Chanukka – feiern oder nicht?
Innerhalb der Torah sind uns im Buch Leviticus Kapitel 23 Gottes Feste überliefert. Darin finden wir unter anderem den Schabbat, Pessach, Schavuot, Jom Kippur und Sukkot. Die dort beschriebenen Moedim sind verbindliche Verabredungen mit dem Allmächtigen für all diejenigen, die sich im Bund mit ihm befinden.
Chanukka gehört nicht zu diesen gebotenen Festtagen. Es basiert auf historischen Ereignissen, die uns durch apokryphe Schriften, die beiden Makkabäerbücher, überliefert sind. Nicht in jeder Bibel werden die Apokryphen mitgeliefert. Ihr Status (heilig oder nicht?) ist bei Gelehrten, Theologen sowie vielen Gläubigen umstritten.
Doch es gibt auch Bezüge zu Chanukka in der Bibel. Jeschua beispielsweise nutzte in seiner Ölbergrede immer wieder Begrifflichkeiten, die aus der überlieferten Chanukka-Geschichte stammen. Zudem erfahren wir, dass er zum Fest der Tempelweihe in Jerusalem war (Vgl. Johannes 10,22).
Warum war Jeschua an Chanukka in Jerusalem?
Wenn wir nun der Frage nachgehen, warum Jeschua an Chanukka nach Jerusalem gezogen war, werden wir verschiedene Antworten hören. Dabei kristallisieren sich zwei Lager heraus:
- Jeschua kam, um Chanukka zu feiern. Auch wenn nirgends eindeutig steht, dass er Chanukka gefeiert hat, ist doch anzumerken, dass er sich die Mühe machte, an einem Schabbat während des Festes nach Jerusalem zu gehen. Er nahm an den Festlichkeiten teil und nutzte sie, um das Volk zu lehren.
- Jeschua kritisierte Chanukka. Das andere Lager sieht in Chanukka ein heidnisches Fest, welches von Jeschua nur aufgesucht wurde, um klarzustellen, dass ER das Licht der Welt war. Keinem anderen Gott würde diese Bezeichnung zustehen.
Beide Standpunkte haben ihre Berechtigung. Chanukka ist tatsächlich ein Fest, welches allein auf einer Tradition basiert. Es ist kein explizit gebotenes Fest und erinnert an den Widerstand der Makkabäer gegen die Griechen und die damit verbundene Wiedereinweihung des verfallenen Tempels.
Es ist etwas weit hergeholt, in der Erinnerung an dieses historische Ereignis einen Götzendienst zu sehen. Dennoch ist der zeitliche Zusammenhang zu den heidnischen Feierlichkeiten zur Wintersonnenwende nicht zu leugnen.
Als Jeschua Jerusalem besuchte, um auf dem Chanukkafest zu lehren, haben die römischen Saturnalien sicher auch Einfluss auf die damaligen Juden gehabt. Vielleicht fiel Chanukka in diesem Jahr sogar auf diese römischen Festtage.
Was Jeschua an Chanukka lehrte
Wir können davon ausgehen, dass Jeschuas Aufenthalt zu Chanukka in Jerusalem sich über die Abschnitte Johannes 8,12-10,42 erstreckt. In diesen Kapiteln lehrte er, dass er das Licht der Welt war, heilte einen Blinden und offenbarte sich als der gute Hirte Israels.
Vor dem Hintergrund der jüdischen Feierlichkeiten zur Tempelweihe und den römischen Saturnalien stellte Jeschua klar, dass er der Sohn Gottes und der erwartete Messias Israels war.
Und so hatte er sowohl für die Götzendiener als auch für die aufrichtigen Tempelbesucher ein Wort. Im Grunde hätte Jeschua das Fest auch ignorieren können. Doch offensichtlich war es ihm wichtig, diese Situation zu nutzen und daran teilzuhaben.
Chanukka feiern?
Wenn Jeschua sich aufgemacht hat, um Jerusalem während Chanukka aufzusuchen, dann ist es sicher keine Sünde, wenn wir das Fest halten.
Andererseits haben sich aufgrund der Nähe zu Weihnachten auch einige merkwürdige Bräuche eingeschlichen, die nichts mit den historischen Ereignissen zu tun haben.
Letztlich obliegt es jedem selbst, wie er sich persönlich zu Chanukka positioniert. Es kann jedoch nicht schaden, der Ereignisse rund um die Makkabäer und deren Standhaftigkeit gegen den Götzendienst zu gedenken.
Bildquelle: Pixabay.com
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Michael
7. Dezember 2023 @ 22:23
Als 3. Erklärungsmöglichkeit, warum Jeschua zum Chanukah-Fest nach Jerusalem hinaufging: Zu diesem (klassisch) jüdischen Fest waren viele Juden in Jerusalem. Deshalb wäre es für Jeschua auch einfach eine gute Gelegenheit gewesen, um seine Botschaft an die Zuhörer zu bringen.
Heute ist Chanukah besonders als Lichterfest bekannt aufgrund des angeblichen Wunders, als der (7-armige!) Leuchter im Tempel trotz nicht ausreichenden Öls solange gebrannt haben soll, bis neues bereitet war. Davon wird aber nichts in 1. und 2. Makkabäer berichtet. Chanukah bedeutet Weihung. Was wurde damals eigentlich geweiht, was wurde gefeiert und woran wurde erinnert (s. 1Mak 4,52-59; 2Mak 1,1-18; 10,5-8)?
1. Weihe/Weihung des neuen Brandopferaltars, deshalb wird es auch “Fest der Einweihung des Altars” genannt, das 8 Tage gefeiert wurde (s. 1Mak 4,56.59).
2. Ein Nachfeiern (in der Art) des Laubhüttenfestes inkl. dem Achten Tag (insgesamt also 8 Tage), das zuvor unter der griechischen Besatzung und der Entweihung unter Antiochus Epiphanes nicht möglich war, und als Erinnerung daran, dass sich die Juden auf den Bergen und in Höhlen aufgehalten haben (2Mak 1,9.18; 2Mak 10,6).
3. Zur Erinnerung an die Reinigung des Tempels (2Mak 1,18).
4. Zur Erinnerung an die Weihe des Tempels (2Mak 10,5).
Schalom
Michael
Naphtali
8. Dezember 2023 @ 9:11
Danke für deine Ergänzungen, Michael.