Purim – Die Suche nach der Braut für den König
Das Buch Esther ist die Quelle für die Geschichte des Festes Purim. Die Purimgeschichte hat viele Facetten. Eine dieser Facetten ist der Austausch der Königin Vasti, der Gattin des damaligen Königs über das persische Weltreich Ahasveros, durch die hebräische Jungfrau Esther.
Im gesamten Buch Esther wird Gott nicht ein einziges Mal erwähnt und doch ist Er in jedem Vers präsent. Das Buch selbst beinhaltet viele Gleichnisse auf JHWH und Sein Reich. Das Buch Esther gibt uns weitere Hilfestellungen, Gott und unsere Rolle vor und mit Ihm zu verstehen. Und dafür lohnt es sich, die beiden Frauen Vasti und Esther in ihren Rollen als Königsgemahlinnen einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Also schauen wir uns die Geschichte von vorn an.
Der König Ahasveros regierte über weite Teile der damals bevölkerten Welt. Man könnte sagen, Ahasveros regierte über ein Weltreich und war somit formal der mächtigste Mann der Welt. Vielleicht wurde er sogar als der König der Welt angesehen.
Und es geschah in den Tagen des Ahasveros – desselben Ahasveros, der von Indien bis Äthiopien über 127 Provinzen regierte – in jenen Tagen, als der König Ahasveros in der Königsburg Susan auf seinem königlichen Thron saß, im dritten Jahr seiner Regierung, da veranstaltete er für alle seine Fürsten und Knechte ein Festmahl, wobei die Gewaltigen von Persien und Medien, die Edlen und Obersten seiner Provinzen vor ihm waren, als er den Reichtum der Herrlichkeit seines Königreichs und die kostbare Pracht seiner Majestät viele Tage zur Schau stellte, nämlich 180 Tage lang. (Esther 1,1-4)
Ahasveros veranstaltete ein großes Fest bei dem er Jeden, der Rang und Namen hatte, in sein Schloss Susan einlud. Jeder konnte und durfte bestaunen, welche Herrlichkeit sein Reich auszeichnete und welchen Reichtum er angehäuft hatte. Die Herrlichkeit des persischen Reiches war 180 Tage lang offenbar. Der krönende Abschluss dieser 180 Tage sollte ein Festmahl mit allen Fürsten und Obersten der Meder und Perser sein.
Und als die Tage vollendet waren, veranstaltete der König ein Festmahl für das ganze Volk, das sich in der Burg Susan befand, für die Großen und die Kleinen, sieben Tage lang, im Hof des Gartens beim königlichen Palast. (Esther 1,5)
Jeder war geladen. Und wer etwas auf sich hielt, kam natürlich der Einladung des Königs nach. Wie könnte man ein Fernbleiben bei diesem Mahl begründen? Wie würde der König reagieren, hat er sich doch auf jeden Minister und Knecht in seiner Burg vorbereitet? Es war sicher ein großer Affront bei diesem Mahl nicht zu erscheinen. Und wer möchte schon seinen König verärgern?
Auch die Königin Vasti veranstaltete ein Festmahl für die Frauen im königlichen Palast, der dem König Ahasveros gehörte. Und am siebenten Tag, als das Herz des Königs vom Wein fröhlich war, befahl er Mehuman, Bista, Harbona, Bigta, Abagta, Setar und Karkas, den sieben Kämmerern, die vor dem König Ahasveros dienten, die Königin Vasti mit der königlichen Krone vor den König zu bringen, um den Völkern ihre Schönheit zu zeigen, denn sie war von schöner Gestalt. Aber die Königin Vasti weigerte sich, auf den Befehl des Königs hin zu kommen, den er durch seine Kämmerer gegeben hatte. Da wurde der König sehr zornig, und sein Zorn entbrannte in ihm. (Esther 1, 9-12)
Am siebenten Tag des Festes wollte der König Ahasveros nun auch seine Frau, die Königin Vasti, zum Fest hinzuholen. Doch diese weigerte sich, zu kommen. Zwar nahm sie die Annehmlichkeiten ihres Mannes gern an, indem sie im königlichen Palast selbst ein Fest ausrichten durfte mit den Frauen, die sie sich einlud. Doch legte sie wenig Wert auf die Gemeinschaft mit ihrem Königsgemahl. Ja, sie führte ihn sogar vor der versammelten Festgesellschaft vor. Könnte es für einen König eine peinlichere Situation geben, als die öffentliche Bloßstellung durch die eigene Frau?
