Chanukka und das Feuer auf dem Altar

In jedem Jahr ist Chanukka eine gute Gelegenheit, sich die apokryphen Texte der Makkabäer anzusehen. Ob die Bücher nun zum Kanon der Bibel gehören oder nicht, ist strittig. Fest steht aber, dass die Apokryphen in der Vergangenheit einen höheren Stellenwert hatten, als ihnen heute von verschiedenen christlichen Gemeinden zukommt.
So waren die Apokryphen Bestandteil der ursprünglichen King James Bibel aus dem Jahr 1611. Die Autoren dieser Bibelübersetzung schätzten die Apokryphen als so wichtig ein, dass sie sie in ihre Bibelausgabe aufnahmen. Auch Martin Luther nahm die apokryphen Schriften in seine Bibelausgabe von 1545 auf, weil er sie als nützlich zu lesen erachtete.
Aus diesem Grund wollen wir uns eine Stelle aus dem Zweiten Buch der Makkabäer ansehen, die in einem weiteren Zusammenhang zu Chanukka steht.
Der Brief an die Juden in Ägypten anlässlich des Chanukka-Festes
Zur Zeit der Makkabäer war das Reich Judah keine einheitlich Entität. Tatsächlich lebten die Juden schon weit verbreitet über die damalige Welt und wurden von heidnischen Königen beherrscht. Eine große Gruppe lebte in Judäa, eine weitere in Ägypten.
Die Juden in Judäa nahmen ihre Befreiung von Antiochus und die Wiedereinweihung des Tempels zum Anlass, ihren Brüdern in Ägypten zu schreiben und mit ihnen erneut in eine Einheit zu kommen. Sie luden sie dazu ein, das Chanukka-Fest mit ihnen gemeinsam zu feiern.
Weil wir nun gedenken, am 25. Tag des Monats Kislew die Reinigung des Tempels zu begehen, haben wir’s für unsere Pflicht gehalten, euch das mitzuteilen, damit auch ihr dieses Fest so begeht wie das Laubhüttenfest und das Fest des Feuers, an dem Nehemia, der Erbauer von Tempel und Altar, wieder Opfer darbrachte. (2. Makkabäer 1,18; Luther2017)
In ihrem Brief stellten die Juden den Bezug zwischen Chanukka und Sukkot direkt her. Sie schlugen vor, das Fest der Tempelweihe wie das Fest Sukkot zu feiern, doch nicht im siebenten, sondern im neunten Monat. Interessant ist die Formulierung, dass das Laubhüttenfest zu Nehemias Zeiten auch als das Fest des Feuers bezeichnet wurde.
Was es damit auf sich hat, erfahren wir im weiteren Verlauf des Briefes.
Das Feuer des Tempels
Der zweite Makkabäerbrief klärt uns weiter darüber auf, dass zur Zeit der Zerstörung des ersten Tempels das Feuer vom Altar genommen und verborgen wurde.
Denn als unsre Väter nach Persien weggeführt wurden, haben die frommen Priester jener Zeit Feuer vom Altar genommen und es heimlich in der Höhlung eines Brunnens versteckt, der eine wasserfreie Stelle besaß; dort verwahrten sie es so, dass niemand den Ort erfuhr. (2. Makkabäer 1,19; Luther2017)
Nach dem Exil und der Rückkehr der Juden ins Land Israel schickte Nehemia die Priester wieder an den Ort des Verstecks, um das verborgene Feuer zu holen. Schließlich sollte auf dem Altar kein fremdes Feuer brennen (Vgl. 4. Mose 26,61). Doch als die Priester das Feuer holen wollten, fanden sie es nicht. Stattdessen fanden sie dickflüssiges Wasser.
Aber wie sie uns berichtet haben, haben sie kein Feuer, sondern dickflüssiges Wasser gefunden. Das gebot er ihnen zu schöpfen und zu bringen. Als nun alles zum Opfer zugerüstet war, hat Nehemia den Priestern befohlen, sie sollten das Wasser über das Holz und das Opfer, das auf dem Holz lag, gießen. (2. Makkabäer 1,21; Luther2017)
Das Feuer des Altars hatte sich in etwas völlig anderes verwandelt. Dickflüssiges Wasser ist nicht unbedingt das, was wir mit Feuer in Verbindung bringen. Warum war es dickflüssig? War es Schlamm und durch Dreck getrübt?
Doch tatsächlich hatte Gott das Feuer seines Altars in dieser für uns sonderbaren Form bewahrt, denn nachdem die Priester alles zum Opfer zugerichtet hatten, geschah Folgendes:
Als sie das getan hatten und nach einiger Zeit die Sonne aufleuchtete und die Wolken vergangen waren, da entzündete sich ein großes Feuer. Darüber verwunderten sich alle. (2. Makkabäer 1,22; Luther2017)
Als das dickflüssige Wasser vom Licht der Sonne bestrahlt wurde, ging es in Flammen auf und das Feuer des Altars brannte wieder. Darüber verwunderten sich alle umstehenden Priester. Es fragt sich woher die Verwunderung kam. Hatten sie denn nicht damit gerechnet?
Brennt unser Feuer?
Da auch unsere Leiber als Tempel des Heiligen Geistes bezeichnet werden (Vgl. 1. Korinther 6,19), können auch wir ähnliche Prinzipien für uns in Anspruch nehmen.
Wenn wir einmal meinen, unser Feuer sei erloschen, dann können wir uns sicher sein, dass YHWH das Feuer in uns bewahrt hat. Vielleicht in einer Form, die wir nicht erwarten, aber es ist jederzeit wieder entflammbar.
Alles, was es braucht, ist ein wenig Licht und wir können wieder brennen für Gott. Doch wo finden wir dieses Licht?
Und so halten wir nun fest an dem völlig gewissen prophetischen Wort, und ihr tut gut daran, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. (2. Petrus 1,19)
Lassen wir uns also von Gottes Wort und seinem Geist füllen. Gerade in diesen Zeiten, die der Zeit der Makkabäer so ähnlich ist, sollten wir uns immer daran erinnern. Das Feuer unseres Tempels kann leicht wieder entzündet werden! Und meist wird dies auf eine Art geschehen, wie wir es gar nicht erwarten.
Ich wünsche euch ein gesegnetes Chanukka-Fest!
Alle Zitate aus den Makkabäerbriefen sind der Lutherbibel in der revidierten Fassung von 2017 entnommen.
Bildquelle: Pixabay.com
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