#16 Beschalach – „Als er ziehen ließ“
Beschalach
2. Mose 13,17-17,16
Richter 4,4-5,31; Matthäus 14,22-33
In der ersten Hälfte des Buches Schemot (2. Mose) geht es vordergründig um den Auszug der Kinder Israels aus Ägypten. Wir bekommen eine ausführliche Schilderung, wie Gott den Pharao herausforderte und Ägypten durch die Zehn Plagen richtete.
Wir können davon ausgehen, dass am Ende der Plagen das große Reich Ägypten komplett zerstört war. Umso verwunderlicher erscheint es, dass YHWH davon ausging, dass die Hebräer wieder nach Ägypten zurückkehren wollen würden.
Die Bedenken des Allmächtigen
Als die Kinder Israels Ägypten hinter sich gelassen hatten, führte Gott sie durch die Wüste. Doch er leitete sie nicht den direkten Weg. Vielmehr suchte er nach einem Umweg.
Und es geschah, als der Pharao das Volk ziehen ließ, da führte sie Gott nicht auf die Straße durch das Land der Philister, obwohl sie die nächste war; denn Gott sprach: Es könnte das Volk reuen, wenn es Kämpfe vor sich sehen würde, und es könnte wieder nach Ägypten umkehren. Darum führte Gott das Volk einen Umweg durch die Wüste am Schilfmeer. Und die Kinder Israels zogen gerüstet aus dem Land Ägypten. (2. Mose 13,17-18)
Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ein Hebräer auf die Idee kommen konnte, wieder nach Ägypten zurückzukehren. Nachdem das Volk die Zerstörung des einstigen Weltreiches hautnah miterlebt hatte, musste es doch verstehen, dass es dort keine Zukunft mehr haben würde.
Doch Gott irrt sich nicht. Es muss viele Hebräer gegeben haben, die nach Ägypten umgekehrt wären, wenn YHWH einen anderen Weg gewählt hätte.
Was also war das Motiv dieser Hebräer? Ich kann mir zwei Antworten darauf vorstellen.
1. Angst
Die erste naheliegende Antwort ist die Angst. Diejenigen, die in der Gefahr standen, bei einem Kampf gegen die Philister lieber wieder umzukehren, hatten offensichtlich Angst, im Gefecht umzukommen.
Der Pharao und Ägypten gaben ihnen eine scheinbare Sicherheit.
Dabei vergaßen diese Israeliten jedoch, dass Ägypten längst seine Machtmittel eingebüßt hatte, um sich gegen Feinde von außen ernsthaft zur Wehr zu setzen. Die zehn Plagen hatten dem Reich am Nil so heftig zugesetzt, dass der Schutz durch eine starke Armee nicht mehr gegeben war.
Zudem war der Pharao nicht zimperlich im Umgang mit den Hebräern. Einige Monate zuvor hatten sie noch geschrien vor Pein. Und dann, nachdem sie in den Status Staatsfeinde aufgestiegen waren, wären sie zu diesem Pharao zurückgekehrt?
Dieses Motiv ist ziemlich irrational. Das trifft aber auch auf das Zweite zu.
2. Stolz
Auch der Stolz spielte bei solch einer Entscheidung eine Rolle. Ich kann es mir auch nur mit Stolz erklären, dass es Menschen gab, die in Ägypten geblieben sind. Nachdem jeder sehen konnte, dass YHWH größer war als alle Götter Ägyptens, war es doch nur logisch, sich dem Schöpfer von Himmel und Erde anzuschließen.
Doch der Stolz verhinderte diesen logischen Schluss bei vielen Einwohnern Ägyptens. Stolz hatte bei vielen Hebräern in der Wüste dazu geführt, das Vertrauen an die Stärke des Allmächtigen infrage zu stellen und nach Ägypten zurückzukehren.
Fazit
Stolz und Angst sind zwei mächtige Emotionen. Sie können dazu führen, dass wir unser Vertrauen in den Allmächtigen verlieren und ihm die Nachfolge verweigern.
Im antiken Ägypten und während des Exodus konnte das den Tod bedeuten. Diese Tatsache hat sich bis heute nicht verändert. Wenn wir uns unseren Ängsten nicht stellen oder unseren Stolz nicht ablegen, dann kann das zu unserem (geistlichen) Tod führen.
Lasst uns also darauf achten, welchen Emotionen wir in unserem Leben nähren.
- 36 Beha’alotcha – “Wenn du aufsetzt” - 17. Juni 2024
- #35 Nasso – “Erhebe!” - 9. Juni 2024
- Es ist Zeit weiterzuziehen - 6. Juni 2024