#1 – Frauen der Torah kommen zu Wort
Frauen der Torah kommen zu Wort
Einleitende Worte
„Und alles Volk, das im Tor war, samt den Ältesten sprach: Wir sind Zeugen. YHWH mache die Frau, die in dein Haus kommt, wie Rahel und Lea, die beide das Haus Israel gebaut haben…“ (Rut 4,11).
Hier erfahren wir etwas sehr Erstaunliches, nämlich dass das Haus Israel von zwei Frauen gebaut wurde. Haben wir diese Tatsache aus unserem Blickfeld verloren, wenn wir immer nur auf die Väter unseres Glaubens schauen? Und doch steht hier, dass die Fundamente der Identität Israels gemeinsam mit diesen Frauen gesehen werden. Die meisten Auslegungen der biblischen Texte beschäftigen sich ausschließlich mit der Rolle der Männer. Das ist schon so zur Gewohnheit geworden, dass es selbst den Auslegern nicht mehr auffällt und denen, welche exegetische Texte lesen auch nicht mehr. Bedarf es da nicht genau der Frau, als Gehilfin des Mannes, das Gleichgewicht zwischen Mann und Frau wiederherzustellen? „Hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in dem Messias HaMashiah.“ (Gal. 3,28).
Aber was meinen denn die Heiligen Schriften, wenn sie von den Vätern des Glaubens sprechen? Nur die Männer? Wie sollen wir die biblische Sprache verstehen? „Hört mir zu, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr YHWH sucht: “Schaut den Fels an, aus dem ihr gehauen seid, und des Brunnens Schacht, aus dem ihr gegraben seid. Schaut Abraham an, euren Vater, und Sarah, von der ihr geboren seid.“ (Jes. 51,1 u. 2) Abraham, der Fels, und Sarah, der Brunnen Schacht, Vater und Mutter als Elternpaar, bilden das Fundament des Hauses Israel. Der Vater, der von YHWH gerufen worden ist und den Segen trägt, ist nicht Abraham allein. Abraham und Sarah sind Israels Elternpaar. Diese Sichtweise ist kein Wunschdenken von Frauen, sondern der biblische Text. Es ist eine Anweisung für alle, die Gerechtigkeit suchen, auf beide zu schauen. Ein einseitiger Blick auf die Patriarchen, ohne ihre Frauen bringt eine Schieflage hervor.
Nehmen wir Abraham. Hätte er ohne Sarah seinen verheißenen Sohn Isaak auf eine übernatürliche Art in seinem hohen Alter bekommen können? Ohne Sarah, welche die von YHWH verordnete Kinderlosigkeit getragen hat und die damit verbundene Schmach. Nein, denn sie erlangten gemeinsam die von YHWH gegebene Verheißung!
Und die biblischen Geschichten erzählen so viel über Frauen. Sie erwähnen ca. 200 Frauen mit Namen und etwa genauso viel Namenlose. Es sind sogar zwei Bücher in der Tenach nach Frauen benannt: Das Buch Rut und das Buch Esther.
Die Frau durfte zwar Jahrhunderte lang nicht von der Kanzel predigen, aber der Zutritt zur Öffentlichkeit blieb ihnen nicht versperrt. Viele Frauen im 19. Jahrhundert, insbesondere in England und in Amerika, schrieben sich von der Seele, was ihnen YHWH aufs Herz legte und ihre Bücher wurden publiziert. Diese Veröffentlichungen gelangten dann dennoch, meist durch Schüler und Studenten, in Akademien und Kirchen. Viele Frauen aus dem englischsprachigen Raum kamen aus gut situierten Elternhäusern, hatten die beste Erziehung genossen, kannten viele Sprachen wie Hebräisch, Griechisch, Latein und lernten weitere Sprachen wie Französisch und Deutsch. Viele Frauen, die schrieben, waren Schwestern, Frauen oder Töchter von Geistlichen und hatten dadurch Zugang zu Bibliotheken. Einige Frauen übersetzten auch die Bibel, wie Helen Spurrell aus dem Hebräischen (1885) und Agnes Smith Levis (1843 – 1926) aus arabischen und syrischen Manuskripten.
