gesegnet hatte; und Esau sprach in seinem Herzen: Die Zeit, da man um meinen Vater trauern wird, ist nicht mehr weit; dann will ich meinen Bruder Jakob umbringen! (1. Mose 27,41)
Da Jakobs Leben in Gefahr war, floh er zu seinem Onkel Laban nach Haran, um bei ihm Zuflucht und eine Frau zu suchen. Im Ergebnis hatte Jakob zwei Frauen – Rahel und Lea – und zwei Nebenfrauen – Bilha und Silpa.
Wie wir in Wajetze lesen können, erhielt Jakob von diesen vier Frauen 12 Söhne und eine Tochter. Doch die Söhne waren sich alles andere als einig und vor allem Joseph litt unter dem Druck und den Anfeindungen seiner größeren Brüder (Vgl. 1. Mose 37,4).
Wir haben es hier also mit einer Familie zu tun, bei der der Mann in wilder Ehe mit vier Frauen lebte. Er war verstritten mit seinem Bruder und auch seine Söhne waren nicht im Stande Harmonie untereinander zu schaffen. Tatsächlich planten einige der Älteren einen Mordanschlag auf den Elften.
Jakobs Familie in der heutigen Zeit
Hand aufs Herz: Was würdest du denken, wenn eine solche Familie in deiner Gemeinde bzw. Versammlung auftauchen würde?
Würdest Du sie mit offenen Armen empfangen? Oder würde sich auf deiner und der Stirn deiner Geschwister eher ein Runzeln zeigen? Würdest Du auf Abstand gehen oder Interesse zeigen? Wäre Jakobs Familie bei dir bzw. euch willkommen?
Wir lesen in Wajetze, dass Jakob und sein Samen dazu auserkoren waren, das Land Israel zu Erben und ein Segen für alle Geschlechter auf Erden zu sein.
Und siehe, YHWH stand über ihr und sprach: Ich bin YHWH, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks; das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinem Samen geben. Und dein Same soll werden wie der Staub der Erde, und nach Westen, Osten, Norden und Süden sollst du dich ausbreiten; und in dir und in deinem Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde! (1. Mose 28,13-14)
Das war und ist Gottes Perspektive auf Jakob und seiner Familie. Trotz all ihrer Fehler und Probleme, sieht YHWH doch das Potenzial und die Berufung, die auf der Familie des Patriarchen lag.
Statt Jakob für seine Sünden zu verurteilen, leitete Gott ihn auf einem Weg, auf dem der Stammvater seine eigene sündhafte Natur überwinden konnte. Natürlich spielte die Bereitschaft Jakobs sich führen zu lassen eine große Rolle. Esua hatte diese Bereitschaft beispielsweise nicht.
Doch im Grunde glaube ich, hält uns Gott mit Jakobs Familie den Spiegel vor. Wie schnell sind wir dabei andere Menschen zu verurteilen, weil wir sie nach dem äußeren Schein werten. Sicher sind die Früchte im Leben von Menschen für uns sichtbar. Doch sollten wir aufpassen und vorsichtig mit voreiligen Schlüssen sein.
Jeschua warnte uns, indem er sagte:
Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! (Matthäus 7,1)
Dies sollten wir uns zu Herzen nehmen. Wenn Gott Jakobs chaotische Familie lieben konnte, dann erwartet er das auch von uns. Möge Jeschua uns die Liebe und das Urteilungsvermögen schenken, sodass wir rechte Repräsentanten seines Reiches auf der Erde sind!
Bildquelle: Sweet Publishing / FreeBibleimages.org (CC BY-SA 3.0)
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