#13 – Schemot – Namen
2. Mose 1,1 – 6,1; Jesaja 27,6 – 29,33
Das letzte Wort in Bereschit (Genesis) ist b’Mitzrayim, in Ägypten, und genau dort finden wir die Israeliten in Schemot (Exodus) wieder, welches mit der Konjunktion „und“ eröffnet. Dieses „und“ verbindet die Geburt der Nation Israel (2. Buch Mose) mit dem Fundament, das die Patriarchen gelegt haben (1. Buch Mose).
Wenn die Juden das zweite Buch der Torah im Sinn haben, denken sie an das „Buch der Namen“ Schemot“: „
Dies sind die Namen der Kinder Israel, die mit Jakob nach Ägypten kamen; ein jeglicher kam mit seinem Hause hinein: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Isaschar, Sebulon, Benjamin, Dan, Naphthali, Gad, Asser”(2. Mose 1,1). Wie wichtig sind YHWH doch Namen, dass sie hier nochmals erwähnt werden. Wir erfahren, dass die Nachkommen von Jakob durch einen neuen König, „der nichts von Josef wußte“ (2. Mose 1,8) versklavt wurden. Dieser Pharao unterdrückte sie rücksichtslos mit Zwangsarbeit. Als die Israeliten sich weiterhin vermehrten trotz dieser Zwangsmaßnahme, befahl er alle männlichen Neugeborenen zu töten.
Der Beginn der Befreiung durch den Widerstand von Frauen
Mit sehenden Augen erkennen
Mit diesem Befehl kommen Frauen auf die Bühne des Geschehens, die sehen und eine Vision haben.
Den Hebammen, Schifra und Pua, wird aufgetragen „zu sehen“, ur’iten:
„Und bei der Geburt seht, dass es ein Sohn ist, so tötet ihn.“(Vers 16). Die Hebammen lehnen es ab, den Befehl auszuführen. Dies ist vielleicht der erste aufgezeichnete Akt zivilem Ungehorsam. Nachdem der Pharao dann anordnete, alle männlichen Neugeborenen in den Nil zu werfen, treffen wir auf eine Familie aus dem Stamm Levi. Als die Frau einen Sohn gebar, „sah“ vateire sie, „dass es ein feines Kind war und verbarg ihn drei Monate. Als sie ihn nicht länger verstecken konnte, legte sie das Baby in ein Kästlein und setzte es in das Schilf am Ufer des Nils. Das hebräische Wort für Kästlein ist Arche tebah. Dieses Wort kommt nur zweimal in den Heiligen Schriften vor, hier und bei der Arche Noah. Das Handeln YHWH ist zyklisch. Hat die Mutter von Moshe sich an die Errettung der Familie Noahs in der Arche erinnert? Sie hatte Glauben, dass Moshe in der Arche gerettet werden würde.
Als dann die Tochter des Pharaos kam, um im Nil zu baden, sah vateire sie das Kind im Kästlein und als sie dieses öffnete, sah vatir’eihu sie, dass das Kind, ein Knabe, weinte. (Vers 6). Diese Frauen, die Hebammen und die Mutter von Moshe sahen über den Befehl des Pharaos hinweg, sie sahen tiefer, sie sahen auf das Leben. Diese Frauen waren mutig. Sie hatten einen leidenschaftlichen Blick, den anderen zu sehen und blieben somit auch in den Richtlinien der Torah. Auch die Tochter des Pharaos sah in dem Knaben nicht einen entlaufenden Sklaven oder hatte die Absicht, die Politik ihres Vaters, des Pharao, zu untergraben, sie sieht ein Baby. Sie hört nicht das Baby weinen, sondern sie sieht es weinen. Sie hat Erbarmen mit einem ausgesetzten Baby.
Dieses Sehen setzt sich in unserer Geschichte fort. „Und die Israeliten seufzten über ihre Knechtschaft und schrien, und ihr Schreien üober ihre Knechtschaft kam vor Elohim. Und Elohim erhörte ihr Wehklagen und gedachte seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob. Und Elohim sah vayar auf die Israeliten und nahm sich ihrer an“ (2. Mose 2,23-25). Das Schreien der Israeliten brachte Elohim dazu, sich zu erinnern, aber das Sehen brachte ihn dazu, zu handeln.
Im weiteren Verlauf der Geschichte treffen wir Moses als Schäfer, der die Schafe seines Schwiegervaters hütete.
„Und der Engel YHWHs erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah vayar, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde.“(2. Mose 3,2) Mose sagte:
„Ich will hingehen und die wundersame Erscheinung besehen ver‘eh, warum der Busch nicht verbrennt. Als aber YHWH sah vayar, dass er hinging, um zu sehen lir‘ot, rief Elohm ihn aus dem Busch und sprach…“(2.Mose 3,3-4)
Eine veränderte Sichtweise
Diese Wiederholungen des Verbes „sehen“ geben uns eine neue Sichtweise. Jedes Mal, wenn jemand hinsieht und sieht, bekommt der- oder diejenige ein neues Verständnis und verändert den Verlauf eines Geschehens. Die Hebammen widersetzten sich dem Befehl des Pharaos; die Mutter von Moshe weigert sich, ihren Sohn zu töten, die Tochter des Pharaos errettet ein Kind, dass ihr Vater zum Sterben verurteilt hat. Und Mose wagt, sich auf eine völlig übernatürliche Erscheinung einzulassen.
