Inneren Frieden finden: Die biblische Reise zur Heilung des menschlichen Geistes (Teil 3)
Woher kommen unsere Wunden?
Wir haben uns in den vorangegangenen Teilen dieser Reihe ausgiebig damit beschäftigt, wie unser Geist beschaffen ist und wie wir erkennen können, wenn er beschädigt ist.
Wir haben außerdem beleuchtet, wie Gott unseren Geist wie einen Klumpen Ton formt, um daraus ein Kunstwerk zu erschaffen. In diesem Prozess können aber auch einige Verletzungen und Wunden auftauchen, die wir als unangenehm empfinden. Der Weg der Heilung kann bisweilen sogar schmerzhaft sein.
In diesem dritten Teil, wollen wir einen Blick darauf werfen, woher diese Wunden kommen. Dafür bedienen wir uns erneut der Beschreibung des Aussatzes.
Die unheilbare Wunde
Wir hatten bereits festgestellt, dass Gott in uns allen eine unheilbare Wunde sieht. Wir wollen den entsprechenden Vers hier noch einmal wiederholen.
Denn so spricht YHWH: Dein Schaden ist verzweifelt böse und deine Wunde unheilbar. (Jeremia 30,12)
YHWH allein kann Heilung für diese unheilbare Wunde schaffen. Doch damit wir zur Heilung kommen können, sollten wir zunächst einmal verstehen, worin die Ursachen für unsere Verletzungen liegen.
Hier hilft uns erneut das Bild des Aussatzes. Wir hatten in Teil 1 festgehalten, dass der Aussätzige einem Menschen gleicht, der schwer erkrankt ist, aber sich selbst seiner Not kaum bewusst ist. Erst der Heilige Geist kann uns Offenbarung zu unseren inneren Problemen schenken.
Damit wir die nötigen Schritte der Heilung gehen können, sollten wir uns mit den Ursachen unsere Krankheiten auseinandersetzen.
Schauen wir einmal, wie der Aussatz beschrieben wird:
Wenn sich bei einem Menschen an der Haut seines Fleisches ein Hautmal oder ein Ausschlag oder ein heller Fleck zeigt, und es entsteht an der Haut des Fleisches eine Aussatz-Plage, so soll man ihn vor den Priester Aaron oder vor einen seiner Söhne unter den Priestern bringen. (3. Mose 13,2)
Der Aussatz wird immer oberflächlich sichtbar. Verletzungen am Geist werden sich immer durch unser Verhalten äußern. Nun gilt es aber zu unterscheiden, denn manche Verletzungen sind bereits verheilte Narben. Andere hingegen erscheinen als offene Wunden.
Woran konnte der Priester den Aussatz also erkennen?
Und wenn der Priester das Aussatzmal an der Haut seines Fleisches besieht [und findet], dass die Haare im Mal weiß geworden sind und dass das Mal tiefer liegend erscheint als die Haut seines Fleisches, so ist es eine Aussatz-Plage; sobald der Priester das sieht, soll er ihn für unrein erklären … Wenn dann der Priester sieht, dass der Schorf an der Haut weiter um sich gegriffen hat, so soll ihn der Priester für unrein erklären; denn es ist Aussatz. (3. Mose 13,3.8)
Der Aussatz zeichnet sich durch zwei wesentliche Merkmale aus:
- Weiße Haare: Die Farbe Weiß steht für Reinheit. Der Aussätzige wird versuchen sich nach außen rein zu geben und seinen gefallenen Zustand zu kaschieren.
- Das Mal ist tieferliegend: Die heilige Fassade hat Risse. Das krankhafte Innere frisst sich nach außen.
- Ausbreitung: Wenn das Mal oder der Schorf auf der Haut weiter um sich greift und sich ausbreitet, ist der Mensch ebenfalls unrein.
Wenn diese drei Merkmale zusammenkamen, hatte der Priester den Menschen für unrein erklären müssen.
