Wie können wir Yom Teruah feiern?
Welche Vorfreude spüren wir in uns, wenn wir an das kommende Fest Yom Teruah denken? Können wir es kaum erwarten, bis der Festtag da ist und sind wir begeistert darüber, das Posaunenfest zu feiern? Können wir das überhaupt sein, da Yom Teruah oder Rosh Hashana auch Yom HaDin, Tag des Gerichts, genannt wird?
An Yom Teruah wird YHWH eines Tages auf dem Richterstuhl sitzen und alle Menschen werden vor ihm erscheinen, bewertet und gerichtet werden. Wird man im Buch des Lebens gefunden oder nicht? Weil wir alle Feste als Generalprobe feiern, erscheinen wir auch an diesem Fest vor Ihm und haben anschließend zehn Tage Zeit bis Yom Kippur unser Leben in Ordnung zu bringen. Erneut die Frage, wie, mit welchen Gefühlen, können wir diesem Tag begegnen? Und was machen wir dann an diesem Tag? Unsere Sünden bekennen, um Vergebung bitten, Ihm versprechen, dass wir uns ändern?
Wo finden wir in den Heiligen Schriften Anweisungen darüber, wie man diesen Tag feiern kann? Es gibt tatsächlich einen Bericht über diesen Festtag im Buch Nehemia, im achten Kapitel. Hintergrund der Nehemia-Geschichte ist, dass Nebukadnezar das Land erobert und den ersten Tempel zerstört hatte. Jetzt nach 70 Jahren kommen Esra und Nehemia mit den ersten Pionieren ins Land zurück. Das achte Kapitel führt uns zur Feier des Festes Yom Teruah.
„Als nun der siebente Monat herangekommen war und die Israeliten in ihren Städten waren, versammelte sich das ganze Volk wie ein Mann auf dem Platz vor dem Wassertor, und sie sprachen zu Esra, dem Schriftgelehrten, er solle das Buch des Gesetzes (Torahrolle) des Mose holen, das YHWH Israel geboten hat. Und Esra, der Priester, brachte das Gesetz (Torahrolle) vor die Gemeinde, Männer und Frauen und alle, die es verstehen konnten, am ersten Tage des siebenten Monats.“ (Nehemia 8,1-2) Diese Aussage macht deutlich, dass es Yom Teruah war. Und Esra las daraus vor vom „lichten Morgen an bis zum Mittag“.
Und was passierte, als Esra die Schriftrolle der Torah vorlas? „Alles Volk weinte, als sie die Worte der Torah hörten.“ Sie weinten, weil sie wohl spürten, dass sie die Torah nicht gut genug kannten (sie waren ja im Exil gewesen) und nicht richtig gehalten hatten. Wie würden sich jetzt wohl Esra und Nehmia verhalten? Es war ja Gerichtstag und das Volk war betroffen!
Was antworten sie auf die Tränen des Volkes? Nehemia sprach zu allen: „Dieser Tag ist heilig YHWH, eurem Elohim, darum seid nicht traurig und weinet nicht!“ (Neh. 8,9) „Geht hin und esst fette Speisen und trinkt süße Getränke und sendet davon auch denen, die nichts für sich bereitet haben; denn dieser Tag ist heilig unserem YHWH. Und seid nicht bekümmert; denn die Freude an YHWH ist eure Stärke.“ (Vers 10) Ist das nicht merkwürdig, wie Nehemia mit diesem Tag des Gerichts umging? Was hatte er denn für ein Verständnis vom Gericht? Ein Fest der Freude?!
Wenn wir weiter in den Heiligen Schriften zurückblättern und nachlesen, was über Yom Teruah ausgesagt wird, als es das erste Mal erwähnt wird, finden wir einen weiteren Gedanken: „Am ersten Tage des siebenten Monats sollt ihr Ruhetag halten mit Schofarblasen zum Gedächtnis (Yom Zichron Teruah), eine heilige Versammlung.“ (3. Mose 23,24). Es stellt sich doch die Frage, was für ein Gedächtnis war das? In den Gebeten in einem Yom Teruah-Gottesdienst wird auch heute noch u. a. Folgendes gebetet: Du hast dich in einer Wolke der Herrlichkeit einer heiligen Nation geoffenbart, um zu ihnen zu sprechen. Vom Himmel her hörte man deine Stimme und du hast dich in einer dicken Wolke der Reinheit geoffenbart. Die ganze Welt ist vor dir erzittert und die Geschöpfe der Schöpfung haben dich gefürchtet, als du, unser König, dich am Berg Sinai geoffenbart hast.
