#05 Chajeh Sarah – „das Leben Sarahs“
Chajeh Sarah
1. Mose 23,1-25,18
1. Könige 1,1-31; Johannes 4,3-14
Als Sarah gestorben war, nahm sich Abraham eine neue Frau.
Und Abraham nahm wieder eine Frau, die hieß Ketura. (1. Mose 25,1)
Wenn wir bedenken, wie ausführlich wir doch über die erste Frau an Abrahams Seite, Sarah, informiert wurden, so verkommt Keturah nur zu einer Art Randnotiz. Aber ist das so oder steckt hinter dieser zweiten Frau mehr, als wir auf den ersten Blick feststellen können?
Der Name Ketura
Schauen wir uns zunächst einmal den Namen dieser zweiten Frau an. In der Bibel hat schließlich jeder Name sowie jede Ortsbezeichnung eine Bedeutung.
Den Namen Ketura können wir von einer ganz bestimmten Wurzel herleiten. Diese lautet קָטַר (katar) und kann mit Räuchern, in Rauch aufgehen lassen oder Verbrennen übersetzt werden. Allerdings steht dieses Räuchern in der Schrift in der Regel im Zusammenhang mit den Opfern, die einen lieblichen Geruch für Gott hervorbringen.
Und Aaron soll wohlriechendes Räucherwerk auf ihm räuchern, Morgen für Morgen; wenn er die Lampen zurichtet, soll er es räuchern. (2. Mose 30,7)
seine Eingeweide aber und seine Schenkel soll er mit Wasser waschen; und der Priester soll das Ganze auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen als ein Brandopfer, ein Feueropfer zum lieblichen Geruch für YHWH. (3. Mose 1,9)
Mit der zweiten Frau Abrahams, Ketura, können wir ein wohlgefälliges Opfer für Gott verbinden. Paulus verrät uns, wie wir diese Opfer darbringen sollen.
Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: Das sei euer vernünftiger Gottesdienst! Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. (Römer 12,1-2)
Das Wort Gottes gibt uns den Hinweis, dass Ketura eine rechtschaffende Frau gewesen sein muss. Dies hatte sie mit Sarah wohl gemeinsam. Doch warum erfahren wir nichts über sie?
Die Identität Keturas
Nun, vielleicht haben wir schon eine ganze Menge von ihr erfahren – nur unter einem anderen Namen.
In der jüdischen Tradition wird Ketura mit Hagar gleichgesetzt. Es gibt dafür zahlreiche Überlegungen, die wir uns an dieser Stelle sparen wollen. Doch gehen wir einmal davon aus, dass diese Annahme wahr ist.
Hagar war die Magd von der bis dahin unfruchtbaren Frau Abrahams. Sarah hatte eines Tages die Idee, dass Abraham doch mit Hagar Nachkommen zeugen könnte. Dieser Nachkomme würde dann der Sarah zugestanden.
Abraham und Hagar ließen sich beide darauf ein. Die Magd gebar dem Patriarchen seinen ersten Sohn. In der Folge entstanden Streitigkeiten zwischen den beiden Frauen, die dazu führten, dass Hagar vor Sarah floh. Es war der Engel YHWHs, der Hagar am „Brunnen des Lebendigen, der mich sieht“ fand und ihr Mut zusprach. Hagar kehrte daraufhin zurück in Abrahams Haus und demütigte sich unter die Hand ihrer Herrin (Vgl. 1. Mose 16).
Wir können uns vorstellen, dass das Leben für sie nicht leicht gewesen sein mag. Möglicherweise hat Sarah sie weiterhin verächtlich behandelt. Wir lesen zwar nichts mehr davon, aber möglich wäre es. Wir lesen aber auch nicht, dass Hagar in irgendeiner Form protestiert hätte.
Auch als Abraham Hagar und Ismael schweren Herzens des Hauses verweisen musste, weil Ismael sich an seinem Bruder Isaak vergangen hatte, lesen wir nicht, dass Hagar sich beschwert hätte. Im Gegenteil, sie gehorchte und verließ ihre Herrin.
Und wieder war es der Engel YHWHs, der sie stärkte (Vgl. 1. Mose 21,9-21).
Dass Hagar offensichtlich auch eine bedeutende Rolle im Leben Isaaks gespielt hat, können wir daran erkennen, dass Isaak sich ebenfalls an den “Brunnen des Lebendigen, der mich sieht” zum Beten zurückzuziehen pflegte (Vgl. 1. Mose 24,62-63).
Die Transformation Hagars
Hagar, deren Name mit „der Fremde“ oder „der Gast“ übersetzt werden kann, tritt in Chajeh Sarah erneut als Ketura in Erscheinung. Dieses Mal ist sie nicht die Magd, die aus dem Haus geworfen wurde, sondern die Frau an Abrahams Seite.
Die Magd aus Ägypten hatte sich verwandelt in ein wohlriechendes Opfer Gottes. Sie war fruchtbar und die Mutter vieler Völker geworden.
Doch ist Hagars Lebensweg nicht auch ein Bild für den unseren? Sind wir nicht die Fremdlinge, die zu Jeschuas Wiederkunft so verändert sein wollen, dass ihr altes Leben als Ägypter nicht erkennbar ist? Wollen wir nicht auch eine neue Identität und damit auch einen neuen Namen als Hebräer?
Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna zu essen geben; und ich werde ihm einen weißen Stein geben und auf dem Stein geschrieben einen neuen Namen, den niemand kennt außer dem, der ihn empfängt. (Offenbarung 2,17)
Lasst uns den Weg Hagars gehen, als demütige Fremdlinge in dieser Welt, die nicht protestieren oder rebellieren, sondern sich dem Leben fügen, welches Gott für uns bestimmt hat. Der Lohn dieses Weges ist ein neues Leben an der Seite Jeschuas, so wie Ketura/Hagar ein neues Leben an der Seite Abrahams beginnen konnte.
Bildquelle: The Jewish Museum / A gift of the heirs of Jacob Schiff (CC BY 3.0 DEED)
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