Es gab jedoch eine Ausnahme. Wenn ein Aussätziger von Kopf bis Fuß weiß war, war er zwar aussätzig, aber rein (Vgl. 3. Mose 13,12-13). Dieser Aussätzige hat sein Problem erkannt und geht offen damit um. Er ist auf dem Weg der Heilung und deshalb rein.
Doch woher kommen nun die Verletzungen. Die zum Aussatz führen können? Wir schauen uns die Einzelheiten an.
1. Das Geschwür
Ein möglicher Ausbruchsherd für den Aussatz ist ein Geschwür. Dabei handelt es sich um eine innere Entzündung, die durch die Bildung einer Schwellung nach außen sichtbar wird.
Und wenn im Fleisch an der Haut ein Geschwür entsteht und wieder heilt, es bildet sich aber an der Stelle des Geschwürs ein weißes Hautmal oder ein weiß-rötlicher Fleck, so soll er sich dem Priester zeigen. Sieht aber der Priester, dass es tiefer liegend erscheint als die übrige Haut und dass sein Haar weiß geworden ist, so soll der Priester ihn für unrein erklären; denn es ist die Aussatz-Plage; in dem Geschwür ist sie ausgebrochen. (3. Mose 13,18-20)
Im geistlichen Bild stehen diese Geschwüre für alle Arten von inneren schlechten Gedanken, die in uns aufkommen. Manchmal münden diese auch in Festlegungen, Überzeugungen oder Schwüre, die uns stark belasten können.
Beispiele für solche innerlichen Unreinheiten sind Neid, Wut, Egozentrik, Lästerungen, Unzucht und vieles mehr.
Wir finden hierfür zahlreiche Beispiele in der Bibel. Eines der berühmtesten ist wohl Korach, der sich gegen Mose und Aaron auflehnte, weil mit seiner Rolle als Levit nicht zufrieden war. Aber auch Miriam, welche gegen Mose und seine Frau lästerte, wurde aus diesem Grund aussätzig und unrein.
Ein großer Teil unserer Wunden kommen also auch von unseren eigenen Entscheidungen.
2. Die Brandwunde
Es kann aber auch sein, dass der Nährboden für den Aussatz in einer Brandwunde liegt.
Oder wenn jemandes Fleisch an der Haut eine Brandwunde erhält und es bildet sich am Mal der Verbrennung ein weiß-rötlicher oder weißer Fleck; und wenn der Priester es besieht und findet, dass das Haar an dem Fleck weiß geworden ist und dass er tiefer liegend erscheint als die [übrige] Haut, so ist es Aussatz; er ist in der Brandwunde ausgebrochen; darum soll ihn der Priester für unrein erklären, denn es ist die Aussatz-Plage. (3. Mose 13,24-25)
Die Brandwunde ist eine Verletzung, die uns von außen zugefügt wurde. Dabei kommt jede Art von ungerechter, missbräuchlicher oder auch gewalttätiger Handlung infrage.
Der Klassiker sind hier wohl Kinder, die keine echte Bindung zu ihren Eltern aufbauen konnten, weil diese nie da waren oder sich einfach nicht gekümmert haben. Doch auch im Erwachsenenalter können Ereignisse oder Beziehungen uns so stark verletzten, dass unser Geist Schaden nimmt und wir in Wut, Zorn, Trauer, Zügellosigkeit oder anderen Verhaltensweisen gefangen sind.
3. Die Haare
Ein Aussatzmal kann sich auch in Zusammenhang mit dem Haupthaar oder dem Bart bilden.
Wenn ein Mann oder eine Frau auf dem Haupt oder am Bart ein Mal hat, und der Priester das Mal besieht und findet, dass es tiefer liegend erscheint als die [übrige] Haut, und das Haar darin goldgelb und dünn ist, so soll der Priester ihn für unrein erklären; denn es ist Schorf, ein Aussatz am Haupt oder am Bart. (3. Mose 13,29-30)
Das Haar steht in der Heiligen Schrift für eine vergangene Zeit oder einen Teil der eigenen Biografie. Dies wird durch Gebote deutlich, in denen Menschen ihre Haare scheren sollten.
