Das Neue und Alte Testament im Widerspruch?
Eine spannende Frage ist sicherlich, wie geht man mit Aussagen des Neuen Testaments um, die scheinbar im Widerspruch zum Alten Testament stehen. Allein schon die Worte „neu“ und „alt“ suggerieren, dass „alte“ Inhalte durch neue, jetzt gültige, ersetzt worden sind. Wenn man die Bezeichnungen „Erneuerter Bund“ und Torah dafür nimmt, wird klar, dass die Unterweisungen (=Torah) erneuert worden sind, in dem Sinne, wie ein Mond sich in seinem Kreislauf auch nur erneuert, im Sinne von Zu- und Abnehmen, und kein wirklich neuer Mond am Himmel steht. Yeshua hat gesagt, dass er kam, um die Torah zu erfüllen. Dies ist eine hebräische Redewendung und bedeutet lediglich, dass er kam, um sie richtig zu erklären.
In der Tenach finden wir sämtliche Unterweisungen YHWHs. Als die Lehrer des Erneuerten Bundes die Gläubigen unterwiesen, gab es nur die Tenach. Ich bin davon überzeugt, dass sie es nie gewagt hätten, YHWHs heilige Unterweisungen zu ändern. Sie haben alle Torah gelehrt.
Aus meiner Sicht gibt es im Wesentlichen drei Möglichkeiten, weswegen es zu Behauptungen kommen kann, dass im Erneuerten Bund gegensätzliche Aussagen stehen, als diejenigen, die die Torah lehrt.
- Übersetzungsfehler
- Falsche Lehren, die so lange falsch gelehrt worden sind, dass sie einfach schon deswegen so geglaubt werden und man deswegen die wirklich geschriebenen Inhalte gar nicht mehr wahrnehmen kann
- Fehlende Informationen, um Ausführungen wirklich einordnen zu können.
Beispiele
1. Übersetzungsfehler: Das griechische Wort telos hat zwei Bedeutungen. Ende und Erfüllung, Erreichen eines bestimmten Zieles, siehe Strongs 5056. So wurde Römer 10:4 übersetzt: Denn Christus ist das Gesetzes Ende; dabei ist gemeint, er ist die Erfüllung der Unterweisungen (er kam, um sie richtig darzustellen und auszulegen und nicht, wie behauptet wird, er hat die Torah abgeschafft).
2. Falsche Lehre: Apg 15 – es wurde Jahrhunderte lang gelehrt, dass die Christen nur diese 4 Unterweisungen zu halten brauchen. Liest man genau den Text (ohne falsche Lehrbrille), sieht man, dass sich diese Anordnung nur an Heiden richtet, die sich zu Elohim bekehren, also im Stadium der unmittelbaren Hinwendung zu YHWH sind (Vers 19). Diesen wollten man in diesem anfänglichen Bekehrungsprozess keine Unruhe machen und sie nicht mit den 613 Anweisungen konfrontieren. Dann kommt im Vers 21 die Begründung, da „es in allen Städten solche hat, die an allen Sabbattagen in den Synagogen Mose predigen“ und die Neubekehrten so langsam mit den Unterweisungen der Torah konfrontiert würden und Stück für Stück hineinwachsen konnten. Sehr weise.
3. Fehlende Informationen: Bei den neutestamentlichen Briefen ist auch zu berücksichtigen, dass die Schreiber oft Fragen beantworten, die wir nicht kennen, und Hintergründe beleuchten, die uns unbekannt sind und dass man den Gesamtkontext zu berücksichtigen hat.
Beispiel: „Alles, was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, das esst, und forscht nicht nach, damit ihr das Gewissen beschwert.“ Erste Reaktion, alles Fleisch darf man essen. Wer sagt denn, dass dies Paulus sagen wollte. Er, ein Torahlehrer, könnte das nie und nimmer gelehrt haben. Das griechische Wort kamellon meint hier Schlachtereien und auch Orte, wo Fleisch verkauft wird. Könnte es nicht eher sein, dass er meinte, alles (was ihr von Fleisch kaufen wollt, was rein ist, das musste er nicht extra erwähne, weil es sowieso klar war), das könnt ihr kaufen und essen, aber forscht nicht weiter nach, wie man die Tiere getötet hat und welchen Göttern sie geopfert worden sind. Weil dies übliche Vorgehensweisen in den damaligen Schlachtereinen waren, damit nicht ihre Gewissen belastet worden wären. Paulus schreibt in 1.Kor. 8,4: Was nun das Essen von Götzenopferfleisch angeht, so wissen wir, dass es keinen Götzen gibt in der Welt und keinen Gott als den einen. …Aber nicht jeder hat die Erkenntnis. Denn einige, weil sie bisher an die Götzen gewöhnt waren, essen’s als Götzenopfer; dadurch wird ihr Gewissen, weil es schwach ist, befleckt. Diese Betrachtungsweise stellt die Aussage von Paulus in einen völlig anderen Zusammenhang.
Ich glaube zutiefst, dass alle Torahaussagen gültig sind und dass bei Aussagen im erneuerten Bund, die auf den ersten Blick, widersprechen, man gründlich recherchieren sollte oder sie einfach stehenlassen sollte, bis man das Verständnis erlangt.
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Schmetterling
23. März 2016 @ 0:15
Die Herangehensweise ist sehr klug
Das ist eine sehr weise Einstellung.
Ich habe die Erfahrung gemacht dass das Puzzle nicht nur aus wenigen Teilen besteht. Bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, dass es weit mehr Teile sind als ich mir vorstellen konnte. Und es gibt immer noch neue Teile zu entdecken. Wir brauchen den Mut unsere Lücken zu bekennen. Dann beginnen sie sich zu füllen. Es ist ein Frage des Bittens in all unseren Lebenslagen. Bittet so wird euch gegeben, klopfet an so wird euch aufgetan. Nach und nach kommt dann auch die Fülle. Wir sind aufeinander angewiesen. Berauben lassen müssen wir uns allerdings nicht, der Dieb darf nicht mehr stehlen. Jakobus lehrt uns, dass wir um Weisheit bitten sollen, bzw nicht daran zweifeln sollen wenn wir bitten. Die Wahrheit macht wirklich frei, wenn wir nicht nur die Rosinen herauspicken. Kann es sein dass Ephraims Wurzeln durch die Herkunft aus Ägypten beeinträchtigt sind? Das würde vieles erklären.
Emuna
23. März 2016 @ 6:40
Ja, das hängt mit Sicherheit mit Ephraims Wurzeln durch die Herkunft aus Ägypten zusammen.
Ein wunderbares Buch dazu: Die Braut des Messias, Dr. Stephan Bauer