#12 Wajechi – „Und er lebte“
1. Mose 47,28-50,26
1. Könige 2,1-12; Johannes 13,1-19
Am Beispiel Josephs und seiner Brüder sehen wir sehr deutlich, wie schwerwiegend Neid, Missgunst, Unvergebenheit und Hass eine Beziehung belastet. Josephs Brüder sahen sich von ihrem Vater ungerecht beahndelt, würdigte er doch seinen 11. Sohn als Erstgeborenen, noch lange bevor es überhaupt Zeit für Jakob war, seinen letzten Segen über seine Söhne zu sprechen. Den Entschluss, den Josephs Brüder daraus zogen, war, ihn zu hassen.
Als nun seine Brüder sahen, dass ihr Vater ihn lieber hatte als alle seine Brüder, hassten sie ihn und wollten ihn nicht mehr mit dem Friedensgruß grüßen. (1. Mose 37,4)
Die Geschwisterbeziehung war belastet durch den Entschluss der Brüder, ihrem Bruder lieber Feind zu sein, als sich der Entscheidung ihres Vaters zu beugen und den Kummer darüber zu YHWH zu bringen. Wir kennen den weiteren Verlauf der Geschichte. Die Brüder wollten Joseph töten, entschieden sich aber doch noch dafür, ihn als Sklave nach Ägypten zu verkaufen – nicht etwa, weil es ihnen um sein Leben leid getan hätte, sondern um des höheren Gewinns willen.
Da sprach Juda zu seinen Brüdern: Was gewinnen wir damit, dass wir unseren Bruder töten und sein Blut verbergen? Kommt, wir wollen ihn den Ismaelitern verkaufen und nicht selbst Hand an ihn legen; denn er ist unser Bruder, unser Fleisch! Und seine Brüder stimmten zu. (1. Mose 37,26-27)
Nachdem Joseph viele Jahre als Gefangener und Sklave in Ägypten erlebt hatte, wurde er durch ein Wunder zum Regenten in Ägypten. Alle Regierungsgeschäfte Ägyptens lagen in seiner Hand. Der Pharao war nur formal über ihn gestellt (Vgl. 1. Mose 41,40-44).
Als dann nach vielen Jahren Josephs Brüder vor ihm standen, war er in der Position mit ihnen handeln zu können wie er wollte. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Doch Joseph entschied sich letztlich anders. Er fasste den Entschluss, seinen Hass, seinen Schmerz, seine Enttäuschung loszulassen, seinen Geschwistern zu vergeben und auf sie zu zugehen.
Und nun bekümmert euch nicht und macht euch keine Vorwürfe darüber, dass ihr mich hierher verkauft habt; denn zur Lebensrettung hat mich Gott vor euch hergesandt! Denn dies ist das zweite Jahr, dass die Hungersnot im Land herrscht, und es werden noch fünf Jahre ohne Pflügen und Ernten sein. Aber Gott hat mich vor euch hergesandt, um euch einen Überrest zu sichern auf Erden, und um euch am Leben zu erhalten zu einer großen Errettung. (1. Mose 45,4-7)
Die Worte Josephs an seine Brüder signalisierten Versöhnung und Vergebung. Und tatsächlich rettete er sie vor einer starken Hungersnot und ließ sie im besten Land Ägypten, in Gosen, wohnen (Vgl. 1. Mose 47,27).
Und Jakob lebte noch 17 Jahre im Land Ägypten, und die Tage Jakobs, die Jahre seines Lebens, betrugen 147 Jahre. (1. Mose 47,28)
Die ganze Familie Jakobs lebte 17 Jahre beieinander in Ägypten. Das ganze Hau seines Vaters war in Josephs Hand. Nur durch die Gunst und die Gnade Josephs war das Haus Israel überhaupt am Leben. Auch Josephs Brüder wussten das.
Die Brüder Josefs aber fürchteten sich, als ihr Vater gestorben war, und sprachen: Josef könnte uns gram sein und uns alle Bosheit vergelten, die wir an ihm getan haben. (1. Mose 50,15)
Obwohl Joseph ihnen 17 Jahre lang zeigte, dass er ihnen vergeben hatte und ihnen ihr Wohlergehen am Herzen lag, wurden seine Brüder misstrauisch. Worauf gründete sich dieses Misstrauen?
