Was hat unser Gehirn mit Lügenbasiertem Glauben zu tun? Teil 2
Als ich eine Lehre über die Torah-Portion Re`eh gehört habe (von Brittney Scott, Manna from Heaven Ministries), sind mir einige Zusammenhänge klar geworden, die wieder mit dem Gehirn und lügenbasiertem Glauben zu tun haben. Daraus habe ich einige Aspekte mit aufgegriffen.
Wenn YHWH versucht, ein Wort, eine Verheißung, eine Vision in dein Leben zu legen, die Er dir anvertraut, dann sollte die erste Aufgabe für dich und mich darin bestehen, unser Mindset zu überprüfen, um sicherzustellen, dass wir nicht in einer Sklavenmentalität leben, und dass wir dann alles tun, was nötig ist, um uns von einem falschen Mindset zu befreien, damit wir die Vision in Fülle erkennen und ausleben und sie auch bis zum Ende durchtragen können. (Brittney Scott)
Das Gehirn ist sozusagen eine Informationsverarbeitungs-Maschine und darauf ausgerichtet, sehr viele Informationen auf einmal zu verarbeiten. Und tatsächlich ist das Gehirn sehr egozentrisch. Das Wesentlichste, was im Gehirn vor sich geht, ist dass das Gehirn mit sich selbst spricht und über sich selbst.
Wenn man diese beiden Aussagen gegenüber stellt, erkennt man vielleicht schon das Problem.
Das Gehirn denkt in dem Raum, der gespeichert hat, was wir erlebt haben oder was bereits von unseren Eltern und Vorfahren verankert in uns ist. Das wird zu unser inneren Wahrheit. Glauben, den wir oder unsere Vorfahren durch Trauma oder Missbrauch akzeptiert haben, bestimmt dann unser Leben mehr als die tatsächliche heutige Realität und eben auch das Wort YHWHs und was Er über uns denkt und sagt. Weiterhin können Ängste, Konditionierungen oder auch Programmierung (z. B. durch das Fernsehen) dazu beigetragen haben, was wir heute glauben oder welches Weltbild wir haben. Genauso betrifft das Dinge, die wir als wahr akzeptiert haben, weil es uns Autoritätspersonen gesagt haben. Auch Glaube, den wir akzeptiert haben aufgrund des Verhaltens anderer uns gegenüber (z. B. Ablehnung), kann uns in falsche Bahnen lenken.
So entsteht das Problem. Wir halten –meist unbewusst– an inneren Lügen fest. Das hat auch Auswirkungen, wenn wir die Bibel lesen oder auch, was wir von Abba Yah hören oder meinen zu hören oder eben sehen (hebr. re´eh).
Nun zum Begriff Re`eh
Re´eh stammt von ra´ah, es kann sowohl “sehen”, “wahrnehmen”, “herausfinden” als auch “Vision haben” bedeuten. Wenn wir aufgrund von Trauma nicht richtig sehen oder wahrnehmen können, können wir die Vision, die der Vater für uns hat, oder Worte aus der Schrift eventuell nicht richtig verstehen oder deuten. Oftmals befindet sich unser Gehirn bereits schon in einer gewissen Knechtschaft, wenn wir zur Welt kommen oder durch das, was wir in der Kindheit erleben.
Es gibt sogar einen Teil im Gehirn, der für Hoffnung und Zukunft zuständig ist (präfrontaler Kortex). Ist der abgeschaltet oder nicht (ausreichend) entwickelt, wird es dann ganz schwer mit Visionen oder Glauben für die Zukunft.
Auch das damalige Israel hatte es schwer, die Visionen vom Vater in der Tiefe zu sehen, zu verstehen, weiterzutragen und durchzubringen. Niemand (außer Josua und Kaleb) war fähig, die reife Vision bis zum Ende zu tragen.
- Können wir überhaupt eine reife Vision haben oder verstehen, haben wir wirklich die Fähigkeit zu sehen/ra´ah?
- Sind wir fähig, uns mit der Last, die oft mit Worten oder Visionen und Verheißungen zusammen hängen, auch auseinanderzusetzen?
Das sind Fragen, die wir uns heute stellen dürfen, gerade, wenn wir den Zustand der Menschheit und auch von uns Gläubigen betrachten.
Nach der kurzen Einführung nun nochmal zum biblischen Kontext
Viele kennen das: das von YHWH gesandte Wort oder Seine Botschaft sieht oft nicht so aus, wie wir es uns vorgestellt habt, aber es ist immer noch das gesandte Wort, und vielleicht muss manchmal unsere eigene Vorstellung davon etwas korrigiert werden, um dann mit dem übereinzustimmen, was ER sagt, wie es aussehen soll.