Elisabeth Rundle Charles (1821 – 1889), eine beliebte britische Schriftstellerin spiegelte in ihren Schriften die Meinung vieler ihrer Zeitgenossen wieder, wie sie über die Rolle der Frau dachten. Sie hob die weibliche Tugend des Dienens hervor. Das wahre Leben einer Frau setzte sie mit dem dienenden Herzen Y’shuas gleich: „Our Lord Jesus Christ has exalted the mission of women, which is sacrifice and service, not by changing it, but by making it His own, in that He came ‚not to be ministered unto, but to minister and to give His life as a ransom for many‘.“ (Übersetzung: Unser Herr Jesus Christus hat die Aufgabe der Frauen hochgehoben, die Opfer und Dienst ist, indem er sie zu seiner eigenen gemacht hat. Es ging ihm nicht darum, dass ihm gedient werde, sondern dass er diene und sein Leben als Lösegeld für viele gegeben hat.) Die Frauen schrieben Interpretationen über die Bibel, wobei sie sich in ihren Vorworten demütig zu ihren Ausarbeitungen äußerten. Sie verloren nicht aus dem Auge, das diese Domäne eigentlich traditionell den Männern vorbehalten war.
Und wie ist im 21. Jahrhundert?
Auch heute noch gibt es Männer, die vehement behaupten, dass die Frau in der Öffentlichkeit nicht aus der Torah predigen, noch über sie schreiben darf, oder andere, welche die Frauen der Bibel bei ihren Auslegungen einfach unter den Tisch fallen lassen.
„Und Elohim schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Elohims schuf er ihn; männlich (zakar) und weiblich (nequebah).“ (1. Mose 1,27)
(oder: „als Mann und Frau)
Die Frau ist nach Seinem Ebenbild geschaffen.
Wie kann denn YHWH das, was nach Seinem Bild ist, zum Schweigen bringen wollen? Wie könnte Er denn, das Himmlische, Seine Weisheit und Sein Wort, nicht in ihr, auch in ihr, zum Sprudeln bringen wollen? Wie könnte Er denn den Fluss des Lebens, Sein Wort, nicht auch in ihr fließen und aus ihr heraus fließen lassen wollen?
„Und Elohim YHWH sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.“ (1. Mose 2,18)
Das hebräische Wort für Gehilfin ist ‘eser kenegdo’ – eine Helferin ihm gegenüber, ein ihm entsprechendes, ergänzendes Gegenüber.
Das Wort ‘eser’ steht nicht für einen untergeordneten Status. Wir werden die Bedeutung von ‘eser kenegdo’ noch genau untersuchen. Es kommt sehr oft in Verbindung mit Elohim vor. YHWH Elohim selbst ist ein ‘eser’. Erstaunlicherweise bezeichnet YHWH Chavah (Eva) genau mit diesem Wort, das sonst für ihn verwendet wird. YHWH konnte Adam diese, genau diese Hilfe, nicht sein, deswegen stellte er Chavah als ‘eser kenegdo’ an Adams Seite. YHWH als unser Helfer schweigt nicht, er gibt uns seine Torah-Unterweisungen weiter. Wie kann dann eine Gehilfin nach Seinem Bild stumm werden angesichts der Fülle und Schönheit der Torah?
Und die Frauen der Torah haben das Wort verkündigt, es gab Freudenbotinnen des Evangeliums. Auch wenn Luther diese unterschlagen hat, indem er aus ihnen Freudenboten machte! Und sie haben nicht nur das Wort gesprochen, sondern auch danach gehandelt.
Könnte man nicht Elisabeth Rundle Charles Überlegung weiterführen um einen weiteren Gedanken? Our Messiah Y’shua has exalted the mission of women, which is speaking His word in wisdom, not by changing it, but by making it His own, in that He came: ‚the word became flesh‘. (Übersetzung: Unser Messiah Y’shua hat die Aufgabe der Frau erhöht, die da bedeutet, sein Wort in Weisheit zu sprechen, nicht indem er die Aufgabe veränderte, sondern zu seiner eigenen machte, in das er kam: Das Wort wurde Fleisch.”)
Und das Wort lebt in der Frau und Y’shua beautragt sie:
“Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage:” (gesprochenes Wort, Torahbotschaft): „Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Elohim und zu eurem Elohim“ (Joh. 20,17).
