Die Zwei Zeugen (Teil 2) – Die beiden Ölbäume
Im ersten Teil dieser Reihe haben wir festgestellt, dass die Zwei Zeugen im Zuge einer dreieinhalbjährigen Drangsalszeit auf der Erde wirken werden. Sie sind die Zeugen YHWH’s, die Ihn verkünden und auf Seine Gnade und Sein Bündnis hinweisen. Sie bilden das Gegengewicht zum bösen Wirken des Antichristen.
Im Folgenden wollen wir einmal versuchen, die Identität der Zwei Zeugen aus dem Buch der Offenbarung zu entschlüsseln. Wir werden hierzu der Heiligen Schrift selbst den Raum geben, sich auszulegen, indem wir Aussagen von Paulus und der Hebräischen Propheten der Tenach mit den Aussagen aus dem Buch der Offenbarung verbinden.
Wir erhalten viele Hinweise aus den Schilderungen von Johannes, um wen es sich bei den Zwei Zeugen handelt. Wir müssen nur an den richtigen Stellen nachsehen, um diese Hinweise zu deuten.
Insbesondere soll uns in diesem Teil das Bild der zwei Ölbäume beschäftigen.
Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. (Offenbarung 11,4)
Das Bild von Öl- oder Olivenbäumen ist ein bekanntes Bild durch die gesamte Heilige Schrift hindurch. So ist der Ölbaum grundsätzlich ein Bild für einen gesalbten Jünger Jeschuas. Für einen Menschen, der in der Gnade Gottes lebt und Gemeinschaft mit Ihm hat.
Ich aber werde bleiben wie ein grünender Ölbaum im Hause Gottes; ich verlasse mich auf Gottes Güte immer und ewig. (Psalm 52,10)
Doch wer sind die beiden Begnadeten und gesalbten Ölbäume aus dem Buch der Offenbarung? Wie finden wir ihre Identität heraus?
Der Apostel Paulus benutzte in seinem Brief an die Gemeinde in Rom, ebenfalls das Bild zweier Ölbäume. Paulus sprach dort von einem kultivierten bzw. edlen und einem wilden Ölbaum.
Denn wenn du aus dem von Natur wilden Ölbaum herausgeschnitten und gegen die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist, wie viel eher können diese, die natürlichen [Zweige], wieder in ihren eigenen Ölbaum eingepfropft werden! (Römer 11,24)
Wir wollen Paulus’ Auslegungen im Römerbrief nicht in jedem Detail beleuchten. Doch können wir aus seinen Schilderungen die Identitäten der beiden Ölbäume ermitteln?
Bevor Paulus das Bild der Ölbäume benutzt, gibt er deutlich zu verstehen, zu wem er spricht:
Denn zu euch, den Heiden, rede ich: Weil ich Apostel der Heiden bin, bringe ich meinen Dienst zu Ehren, (Römer 11,13)
Somit haben wir Paulus Adressaten, zu denen er spricht. In Vers 24 spricht er dann jeden Einzelnen dieser Heiden mit Du an. Verbinden wir also beide Ideen, sehen wir, dass Paulus wilder Ölbaum die Heiden symbolisiert. Doch wer ist der edle Ölbaum?
…ob ich irgendwie meine Volksgenossen zur Eifersucht reizen und etliche von ihnen erretten kann. Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt [zur Folge hatte], was wird ihre Annahme anderes [zur Folge haben] als Leben aus den Toten? Wenn aber die Erstlingsgabe heilig ist, so ist es auch der Teig, und wenn die Wurzel heilig ist, so sind es auch die Zweige. Wenn aber etliche der Zweige ausgebrochen wurden und du als ein wilder Ölzweig unter sie eingepfropft bist und mit Anteil bekommen hast an der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaums, so überhebe dich nicht gegen die Zweige! Überhebst du dich aber, [so bedenke]: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich! (Römer 11,14-18)
Paulus spricht von seinen Volksgenossen. Er selbst bezeichnet sich als Hebräer aus dem Stamme Benjamin (Vgl. Römer 11,1). Wir haben u.a. in unserem E-Mail-Kurs Juda und Ephraim gelernt, dass das Volk Israel, das Volk der Hebräer, sich nach der Herrschaft Salomos in zwei Reiche aufspaltete. Das Südreich umfasste die Stämme Juda, Benjamin und die gottestreuen Leviten. Das Nordreich umfasste alle anderen zehn Stämme unter der Führerschaft Ephraims.
