Chanukka und die Helden vergangener Tage

Chanukka ist eines der Feste, welche sich nicht ausdrücklich in den Jahresfesten der Torah (Vgl. 3. Mose 23) wiederfinden. Die Grundlage für Chanukka bilden die Makkabäerbücher, welche geschichtlich erst viel später als die fünf Bücher Mose entstanden.
Nun kann darüber gestritten werden, ob die Makkabäerbücher überhaupt Teil der Bibel sind bzw. waren und ob Chanukka demnach überhaupt ein Fest ist, welches wir feiern sollten. Es ist sicher richtig, dass Chanukka im Laufe der Zeit seinem eigentlichen Charakter beraubt und zumindest in Teilen immer mehr dem heidnischen Weihnachten angeglichen wurde. Doch das moderne Bild sollte nicht unsere Vorstellung dieses Festes prägen.
Jeschua und Chanukka
Tatsächlich bezog sich unser Meister und Rabbi Jeschua nicht nur einmal auf dieses Fest. Zunächst wissen wir aus dem Johannesevangelium, dass er extra nach Jerusalem zum Fest der Tempelweihe hinaufgezogen war.
Es fand aber in Jerusalem das Fest der Tempelweihe statt; und es war Winter. (Johannes 10,22)
Darüber hinaus nutzte Jeschua in seiner sogenannten Ölbergrede ganz gezielte Anspielungen auf die Zeit der Makkabäer. Seine damaligen Zuhörer kannten vermutlich noch die Geschichten ihrer Groß- oder Urgroßväter, die in der Zeit des Widerstandes gegen die griechische Besatzung lebten und verstanden diese Anspielungen sofort.
So sprach Jeschua vom Gräuel der Verwüstung (Vgl. Matthäus 24,15), der Flucht im Winter oder am Schabbat (Vgl. Matthäus 24,20), von der Zerstörung des Tempels (Vgl. Matthäus 24,2) oder von der Zunahme der Gesetzlosigkeit (Vgl. Matthäus 24,12). All dies sind Bilder, die klare Bezüge auf Chanukka haben.
Einer der Ausgangsfragen, die die Jünger stellten und die Jeschua mit seiner Rede beantworten wollte, lautete:
Als er aber auf dem Ölberg saß, traten die Jünger allein zu ihm und sprachen: Sage uns, wann wird dies geschehen, und was wird das Zeichen deiner Wiederkunft und des Endes der Weltzeit sein? (Matthäus 24,3)
Seine Rede bezog sich also auf Geschehnisse in der Endzeit. Mit anderen Worten können wir festhalten, dass Jeschua die Zeit der Makkabäer mit der Endzeit in Verbindung brachte, was seine Zuhörer wohl auch verstanden haben müssen.
Die Zeit der Makkabäer
Mattatias, der Vater des späteren Makkabäergeschlechts, erlebte eine Zeit, in der seine Mitmenschen sich offen für die Lebensweise der Griechen entschieden. Sie wollten nach den Gesetzen der Griechen leben und nicht in der Freiheit der Torah (Vgl. Jakobus 2,12). Und so lesen wir, dass sie die Griechen einluden und baten, ihre Kultur im damaligen Judäa zu etablieren.
Zu dieser zeit traten in Israel frevelhafte Leute auf; die überredeten viele und sagten: Lasst uns ein Bündnis mit den Völkern ringsum schließen; denn wir haben viel leiden müssen seit der zeit, da wir uns von den Völkern abgesondert haben. Diese Meinung gefiel ihnen gut. Und einige aus dem Volk entschlossen sich, zum König zu gehen; der gestattete ihnen, heidnische Lebensweisen einzuführen. Da richteten sie in Jerusalem ein Gymnasion her, wie es auch die Heiden hatten, ließen ihre Vorhaut wieder herstellen und fielen vom heiligen Bund ab, passten sich den anderen Völkern an und gaben sich dazu her, allen Lastern zu frönen. (1. Makkabäer 1,11-15; Luther 2017)
Mit der Abwendung Judas vom heiligen Bund und damit von der Herrschaft Gottes, zog auch bald ein anderer Bündnispartner in Judäa ein, der seine Herrschaftsform mitbrachte.