Und Maria von Magdala geht und verkündigt (!!!) diese Worte den Jüngern.
Und hat nicht YHWH seine Gemeinde als Frau bezeichnet:
„Denn YHWH hat dich zu sich gerufen wie ein verlassenes und von Herzen betrübtes Weib; und das Weib der Jugendzeit, wie könnte es verstoßen bleiben! spricht dein Elohim.“ (Jes. 54,6)
Auch Johannes hat von einer Frau gesprochen:
„Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.“ (Off 12,1).
Wenn es Y’shua gefällt von seiner Gemeinde als von Seiner Frau zu sprechen, wer sind wir, die wir sie ihrer Rolle berauben oder sie gar mundtot machen wollen?
Ich freue mich sehr über eure Kommentare.
Seid reich gesegnet
Emuna
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Beatrix
26. Januar 2015 @ 15:23
Amen!! 🙂 Ohja, wie angenehm, wahr und auferbauend sind deine Ausführungen hier, liebe Emuna. Sie sind Balsam für so manchen Hieb, den man einsteckte. Dein letzter Satz bindet alles zusammen und zeigt die wundervolle Essenz dieses Themas:
“Wenn es Y’shua gefällt von seiner Gemeinde als von seiner Frau zu sprechen, wer sind wir, die wir sie ihrer Rolle berauben oder sie gar mundtot machen wollen?” Wiederum Amen und danke geliebter Yeshua ♥ 🙂
Emuna
26. Januar 2015 @ 15:27
Liebe Beatrix, danke für deinen Kommentar. Ich bin so gespannt, wohin die Reise gehen wird… ich taste mich vorwärts…. hier könnten viele Frauen zu Wort kommen!
Eva Fehlauer
28. Januar 2015 @ 15:36
Liebe Emuna,
auch ich möchte von ganzem Herzen Amen und danke sagen. Was habe ich schon für “Streitgespräche” geführt und auch Tränen geweint wegen der Hartherzigkeit einiger merk-
würdig verführter Männer. Ich bete darum, dass deine Arbeit gesegnet wird und noch viele Frauen mutig werden im Sinne unseres HERRN.
Liebe Grüße Eva
Emuna
28. Januar 2015 @ 16:25
Liebe Eva,
ja und beide, Frauen und Männer einfach die Sichtweise des Schöpfers besser sehen können.
sei lieb gegrüßt
Emuna
Uta Schmidt
30. Januar 2015 @ 5:26
Da ich mit dem anderen Extrem der weiblichen Emanzipation genau die Erfahrung gemacht habe wie Paulus sie beschreibt, kann ich seine Position gut nachvollziehen. und es währe feige von mir, wenn ich das nicht zugeben könnte. Aus dieser Sicht muss ich ihm Recht geben. Nun ist es aber genau an dieser Stelle auch notwendig zu sagen, dass ein solches Extrem ja nicht den Grund dafür legen kann, dass dadurch alle Frauen unter Generalverdacht gestellt werden dürfen und sie deshalb nun alle die rote Karte bekommen müssen. Ich habe die wunderbare Erfahrung machen dürfen, dass, wenn ich als Frau durch Yeshuas Hilfe zurückkehre unter den Schutz Gottes, eine völlig andere Art der Emanzipation erleben darf als die inzwischen oft pervertierte Form, die wir ja auch zu sehen bekommen und die in der Tat sehr zerstörerisch ist. Nun hätte auch Paulus nichts mehr an mir auszusetzen, denn ich habe das gesunde Mass herausgefunden welches es uns Frauen möglich macht frei zu atmen und nicht an frömmlerischem Misstrauen zu esticken. Wir Frauen brauchen Yeshua um biblisch emanzipiert zu werden im positivsten Sinne. Männer, die das bezweifeln, sollten noch einmal einen Kurs bei IHM machen bis sie ihren Frauen nicht mehr misstrauen, sondern sie aus Yeshuas Hand annehmen. Das würde der Liebe zur Vollkommenheit verhelfen. Das Misstrauen der Geschlechter kann auch nur im Kreuz beendet werden. Das gilt natürlich für beide Seiten. Geduld ist das Geheimnis das uns der Lösung näher bringt. Eine gewisse Leidensfähigkeit gehört auch dazu, womit ich keinesfalls Leidensverliebtheit meine. Selbstachtung hat Yeshua möglich gemacht. Das ist vielen noch nicht aufgegangen. Das ist es was Frauen die Yeshua nachfolgen so “verdächtig” macht. Aber das sind die, die ihm auch in der ersten Zeit ganz nahe waren. Wir bleiben ihm auf den Fersen.