Während das Südreich in den Prophetien durchgehend als das Haus Juda bezeichnet wird, ist das Nordreich unter verschiedenen Namen zu finden. So wird es als Haus Israel, Joseph oder Ephraim benannt.
Wir wissen auch, dass das Nordreich Israel von dem Bündnis mit YHWH auf seiner Sünden geschieden wurde.
Ich aber sah, dass, obwohl Ich die abtrünnige Israel wegen ihres Ehebruchs entlassen und ihr den Scheidebrief gegeben hatte, sich ihre treulose Schwester Juda nicht fürchtete, hinzugehen und auch Hurerei zu treiben. (Jeremia 3,8)
Der Scheidebrief Gottes gegen Ephraim machte aus dem Nordreich Israel, welches einst ein Bestandteil des heiligen Volkes Gottes war, nichts anderes als eine gewöhnliche weltliche Nation. Oder anders ausgedrückt: Ephraim wurde unter die Heiden gerechnet.
Im Übrigen hatte sein Vater Jakob genau dies über seinen Adoptivsohn Ephraim prophezeit:
Aber sein Vater weigerte sich und sprach: Ich weiß es, mein Sohn, ich weiß es wohl! Auch er soll zu einem Volk werden, und auch er soll groß sein; aber doch soll sein jüngerer Bruder größer werden, und sein Same wird eine Menge von Völkern sein! (1. Mose 48,19)
Was in der Schlachter-2000-Ünersetzung mit „eine Menge von Völkern“ übersetzt ist, kann aus dem Hebräischen auch mit „Fülle/Vollzahl der Heiden“ übersetzt werden. Und damit landen wir wieder bei den Ausführungen von Paulus an die Römer.
Denn ich will nicht, meine Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt bleibt, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Israel ist zum Teil Verstockung widerfahren, bis die Vollzahl der Heiden eingegangen ist; (Römer 11,25)
Könnte es also sein, dass Paulus in Römer 11 von der Vereinigung der beiden Ölbäume in Form der Vereinigung der Reiche Juda und Ephraim spricht? Die Exegese der Bibel deutet darauf hin.
Auch in den prophetischen Schriften werden beide Reiche als Ölbäume bezeichnet.
Und YHWH sprach zu mir: Es besteht eine Verschwörung unter den Männern von Juda und unter den Bewohnern von Jerusalem. Sie sind zu den Sünden ihrer Vorväter zurückgekehrt, die sich geweigert haben, Meinen Worten zu gehorchen; sie selbst sind auch fremden Göttern nachgefolgt und haben ihnen gedient. Das Haus Israel und das Haus Juda haben Meinen Bund gebrochen, den Ich mit ihren Vätern geschlossen habe! Darum, so spricht YHWH: Siehe, Ich will ein Unheil über sie bringen, dem sie nicht werden entfliehen können; und wenn sie dann zu Mir schreien, werde Ich sie nicht erhören. Dann werden die Städte Judas und die Bewohner Jerusalems hingehen und die Götter anrufen, denen sie geräuchert haben, aber sie werden sie zur Zeit ihres Unheils keineswegs erretten können. Denn so viele Städte du hast, Juda, so viele Götter hast du auch, und so viele Straßen es in Jerusalem gibt, so viele Altäre habt ihr der Schande errichtet, Altäre, um dem Baal zu räuchern! Du aber sollst für dieses Volk nicht beten und für sie weder Flehen noch Fürbitte erheben, denn Ich werde keineswegs erhören zu der Zeit, wenn sie wegen ihres Unheils zu Mir rufen werden. Was geschieht Meinem Geliebten in Meinem Haus? Es werden von den Großen gegen ihn böse Anschläge geschmiedet. — Wird das heilige [Opfer-]Fleisch etwa deine Bosheit von dir wegnehmen? Dann kannst du ja frohlocken! »Einen grünen Ölbaum mit schöner, wohlgestalteter Frucht« hat dich YHWH genannt. Mit mächtigem Brausen legt Er nun Feuer an ihn, und seine Äste krachen. Denn YHWH der Heerscharen, der dich pflanzte, hat dir Unheil angedroht wegen der Bosheit des Hauses Israel und des Hauses Juda, die sie verübt haben, um Mich zu erzürnen, indem sie dem Baal räucherten. (Jeremia 11,9-17)
Die oben zitierte Prophetie Jeremias war an das Haus Juda gerichtet, denn Ephraim, das Nordreich, war schon lang durch die Assyrer weggeführt. YHWH beklagte sich, dass es Juda genauso schlimm trieb, wie Israel und musste deshalb das Selbe Gericht über Juda kommen lassen.
