#48 – Wajelech – Er ging
Wajelech – Er ging
5. Mose 31,1-30; Hosea 14,2 -10; Joel 2,15-17; Jesaja 55,6-56,8;
In Parschat Wajelech macht YHWH Mose die traurige Mitteilung: „Siehe, deine Tage nahen ihrem Ende.” Daraufhin, am Ende seines Lebens, an seinem 120. Geburtstag, schrieb Mose 13 Torahrollen, eine für jeden Stamm sowie eine Vorlage, die in der Bundeslade verblieb. Es war sein Vermächtnis, der nächsten Generation die Torah weiterzugeben.
Dann kommen die letzten Abschiedsworte YHWHs an Mose. Würden wir nicht erwarten, dass YHWH Mose für seine Hingabe dankt, dass er das Volk getragen und bisher geführt hat? Dass er viele Jahre seines Lebens dafür eingesetzt hat, dass das Volk die Konstitution YHWHs kennenlernt und in Seinen Wegen wandelt. Stattdessen lesen wir von einer niederschmetternden Verabschiedung: „Siehe, du wirst schlafen bei deinen Vätern, und dies Volk wird sich erheben und nachlaufen den fremden Göttern des Landes, in das sie kommen, und wird mich verlassen und den Bund brechen, den ich mit ihm geschlossen habe.“ (5. Mose 31,16). War dies das Ziel, für das Mose unermüdlich gekämpft hatte? Damit am Ende alles wie in einer großen Katastrophe zerfällt? Konnte Mose so in Frieden sterben? Welch eine Hiobsbotschaft auf dem Sterbelager.
Die Abschiedsworte von YHWH werden noch vernichtender: „Da wird mein Zorn entbrennen über sie zur selben Zeit, und ich werde sie verlassen und mein Antlitz vor ihnen verbergen, so dass sie völlig verzehrt werden.“ (Vers 17). Man stelle sich Mose vor, alles zerrinnt, wofür Mose gekämpft hat. Er wird mit diesen niederschmetternden Worten sterben.
Alles erfährt noch eine Steigerung. YHWH sagt Mose, dass das Volk noch zu allem Übel, die Schuld bei Ihm suchen wird: „Hat mich nicht dies Übel alles getroffen, weil mein Elohim nicht mit mir ist?“ (Vers 18). Und YHWH kündigt Mose an, dass er dann erst recht Sein Angesicht vor ihnen verborgen halten wird (Vers 18).
YHWH zeigt Mose in Seiner Abschiedsrede ein sich steigerndes Muster:
- Das Volk verlässt ihn.
- Er verbirgt sein Angesicht vor ihnen.
- Das Volk erinnert sich an ihren Elohim
- Er hält sein Angesicht weiterhin verborgen.
Ist es denn wahr, dass Elohim nicht mehr bei Seinem Volk ist? Ja, aber das ist doch nicht die Ursache für all ihr Leid und das Übel, das sie getroffen hat. Aber die wahre Ursache erkennen sie nicht, nämlich, dass sie ihren Elohim verlassen und das Bündnis mit ihm gebrochen haben. Deswegen hält er Sein Angesicht auch weiterhin vor ihnen verborgen.
YHWH offenbart Mose in Seiner Abschiedsrede den schrecklichen und zerstörerischen Kreislauf dieses Alptraums. Aber er offenbart Mose auch, wie das Volk aus diesem Kreislauf ausbrechen kann, denn wenn er das Problem versteht, kann er auch dem Volk eine Lösung geben. Er übergibt Mose ein besonderes Dokument und sagt zu ihm: So (weil du jetzt all dies gesehen hast, was kommen wird) schreibt euch nun dies Lied auf und lehrt es den Israeliten und legt es in ihren Mund, dass mir das Lied ein Zeuge sei unter den Israeliten. So können die Israeliten im Laufe ihrer Geschichte immer wieder das Muster erkennen und Hilfe erfahren. In der nächsten Paraschat „Ha’azinu“ werden wir uns mit der Lösung des Problems beschäftigen.