Das Fest der Erstlingsfrüchte und der Start des Omer-Zählens
Pessach steht vor der Tür und damit der Start in die Frühlingsfeste. Ab dem 15. Abib (oder auch Aviv [vgl. Tel Aviv] oder Nisan) darf gefeiert werden.
Eigentlich wird mit dem „Pessachfest“ nur der erste Abend des Festes – sprich der Abend am 14.Aviv – bezeichnet. Die restliche Woche wäre dann das Fest der Ungesäuerten Brote. Doch verallgemeinert sagt man zu den ganzen acht Tagen „Pessachfest“. In der Pessachwoche beginnt man auch das Zählen des so genannten Omers, das fünfzig Tage später mit dem Wochenfest („Shavuot“) die Frühlingsfeste abschließt.
In der Pessachwoche selbst findet allerdings noch ein weiterer Festtag statt – das Fest der Erstlingsfrüchte. Im Normalfall ist es ein Halbfeiertag – was heißt, dass Arbeiten nicht direkt verboten ist (außer es ist ein Schabbat), aber wenn möglich ist es natürlich schön, die gesamte Pessachwoche zu feiern und zu genießen. (Arbeitsfreie Tage sind an Pessach neben dem Wochenschabbat der erste Tag und der siebte Tag. Siehe dazu auch „Pessach-Daten 2017“.)
Kommen wir aber nochmals auf das Fest der Erstlingsfrüchte zurück.
Wir lesen dazu in 3.Mose 23,10-11:
Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, und seine Ernte einbringt, so sollt ihr die Erstlingsgarbe von eurer Ernte zum Priester bringen. Der soll die Garbe weben vor dem Herrn, zum Wohlgefallen für euch; am Tag nach dem Sabbat soll sie der Priester weben.
Man erkennt direkt, dass dieses Fest nur dann tatsächlich gefeiert werden kann, wenn
- Man im Land Israel ist („Wenn ihr in das Land kommt“)
- Wenn es einen Tempel gibt („zum Priester bringen“)
Dennoch ist das Fest auch ohne Israel und Tempel von Bedeutung, da ab diesem Tag das Omer gezählt werden soll. Es ist der erste Tag, von dem man bis 50 zum Shavuot-Fest zählt.
Und damit sollte man natürlich auch über dieses Fest Bescheid wissen – insbesondere über den genauen Termin!
Lesen wir in 3.Mose 23 weiter, kommen wir zu folgender Stelle:
Danach sollt ihr euch vom Tag nach dem Sabbat, von dem Tag, da ihr die Webegarbe darbringt, sieben volle Wochen abzählen, bis zu dem Tag, der auf den siebten Sabbat folgt, nämlich 50 Tage sollt ihr zählen, und dann dem Herrn ein neues Speisopfer darbringen. (Verse 15+16)
Wir lesen hier, dass der Tag der Erstlingsfrüchte am Tag nach dem Schabbat sein soll und, dass das Ende der 50 Tage erneut ein Tag nach dem Schabbat sein soll.
Doch an dieser Stelle, eröffnet sich eine große Fragestellung!
Denn wir lesen hier nicht, welcher „Schabbat“ genau gemeint ist.
Man muss dazu wissen, dass es in einer Pessachwoche bis zu drei Schabbate gibt: Der erste Festtag, der Wochenschabbat und der letzte Festtag.
(Natürlich kann es passieren, dass der Wochenschabbat auf den Festtag fällt – dann erübrigt sich die folgende Problematik.)
Jemand der das Problem bereits kennt, weiß dass es doch eigentlich nur eine logische Schlussfolgerung gibt: Da exakt sieben Wochen später erneut „ein Tag nach einem Schabbat“ sein soll, kann es doch nur funktionieren, wenn es sich jeweils um Wochenschabbate handelt. Oder etwa nicht?
Allerdings sieht man das auf jüdischer Seite anders! Dort begeht man das Fest der Erstlingsfrüchte – und damit den Start des Omerzählens – am Tag nach dem ersten Hohen Schabbat (also am 2. Pessachtag).
Warum machen sie das so?
Sicherlich ist es sinnvoll, erstmal genau zuzuhören, bevor man ein Urteil fällt, oder? Schließlich studieren Juden seit Jahrhunderten die Torah in Hebräischer Sprache und das könnte die ein oder andere zusätzliche Erkenntnis liefern.
Der Tag nach dem Schabbat
Zunächst halten wir fest, dass der obige Vers (3.Mo 23,16) das einzige tatsächliche Problem an der jüdischen Auslegung darstellt.
Natürlich kennen Juden diesen Vers und haben somit auch eine Lösung für dieses „Problem“. Und zwar sagen sie, dass man „Schabbat“ auch anders übersetzen kann – in diesem Fall mit „Woche“. Das ist anscheinend in der Hebräischen Sprache kein Problem – auch wenn das vielleicht für unsereins nicht wirklich einsichtig ist.
Doch es gibt auch eine ganze Reihe von guten Gründen für ihre Ansicht, dass das Omerzählen am zweiten Tag der Pessachwoche beginnt.
Man kann dazu eine aufgezeichnete Diskussion des Sanhedrins nachlesen. Dort wird beschrieben, wie jemand die Idee hineinbringt, dass mit dem Schabbat der Wochenschabbat gemeint sein könnte. Anschließend werden viele unterschiedliche Argumente und Gegenargumente gebracht.
Sehr deutlich überwiegt am Ende allerdings die ursprüngliche Meinung, dass der Tag nach dem Hohen Schabbat (der zweite Pessach-Tag) der Start des Omerzählens darstellt.