- Die Nasiräer: Sie sollten ihre Haare scheren, wenn ihre Gelübde beendet waren.
- Die kriegsgefangenen Frauen: Sie sollten ihre Haare scheren, bevor sie in Israel heiraten konnten.
- Die Aussätzigen: Sie sollten ihre Haare scheren, bevor sie wieder ins Lager gehen konnten.
- Die Leviten: Sie sollten sich scheren, bevor sie ihren Dienst antraten.
In allen oben genannten Fällen stehen die Haare für eine Zeit, die hinter den Betroffenen lag.
Und so können auch Teile unserer Biografie dazu beitragen, dass wir aussätzige Wunden und Verletzungen entwickeln. Hierfür ist es wichtig zu betrachten, wie wir aufgewachsen sind, welche Stationen wir im Leben genommen und wie wir diese erlebt haben.
Ein Beispiel zur Veranschaulichung:
Ein Waisenkind, welches auf der Straße lebt, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Verhaltensweisen antrainieren, die auf Überleben ausgerichtet sind. Aus der Sicht des Waisenkindes ist das auch durchaus logisch. Sein Umfeld ist gefährlich. Es hat Angst und versucht sich mit entsprechenden Maßnahmen Sicherheit zu verschaffen. Doch was ist, wenn das Waisenkind später heiratet? Kann es dem Partner vertrauen oder muss es sich immer noch schützen?
Die Biografie dieses Kindes kann zu großen Problemen innerhalb der Ehe führen. Das heißt nicht, dass die Ehe scheitern muss. Es heißt aber, dass das erwachsene Kind seine Biografie aufarbeiten und in Heilung bringen sollte.
4. Der Kopf
Die letzte Aussatzvariante betrifft kahlköpfige Männer, ist aus meiner Sicht aber auch auf Frauen übertragbar. Es heißt im Text:
Wenn einem Mann die Haupthaare ausfallen, so ist er ein Kahlkopf; er ist rein. Fallen sie ihm vorn am Haupt aus, dass er vorn eine Glatze hat, so ist er rein. Entsteht aber an der hinteren oder vorderen Glatze ein weiß-rötliches Mal, so ist an seiner hinteren oder vorderen Glatze ein Aussatz ausgebrochen. (3. Mose 13,40-42)
Der Haarausfall an sich ist kein Problem. Wenn sich aber ein entsprechendes Mal an der Glatze bildet, dann soll der Priester den Betroffenen für unrein erklären.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass das Wort Kahlkopf sprachlich identisch mit dem Namen Korach ist. Wir könnten dies auch als Hinweis verstehen, einmal auf Moses Cousin zu schauen.
Korachs Sünde bestand im Kern in seiner Unzufriedenheit gegenüber der Rolle, die Gott ihm zugewiesen hatte. Er war Levit aus der Linie Kahats und hatte damit die Aufgabe, sich um die inneren Bestandteile der Stiftshütte zu kümmern. Dies war eine sehr verantwortungsvolle und privilegierte Aufgabe. Dennoch war Korach nicht zufrieden und wollte mehr.
Im Grunde lehnte er das Leben ab, welches Gott ihm geschenkt hatte. Er rebellierte gegen die ihm zugedachte Rolle in seinem Leben und warf seinem Schöpfer vor, etwas mit ihm falsch gemacht zu haben.
Diese Form des Aussatzes spiegelt sich ebenfalls in unseren Gedanken wider. Das ist die Symbolik, die hinter dem Kopf steht.
Fazit
Wir werden uns im nächsten Teil mit konkreten Schritten der Heilung auseinandersetzen. Doch damit dies gelingen kann, sollten wir wissen, wo wir überhaupt suchen müssen, um die Ursachen unserer Wunden zu finden.
Eins ist jedoch klar, wenn wir die Verletzungen unseres Geistes bei den Wurzeln packen, also bei ihren Ursachen, dann kann unser Geist in der Tiefe heil und rein werden. Und genau das ist unser Ziel.
Bildquelle: Pixabay.com
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