Die Folge war nur logisch. Der König verbot Vasti weiterhin vor ihm zu erscheinen, entzog ihr die Königswürde und beschloss, sich eine neue Braut zu suchen (Vgl. Esther 1,19-20).
Ein wenig erinnert mich diese Geschichte an das Gleichnis des Gastmahls, welches Jeschua uns in Matthäus 22,1-14 erzählt. Auch in diesem Gleichnis finden wir Menschen, die zu einem Mahl, in dem Fall zum Hochzeitsmahl des Königsohnes, geladen sind. Doch die geladenen Gäste wollen, auch nach wiederholter Einladung, nicht kommen, sondern misshandeln und töten die Boten des Königs. Der König kann dies nur als Rebellion gegen ihn werten. Er wird zornig, tötet die Mörder und brennt ihre Städte nieder. Danach lädt er die Lahmen und Binden und Kranken ein, die dann auch zum Hochzeitsmahl kommen. Doch es findet sich einer unter ihnen, der kein hochzeitliches Gewand an hat. Er hat kein Recht auf dieser Hochzeit zu bleiben, hat er sich doch nicht einmal die Mühe gemacht, die Etikette des Königs zu wahren, um ihn zu ehren. Er wird hinausgeworfen.
Finden wir in beiden Geschichten nicht einen ähnlichen Geist vor? Der König ruft, aber die Königin bzw. die Gäste wollen nicht kommen.
In einem Königreich verfügt der König über jeden Besitz. Jeder Weinberg, jedes Feld oder jedes Haus steht auf Land, welches dem König gehört. Es ist sein Eigentum. Er stellt seinen Untertanen einen Besitz zur Verfügung, damit sie wirtschaften können. Doch letztlich beruht jeder Wohlstand im Reich auf der Gnade des Königs.
Welches Recht haben denn die Bevölkerung oder die Königin, die alles, was sie haben, dem König verdanken, sich den Weisungen und Bitten eben dieses Königs zu widersetzen? Was sagt ihre Weigerung über ihr Verhältnis zum König aus? Wo bleibt da der Dank und die Ehre für denjenigen, der für den Reichtum und den Segen seines Volkes verantwortlich ist?
Wir sehen in Vasti eine Geisteshaltung, die zwar gern den Segen des Königs annimmt, aber es nicht für nötig hält, dem König zu danken oder ihm eine Bitte zu gewähren. Sie hat tatsächlich keinen Respekt vor ihm. Was den König bewegt, ist ihr egal.
Wir wissen aus der Purimgeschichte, dass Esther Vasti als Königin ersetzte. Welche Geisteshaltung hatte Esther? Welche Eigenschaften brachte sie mit?
Esther gab ihr Volk und ihre Herkunft nicht an; denn Mordechai hatte ihr geboten, es nicht zu tun. (Esther 2,10)
Esther war eine Jungfrau, die von ihrem Onkel großgezogen wurde. Sie hatte ihren Vater offensichtlich verloren und hatte gelernt, sich ihrem Onkel und Pflegevater Mordechai unterzuordnen und auf ihn zu hören. Sie hatte gelernt ihm zu Vertrauen, zuzuhören und das Gehörte umzusetzen.
Mordechai gebot ihr, ihre Herkunft nicht preiszugeben und Esther gehorchte.
