#44 Ki Tavo – „Wenn du kommst“
Ki Tavo
5. Mose 26,1-29,8
Jesaja 60,1-22; Lukas 23,26-56
In der Lesung Ki Tavo erfahren wir von einem Gebot, welches der Allmächtige Israel auftrug, nachdem das Volk den Jordan überschritten hatte und ins verheißene Land eingezogen war.
Die beiden Berge Garaizim und Ebal waren schon früher Thema in der Torah. In unserer aktuellen Lesung erfahren wir jedoch, was konkret dort passieren sollte. Dabei offenbart sich ein wunderbares Bild, welches unseren Weg zur Erlösung zeigt.
Die beiden Berge
Die Berge Garizim und Ebal befinden sich in der Nähe von Sichem, dem Ort, den Joseph von seinem Vater vor allen Brüdern geschenkt bekommen hatte (Vgl. 1. Mose 48,22). Damit steht Sichem bis heute in einer Verbindung zum Erstgeburtsrecht und es ist folglich nicht überraschend, dass die Kinder Israels dort einen Halt machen sollten, nachdem sie den Jordan überschritten hatten.
Damit gingen sie auch in den Fußspuren des Patriarchen Abraham, denn Sichem ist der erste Ort in Kanaan, an dem Gott dem alten Mann begegnet war und zu ihm sprach (Vgl. 1. Mose 12,6-7).
Doch was sollte dort geschehen, wenn die Kinder Israels in Sichem ankamen?
Und es soll geschehen, an dem Tag, da ihr über den Jordan zieht in das Land, das YHWH, dein Gott, dir gibt, sollst du dir große Steine aufrichten und sie mit Kalk bestreichen. Und sobald du hinübergegangen bist, sollst du alle Worte dieses Gesetzes auf sie schreiben, damit du in das Land hineinkommst, das YHWH, dein Gott, dir gibt; ein Land, in dem Milch und Honig fließt, wie YHWH, der Gott deiner Väter, es dir verheißen hat. (5. Mose 27,2-3)
Zunächst sollte sich Israel an dem Tag, als das Volk über den Jordan gezogen war, Kalksteine nehmen und alle Worte des Gesetzes, also der Torah, auf diese Steine schreiben.
Danach sollten die Steine auf dem Berg Ebal aufgerichtet werden.
Sobald ihr nun den Jordan überschritten habt, sollt ihr diese Steine auf dem Berg Ebal aufrichten und mit Kalk bestreichen, wie ich es euch heute gebiete. (5. Mose 27,4)
Doch nicht nur die Steine sollten sich auf dem Berg Ebal befinden. Zusätzlich sollten die Israeliten einen Altar dort platzieren.
Und du sollst dort YHWH, deinem Gott, einen Altar bauen, einen Altar aus Steinen; über diese sollst du kein Eisen schwingen. (5. Mose 27,5)
Auf diesem Altar sollten Brand- und Friedensopfer dargebracht werden. Israel sollte fröhlich sein und ein Fest halten, während die Priester und Leviten die Gebote Gottes verlasen (Vgl. 5. Mose 27,6-10).
Auffällig ist dabei jedoch, dass der Berg Garizim fast verlassen erschien. Nur die Verkündigung des Segens sollte auf Garizim stattfinden. Die Verkündigung des Fluchs jedoch auf Ebal (Vgl. 5. Mose 27,11-13).
Doch was hat es damit auf sich?
Das geistliche Bild
Zunächst fällt auf, dass der Berg Garizim, der Berg des Segens, nicht mit dem Tod in Berührung kam. Er blieb davon komplett rein. Das Einzige, was vom Berg Garizim (wörtlich: Abgeschnittene, Abgetrennte) ausging, war der Segen.
In dieser Rolle gleicht der Berg Garizim dem Berg Zion, der ebenfalls als heiliger Berg vom Rest der Welt abgetrennt ist. Von Zion soll nur Segen ausgehen.
Vom Berg Ebal jedoch ging der Fluch aus. Doch gleichzeitig sorgten die Opfer, die auf dem Altar dargebracht wurden, für Freude unter den Kindern Israels.
Das Opfer Jeschuas hat uns vom Fluch der Torah freigekauft. Zwar leben wir noch in der Welt (auf dem verfluchten Berg), doch wissen wir, dass wir auf dem Weg in den Segen sind.
Doch wie kommen wir von Ebal nach Garizim? Wie kommen wir vom Fluch in den Segen?
Beide Berge sind durch ein Tal voneinander getrennt. Wer also von Ebal aus auf den Berg Garizim steigen wollte, musste zunächst herabsteigen, um dann wieder aufsteigen zu können.
Mich erinnert dieses Bild an den Ausspruch Jeschuas, in dem er sagte:
Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden. (Lukas 14,11)
Unser Weg in den Segen ist mit Demut gepflastert. Nur wenn wir bereit sind, uns zu erniedrigen, uns unterzuordnen, dann kann Jeschua uns auch erhöhen und uns den Segen geben.
So lasst uns dieses Bild der Berge Ebal und Garizim zum Vorbild nehmen und unser Leben in Demut und mit dem festen Blick auf das Opfer Jeschuas und seine Gebote führen!
Bildquelle: lookandlearn.com (CC BY 4.0)
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