#30 Kedoschim – „Heilige“
3. Mose 19,1-20,37
Amos 9,7-15; Matthäus 12,28-34
Ein wichtiges Thema für YHWH ist die Familie. Das erste Gebot, welches Er den Menschen gegeben hat, ist die Grundlage für Familie überhaupt.
Und Gott segnete sie; und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan; und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über alles Lebendige, das sich regt auf der Erde! (1. Mose 1,28)
YHWH hätte viele Dinge als erstes ansprechen können. Er hätte darüber sprechen können, dass wir unsere Arbeit gewissenhaft erledigen sollen oder uns die Details des Priesterdienstes näher bringen können. Doch das erste und wahrscheinlich auch wichtigste, was Gott uns gebietet, hat damit zu tun, Nachkommen zu zeugen und eine Familie zu gründen. Und tatsächlich ist dieses Gebot Teil eines Segens, den YHWH den Menschen direkt nach ihrer Erschaffung mitgab.
Wenn nun also ein Mann und eine Frau zu Vater und Mutter werden, erfüllen sie eines der wichtigsten Anliegen Gottes. Doch damit das Ergebnis auch wohlgefällig vor YHWH sein kann, also die Kinder auch eine Chance haben, die Wege Gottes kennen zu lernen und in ihnen zu wandeln, gibt Er den Eltern auch einen Auftrag.
Und diese Worte, die Ich dir heute gebiete, sollst du auf dem Herzen tragen, und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt oder auf dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst; (5. Mose 6,6-7)
Wann immer es möglich ist und in jeder Lebenssituation haben Eltern den Auftrag mit ihren Kindern von und über Gottes Wort und Seinen Satzungen zu sprechen und sie ihnen zu lehren.
Höre, mein Sohn, auf die Unterweisung deines Vaters, und verwirf nicht die Lehre [hebräisch: Torah] deiner Mutter! (Sprüche 1,8; Hinzufügung in eckigen Klammern durch d.Verf.)
Vater und Mutter sind angewiesen, ihren Kindern die Torah zu lehren.
Außerdem ist es ihnen verboten, ihren Samen dem Moloch zu geben.
Sage zu den Kindern Israels: Wer von den Kindern Israels oder den Fremdlingen, die in Israel wohnen, eines von seinen Kindern dem Moloch gibt, der soll unbedingt getötet werden; das Volk des Landes soll ihn steinigen! Und Ich will mein Angesicht gegen einen solchen Menschen setzen und ihn ausrotten mitten aus seinem Volk, weil er dem Moloch eines von seinen Kindern gegeben und Mein Heiligtum verunreinigt und Meinen heiligen Namen entheiligt hat. (3. Mose 20,2-3)
Wir wissen, dass die Opferung der Kinder an den Moloch damit zu tun hatte, dass diese Kinder durch Feuer verbrannt wurden (Vgl. Jeremia 32,35). Moloch war wahrscheinlich der Name einer der kanaanäischen Götzen. Unzählige Kinder sind im Laufe der Zeit durch rituelle Opferungen an diesen Götzen ums Leben gekommen.
Das Wort Gottes verurteilt diese Opferungen und sagt deutlich, dass keiner, der seine Kinder dem Moloch opfert in Israel Bestand haben wird. Er soll ausgerottet werden. Ja sogar das Decken einer solchen Person durch einen Zeugen steht unter Todesstrafe (Vgl. 3. Mose 20,4-5).
Nun ist es so, dass wir heute unsere Kinder in der Regel nicht mehr öffentlich vor einem Standbild – welches einen Gott repräsentieren soll – verbrennen. Dennoch finden viele Kinder auch in unserer Gesellschaft den Tod, in dem sie von ihren Müttern noch im Mutterleib befindlich ermordet werden.
Doch im hebräischen Text hat das Gebot, seine Kinder nicht dem Moloch zu geben, noch eine andere tiefgreifendere Bedeutung. Die Aussprache von hebräischen Wörtern innerhalb der Bibel wurde im Mittelalter durch jüdische Schriftgelehrte, den sogenannten Masoreten, vereinheitlicht. Der daraus entstandene masoretische Text fügte den hebräischen Grundtexten die heute bekannten Vokalisierungszeichen hinzu. Die eigentlichen hebräischen Wörter im Text veränderten sich nicht, lediglich die Aussprache dieser Wörter wurde vereinheitlicht.