Es geht darum, dass wir zwar sehen können, aber nicht in dem Sinne, dass wir physisch mit unseren Augen sehen können, sondern dass man darüber hinaus sehen kann, dass man in der Lage ist, eine Vision von YHWH zu verstehen und zu empfangen und der Vision, die ER gegeben hat, treu zu bleiben und den Kurs zu halten. Wenn wir eine Vision haben, wird diese Vision einen Preis haben. Wenn wir jemals etwas begonnen haben, wenn wir jemals ein Versprechen oder eine Aufgabe erhalten haben, dann haben wir vielleicht mit einer Menge von Leuten angefangen, die alle von der gleichen Sache begeistert waren. Menschen, die alle von der gleichen Vision begeistert waren. Aber mit der Zeit wird die Vision immer größer, kostet mehr Kraft und Einsatz und es dauert länger, sie zu Ende zu bringen. Viele Leute, mit denen wir angefangen haben, sind irgendwann nicht mehr dabei und man fragt sich manchmal, wo sie geblieben sind. (Woran das liegen kann, wurde in der Einführung erläutert)
Nun kann sich jeder selbst prüfen, ob er wirklich bereit und fähig ist, die Vision, die der Vater uns bzw. jedem Einzelnen gegeben hat, bis zum Ende zu tragen, weder nach rechts oder links zu rennen, sondern den Kurs zu halten.
Im Hebräischen steht re’eh/sehen in der Einzahl, du siehst! Doch der Ausdruck in 5Mo 11.26 (der Segen und der Fluch, die vor dir stehen) steht im Plural. Wir persönlich sind aufgefordert, zu sehen und zu verstehen, doch gleichzeitig werden wir daran erinnert, dass unsere Fähigkeit oder auch ihr Fehlen mehr als nur uns selbst betreffen wird! Die Auswirkungen unserer Fähigkeit zu sehen, eine Vision zu erkennen und durchzutragen, können die Nation als Ganzes als auch die Generationen danach beeinflussen! Es war die Frucht der mangelnden Weitsicht der vorangegangenen Generation, die unser Heute beeinflusst hat. Nun werden wir aufgefordert, selbst zu sehen, um das Land unseres Erbes betreten zu können.
Wir müssen selber sehen können, fähig sein, Abbas Vision zu empfangen, wir können nicht für andere sehen. Ich kann dir nicht sagen, was deine Vision von YHWH ist. Ich kann dir die Verheißungen, die er dir gegeben hat, nicht vermitteln, das ist eine Sache zwischen dir und IHM. Aber YHWH erinnert ganz Israel immer wieder daran.
Deine eigene Vision wird Auswirkungen haben, wird den Leib beeinflussen. Deine Vision wird sich auf alle um dich herum auswirken, egal, ob du diese Vision erfüllst und den Kurs beibehältst oder ob diese Vision im Prozess langsam untergeht. Sie wird sich nicht nur auf dich selbst auswirken, sie wird sich nicht nur auf deine Generation und deinen Haushalt auswirken, sondern sie wird sich auch auf den ganzen Leib auswirken!!!
Die Vision ist auch verbunden mit Segen oder Fluch: Israel wird vor eine Wahl gestellt wird, und YHWH stellt ihnen Segen und Fluch vor. Sie haben die Wahl, den Geboten zu gehorchen, was ihnen Segen bringen wird. Oder sie haben die Wahl, ungehorsam zu sein, was zu Flüchen führen wird.
Wir definieren Segen oft als unsere eigenen Gefühle, als greifbare Dinge, wenn alles gut läuft, es keinen Kampf gibt, keine Probleme, das Leben gut ist, wir also gesegnet sind. Doch ist das nicht die Art und Weise, wie YHWH den Segen definiert. Der Segen wird immer definiert durch SEINE Gegenwart inmitten dessen, was du gerade durchmachst. So kannst du inmitten des Feuers gesegnet sein. Vielleicht seid ihr mitten im Sturm und die Hölle scheint über euch und eurem Haushalt hereinzubrechen. Ihr könnt inmitten dessen erklären, dass auch dies ein Segen ist, denn es hat mit unserer Fähigkeit zu tun, Dinge im Verhältnis zu sehen, SEINE Vision durch den Prozess hindurch zu sehen.
Wenn ihr euch der Vision, die YHWH euch gegeben hat, verpflichtet fühlt, heißt das, dass ihr eure Zeit und eure Ressourcen für den Aufbau dieser Vision einsetzen werdet. Diese Vision hat ihren Preis. Manchmal muss man auf einige Dinge verzichten, die man am Anfang vielleicht nicht erkannt und mit einkalkuliert hat.
Wie die Kinder Israels, die 40 Jahre lang versucht haben, die Vision zu verwirklichen, und auf dem Weg dorthin viele Leute zu murren begannen und auszusteigen, weil die Anfangsbegeisterung nachließ, es sich nicht mehr gut anfühlte und Schwierigkeiten auftauchten, mit denen sie nicht gerechnet hatten. Genauso ist die Situation heute für uns Gläubige.
