#1 Bereschit – „Im Anfang“
Bereschit
Mose 1,1-6,8
Jesaja 42,5-43,10; Johannes 1,1-17
Mit der Lesung Bereschit beginnen wir einen neuen Torahzyklus. Wir wissen, dass Gott in seiner Schrift sämtliche Prinzipien bereits im Anfang verschlüsselt hat.
Ich verkündige von Anfang an das Ende, und von der Vorzeit her, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Mein Ratschluss soll zustande kommen, und alles, was mir gefällt, werde ich vollbringen. (Jesaja 46,10)
Demnach sehen wir insbesondere in den ersten Kapiteln der Bibel wichtige Grundlagen, die unser Leben begleiten werden.
Das Prinzip der Dualität
Bereschit berichtet uns von der Schöpfung der Erde in sieben Tagen. Sechs Tage schuf Gott die Erde und komplettierte sein Werk mit Ruhe am siebenten Tag – dem Schabbat.
Dabei zeichnen sich die ersten vier Schöpfungstage durch eine Dualität aus. Diese Dualität werden wir im Folgenden betrachten.
Der erste Tag
Am ersten Tag wurden Licht und Finsternis geschaffen. Die Finsternis erschien zwar zuerst, doch wurde sie vom Licht nicht komplett verdrängt. Vielmehr haben sowohl Licht (Tag) und Finsternis (Nacht) ihren Platz in der Welt und in unserem Leben.
Wir werden im Leben beides erleben. Es gibt Zeiten des Lichts, in denen wir klar sehen und Zeiten der Dunkelheit, in denen wir blind sind oder bestenfalls Konturen oder Grautöne erkennen können.
Tatsächlich spornt uns die Dunkelheit aber an, uns nach dem Licht auszustrecken, denn nur darin sehen wir das volle Spektrum des Lebens.
Der zweite Tag
Am zweiten Tag wurde die Ausdehnung geschaffen, die das Wasser unter der Erde vom Wasser über der Erde trennte. Im Grunde beschreibt dies zwei Welten – die irdische, physische Welt und die himmlische, geistliche.
Als Menschen leben wir in beiden und bilden eine Art Kanal von der einen zur anderen.
Der dritte Tag
Am dritten Tag lesen wir in Bereschit von der Trennung von Landmasse und Meer. Dabei soll das Land Gräser und Bäume mit Früchten hervorbringen. Das Meer allerdings bleibt noch ohne Leben.
Tatsächlich ist das Meer für uns Menschen kein Lebensraum. Es ist salzig, weshalb wir es nicht trinken können. Es ist kalt, weshalb wir darin erfrieren würden. Und es besteht aus Wasser, in dem wir nicht atmen können.
Das Land hingegen ist fruchtbar und bietet uns alles, was wir brauchen.
Auch wenn das Meer für uns kein geeigneter Lebensraum ist, so ist es doch unverzichtbar. Das Meer reguliert das Wetter und es sorgt durch die Algen für den Gasaustausch von Kohlendioxid und Sauerstoff. Darüber hinaus bietet es Lebensraum für viele Lebewesen, die am Beginn der Nahrungsketten stehen.
Auch wenn wir nicht im Meer leben können, so ist es doch wichtig, dass es vorhanden ist. Ähnlich verhält es sich mit der Dunkelheit und der Nacht. Sind wir ständiger Finsternis ausgesetzt oder leben ausschließlich in der Nacht, würden wir daran erkranken. Dennoch ist die Nacht wichtig und erfüllt einen Zweck in unserem Leben.
Der vierte Tag
Die Besonderheiten von Tag und Nacht sehen wir auch an den Himmelskörpern. Die Sonne gibt ein helles und warmes Licht, in welchem wir uns wohlfühlen. Es ermöglicht uns das Sehen des ganzen Farbspektrums und damit das Erkennen vieler Aspekte und Details. Überdies spendet die Sonne mit ihrem Licht Leben.
Der Mond auf der anderen Seite scheint nicht in jeder Nacht. Wenn er nicht scheint, sind die Nächte rabenschwarz. Aber auch wenn der Mond hell leuchtet, sind in der Nacht nur graue Konturen zu erkennen. Zudem gibt der Mond nur kaltes Licht ab. Er kann nicht wärmen.
Die Bedeutung der Vier
Die Dualität innerhalb der Schöpfungstage scheint am fünften Tag zu stoppen. An diesem werden Vögel und Meeresbewohner geschaffen. Am sechsten dann die Landtiere und die Menschen. Warum also die Dualität über die vier ersten Tage?
Die Zahl vier in der Bibel steht für alles Geschaffene. Es gibt
- vier Himmelsrichtungen
- vier Enden der Erde
- vier Jahreszeiten
- vier Flüsse im Garten Eden
- vier Evangelien etc.
In der hebräischen Sprache ist der vierte Buchstabe (welcher auch den Zahlenwert vier hat) der Buchstabe Daleth. Dieser erscheint in der paleohebräischen Schrift als eine Tür und ist damit mit dem Gedanken eines Durchgangs verbunden.
Im Grunde können wir die Botschaft in Bereschit auch so verstehen: Die ersten vier Schöpfungstage beschreiben den Zustand in der Welt. Wir unterstehen einer dauerhaften Dualität aus Licht und Dunkelheit, Leben und Tod, Reinheit und Unreinheit, Gut und Böse etc.
Erste wenn wir diese Dualität durchbrechen, gelangen wir in die letzten drei Tage der Schöpfung, in denen dann nur noch das Leben geschaffen wird (Tiere und Menschen). Der Schabbat steht dabei als Krönung am Ende dieser Abfolge.
Wir wissen, wie wir diese Dualität durchbrechen können und zum Leben gelangen:
Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich! (Johannes 14,6)
Lasst uns also nach dem Leben ausstrecken und in den ewigen Schabbat gelangen!
Bildquelle: Pixabay.de
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