#48 Ha’asinu – „Höret!“
5. Mose 32,1-52
2. Samuel 22,1-51; Matthäus 18,21-35
Wer ist Jeschurun? In unserer aktuellen Lesung begegnet uns der Begriff Jeschurun zum ersten Mal in der Bibel.
Da wurde Jeschurun fett und schlug aus. Du bist fett, dick und feist geworden! Und er verwarf den Gott, der ihn geschaffen hat, und er verachtete den Fels seines Heils. (5. Mose 32,15)
Jeschurun ist eine Bezeichnung für Israel, die ganze vier Mal in der Heiligen Schrift vorkommt, drei Mal davon am Ende des Buches Dewarim – 5. Mose. Was hat es also mit Jeschurun auf sich? Warum noch ein Name für Israel?
Um der Bedeutung von Jeschurun auf die Spur zu kommen, wollen wir uns die hebräische Wurzel ישׁר (jaschar) zu diesem Namen ansehen. Dabei schauen wir uns einige Stellen der Bibel an, in denen ישׁר (jaschar) zu finden ist und analysieren seine Bedeutung dort. Unsere Ergebnisse werden wir dann auf Jeschurun anwenden.
und Er sprach: Wenn du der Stimme YHWH’s, deines Gottes, eifrig gehorchen wirst und tust, was vor Ihm [im Hebräischen heißt es statt „vor Ihm“ wörtlich: in Seinen Augen] recht ist, und Seine Gebote zu Ohren fasst und alle Seine Satzungen hältst, so will Ich keine der Krankheiten auf dich legen, die Ich auf Ägypten gelegt habe; denn Ich bin YHWH, dein Arzt! (2. Mose 15,26)
Dies ist die erste Stelle in der Schrift, in der wir jaschar finden. Jaschar bezeichnet hier, was recht ist in den Augen Gottes. Was Gott als gerecht und gut erachtet, ist jaschar. Des Weiteren erfahren wir, dass es recht in den Augen Gottes ist, Seiner Stimme zu gehorchen und Seine Gebote zu tun.
Aus obigem Vers erfahren wir auch, dass jaschar eine (für Gott) sichtbare Eigenschaft beschreibt. Was sieht Gott, wenn Er jaschar sieht?
Da gingen die Kühe auf dem Weg geradeaus [ ישׁר] auf Beth-Schemesch zu; sie gingen nur auf ein und derselben Straße und brüllten beim Gehen; und sie wichen weder zur Rechten noch zur Linken. Und die Fürsten der Philister gingen ihnen nach bis an die Grenze von Beth-Schemesch. (1. Samuel 6,12)
Wenn Gott jaschar sieht, sieht Er eine Person, die sich auf einem geraden Weg befindet. Sie weicht nicht zur Rechten noch zur Linken. Sie bleibt auf ihrem geraden Weg. Und so lesen wir auch, wie Salomo seinen Sohn belehrte, seinen Blick immer geradeaus auf seinen Weg gerichtet zu halten und weder zur Linken noch zur Rechten zum Bösen hin davon abzuweichen.
Mein Sohn, achte auf meine Worte, neige dein Ohr zu meinen Reden! Lass sie nie von deinen Augen weichen, bewahre sie im Innersten deines Herzens! Denn sie sind das Leben denen, die sie finden, und heilsam ihrem ganzen Leib. Mehr als alles andere behüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus. Tue hinweg von dir die Falschheit des Mundes, und verdrehte Reden seien fern von dir! Lass deine Augen geradeaus [ישׁר] schauen und deine Blicke auf das gerichtet sein, was vor dir liegt! Mache die Bahn für deinen Fuß gerade, und alle deine Wege seien bestimmt; weiche weder zur Rechten ab noch zur Linken, halte deinen Fuß vom Bösen fern! (Sprüche 4,20-27)
Die Heilige Schrift weist uns an dieser Stelle durch Salomo an, einen geraden Weg zu beschreiten. Unseren Blick immer nach vorn gerichtet zu halten und uns nicht durch Verführungen vom Weg abringen zu lassen. Vor allem sollen wir alle Verdrehungen, Manipulationen, Lügen oder Masken, die wir mit uns herum tragen, fallen lassen und aufrecht, ehrlich und transparent durchs Leben gehen. Unser Blick soll dabei fest auf unser Ziel – Jeschua als lebendige Torah – gerichtet sein.
Denn Messias ist das Ende [besser das Zeil] des Gesetzes [der Torah] zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt. (Römer 10,4)
Somit beschreibt Jeschurun das Volk Gottes, dass seinen Blick fest auf Jeschua gerichtet hat und sein Ziel entschlossen verfolgt, zurück in das Ebenbild des Allmächtigen verwandelt zu werden. Das Leben Jeschuas soll in Jeschurun sichtbar werden (Vgl.Johannes 2,6).
Jeschurun ist dabei nicht perfekt und fällt immer wieder auf dem Weg, verletzt sich und holt sich Schrammen. Doch Jeschurun behält sein Ziel vor Augen und wird nicht aufgeben und immer wieder aufstehen.
Denn der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf, aber die Gottlosen stürzen nieder im Unglück. (Sprüche 24,16)
Jeschurun stellt den Teil der Menschheit dar, der es sich zum Ziel gesetzt hat, trotz allem Gegenwind und aller Drangsal, dem Bündnis Jeschuas treu zu bleiben und Ihm immer ähnlicher zu werden.
Interessant dabei ist, dass der Name Israel aus dem Hebräischen auch jaschar El (Gott ist geradlinig) gesprochen werden könnte. Jeschurun/Israel bezeugt, dass Gott jaschar ist und macht es sich selbst zum Ziel, so zu werden.
Wenn wir uns diesem Ziel verschreiben, in das Ebenbild Jeschuas zurück verwandelt zu werden, haben wir große Verheißungen. Möge uns Jeschua gerade in diesen Tagen neue Kraft und Entschlossenheit geben, dieses Ziel zu verfolgen.
So höre nun, Mein Knecht Jakob, und du, Israel, den Ich erwählt habe! So spricht YHWH, der dich gemacht und von Mutterleib an gebildet hat, der dir hilft: Fürchte dich nicht, Mein Knecht Jakob, und du, Jeschurun, den Ich erwählt habe! Denn Ich werde Wasser auf das Durstige gießen und Ströme auf das Dürre; Ich werde meinen Geist auf deinen Samen ausgießen und meinen Segen auf deine Sprösslinge, und sie sollen hervorsprossen zwischen dem Gras wie Weiden an den Wasserbächen. Dieser wird sagen: »Ich gehöre YHWH!«, und jener wird [sich] nach dem Namen Jakobs nennen; ein anderer wird sich mit seiner Hand YHWH verschreiben und [sich] den Ehrennamen »Israel« geben. (Jesaja 44,1-5)
Mögen unsere Leben Zeugen dieser Prophetie sein!
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