Die Botschaft der Torah darin ist, dass die Revolution mit den Augen beginnt, durch eine außerordentliche Sichtweise eines Individuums. Ein Prophet sieht die Welt mit den Augen YHWHs. Erst nachdem Mose sieht, kann Elohim sprechen:
„Ra’o ra’iti et oni ami asher b’mitzraim – ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen.“(2. Mose 3,7)
Wenn wir unsere Augen öffnen, auch und gerade in den Unterweisungen der Torah geschult, sehen wir, was um uns herum abläuft. Wir gewinnen in dieser Schulung des Königreichs die Fähigkeit, eine Richtung zu verändern und eine Vision, Dinge zu verändern in unserer Welt.
Und als Moshe das Wunder des brennenden Dornbusches sah, rief YHWH ihn und sagte:
„Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges (abgesondertes) Land.“Je näher wir YHWH kommen, auf abgesondertem Boden, desto mehr müssen wir abgesondert sein, in Heiligkeit leben. Sonst können wir Ihm nicht nahekommen.
Sein heiliger Name
YHWH stellte sich Mose als „Ich werde sein, der ich sein werde“ (= YHWH) vor. Jetzt lernte Moshe den ELohim seiner Vorväter persönlich kennen. YHWH versicherte Moshe, ich bin immer da, als derjenige, den du brauchst jetzt und in jeder Situation in der Zukunft. „Ich bin das Brot des Lebens, Ich bin das Licht der Welt, Ich bin die Tür, Ich bin der gute Hirte, Ich bin der Sohn Elohims, Ich bin die Auferstehung und das Leben, Ich bin die Wurzel.“
Und Yeshua sprach zu ihnen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich.“(Joh. 8,58) Dann nahmen sie Steine auf, um auf ihn zu werfen. Warum? Weil Yeshua hier für sich in Anspruch nahm, der brennende Dornbusch zu sein. Müssen wir da nicht alle die Schuhe ausziehen, weil wir auf heiligem Boden stehen?
Schabbat Schalom
Beatrix
9. Januar 2015 @ 15:11
Liebe Emuna!
Eine ungeheuer interessante Sache zeigst du uns da mit dem Wort tebah/Arche. Beide tebahs waren essenziell Not-wendig für der gesamte Volk Israel. Die eine Arche war riesig und beherbergte den Neuanfang der Menschheit mit Noah, seiner Familie und der Fauna der Erde. Die zweite Arche war dagegen winzig und rettete aber dennoch das ganze Volk Israel. Gewaltige Bilder – YHWHs Pläne sind gewaltig, ob sie nun riesig oder winzig beginnen. 🙂
Und die Sachen mit dem Sehen und dem daraus folgenden Erkennen hatten ebenfalls einen großen Wiederhall in mein Herzen. Tatsache ist ja doch (mittlerweile auch psychologisch/medizinisch erkannt), dass die Augen nicht nur der Spiegel der Seele sind, sondern auch das Einfallstor derselben. Mit kaum einem anderen Orgen füttert der Mensch direkt seine Seele so sehr, wie mit den Augen. Zwischen den Ohren “sitzt” und filtert das Gehirn. Über die Augen hingegen läuft die gesehene Info direkt ins Herz, in die Seele – und bleiben dort auch haften. Man ist immer auch selbst verantwortlich, was man über eben diese Augen in seiner Seele deponieren möchte, ich versuchte dies meinen Kindern beizubringen. Und heutzutage ist der Feind genau da ganz stark dran – die Augen mit allem möglichen Mist zu “halten” und die Seele zuzumüllen. Jeder ist anders veranlagt und verträgt auch anderes, aber generell sind TV samt Werbung und viele Spiele genau solche Einfallstore und da sind nur einige angesprochen.
Ich sage damit ja nicht, dass man nicht TV schauen soll oder auch mal Videospiele spielt – nur was und wieviel sollte immer bedacht und geprüft werden. 🙂 Wie leicht verlieren wir so die Sicht auf Elohim, Seine tiefe und ewige Liebe zu uns, verlieren den Blick auf Sein Reich, wir verlieren die Fähigkeit Visionen zu empfangen und die Welt um uns zu verändern, so wie du ganz richtig schreibst.
Danke Emuna für diese Thoraportion und deine Auslegung, sie tut so gut ♥
Schabbat Schalom und alles Liebe – Beatrix
Emuna
9. Januar 2015 @ 15:45
Danke für deinen weiterführenden Kommentar.
Ja, Seine Pläne sind vollkommen – auch für uns persönlich.
Manchmal ist es einfach so wichtig, stille zu halten und Ihn handeln zu lassen.
Ganz liebe Schabbatgrüße zurück
Emuna
Gaby Bockreis
10. Januar 2015 @ 19:10
Liebe Emuna,
herzlichen Dank für deinen Kommentar!
Es ist so schön immer wieder neu zu erkennen, wie sehr die Torah auf das Leben ausgerichtet ist.
Mögen wir alle dieses “Sehen” des wahren Lebens, mehr und mehr entwickeln.
Liebe Grüße, Gaby