Gesegnete Kinder: Gott mache dich wie Ephraim und Manasse!
1.Mo 48,20a: So segnete Jakob Ephraim und Manasse an jenem Tag und sprach: Mit dir wird man sich in Israel segnen und sagen: Gott mache dich wie Ephraim und Manasse!
Familie und Kinder haben im Judentum einen sehr hohen Stellenwert. Das kommt natürlich nicht von ungefähr.
Kinder zu bekommen, ist Inhalt des ersten Gebots der Torah („Seid fruchtbar und mehret euch!“) und einer der größten Segen, die man erhalten kann.
Es ist eine direkte Folge von Gehorsam gegenüber den Geboten:
5.Mose 6,3: So höre nun, Israel, und achte darauf, sie [die Gebote] zu tun, damit es dir gut geht und ihr sehr gemehrt werdet, so wie es der Herr, der Gott deiner Väter, verheißen hat, in einem Land, in dem Milch und Honig fließt.
Insofern sehen Juden im Allgemeinen Kinder als etwas Wunderbares an. Selbst wenn man keine kleinen Kinder hat, werden Häuser und Wohnungen versucht, kindgerecht einzurichten, weil man sonst keine wahre Gastfreundschaft ausüben kann.
(Wenn du kleine Kinder hast, weißt du, wie anstrengend es sein kann, bei jemandem zu Besuch zu sein und ständig sagen zu müssen: „Nicht anfassen“, „Vorsicht, das kann kaputt gehen“,…)
Dieser Fokus auf Familie und Kinder drückt sich ganz besonders am Schabbat aus. Es ist ein Familien- und Torahtag.
In vielen jüdischen Familien hat sich am Schabbatabend (erev shabbat) eine Tradition eingebürgert, durch die die Wertschätzung gegenüber Kindern ausgedrückt wird: Das Segnen der Kinder durch den Vater (auch Mann und Frau segnen sich).
Dabei werden neben persönlichen Gebeten und Segnungen zumeist folgende Zeilen verwendet:
Zu den Söhnen: Gott mache dich wie Ephraim und Manasse!
Zu den Töchtern: Gott mache dich wie Sarah, Rebekka, Rahel und Lea.
Dann zu beiden: Der Ewige segne und behüte dich. Der Ewige lasse dir Sein Angesicht leuchten und sei dir gnädig. Der Ewige wende dir Sein Angesicht zu und gebe dir Frieden.
Schon mehrere Berichte habe ich gehört, wie Gläubige berichten, dass diese wöchentlichen Gebete sie als Kind tief berührt und gestärkt haben. Sie wussten sich immer geliebt und angenommen.
Wie Ephraim und Manasse
Als ich davon hörte, berührte mich das sehr. Ich empfinde es als eine wunderbare Bereicherung, wenn Kinder so aufwachsen dürfen und wenn gegenseitige Wertschätzung und Annahme so ausgesprochen werden.
Allerdings habe ich mich bis vor kurzem immer gefragt, warum die Söhne so werden sollen wie Ephraim und Manasse – und nicht so wie Abraham, Isaak und Jakob!? (Wenn Mädchen werden wie Matriarchen, erscheint das ja logisch.)
Ja, natürlich. Ephraim und Manasse erhielten selbst einen sehr speziellen Segen, bei dem sie nicht nur das Erstgeburtsrecht von Jakob erhielten, sondern auch eine Zusage für eine riesige Nachkommenschaft (was ja ein Segen ist):
1.Mo 48,16: der Engel, der mich erlöst hat aus allem Bösen, der segne die Knaben, und durch sie werde mein Name genannt und der Name meiner Väter Abraham und Isaak, und sie sollen zu einer großen Menge werden auf Erden!
Doch das Gleiche erhielten ja auch Abraham, Isaak und Jakob. Was hat es also mit Ephraim und Manasse auf sich?
Nun las ich von einer weiteren Begründung, die ich sehr überzeugend finde (Rabbi Nosson Scherman/Rabbi Meir Zlotowitz – the Chumash):
Ephraim und Manasse wurden zu Stammesvätern. Sie wurden von Jakob als Söhne adoptiert. Und das obwohl sie in einer Heidnischen Kultur aufwuchsen und eine Ägyptische Mutter hatten!
Sie bewahrten also trotz ihres Exils ihre Identität als Israeliten und ihren Glauben an den einen Gott.
Und das ist etwas, was auch heute viele Gläubige – und besonders Kinder – brauchen:
Wir sind (heraus)gefordert den Glauben an Gott zu bewahren, weil wir in extremer Weise mit heidnischen Inhalten konfrontiert und beeinflusst werden. Und somit benötigen wir Seine Gnade, dass Er Seine Hände über uns und unsere Kinder hält, so dass wir nicht abweichen – weder zur Linken noch zur Rechten.
Wir müssen gestärkt werden mit einem tiefen Glauben, mit Kompromisslosigkeit und Demut.
Und segnende Hände bringen uns und unsere Kinder ein großes Stück mehr in diese Richtung.
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