Ein weiterer Aspekt
Wem habt ihr in letzter Zeit zugehört? Ist euch klar, dass die Worte, die ihr zulasst (oder von Autoritätspersonen zulassen musstet in der Kindheit), Auswirkungen haben und eure Vision ebenso beeinträchtigen können und ihr dann nicht mehr in der Lage sein werdet, sie bis zum Ende auszuführen, weil diese Worte, die sich einnisten, sie zu ersticken beginnen?
Genau wie in 1Mose 3, wo die Schlange zu Eva spricht. Es ist interessant, dass es heißt, dass eure Augen geöffnet werden, wenn ihr davon esst. Wir haben es es hier mit Adam und Eva zu tun, die in den Augen YHWHs vollkommen geschaffen wurden und die die Fähigkeit hatten, die Vision in der Tiefe zu sehen. Denn das ist es, wozu sie erschaffen wurden. Sie waren mit der Fähigkeit geschaffen, SEIN Wort bis zur Vollendung zu tragen. Sie hörten auf die Lügen der Schlange, die ihnen sagt: “Oh ja, eure Augen werden offen sein”. Und genau das ist die Fähigkeit, die dabei beeinträchtigt wurde: RA´AH/SEHEN.
Das damalige Israel, das Mose aus Ägypten herausführte, war eine Generation, die aus einem Volk hervorgegangen war, das seit Generationen in Knechtschaft lebte. Sie konnten die Vision nicht mehr verstehen, sie konnten nicht richtig umsetzen, was ihnen vom Sinai an anvertraut worden war, weil sie Menschen waren, die in Knechtschaft lebten. Sie waren nicht in der Lage, über die Knechtschaft hinaus zu sehen. Heute ist es für uns offensichtlich, dass diese Problematik existierte und korrigiert hätte werden müssen, bevor sie das Land betreten sollten.
Sprüche 29,18: Wo keine Offenbarung (Schau/Gesicht, d. h. prophetische Offenbarung YHWHs an die Menschen in Seinem Wort) ist, wird das Volk zügellos, aber wohl ihm, wenn es das Gesetz (eigentl. die Torah = Lehre/Weisung) bewahrt!
Die meisten sind mit diesem Vers sehr vertraut. Er besagt, dass dort, wo es keine Vision gibt, das Volk “zügellos” wird oder in manchen Übersetzungen heißt es, “zugrunde geht”, aber wer das Gesetz bzw. die Torah hält, dem geht es gut.
Wenn wir in 1. Mose 3 zurückblicken, was geschah, als die Vision von Adam und Eva gefährdet war? Sie sind “zügellos” oder gehen zugrunde, sie wurden von der Gegenwart des lebendigen Elohims entfernt und getrennt.
Nicht nur ihre Sichtweise hat sich verändert, sondern sie sehen und interagieren nun auch mit YHWH selbst und Seiner Gegenwart anders als zuvor, aufgrund einer Mentalität der Knechtschaft, die sie auch veranlasste, IHN anders zu sehen/ra´ah.
Es ist interessant, wie alles zusammen hängt:
Verändert vielleicht unsere Interpretation und unsere Vision die Absicht YHWHs und kompromittiert Seine Botschaft (Seine Vision) und führt dazu, dass die eigentliche Vision untergeht? Wir haben vielleicht das reine, unverfälschte Wort genommen und Verheißung und Visionen und wir haben es sozusagen genetisch verändert (es zu GMO – genetically modified organism – gemacht), auf der Basis unseres eigenen inneren Sehens/ra´ah.
So kann man den Segen völlig neu definieren, eben nicht auf der Grundlage unserer Gefühle, was sich gut anfühlt, wenn es keinen Kampf gibt, wenn alles so läuft, wie wir es wollen, wenn wir ein Wort hören, das in unseren Ohren kitzelt und unserem Fleisch ein gutes Gefühl gibt, dann muss es der Segen sein. Denn so kann es kommen, dass man den Weg YHWHs verlässt, anstatt sich den Unwegbarkeiten zu stellen und mit IHM zusammen daran zu arbeiten, SEINE Vision für uns richtig zu erkennen, einzuordnen, zu verstehen, indem wir unser Mindset überprüfen, unsere Fähigkeit zu ra`ah, zu sehen. Das ist der Segen, auch wenn es sich vielleicht oft nicht danach anfühlt.
Wenn wir uns nicht entscheiden, alles zu tun, richtig sehen zu können, SEINE Vision zu tragen, sie zu kultivieren oder zu bewahren und durchzubringen, kann es sein, dass wir vorbeilaufen an SEINEM Segen.
Dank Yeshua gibt es einen Weg. Viele sind dabei, die Fähigkeit, richtig zu sehen, Visionen zu erkennen und durchzutragen, wiederzuerlangen! HalleluYah! Ich denke, wie so oft geht es erst einmal um das Bewusstsein darum und dann um Gebet und gleichzeitig praktische Schritte, die wir uns zeigen lassen und gehorsam gehen müssen.
Shalom
Rivkah
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