Und auch als sie nicht mehr in Mordechais Haus war, sondern im Palast des Königs, war sie den Worten Mordechais gehorsam.
Esther aber hatte weder ihre Herkunft noch ihr Volk angegeben, wie ihr Mordechai geboten hatte. Denn Esther handelte nach der Weisung Mordechais, wie zu der Zeit, als sie noch von ihm erzogen wurde. (Esther 2,20)
Solang Esther nicht verheiratet war, war Mordechai ihr Haupt. Er war ihr Pflegevater und sie ordnete sich ihm unter, indem sie seinen Worten Gehör schenkte. Sie wollte ihn schließlich auch nicht enttäuschen.
Diese Eigenschaft des Zuhörens kam Esther sehr zu Gute, als sie vor den König treten sollte.
Und als die Reihe an Esther kam, die Tochter Abichails, des Onkels Mordechais, die er als Tochter angenommen hatte, dass sie zum König kommen sollte, wünschte sie sich nichts, als was Hegai, der Kämmerer des Königs, der Hüter der Frauen, ihr riet. Und Esther fand Gnade bei allen, die sie sahen. (Esther 2,15)
Esther ordnete sich den Worten Hegais, der den König und seine Wünsche wohl gut kannte, unter. Esther wollte den König ehren und ihm gefallen. Sie interessierte sich für seine Wünsche und wollte ihnen nachkommen. Und damit schien sie den König als ihr Haupt zu akzeptieren. Und er akzeptierte sie als seine Frau.
Und der König gewann Esther lieber als alle anderen Frauen, und sie fand Gnade und Gunst vor ihm, mehr als alle Jungfrauen; und er setzte die königliche Krone auf ihr Haupt und machte sie zur Königin an Vastis Stelle. (Esther 2,17)
Wenn wir noch einmal zum Gleichnis des Hochzeitsmahls zurückgehen, dann finden wir die genannten Eigenschaften Esthers auch im Gleichnis. Die Gäste, welche im richtigen Gewand erscheinen, haben den Ruf des Königs gehört und sich die Mühe gemacht, den Wünschen des Königs nachzukommen. Sie wollen den König und seinen Sohn ehren und stellen ihre Vorstellungen einer korrekten Kleiderordnung zurück. So können sie in Freiheit und Freude mit dem Königssohn Hochzeit feiern.
An Esther können wir lernen, wie wir unserem König Ehre machen. Mit einem sanftmütigen Geist und Demut im Herzen, kann der König zu uns sprechen. Und durch Gehorsam ehren wir Ihn.
Somit hält, neben all der Freude über die Errettung der Juden vor den Plänen Hamans, Purim für uns auch die Frage bereit:
Was für eine Braut sind wir für Jeschua?
Bildquelle: http://www.freebibleimages.org/illustrations/esther-glorystory/
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Bracha
7. März 2018 @ 15:52
Vielen Dank, lieber Naphtalie,
für den hilfreichen Artikel, uns selbst zu überprüfen!
Was mir nochmal deutlich geworden ist:
Der König lädt seine Königin am siebten Tag zum Fest ein!! (Esther 1.10)
Am siebten Tag ist auch das große Fest YHWH’S: Der Schabbat!! Man spricht im Judentum sogar von der Königin Schabbat!! Der König selbst lädt ein, und die eingeladene Frau kommt einfach nicht!! Sie hat ja ihr eigenes Fest!! Das erinnert mich an die Gemeinde, die sich als ‘Braut ‘sieht, es aber nicht für nötig hält am siebten Tag zum Fest zu gehen, sondern sich an die selbstgebastelten Festzeiten hält. Dies ermahnt uns nochmals, tunlichst den Schabat und die Feste YHWH’s zu halten und unter keinen Umständen andere Festzeiten zu feiern! Wir wollen doch mit dem König zusammensein!
Naphtali
7. März 2018 @ 21:21
Danke Bracha für Deine wertvolle Ergänzung.
Liebe Grüße und viel Segen
Naphtali