An Josephs Verhalten wohl kaum, war er es doch, der sie erst vor der Hungersnot und damit vor dem sicheren Tod gerettet hatte und sie nun in Gosen wohnen ließ.
Es war ihre eigene Schuld, die die Brüder wieder einholte. Sie wussten, dass sie Unrecht getan hatten und verspürten immer noch, dass Joseph alles Recht hatte, sich an ihnen zu rächen. Sie waren sich seiner Vergebung noch nicht sicher und haderten mit ihrer Vergangenheit. Sie wussten, dass sie ihr Leben in Josephs Hand lag und sie brauchten seine Vergebung.
So sollt ihr zu Joseph sagen: Bitte, vergib doch deinen Brüdern die Schuld und ihre Sünde, dass sie so Böses an dir getan haben! So vergib nun den Knechten des Gottes deines Vaters ihre Schuld! Da weinte Joseph, als sie ihm das sagen ließen. Dann gingen seine Brüder selbst hin und fielen vor ihm nieder und sprachen: Siehe, wir sind deine Knechte! (1. Mose 50,17-18)
Josephs Reaktion muss für sie eine große Erleichterung und Befreiung gewesen sein.
Aber Joseph sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Bin ich denn an Gottes Stelle? Ihr gedachtet mir zwar Böses zu tun; aber Gott gedachte es gut zu machen, um es so hinauszuführen, wie es jetzt zutage liegt, um ein zahlreiches Volk am Leben zu erhalten. So fürchtet euch nun nicht; ich will euch und eure Kinder versorgen! Und er tröstete sie und redete freundlich mit ihnen. (1. Mose 50,19-21)
Joseph rollte die Vergangenheit nicht wieder aus. Er machte ihnen keine Vorwürfe. Er hatte seinen Brüdern komplett vergeben. Ja, er tröstete sie sogar in ihrem Kummer. Er war für sie da und nahm sich ihrer an. Keine Spur von Rache oder Bitterkeit waren in seinem Verhalten zu erkennen.
Doch konnten die Brüder erst Frieden finden, nachdem sie sich ihm gänzlich unterworfen hatten und sich seiner Gnade auslieferten. Nur so konnten sie diese Gnade auch erfahren.
Die Reaktion Josephs auf seine Brüder ist ein großes Wunder. Doch spiegelt sie den Geist Jeschuas 1:1 wider. Auch Er ist nicht vordergründig auf Rache aus. Er sagt selbst, dass Er keinen Gefallen am Tod des Gottlosen hat (Vgl. Hesekiel 33,11).
Er wartet nur darauf, dass wir uns zu Ihm kehren, uns Ihm ausliefern und Seine Gnade erfahren können.
Darum sollst du zu ihnen sagen: So spricht YHWH der Heerscharen: Kehrt um zu Mir, spricht YHWH der Heerscharen, so will Ich Mich zu euch kehren!, spricht YHWH der Heerscharen. (Sacharja 1,3)
Doch genau das ist eben auch unser Part. Wir sind am Zug auf Ihn zu zugehen, denn wir tragen auch die Schuld vor Ihm. Wir haben unsere Sünden mit Gott zu bereinigen. Er hat die Voraussetzungen dafür geschaffen und nichts in Seinem Verhalten oder Seinem Wort deutet darauf hin, dass Er uns töten will. Doch unsere Schuld verpflichtet ihn dazu.
Es ist also an uns, unsere Schuld Gott gegenüber zu bereinigen. Josephs Brüder haben uns den Weg vorgezeichnet. Sie fielen vor ihrem Herren auf die Knie, baten um Vergebung und lieferten sich seiner Gnade aus.
Jeschua hat weit mehr Gnade für uns, als Joseph sie je hätte aufbringen können. Wir haben einen Herren, der sich nach einer intimen Beziehung mit uns sehnt. Doch wenn wir Schuld verspüren, ist er dann auch unser Herr?
Lasst uns unser Leben reinigen und heiligen, damit wir erleben können, was das Wort uns verheißt:
So gibt es jetzt keine Verdammnis mehr für die, welche in Messias Jeschua sind, die nicht gemäß dem Fleisch wandeln, sondern gemäß dem Geist. (Römer 8,1)
Bildquelle: https://beta.freelyphotos.com/Collections/Prayer/i-zhvXbkq/A
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