#26 Tazria – „Sie empfängt“
Tazria
3. Mose 12,1-13,59
Hesekiel 45,16-46,18; Lukas 22,1-13
Mit der Lesung Tazria betreten wir das Themenfeld von Reinheit und Unreinheit. Viel ist darüber schon geschrieben worden. Leider ist dieses Thema oft mit Leid verbunden. Dieses Leid liegt aber nicht in den Geboten selbst, sondern im Missverstand oder Missbrauch dieser.
Reinheit in der Ehe
Insbesondere im ehelichen Kontext können Unreinheiten und der missverstandene Umgang damit zu großen Problemen führen. Die Intimität zwischen den Ehepartnern ist während des Blutflusses der Frau eingeschränkt. Es heißt dazu:
Wenn ein Mann bei einer Frau liegt zur Zeit ihres Unwohlseins und ihre Scham entblößt und ihre Quelle aufdeckt, während sie die Quelle ihres Blutes entblößt, so sollen beide ausgerottet werden aus der Mitte ihres Volkes! (3. Mose 20,18)
Wir sehen aus diesem Vers, dass es Gott sehr wichtig ist, dass Ehepartner in der Zeit der Unreinheit nicht zusammenkommen. Die Sprache bezieht sich aber explizit auf den Akt der sexuellen Intimität. Dies bedeutet nicht automatisch, dass der Ehemann seine Frau nicht berühren oder umarmen darf.
Zwar ist die Frau in der Zeit des Blutflusses unrein, doch gehen die Ehepartner gemeinsam durch diese Zeit. Mann und Frau sind ein Fleisch. Warum sollten sie sich voneinander separieren? Zudem wäre die einzige realistische Möglichkeit, die Übertragung von Unreinheit auf den Mann zu unterbinden, sich räumlich komplett zu trennen. Wie gesund kann das auf Dauer für eine Ehe sein?
Missverständnisse in diesem Bereich können Ehen schwer belasten und sie in ihrer von Gott gewollten Funktion stören.
Ich möchte in diesem Kommentar aber noch auf einen speziellen Aspekt aus Tazria eingehen, welcher ebenfalls Auswirkungen auf Ehen und Familien hat. Die Geburt eines Kindes.
Tazria und die Geburt von Kindern
Wir lesen in Tazria, dass der Geburt eines Kindes grundsätzlich eine Zeit der Unreinheit folgt. Diese beträgt bei einem Jungen 7 Tage (Vgl. 3. Mose 12,2) und bei einem Mädchen 14 Tage (Vgl. 3. Mose 12,5).
Nach der ersten Woche folgt bei einem Jungen die Beschneidung am achten Tag (Vgl. 3. Mose 12,3). Zudem soll die Frau weitere 33 Tage daheim bleiben und nichts Heiliges anrühren.
Und sie soll 33 Tage lang im Blut ihrer Reinigung daheimbleiben; sie soll nichts Heiliges anrühren und nicht zum Heiligtum kommen, bis die Tage ihrer Reinigung erfüllt sind. (3. Mose 12,3)
Das Verbot, zum Tempel zu kommen, spielt auch nur dann eine Rolle, wenn dieser tatsächlich steht. Es ist aber wichtig zu verstehen, dass die Frau während dieser Zeit rein ist.
Die Zeit ihrer Unreinheit ist in den ersten sieben oder 14 Tagen vollendet. Danach soll sie zwar weiterhin daheim bleiben, doch ihr Blut ist rein – es ist das Blut der Reinigung. Laut jüdischen Quellen (etwa dem Talmud in Traktat Chullin 71a,10) beinhaltet dies auch, dass sie mit ihrem Mann wieder intim werden darf.
Das göttliche Gleichnis
Doch warum gibt es dieses Gebot in Bezug auf die Geburt überhaupt? Warum ist die Frau unrein, wird dann wieder rein, darf aber dennoch nicht zum Heiligtum kommen?
Ich glaube, dass damit eine Prophetie des von Gott geplanten Lebensweges für das Kind gegeben wird. Zunächst ist jeder Mensch in Unreinheit geboren. Wir kommen mit Sünde auf die Welt und können dagegen nichts tun.
Wenn die Zeit dafür reif ist – nach sieben/vierzehn Tagen – begegnen wir unserem Erretter. Wir schließen einen Bund mit ihm (die Beschneidung) und sind fortan in einem Reinigungsprozess. Unsere Sünden, unsere Unreinheit, ist bedeckt. Doch wir sind noch immer nicht ganz am Ziel. Wir sind noch immer nicht vollständig im Haus des Erlösers angekommen.
Erst wenn die 40 oder 80 Tage vollendet sind, kommen wir nach Hause zurück.
Wir sehen aus diesem Beispiel aus Tazria, wie wichtig es ist, die Gebote genau zu verstehen und umzusetzen. Andernfalls laufen wir Gefahr, die Botschaften, die YHWH uns durch sie mitteilen will, nicht zu verstehen. Im schlimmsten Fall kann das dazu führen, dass wir eine Vorstellung des Schöpfers bekommen, die mit seinem tatsächlichen Willen und Wesen nicht mehr kompatibel ist. Und das wollen wir dringend vermeiden.
Möge uns Jeschua also dabei helfen, sein Wort immer besser zu verstehen und tiefer in seine Geheimnisse einzutauchen!
Bildquelle: Pixabay.com
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