Emuna
30. Januar 2015 @ 17:18
Liebe Uta, danke für deinen Kommentar…. zu Paulus kommen wir noch…
der wird wie so oft gründlich missverstanden….sei reich gesegnet
Silvia
5. Februar 2015 @ 22:36
Ein wirklich spannendes Thema hast du da gewählt, Emuna.
Wieviel Missverständnisse und Leid haben Frauen erlebt.
Mich in meinem Frau sein annehmen zu können, mich zu lieben und meine Gaben waren große Entwicklungen im Heilungsprozess, den Yeshua mit mir geht und für den ich von Herzen dankbar bin. Und es gibt immer noch ein mehr! Das ist sehr motivierend und ermutigend.
Ich freue mich auf die weiteren Lektionen.
Emuna
6. Februar 2015 @ 8:09
Liebe Silvia,
ja, es gibt immer noch mehr und eine Heilung und Erweiterung nicht nur für uns Frauen,
auch für die Männer. ER ist so gut….danke für dein Feedback.
Wolfgang
23. Februar 2015 @ 1:52
Schon von den sogenannten Kirchenvätern bis über die Reformation hinaus (Luther) hat sich das griechische frauenfeindliche Bild in der Lehre breit gemacht. Dabei wurde folgendes “übersehen”: 1. Der Tod kam durch Adam und nicht durch Eva in die Welt
2. Eva wurde betrogen und nicht Adam, d.h. im Umkehrschluss: Adam wusste was er tat. Er sündigte wissentlich, im Gegensatz zu Eva, die getäuscht wurde (1. Tim. 2,14) …
3. und griff nicht ein, sondern wartete ab, was mit Eva passiert, da er bei ihr stand und sie als Versuchskaninchen missbrauchte.
4. Als sie dann nicht sofort tot umfiel biss auch er in die Frucht und der Tod herrschte in der Welt.
Warum hatte er, der alle Tiere beim Namen nannte und eigentlich deshalb der Schlange gegenüber misstrauisch hätte sein müssen (welches Tier konnte schon reden? Es gab ja unter den Tieren keine für Adam entsprechende Hilfe), und dem der Ausspruch Gottes gegeben war, nicht eingegriffen und der Schlange z.B. den Kopf zertreten? Und solange er noch nicht die Frucht probierte, hätte er für seine Eva stellvertretend sterben können und er wäre der Christus geworden, weil sündlos. Aber liebte er seine Eva? Eph. 5, 25-31
Aber so blieb der Tod in der Welt. und
5. die Einheit zwischen Mann und Frau war zerstört und Misstrauen gewichen. Die innige eheliche Gemeinschaft pervertierte zu einem Machtverhältnis (… und er wird über dir herrschen).[Das war Feststellung Gottes der Auswirkung des Sündenfalls, aber keine Legitimation zur Unterdrückung der Frau!!!]
6. Der Erdboden, den Adam hegen und pflegen sollte, führte nun Krieg gegen Adam (im Schweiße deines Angesichts …) und fraß in auf (bis du zurückkehrst zum Erdboden …). 7. Der Vorwurf geht an Adam (weil DU auf die Stimme deiner Frau gehört und gegessen hast von dem Baum, von dem ich DIR geboten habe: DU sollst davon nicht essen…).
8. Adam bekommt keine Verheißung, aber Eva (ihr Same wird der Schlange den Kopf zertreten). Sie wird Mutter aller Lebendigen genannt, aber der Tod herrschte von Adam an in die Welt (Römer 5).
Emuna
23. Februar 2015 @ 8:21
Hallo Herr Baumann,
ich möchte mich ganz herzlich für diesen wertvollen, sehr hilfreichen Kommentar bedanken! Spitze!