24 Wajikra – “Und er rief”
Wajikra
3. Mose 1,1-5,26
Hesekiel 45,16-46,18; Lukas 22,1-13
Das Buch Wajikra bildet das Zentrum der Torah. Hier finden wir eine Vielzahl von Geboten, die sich um den Dienst der Priester und die Ordnungen der Stiftshütte drehen.
In den ersten Kapiteln und damit auch in der aktuellen Lesung stehen die Opfer im Fokus des Texts. Wir klären, warum das so ist und welches Bild uns der Schöpfer damit kommuniziert.
Die Stiftshütte als Wohnung
Zunächst ist es wichtig, dass wir das Konzept hinter der Stiftshütte verstehen. Bei dem Zelt der Begegnung handelte es sich weit mehr als ein Ort, an dem die Bundestafeln aufbewahrt werden konnten.
Die Stiftshütte war die Wohnung Gottes unter seinem Volk.
Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, damit ich in ihrer Mitte wohne! (2. Mose 25,8)
Damit war die Stiftshütte die Residenz des Schöpfers von Himmel und Erde. Dieser trägt auch den Titel König der Könige (Vgl. Offenbarung 17,14). Insofern war die Stiftshütte vergleichbar mit dem Palast eines Königs.
Die Priester waren Hofbeamten oder Ministern ähnlich. Und tatsächlich findet sich das hebräische Wort für Priester Cohen auch in diesem Zusammenhang wieder.
Asarja, der Sohn Nathans, war über die Aufseher [gesetzt]; Sabud, der Sohn Nathans, war Minister, der Freund des Königs. (1. Könige 4,5)
Das Protokoll des Königs
Jeder König oder Herrscher ordnete ein Protokoll an, welches regelte, wie sich Menschen zu verhalten hatten, wenn sie vor ihn treten wollten.
Nehmen wir das Beispiel des Königs Ahasveros. Dieser verfügte, dass niemand vor ihm treten durfte, wenn er ihn nicht gerufen hatte. Sollte dennoch jemand ungerufen gekommen sein, so musste der König ihm sein goldenes Zepter entgegenstrecken. Andernfalls erwartete den Besucher der Tod (Vgl. Esther 4,11).
YHWH als Herrscher über Himmel und Erde hatte ebenfalls ein Protokoll erlassen. Und auch er bestrafte Menschen mit dem Tod, wenn diese sich dem Protokoll widersetzen. Nadab und Abihu waren glaubhafte Beispiele dafür (Vgl. 3. Mose 10,1-2).
Doch wo finden wir dieses Protokoll? Es handelt sich um die Opfer, denen wir in Wajikra begegnen.
Wie wir uns Gott nahen
Das hebräische Wort für Opfer lautet qorban und bedeutet so viel, wie nahe kommen und nähern. Das bedeutet, dass bereits das Wort Opfer in der hebräischen Sprache darauf hindeutet, dass es sich hierbei um ein Protokoll handeln könnte, das wir für eine Audienz beim König der Könige einhalten sollten.
Wir können im Rahmen dieses Artikels nicht auf alle Einzelheiten der Opfer eingehen. Doch es gab ein Element, das sie alle vereinte. Die Opfergaben kosteten den Gebenden etwas.
Egal, ob es Rinder, Schafe, Tauben oder Brotfladen waren, die geopfert wurden. Jeder sollte das geben, was er konnte. Doch das Opfer sollte nicht billig oder umsonst sein.
Ein Schaf oder Rind aus der Herde zu verlieren, kostete Überwindung. Insbesondere dann, wenn die Herde noch nicht allzu groß war. Ein Brot zu opfern, wenn man sonst nicht viel hatte, erforderte Mut und Vertrauen.
Ein Opfer war also nur etwas wert, wenn es auch wirklich etwas kostete.
Fazit
Dieses Prinzip hat sich für uns heute nicht verändert. Auch wenn wir keine Tiere mehr zum Tempel oder zur Stiftshütte bringen, sollten unsere Opfer nicht billig sein.
Wir geben Gott unsere Zeit, unsere Aufmerksamkeit oder unser Geld. Lasst uns darauf bedacht sein, ihm nur das Beste zu bringen, damit wir würdig vor ihm stehen!
Bildquelle: KI generiert (DALL-E 2)
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