Nach zwei Jahren sandte der König den obersten Steuereinnehmer in die Städte Judäas; der kam mit einer großen Schar Bewaffneter nach Jerusalem. Und er redete voll Hinterlist friedliche Worte zu ihnen, und sie glaubten ihm. Er aber überfiel die Stadt unversehens, hauste übel in ihr und brachte viele aus Israel um. Und er plünderte die Stadt, steckte sie in Brand und riss die Häuser und Mauern ringsum nieder. (1. Makkabäer 1,29-31; Luther 2017)
Wieder einmal bewahrheitete sich die Warnung, die schon Samuel dem Volk Israel mitgab, als dieses sich einen König wünschte, wie alle anderen Völkern ihn auch haben.
und sprach: Das wird des Königs Recht sein, der über euch herrschen wird: Eure Söhne wird er nehmen für seinen Wagen und seine Gespanne, und dass sie vor seinem Wagen herlaufen, und zu Hauptleuten über Tausend und über Fünfzig, und dass sie ihm seinen Acker bearbeiten und seine Ernte einsammeln und dass sie seine Kriegswaffen machen und was zu seinen Wagen gehört. Eure Töchter aber wird er nehmen, dass sie Salben bereiten, kochen und backen. Eure besten Äcker und Weinberge und Ölgärten wird er nehmen und seinen Großen geben. Dazu von euren Kornfeldern und Weinbergen wird er den Zehnten nehmen und seinen Kämmerern und Großen geben. Und eure Knechte und Mägde und eure besten Rinder und eure Esel wird er nehmen und in seinen Dienst stellen. Von euren Herden wird er den Zehnten nehmen, und ihr müsst seine Knechte sein. (1. Samuel 8,11-17)
Wann immer die Menschen wünschen, dass andere Menschen über sie herrschen, werden sie in der Tyrannei enden. Ihr Eigentum wird ihnen geraubt und ihre Kinder getötet.
Die Makkabäer als Helden ihrer Zeit
Doch Mattatias und seine Söhne wollten sich der Tyrannei ihrer Tage nicht beugen. Sie hatten den Mut, ihren Überzeugungen treu zu bleiben und sich dem Wahnsinn ihrer Zeit nicht unterzuordnen.
Und Mattatias rief laut durch die Stadt: Wer für das Gesetz eifern und den Bund halten will, der ziehe mit mir! So flohen er und seine Söhne ins Gebirge und ließen alles zurück, was sie in der Stadt besaßen. Da zogen viele, die nach Recht und Gerechtigkeit verlangten, in die Wüste hinaus und blieben dort mit Frauen und Kindern und ihrem Vieh; denn die Unterdrückung war ihnen allzu schwer geworden. (1. Makkabäer 2,27-30)
Mattatias, seine Familie und viele Anhänger verließen ihre Häuser, ihre Stellung, ja ihr Leben in der damaligen Gesellschaft, weil ihnen das Leben in der Wüste mehr Freiheit versprach. Unter keinen Umständen wollte sie sich unter das Joch der Griechen stellen.
Wir sollten außerdem bedenken, dass die Unterdrückung zwar von der griechischen Kultur ausging, aber tatsächlich durch die jüdischen Brüder umgesetzt wurde. Somit war die jüdische Gesellschaft zum Zeitpunkt der Makkabäer tief gespalten.
Da schlossen sich ihnen tapfere Männer aus Israel an, die Gruppe der Hasidäer, alle treue Anhänger des Gesetzes. Zu ihnen kamen alle, die vor der Unterdrückung flohen, und verstärkten sie. So sammelten sie ein Heer und erschlugen in ihrem Zorn viele Frevler und in ihrem Eifer viele Abtrünnige; die Übrigen aber flohen und entkamen zu den Heiden. (1. Makkabäer 2,42-44; Luther 2017)
Chanukka als Vorbild für den Überrest in der Endzeit
Die Entschlossenheit der Makkabäer, sich deutlich gegen die Gesetzlosigkeit und die Tyrannei ihrer Zeit zu positionieren, war sicherlich in gewissem Maße riskant. Dennoch war ihnen der Erhalt des ewigen Bundes mit YHWH viel wichtiger als ihr eigenes Leben.
So können wir in Chanukka mehr als nur das Lichterfest sehen. Wir gedenken mit diesem Fest den Helden der damaligen Zeit, die den Mut aufgebracht haben, gegen die Tyrannei der Heiden aufzustehen und die Torah, das Gesetz der Freiheit, zu verteidigen.
Wenn sogar Jeschua uns in seiner wichtigsten Rede über die Endzeit klare Hinweis auf das Buch der Makkabäer gibt, sollten wir dann nicht wenigstens einen Blick hinein werfen? Und sollten wir nicht mit Stolz auf die Makkabäer blicken, die ihrem Gott treu blieben und den Kampf um diese Treue im Zweifel sogar mit dem Leben bezahlten?
Chanukka ist ein Fest, welches für die Befreiung von einer Fremdherrschaft steht. Auch wenn die Makkabäer nicht in allen Entscheidungen und Handlungen richtig gelegen haben müssen, so können wir uns doch von ihrer Entschlossenheit und ihrem Kämpfergeist inspirieren lassen, befinden wir uns doch derzeit kaum in einer anderen Lage als damals.
Ich wünsche euch ein intensives und gesegnetes Chanukka!
Bildquelle: Pixabay.de
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