#03 Lech Lecha – „Geh für dich!“
Lech Lecha
1. Mose 12,1-17,27
Jesaja 40,27-41,16; Johannes 8,51-58
Manche Situationen in unserem Leben laufen immer nach dem selben Schema ab. Nehmen wir einmal an, wir stehen auf der Arbeit vor einer Beförderung. Und obwohl wir die besseren Qualifikationen für den Job haben, bekommt ihn dennoch ein anderer. Da denken wir noch, wir hätten eben einfach Pech gehabt.
In den nächsten Situationen geht es um die Wahl des Vereinsvorstandes oder Gemeinderatsvorsitzenden und immer wieder geht der Posten an uns vorbei. Nun kann es sein, dass es hier tatsächlich eine geistliche Architektur im Hintergrund gibt, die in unser Leben hineinwirkt. Wir könnten auch sagen, dass auf unserem Leben eine Bestimmung liegt, die uns gewisse Türen öffnet und andere schließt. Es stellt sich lediglich die Frage, woher diese Bestimmung kommt.
In der aktuellen Lesung finden wir ein Beispiel einer solchen geistlichen Architektur und deren Wirkung.
Der Krieg im Tal Siddim
In der Lesung Lech Lecha erfahren wir von einem Krieg, der zwischen den Königen am Salzmeer und Kedor-Laomer und seinem Gefolge ausgebrochen war.
Und es geschah zur Zeit Amraphels, des Königs von Sinear, Ariochs, des Königs von Ellasar, Kedor-Laomers, des Königs von Elam, und Tideals, des Königs der Gojim, 2 dass sie Krieg führten mit Bera, dem König von Sodom, und mit Birsa, dem König von Gomorra, und mit Sinab, dem König von Adama, und mit Semeber, dem König von Zeboim, und mit dem König von Bela, das ist Zoar. (1. Mose 14,1-2)
Es standen sich also die fünf Könige der Städte Sodom, Gomorra, Adma, Zebojim und Zoar und die vier Könige um Kedor-Laomer und Amraphel gegenüber.
Um die Situation etwas besser zu verstehen, wollen wir einmal schauen, welche Mächte hier miteinander in den Krieg zogen.
Die fünf Städte am Salzmeer waren Siedlungsgebiete der Kanaaniter.
Und das Gebiet der Kanaaniter erstreckte sich von Zidon an bis dahin, wo man von Gerar nach Gaza kommt; nach Sodom und Gomorra, Adama und Zeboim hin, bis nach Lascha. (1. Mose 10,19)
Folglich können wir davon ausgehen, dass die fünf Könige ebenfalls Kanaaniter waren und ein kanaanitisches Volk regierten.
Auf der anderen Seite befand sich der König Amraphel, welcher in der jüdischen Tradition mit Nimrod gleichgesetzt wird. Kedor-Laomer wird in einigen Schriften wie dem Buch Jaschar auch als Heerführer Nimrods bezeichnet.
In Anbetracht der oben aufgeführten Informationen können wir davon ausgehen, dass die kanaanitischen Könige sich gegen das damalige Weltreich auflehnten.
Sie waren zwölf Jahre lang Kedor-Laomer untertan gewesen, aber im dreizehnten Jahr fielen sie von ihm ab. (1. Mose 14,4)
Eigentlich hätte ihnen klar sein müssen, dass dieser Feldzug nicht gelingen konnte.
Der Fluch über Kanaan
Wenn wir an die letzte Paraschat Noach zurückdenken, dann haben wir dort ein wichtiges Detail über Kanaan erfahren.
Schauen wir uns kurz die gesamte Geschichte an. Als Noah aus der Arche stieg, legte er einen Weinberg an. Nachdem dieser Früchte getragen hatte, konnte Noah eines Tages nicht widerstehen und betrank sich. Als Noah sich im Delirium befand, kam Ham zu ihm und sah die Blöße seines Vaters und erzählte es seinen Brüdern. Wir wissen nicht, was genau passiert war, aber es muss so schlimm gewesen sein, dass Noah als Konsequenz einen der Söhne von Ham verfluchte.
Der Fluch über Kanaan lautete:
da sprach er: »Verflucht sei Kanaan! Ein Knecht der Knechte sei er seinen Brüdern!« (1. Mose 9,25)
Dieser Fluch bedeutete, dass Kanaan nie eine Führungsrolle würde einnehmen können. Er würde nie unter den Erstgeborenen sein. Seine Bestimmung war es fortan, als Knecht und Diener unter einem Herren zu stehen.
