Fragen & Antworten – 7. Unterschiedliche Ansichten der Rabbiner
Die Rabbiner lehren ja auch unterschiedlich! Sie haben keine Einheit!
Ein beliebtes Vorurteil und Argument ist, dass Rabbiner keine Einheit haben und unterschiedlich lehren. (Was je nach Person unterschiedliche Folgerungen mit sich zieht.)
Wenn man in Israel ist und sieht, wie unterschiedlich Juden rumlaufen und demzufolge unterschiedliche Torah-Auslegungen haben, könnte man tatsächlich annehmen, dass keine Einheit vorhanden ist.
Doch es gibt ein paar Fakten die man dabei beachten sollte:
Stell dir eine normale Familie vor: Geschwister müssen nicht immer einer Meinung sein oder auf einer Wellenlänge liegen. Doch was passiert im Normalfall wenn jemand von außerhalb Ärger machen möchte? Die Geschwister halten zusammen und verteidigen sich gemeinsam. Meistens sind alle Streitereien vergessen und man präsentiert sich als Einheit.
Und das ist bei einem Großteil der Juden der Fall. Bei all dem Druck, bei all der Verfolgung, die sie von den übrigen Völkern erlitten haben, hatte dies einen positiven Nebeneffekt: Es hat sie zusammengeschweißt.
Zusammen in einem Staat
Außerdem ist folgendes faszinierend: Juden sind in alle Richtungen der Erde zerstreut gewesen. Teilweise haben sie sich über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende unterschiedlich entwickelt, hatten teilweise keinen Kontakt zu andern Juden. Doch jetzt schaffen sie es, als Staat und Gesellschaft in einem Land zusammenzuleben!
Und nicht nur das: Wenn man unter der Woche in einer Synagoge ist und sich die Männer zum Morgengebet versammeln (3x die Woche wird auch aus der Torah gelesen), sind häufig Juden aus unterschiedlichen Richtungen präsent. Auch wenn natürlich jede Synagoge einen bestimmten Zweig repräsentiert, ist es für Juden oftmals kein Problem an anderen Gottesdiensten teilzunehmen.
Man sagt übrigens, dass die unterschiedlichen Richtungen (innerhalb der orthodoxen oder ultra-orthodoxen – also diejenigen die die Torah als komplett gültig erachten) zu 90% ihrer Auslegung übereinstimmen.
Reden und Schweigen
Und außerdem sei angemerkt, dass es einen riesigen Unterschied zu der christlichen Kultur gibt (zumindest zu der, die ich kennengelernt habe): Die Sünde Lashon hara („böse Zunge“)!
Juden reden nicht übereinander. Zumindest extrem (!) viel weniger, als wir das vielleicht gewohnt sind. Lashon hara ist eine so große Sünde, so dass man sehr vorsichtig ist indem was man sagt.
Bei all der Verschiedenartigkeit hat das einen großen Effekt: Man lässt sich viel mehr in seinem Anderssein stehen.
Es ist wirklich auffällig anders, wenn man diese Kultur erlebt.
Als letzten Punkt möchte ich noch einen sehr interessanten Gedanken meiner Frau einwerfen:
Ist die Unterschiedlichkeit (die trotzdem in einer Torah-Einheit gegründet ist) nicht auch ein Ausdruck der 12 Stämme!? Wir können mit Sicherheit sagen, dass die Stämme unter heutigen Juden vertreten sind. So könnten die unterschiedlichen Gruppen sogar den unterschiedlichen Stämmen entsprechen…
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