Frühe Texte, wie die Jesaja-Rolle von Qumran, kennen diese Vokalisierungszeichen nicht, weisen aber im Grunde den selben Text auf, wie spätere Manuskripte, nach der masoretischen Überarbeitung.
Nun ist der masoretische Text aber auch Ergebnis der Interpretation von Menschen. Nicht vokalisierte Texte, lassen daher mehr Spielraum für andere Verständnisebenen des Textes.
So kann das hebräische Wort „Moloch“ auch als „Melech“ gesprochen werden, was König bedeutet. Demnach würden wir eine ganz andere Bedeutung in obigem Vers erhalten. Er würde dann lauten:
Sage zu den Kindern Israels: Wer von den Kindern Israels oder den Fremdlingen, die in Israel wohnen, eines von seinen Kindern dem König gibt, der soll unbedingt getötet werden; das Volk des Landes soll ihn steinigen! Und Ich will mein Angesicht gegen einen solchen Menschen setzen und ihn ausrotten mitten aus seinem Volk, weil er dem König eines von seinen Kindern gegeben und Mein Heiligtum verunreinigt und Meinen heiligen Namen entheiligt hat. (3. Mose 20,2-3; Veränderungen des Textes durch den Verf. dick hervorgehoben)
Mit anderen Worten betont YHWH in diesen Versen noch einmal die Verantwortung, die Eltern gegenüber ihren Kindern haben. Keine Regierung oder ein König ist für die Erziehung und Versorgung der Kinder zuständig, sondern Vater und Mutter allein. YHWH kann es nicht sehen, dass sich Eltern aus dieser Verantwortung ziehen und bestraft dies mit dem Tod.
Nun ist es so, dass wir in einer Welt leben, in der die Regierungen immer stärker durch Konzepte wie Ganztagsschulen oder Kindergartenpflichten auf der Grundlage von Lehr- und Bildungsplänen, in denen YHWH kaum noch Erwähnung findet oder die sogar offen feindlich gegen den biblischen Glauben und Gottes Wertevorstellungen sind, nach unseren Kinder greifen.
Als exemplarisches Beispiel für den Geist, der in den Regierungen und Kultusministerien der BRD herrscht, sei die Einführung der Lehrpläne zur sexuellen Vielfalt in den Ländern Baden-Württemberg und Hessen genannt. In Baden Württemberg gab es massive Elternproteste gegen diese Reform. In Hessen verweigerte sogar der Landeselternbeirat seine Zustimmung zur Reform, die eigentlich nötig gewesen wäre, bevor entsprechende Inhalte in die Lehrpläne aufgenommen werden können. Der Landeselternbeirat soll die Stimme der Eltern vertreten und hat Mitbestimmungsrecht in Sachen Bildung. Doch in beiden Ländern wurden die Stimmen der Eltern schlicht ignoriert und die Lehrpläne dennoch durchgesetzt.
Die Botschaften der entsprechenden Landesregierungen können vor diesem Hintergrund nur so interpretiert werden, dass sie das von Gott verbriefte Mandat der Eltern, ihre Kinder in der Torah zu unterweisen, missachten. Stattdessen beanspruchen sie die Erziehung der Kinder für sich – nach ihren Vorstellungen und ungeachtet dessen, was die Eltern und vor allem Gott dazu sagen.
Es ist eine deutliche Tendenz zu sehen, dass Regierungen durch die verschiedensten Maßnahmen sehr darum bemüht sind, Kinder möglichst aus ihren Familien herauszuholen und unter Einfluss öffentlicher Einrichtungen zu stellen und sie mit Inhalten und Maßnahmen zu konfrontieren, die Gott nicht wohlgefällig sind.
Im Lichte der obigen Verse aus Levitikus zieht Gott Mütter und Väter in die Verantwortung, ihre Kinder nicht dem König zu geben, d.h. sie nicht einer Regierung zu überlassen, die sie von den Weisungen Gottes eher entfernen würde. Als Väter oder Mütter hat YHWH uns als Bollwerk zwischen unsere Kinder und gottlose Könige bzw. Regierungen gestellt, die sich unserer Kinder ermächtigen wollen.
Eltern tragen vor YHWH eine große Verantwortung. Familie und Kindererziehung ist Ihm ein wichtiges Thema. Möge Er uns darin führen, dieser Verantwortung in Seinem Sinne auch gerecht zu werden!
Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/familie-kinder-baby-neugeborene-457235/
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Bracha
9. Mai 2019 @ 15:31
JA und AMEN! Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Artikel!!