#21 Ki Tisa – „Wenn du erhebst“
Ki Tisa
2. Mose 30,11-34,35
1. Könige 18,1-39; Markus 9,1-10
Widersprach Mose Gott? In der Lesung Ki Tisa sieht es jedenfalls ganz danach aus. Und YHWH schien es ihm durchgehen zu lassen. Dabei haben andere Männer in der Geschichte Israels einen hohen Preis zahlen müssen, als sie dem Allmächtigen widersprachen. Beispiele hierfür wären Jona, Korach oder Saul.
Doch sehen wir uns die Situation Moses’ einmal genauer an und schauen, was wirklich passiert war, als er die Entscheidung Gottes in Frage stellte, das Volk für die Sünde des goldenen Kalbes zu vertilgen.
Die Sünde des goldenen Kalbes
Als das Volk Israel am Sinai lagerte, empfing Mose die Steintafeln mit den zehn Worten darauf. Hierfür blieb der Levit 40 Tage und 40 Nächte auf dem Berg (Vgl. 2. Mose 24,18). Aaron und Hur sollten Mose vertreten, solang er auf dem Berg war (Vgl. 2. Mose 14,14).
Nun lesen wir in Ki Tisa aber folgendes:
Als aber das Volk sah, dass Mose lange nicht von dem Berg herabkam, da sammelte sich das Volk um Aaron und sprach zu ihm: Auf, mache uns Götter, die uns vorangehen sollen! Denn wir wissen nicht, was mit diesem Mann Mose geschehen ist, der uns aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat. (2. Mose 32,1)
Das Volk verlor sein Vertrauen in den Allmächtigen und forderte Aaron dazu auf, ihm einen neuen Gott zu machen. Tatsächlich gab Aaron dem Verlangen des Volkes nach und fertigte das goldene Kalb. Am folgenden Tag sollte es ein großes Fest zu Ehren des Götzen geben (Vgl. 2. Mose 32,5-6).
Gottes Reaktion auf Israels Sünde
YHWH reagierte prompt auf diesen Frevel.
Da sprach YHWH zu Mose: Geh, steige hinab; denn dein Volk, das du aus dem Land Ägypten heraufgeführt hast, hat Verderben angerichtet! (2. Mose 32,7)
YHWH wies Mose darauf hin, dass das Volk Israel Verderben angerichtet hatte und schickte Mose den Berg hinunter. Auffällig ist, dass Gott nicht von seinem, sondern von Moses Volk sprach. Das Volk Israel hatte sich von dem lebendigen Gott abgewendet und so sah sich YHWH auch nicht mehr für das Volk zuständig.
Was blieb, war ein Volk, welches von dem Menschen Mose durch die Wüste geführt wurde. Wahrscheinlich war das auch die Selbstwahrnehmung vieler Israeliten, als sie sich zum Götzendienst wendeten. Denn welcher Unterschied bestand darin, sein Vertrauen in einen 80-jährigen Leviten oder in ein goldenes Machwerk zu setzen?
Diese Israeliten hatten Gott vergessen und ihm den Rücken zugekehrt.
Aus diesem Grund sprach YHWH zu Mose weiter:
Und YHWH sprach zu Mose: Ich habe dieses Volk beobachtet, und siehe, es ist ein halsstarriges Volk. So lass mich nun, damit mein Zorn gegen sie entbrennt und ich sie verzehre; dich aber will ich zu einem großen Volk machen! (2. Mose 32,9-10)
Gottes Zorn über die Sünde Israels war so groß, dass er das Volk vertilgen und mit Mose allein weiter machen wollte.
Doch auch hier ist auffällig, dass YHWH Mose im Grunde um Erlaubnis bat. Er sagte “Lass mich…” Diese Aufforderung war nur folgerichtig, hatte YHWH doch zuvor bekannt, dass Israel Moses Volk war. Indessen musste er musste er alos auch die Zustimmung Moses’ einholen, sein Volk vertilgen zu dürfen.
Im Grunde hatte Gott Israel in Moses Hände gelegt und damit sein Herz geprüft. Würde Mose sich hinreißen und das Volk vertilgen lassen?
Nun sehen wir, dass das, was Mose auf den ersten Blick als Widerspruch gegen Gott ausgelegt werden könnte, eigentlich Moses’ bestandener Test war. Er sagte nämlich:
Mose aber besänftigte das Angesicht YHWHs, seines Gottes, und sprach: Ach YHWH, warum will dein Zorn gegen dein Volk entbrennen, das du mit so großer Kraft und starker Hand aus dem Land Ägypten geführt hast? (2. Mose 32,11)
Es war nicht zwingend so, dass Gott sich bereits entschieden hatte, Israel komplett zu vertilgen. Vielmehr legte er die Entscheidung in Moses Hände. Dieser jedoch erwies sich als wahrer Führer, indem er für sein Volk vor Gott bürgte.
Dies führte dazu, dass das Gericht auf andere Weise über das Volk kam, nämlich in Form des Schwertes und einer Plage (Vgl. 2. Mose 32,25-35).
Unsere Lehre aus Ki Tisa
Da es der Geist Jeschuas war, der in Mose wirkte und seine Barmherzigkeit offenbar machte, so können wir darauf vertrauen, dass Gott auch uns bestimmte Menschen aufs Herz gelegt und uns ein Stück Verantwortung über sie gegeben hat. In erster Linie fallen uns hier natürlich Ehepartner oder Kinder ein.
Doch auch darüber hinaus können Angestellte oder andere Schutzbefohlene dazu gehören. Wie Mose in Ki Tisa sind auch wir gefragt, uns für diese Menschen einzusetzen. Und das in barmherziger Gerechtigkeit.
Bildquelle: Sweet Publishing / FreeBibleimages.org (CC BY-SA 3.0)
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