Chanukka und die Ölbergrede Jeschuas
Das Fest Chanukka hat seinen Ursprung in der Erzählung der Bücher 1. und 2. Makkabäer. Darin wird berichtet, wie Antiochus Epiphanes das damalige judäische Reich übernahm und den Glauben an den Schöpfer von Himmel und Erde durch eine heidnische Religion ersetzen wollte.
Genauer heißt es dazu:
König Antiochus erließ ein Gebot für sein ganzes Reich, dass alle zu einem Volk werden und ihre Gesetze aufgeben sollten. Und alle Völker willigten in das Wort des Königs ein. (1. Makkabäer 1,41-42; Luther 2017)
Indem alle Völker ihre eigenen Gesetze aufgeben sollten, verloren sie ihre Identität. Für Israel bedeutete dies, die Torah, das Gesetz Gottes, aufzugeben. Tatsächlich willigten viele Juden damals ein.
Und auch viele aus Israel willigten ein und opferten den Götzen und entweihten den Sabbat. (1. Makkabäer 1,43; Luther 2017)
Für die Hebräer, die YHWH treu bleiben wollten, bedeutete die Regentschaft von Antiochus grobe Tyrannei. Er verbot die Opfer im Tempel, das Halten des Schabbats oder auch die Beschneidung (Vgl. 1. Makkabäer 1,44-49).
Und wer dem König Antiochus nicht gehorsam wäre, der sollte sterben. (1. Makkabäer 1,50; Luther 2017)
Die Lebenszeit von Antiochus Epiphanes wird von heutigen Historikern und Theologen etwa in die Jahre 215-164 vor dem Messias eingeordnet. Die Unterdrückung der Judäer etwa in die 160er Jahre.
Als Jeschua seine Ölbergrede vor seinen Jüngern hielt (etwa um das Jahr 30 herum), hatte er Zuhörer, deren (Ur-)Großväter diese Zeit möglicherweise noch selbst erlebt hatten. Eventuell hatten die Jünger sogar noch selbst Berichte aus der Familie gehört.
Jeschuas Wortbilder in der Ölbergrede
Chanukka war in der Zeit Jeschuas lang etabliert. Er selbst ging im Winter zum Tempel, um das Fest der Tempelweihe zu feiern oder zumindest anwesend zu sein (Vgl. Johannes 10,22).
In seiner Rede, die er auf dem Ölberg hielt und welche uns zum Beispiel in Matthäus 24 überliefert ist, sprach Jeschua von einer Zeit, in der es wieder zur Verfolgung von torahtreuen Juden kommen würde. Dies würde so weit gehen, dass sogar der Tempel zerstört werden würde.
Jeschua aber sprach zu ihnen: Seht ihr nicht dies alles? Wahrlich, ich sage euch: Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht abgebrochen wird! (Matthäus 24,2)
Die weitere Rede Jeschuas musste für seine Zuhörer ein Bild zeichnen, welches sie durch die Chanukka-Erzählungen sicher gut kannten.
Jeschua sprach von Verfolgungen derer, die an ihm und dem Gesetz Gottes festhalten würden (Vgl. Matthäus 24,9). Wir haben oben gesehen, dass die Zeit unter Antiochus ebenfalls von Verfolgung geprägt war.
Jeschua sprach auch von einem Gräuel der Verwüstung, welches im Tempel aufgestellt werden sollte (vgl. Matthäus 24,15). Auch Antiochus errichtete einen Gräuel der Verwüstung an diesem Ort.
Im 145. Jahr, am fünfzehnten Tage des Monats Kislew, ließ König Antiochus das Gräuelbild der Verwüstung auf den Altar Gottes setzen und in allen Städten Judäas Altäre für Götzen errichten, (1. Makkabäer 1,54; Luther 2017)
Weiter sprach Jeschua davon, dass die Jünger auf die Berge fliehen sollten, wenn sie den Gräuel der Verwüstung sehen würden (Vgl. Matthäus 24,16). Auch die standhaften Juden zur Zeit der Herrschaft Antiochus mussten ihre Häuser verlassen und in Höhlen fliehen.
Viele aus dem Volk schlossen sich denen an, die das Gesetz verlassen hatten, und trieben ihr Unwesen im Lande. Und sie verjagten das Volk Israel, sodass es sich an verborgenen Fluchtorten verstecken musste. (1. Makkabäer 1,52-53; Luther 2017)
Zudem gebot Jeschua seinen Jüngern, dass sie beten sollten, dass ihre Flucht nicht am Schabbat oder im Winter geschehen solle (Vgl. Matthäus 24,20). Auch diese Zeitangaben stehen mit Chanukka in Verbindung. Zum einen findet das Fest im Winter statt. Zum anderen gibt es auch innerhalb der Erzählung um die standhaften Juden zur Zeit der Tyrannei des Antiochus eine Begebenheit bei der der Schabbat eine besondere Rolle spielte.
Mattatias, einer der gerechten Männer, die das Gesetz Gottes nicht übertreten wollten, floh mit einigen Menschen in die Wüste. Dort wurden sie von den Anhängern der Griechen überfallen. Mattatias und seine Männer entschlossen sich, nicht zu kämpfen, da es Schabbat war. In der Folge lesen wir:
So wurden sie am Sabbat überfallen und sie und ihre Frauen und Kinder samt dem Vieh umgebracht, an die tausend Personen. (1. Makkabäer 2,38; Luther 2017)
Zwar entschieden sich die gläubigen Juden nach dieser Tragödie doch am Schabbat zu kämpfen, doch das Leid blieb ihnen nicht erspart.
Die Mahnung Jeschuas zum Gebet dürften die Jünger sehr ernst genommen haben.
Fazit
Wir sehen, dass sich Jeschua in seiner Endzeitrede sehr wohl auf Bilder bezog, die die Jünger durch die Chanukka-Erzählung kennen mussten. Mit den Worten Jeschuas hatten diese auch gleich ein Gespür dafür, wie herausfordernd die Zeit werden würde, von der der Messias sprach.
Wenn wir glauben, dass sich Geschichte wiederholt (Vgl. Prediger 1,9), dann tun wir gut daran, uns auch die Geschichte um Chanukka genauer anzusehen. Sie scheint so etwas wie eine Blaupause zu sein, wie wir auch durch sehr schwierige Zeiten kommen können. In einem Chanukka-Artikel von 2020 haben wir uns eingehender mit den damaligen Helden beschäftigt.
Lasst uns von ihnen lernen und dieselbe Standhaftigkeit an den Tag legen, wenn es nötig ist!
In jedem Fall wünsche ich all denen, die es feiern, ein gesegnetes Chanukka.
Bildquelle: Sweet Publishing / FreeBibleimages.org (CC BY-SA 3.0)
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