Dies kam auch in den Seegensprüchen über Sem und Japhet zum Ausdruck, in denen es hieß, dass Kanaan in den Zelten der Brüder wohnen sollte (Vgl. 1. Mose 9,26-27).
Als die fünf Kanaanitischen Könige tributpflichtig unter Kedor-Laomer lebten, erfüllten sie ihre Bestimmung und hatten relativen Frieden. Als sie aber gegen ihren Herren rebellierten, mussten sie scheitern, da der Fluch des Stammvaters Noah auf ihnen lastete.
So lässt sich auch das göttliche Gericht über Sodom und Gomorra zum Teil damit erklären, dass die Einwohner von Sodom den gerechten Lot aus dem Haus Sems unterdrückten und misshandelten.
Doch mussten die Kanaaniter für immer und ewig unter dem Fluch Noahs leben?
Flüche können gebrochen werden
Wenn wir uns Kanaan ansehen, dann können wir nicht feststellen, dass der Fluch über diesen Volksstamm jemals wirklich aufgehoben worden wäre. Im Gegenteil, als Israel ins Land Kanaan kam, hatte das Volk Gottes den Auftrag, die Kanaaniter komplett auszulöschen (Vgl. 2. Mose 23,23-33).
Doch grundsätzlich sollten wir uns die Frage stellen, wenn wir entsprechende Mechanismen in unserem Leben erkennen, ob diese so bleiben müssen. Könnte ein Fluch auf uns lasten? Und wie können wir ihn brechen?
Zunächst einmal haben wir eine klare Zusage aus der Schrift, dass unverdiente Flüche an uns vorbeigehen.
Wie ein Sperling davonflattert und eine Schwalbe wegfliegt, so ist ein unverdienter Fluch: Er trifft nicht ein. (Sprüche 26,2)
Doch was ist, wenn wir merkwürdige Mechanismen bereits in unserem Leben sehen? Wenn wir uns Kanaan ansehen, dann können wir mit Ausnahme einer Frau keine Anzeichen von Umkehr erkennen.
Die Hure Rahab war mit samt ihrer Familie die einzige Frau aus Kanaan, bei der wir eine echte Umkehr erkennen können. In der Folge lebte sie mitten unter den Kindern Israels.
So ließ Josua die Hure Rahab leben samt dem Haus ihres Vaters und allen ihren Angehörigen; und sie blieb mitten in Israel wohnen bis zu diesem Tag, weil sie die Boten verbarg, die Josua gesandt hatte, um Jericho auszukundschaften. (Josua 6,25)
Indem sie sich Israel anschloss, galt auch das Gesetz, die Torah, Israels für sie. Und mit diesem Gesetz konnte sie auch die Flüche ihrer Ahnen hinter sich lassen.
Wen wir uns für Jeschua entscheiden und dem Volk Gottes, Israel, beitreten, dann gelten fortan die Gesetze des himmlischen Königs für uns. Wir sind nicht mehr länger Heiden aus den Nationen, sondern Hebräer, die die Welt und ihre Vergangenheit in dieser hinter sich gelassen haben.
Darum: Ist jemand in Messias, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden! (2. Korninther 5,17)
Durch den Tod und die Wiederauferstehung des Messias haben wir die Chance auf einen kompletten Neuanfang. Die Flüche, die wir von unseren Vätern geerbt haben, können wir durch den Opfertod Jeschuas auch mit unserem alten Menschen begraben.
Alles, was es dafür braucht, ist echte Umkehr und die Lossagung von den Flüchen unsere Väter.
Somit wird nicht mehr die Architektur des Feindes in unserem Leben wirken, sondern die Architektur Gottes. Sein Plan wird sich in unserem Leben entfalten, wenn wir treu an seiner Seite stehen und unser altes Leben loslassen.
Was das bedeutet, sehen wir an Abram. Er war in der Lage, die damalige Weltmacht um Amraphel mit gerade einmal 318 Männern zu schlagen und seinen Neffen Lot zu befreien.
Ich wünsche uns, dass sich die Segnungen Abrams auch in unseren Leben entfalten. Amen!
Bildquelle: Pexels.com
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