Was für uns an dieser Stelle aber von besonderem Interesse ist, ist die Bezeichnung Judas als Ölbaum. Dies bestätigt auch Paulus Bild des (edlen) Ölbaums für Juda.
Der Prophet Hosea, welcher hauptsächlich an das Nordreich gerichtet weissagte, liefert uns die Bestätigung Ephraims in der Gestalt des zweiten Ölbaums.
Ephraims Schuld ist zusammengebunden, seine Sünde ist aufbewahrt… Ich will für Israel sein wie der Tau; es soll blühen wie eine Lilie und Wurzel schlagen wie der Libanon. Seine Schösslinge sollen sich ausbreiten; es soll so schön werden wie ein Ölbaum und so guten Geruch geben wie der Libanon. Die unter seinem Schatten wohnen, sollen wiederum Getreide hervorbringen und blühen wie der Weinstock und so berühmt werden wie der Wein vom Libanon. Ephraim [wird sagen:] »Was soll ich künftig noch mit den Götzen zu schaffen haben?« — Ich, ich habe ihn erhört und auf ihn geblickt! — »Ich bin wie eine grünende Zypresse.« — Es soll sich zeigen, dass deine Frucht von Mir kommt! (Hosea 13,12; 14,7-9)
Wir sehen also, dass sowohl Ephraim als auch Juda von mindestens je zwei Zeugen in der Heiligen Schrift als ein Ölbaum bezeichnet werden. Das heißt beide Reiche bilden zwei Ölbäume.
Können wir dieses Bild der beiden Reiche Israels auf das Bild der Zwei Zeugen übertragen?
Ich glaube schon. Die zwei Zeugen aus dem Buch der Offenbarung können als die beiden Häuser Israels – Ephraim und Juda – gedeutet werden. Wenn dies so ist, dann hat das Auftreten der Zwei Zeugen weniger damit zu tun, dass wir passiv auf das Erscheinen von bestimmten Persönlichkeiten warten. Vielmehr sind wir als Teil Israels, als ein Angehöriger einer der beiden Häuser, direkt angesprochen. Die Prophetie der Zwei Zeugen spricht uns damit direkt an und gibt uns auch einen Auftrag.
Wir werden im nächsten Teil noch weitere Belege dafür sehen, dass die Zwei Zeugen als die beiden Häuser Israels gedeutet werden können. Außerdem werden wir beginnen, den konkreten Auftrag, der mit den Zwei Zeugen verbunden ist, genauer zu untersuchen und den Bezug zu uns herzustellen.
Bildquelle: https://pixabay.com/de/%C3%B6lbaum-mehr-olive-der-alte-baum-333973/ (Bild wurde bearbeitet.)
- 29 Acharei Mot – “Nach dem Tod” - 28. April 2024
- Erstlingsfrucht und Auferstehung: Die messianische Bedeutung von Jom HaBikkurim - 24. April 2024
- Vom Lamm zum Retter: Einblicke in den Dienst Jeschuas - 17. April 2024