#49 Wezot Ha’Bracha – „Und dies ist der Segen“
5. Mose 33,1-34,12
Josua 1,1-18; Apostelgeschichte 1,1-14
In unserer aktuellen Lesung erfahren wir von den letzten Worten Moses an die Kinder Israels, bevor dieser den Berg Nebo bestieg und zu seinen Vätern versammelt wurde (Vgl. 5. Mose 34,1-5).
Wir sehen hier eine klare Parallele zu den Segnungen Jakobs über seine Söhne. Auch Jakob versammelte seine Söhne zu sich, um sie zu segnen (Vgl. 1. Mose 49,1). Nachdem er den Segen über jeden von ihnen gesprochen hatte, zog er seine Füße aufs Bett und wurde zu seinem Volk versammelt (Vgl. 1. Mose 49,33).
Die Segnung der Söhne vor dem Tod des Vaters hatte eine entscheidende Bedeutung für die weitere Ordnung der Familie nachdem das Oberhaupt, der Vater, nicht mehr in der Familie war.
Der wichtigste Segen war wohl der des Erstgeborenen.
Der Erstgeborene bekam den doppelten Anteil des Erbes vor all seinen Brüdern (Vgl. 5. Mose 21,15-17) und sollte die Familie weiter führen. Somit kam dem Erstgeborenen auch eine besondere Verantwortung zu, denn die Hälfte seines Erbteils war dazu bestimmt, seine Brüder lösen zu können, sollte dies jemals notwendig sein.
Doch auch die Segensprüche an alle weiteren Brüder waren gewichtige Aussagen des Vaters. Jeder Sohn Jakobs zum Beispiel erhielt vor den Ohren der anderen Geschwister eine persönliche Einschätzung ihres Vaters, wie er ihre Zukunft sah und welche Rolle er ihnen in der Familie zumaß.
Jakobs Segen über seine Söhne waren auch Prophetien für die Entwicklung der aus ihnen entstandenen Stämme bis in die letzte Generation hinein (Vgl. 1. Mose 49,1). Wir wollen im Folgenden einige Segnungen Jakobs den zugehörigen Segnungen Moses gegenüberstellen. Wir wollen einmal schauen, ob Jakob und Mose zu den Selben Einschätzungen und Prophetien gelangten oder ob sich die Stämme weiterentwickelt hatten.
Stamm | Jakobs Segen | Moses Segen |
Ruben | Ruben: Du bist mein erstgeborener Sohn, meine Kraft und der Erstling meiner Stärke, von hervorragender Würde und vorzüglicher Kraft. Du warst wie brodelndes Wasser, du sollst nicht den Vorzug haben! Denn du bist auf das Bett deines Vaters gestiegen, du hast es dort entweiht; er stieg auf mein Lager! (1. Mose 49,3-4) | Ruben lebe und sterbe nicht; seine Leute sollen zu zählen sein! (5. Mose 33,6) |
Ruben, der Erstgeborene Jakobs, wurde von Jakob explizit nicht mit dem Erstgeburtssegen gesegnet. Jakob sah vielmehr einen stürmischen Mann, der seine Leidenschaften kaum zügeln konnte. Mose kann Ruben nur Leben zusprechen und die Hoffnung, dass er nicht untergehen wird.
Stamm | Jakobs Segen | Moses Segen |
Simeon | Simeon und Levi sind Brüder, Waffen der Gewalt sind ihre Schwerter! Meine Seele komme nicht in ihren geheimen Rat, und meine Ehre vereine sich nicht mit ihrer Versammlung! Denn sie haben Männer gemordet in ihrem Zorn und Stiere verstümmelt in ihrer Willkür. Verflucht sei ihr Zorn, weil er so heftig, und ihr Grimm, weil er so hart ist! Ich will sie verteilen unter Jakob und zerstreuen unter Israel. (1. Mose 49,5-7) | Kein Segen |
Jakob segnete Levi und Simeon zusammen. Er verfluchte ihren Zorn, den sie an der Stadt Sichem ausgelassen hatten. Ihre Bestimmung sollte es sein, in Israel zerstreut zu sein und kein eigenes Erbteil zu haben. Der Stamm Simeon bekam sein Erbteil von Josua inmitten des Erbteils von Juda zugeteilt (Vgl. Josu 19,9). Nach der Reichtsteilung lesen wir nicht, dass Simeon weiterhin zu Juda gehalten hätte. Die Annahme liegt nahe, dass Simeon sich dem Nordreich angeschlossen hatte und sein Erbteil damit verachtete. Wo Jakob einen Segen, welcher fast schon einem Fluch gleichkam, hinterließ, schwieg Mose gänzlich.
Wie auch Simeon wurde Levi bei der Vergabe des Erstgeburtssegens von Jakob übergegangen. Auch er wurde als ungestüm und zügellos in seinem Zorn beschrieben, weshalb Jakob Levi eine Zukunft als verstreuten Stamm prophezeite. Doch Mose sah, dass Levi umgekehrt war. Levi hatte Buße getan und war nun berufen die Rechtsbestimmungen Gottes zu lehren. Der scheinbare Fluch Jakobs wurde durch die Umkehr Levis zum Segen für ganz Israel.
Juda wurde von Jakob zum Haupt über seine Brüder gesetzt. Seine Brüder würden ihn preisen und das Zepter würde in seiner Hand bleiben, bis der Schilo (Messias) käme. Mose sah die Verantwortung, die Juda trug und erbat die Hilfe des Allmächtigen für diesen Stamm.
Sowohl Jakob als auch Mose sahen für Joseph einen reichen Segen – materiell aber auch geistlich. Joseph sei ein Geweihter (im hebräischen Nasiräer) unter seinen Brüdern. Er würde fruchtbar sein und sich bis an die Enden der Erde ausbreiten. Beide sahen Jospeh als gesegneten Anhänger Gottes.
Wir sehen, dass der Segen des Vaters über seine Söhne große Einfluss auf diese hat. Simeon und Levi wurden beide in Israel zerstreut. Allerdings sehen wir bei Levi Umkehr und Buße, wodurch die Prophetie Jakobs zum Segen für ganz Israel wurde. Zu Simeon hatte Mose später keine Worte mehr.
Joseph und Juda wurden ihrer Rolle als Erstgeborener bzw. Geweihter vor ihren Brüdern unterschiedlich gerecht. Mose sah in Juda die Bedürftigkeit der Hilfe Gottes, um seine Berufung erfüllen zu können. In Joseph sah er vor allem den Segen.
Was können wir aus dieser Gegenüberstellung für uns schließen?
Die Worte unserer Väter über uns haben Macht. Sie haben Einfluss auf unser weiteres Leben. Wir sind es aber selbst, die wir unser Leben führen und entscheiden, wie wir uns dazu stellen.
Manch einer mag von seinem Vater mehr Flüche als Segnungen gehört haben. Doch das ist nicht das letzte Wort. Am Beispiel Levis sehen wir, wie der himmlische Vater einen ursprünglichen Fluch in einen Segen verwandeln kann.
Möge uns YHWH also mit dem Segen füllen, den wir brauchen und jeden Fluch in unserem Leben beseitigen!
Bildquelle: http://www.freebibleimages.org/illustrations/moses-joshua/
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