Macht dies nicht Sinn? Ein Erinnerungstag an das Geschehen am Berg Sinai. Dort am Berg Sinai war auch der „Ton eines sehr starken Schofars“ zu hören. Noch ehe das Volk die Stimme YHWHs vernahm, hörten sie diesen Ton des Schofars, nicht aus einem physischen Schofar, sondern es war der Ton eines übernatürlichen Schofars. Das Volk hatte YHWH nicht gesehen, aber sie hatten ihn gehört. Aber ehe sie seine Stimme hörten, haben sie das Schofar gehört. Selbst im Garten Eden hörten Adam und Eva seine Stimme: „Und sie hörten Elohim YHWH, wie er im Garten ging,…“ (1. Mose 3,7) und sie versteckten sich aus Furcht. Das erinnert auch an das Geschehen am Berg Sinai, „und der Ton des Schofars ward immer stärker“ (2. Mose 19,19).
Es gibt aber noch viele weitere Hinweise in der Nehemia-Geschichte, die auf das Geschehen am Berg Sinai hinzeigen. Das ganze Volk wurde versammelt in den Straßen am Wassertor. Wann war in der Geschichte des Volkes Israel ein ganzes Volk versammelt? Am Berg Sinai. Und was hörten sie sich an? Die Torah, die YHWH dem Mose gab. Und wo? Am Berg Sinai. Und wer las die Torahrolle jetzt in der Nehemia-Geschichte vor? Wieder ein einzelner Mann, nämlich Esra. Und wann war dies noch so? Am Berg Sinai, als Mose dem Volk die Torah vorlas. Und beide, Mose und Esra, standen höher als das Volk. Mose auf dem Berg Sinai und Esra „überragte alles Volk“ (Vers 5). Und wann hat das Volk „ja, ja!“ gerufen? Am Berg Sinai.
Die Nehemia-Geschichte scheint mit der Sinai-Geschichte tief verbunden zu sein. Eine Neuinszenierung von Sinai, nur in einem viel kleinerem Ausmaß. Kein großer Berg, nur eine Straße als Versammlungsort. Nicht die riesige Menge eines Volkes, nur ein kleiner Überrest der Rückkehrer aus dem Exil. Aber am „Tag des Schofarblasens zum Gedächtnis“ an die Sinai-Geschichte sind sie ein Teil geworden in dem großen Ablauf der Geschichte YHWHs mit seinem Volk. Und geht es uns nicht genauso?
Wir kommen an Yom Zichron Teruah vor unseren König, erinnern uns an den Klang des Schofars und antworten ihm mit unserem Schofarblasen. Wir erinnern uns daran, dass wir am Berg Sinai mit ihm in Berührung kamen. Nicht nur das Volk Israel, sondern auch wir, nach den Aussagen der Torah: „Denn ich schließe diesen Bund und diesen Eid nicht mit euch allein, sondern mit euch, die ihr heute hier seid und mit uns steht vor YHWH, unserem Elohim, wie auch mit denen, die heute nicht mit uns sind.” (Vers 13-14).
Mit dem Klang des Schofars hat sich YHWH uns vorgestellt. Und alles andere, was Yom Teruah noch darstellt, Tag des Gerichts, Tag der Krönung des Königs, usw. ergibt sich aus diesem Verständnis des Erinnerungstages an das Sinai-Erlebnis.
Dort sagte YHWH zu uns: „Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein. Ein Königreich braucht einen König und YHWH ist unser König und wir akzeptierten ihn dort als unseren König.
Und so sagen wir ebenso an Yom Teruah, dem Erinnerungstag, alles, was YHWH geredet hat, wollen wir tun und wir krönen ihn damit als König. Wir sehen, wo wir seine Unterweisungen verlassen und übertreten haben, aber wir erinnern uns jetzt und weinen. Aber Er tröstet uns und sagt, ich bin eure Stärke. Es ist mein heiliger Tag, ich habe euch wiederhergestellt. Macht ein großes Freudenfest! Warum? Nehemia gibt uns die Begründung: „Alles Volk ging hin, um zu essen, zu trinken und davon auszuteilen und ein großes Freudenfest zu machen; denn sie hatten die Worte verstanden, die man ihnen kundgetan hatte.“ (Vers 12).
Halleluyah. Wir verstehen die Worte und das Fest und dürfen uns freuen und fröhlich sein und es als Generalprobe feiern.
Emuna
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Eberhard Fuchs
10. September 2015 @ 20:56
Danke für die tiefen Gedanken zu Yom Teruach.
Folgendes möchte ich gerne korrigieren:
538 BD Erlass zur Rückkehr und zum Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem – Serubbabel, Joshua
516 BD Fertigstellung des Tempels
457 BD Rückkehr Esras …
445 BD Reise und Aufbau Jerusalems durch Nehemia
Weder Esra noch Nehemia bauten den Tempel.
Emuna
11. September 2015 @ 7:01
Vielen Dank für die wertvolle Korrektur. Ich werde das ändern.
Schabbat Schalom
Gertraud
1. Oktober 2016 @ 13:10
Danke, liebe Emuna
und Schalom!
Gertraud