Im Folgenden möchte ich ein paar (!) der aufgezeigten Argumente aufzeigen.
1. Sechs Tage – sieben Tage
Interessant sind Verse aus 3.Mo 23,6 und 5.Mo 16,8:
3.Mo 23,6: Und am fünfzehnten Tag desselben Monats ist das Fest der ungesäuerten Brote für den Herrn. Da sollt ihr sieben Tage lang ungesäuertes Brot essen.
5.Mo 16,8: Sechs Tage lang sollst du Ungesäuertes essen; und am siebten Tag ist eine Festversammlung für den Herrn, deinen Gott; da sollst du kein Werk tun.
Warum lesen wir dort einmal von sechs Tagen und einmal von sieben Tage?
Nehmen wir eine weitere Stelle dazu:
3.Mo 23,14: Ihr sollt aber weder Brot noch geröstetes Korn noch Jungkorn essen bis zu eben diesem Tag [Fest der Erstlingsfrüchte], da ihr eurem Gott diese Gabe darbringt. Das ist eine ewig gültige Ordnung für eure [künftigen] Geschlechter in allen euren Wohnorten.
Zusammengenommen geht es darum, dass es wohl bestimmtes Matza gab, das erst gegessen werden durfte, wenn das Erstlingsopfer gebracht wurde (am Tag der Erstlingsfrüchte = der Starttag des Omer-Zählens).
Damit dann aber die „sechs Tage“ und „sieben Tage“ passen, muss dazu das Fest der Erstlingsfrüchte immer am zweiten Pessach-Tag sein!
(R. Shimon ben Elazar)
2. DER Schabbat
Folgenden Vers haben wir bereits gelesen:
3.Mo 23,11: Der soll die Garbe weben vor dem Herrn, zum Wohlgefallen für euch; am Tag nach dem Sabbat soll sie der Priester weben.
An dieser Stelle steht sehr unkonkret „der Schabbat“ – welcher ist hier gemeint?
Wäre es ein Wochenschabbat, müsste dort deutlich stehen welcher. Denn es könnte auch der vor oder nach der Pessachwoche sein. (R. Yosi)
3. Ihr sollt euch abzählen
Das Omerzählen, das an diesem Fest begonnen werden soll, sollte ein Abzählen sein. Dazu lesen wir:
3.Mo 23,15: Danach sollt ihr euch vom Tag nach dem Sabbat, von dem Tag, da ihr die Webegarbe darbringt, sieben volle Wochen abzählen.
Interessant ist hier „ihr sollt euch abzählen“. Es geht um ein Zählen. Und was macht es für einen Sinn, wenn man im Vorhinein schon weiß, wann der entsprechende Tag ist (an welchem Datum).
Interessanterweise wird gerade dieses Argument von der anderen Seite benutzt, um zu zeigen, dass es um einen Wochenschabbat geht. Denn der Wochenschababt liegt von Jahr zu Jahr unterschiedlich in der Pessachwoche (mal am dritten Tag, mal am fünften,…) – und so ist auch das Ende der 50 Tage immer an einem unterschiedlichen Datum.
Im heutigen jüdischen Kalender ist Shavuot jedoch immer gleich am 6. des dritten Monats (6.Siwan).
DOCH! Schaut man genau hin, verhält es sich genau andersrum!!
Die Sache ist, dass man bei dieser Meinung von der Gegenseite nicht beachtet, dass heutzutage der Kalender von Hillel gilt, der vom Sanhedrin nur für die Exil-Zeit eingeführt wurde!
Schaut man nur auf den in der Torah beschriebenen Kalender, sehen wir, dass das Abzählen dann Sinn macht, wenn das Omerzählen immer am gleichen Tag in der Pessachwoche beginnt.
Es verhält sich wie folgt:
Angenommen man beginnt das Zählen immer nach dem Wochenschabbat:
Dann weiß man im Normalfall schon Monate im Vorhinein, wann das Zählen beginnt. Das heißt, in diesem Fall lässt sich schon lange im Vorhinein abzählen. (Wochenschabbate kann man einfach abzählen – alle sieben Tage.)
Auf der anderen Seite – wenn man immer am zweiten Tag der Pessachwoche mit dem Abzählen beginnt, ist das nicht möglich, da das Pessach-Datum abhängig von der Entscheidung des Sanhedrins ist. Denn dieser legte den Beginn des Monats und damit den 1. des Monats fest.
(Hintergrund: Am Ende jeden Monats hat man Ausschau nach dem Neumond gehalten. Dieser erklärte den Start des neuen Monats – ein biblischer Monat hat 29 oder 30 Tage. Dabei mussten ausgewählte, vertrauenswürdige Zeugen zum Sanhedrin kommen und über die Sichtung Bericht erstatten. Der Sanhedrin hat diese Berichte mit ihren eigenen Berechnungen verglichen. Man konnte schon damals den Neumond auf wenige Minuten genau berechnen. Hat man den Neumond allerdings – zum Beispiel aufgrund von schlechtem Wetter – nicht sichten können, wurde der Monat erst einen Tag später ausgerufen!)
Während sich also der Wochenschabbat nicht verschieben kann – er ist alle sieben Tage –, verhält es sich beim Pessach-Schabbat anders (aufgrund des Start des Monats, der vom Sanhedrin ausgerufen wurde).
Zählen macht also dann Sinn, wenn man erst kurzfristig weiß, wann man mit den Zählen zu beginnen hat. (R. Eliezer)
4. Der Sanhedrin
Weitere Argument für diesen zweiten Tag kann man hier nachlesen (in English, mit Hebräisch und Jiddish garniert).
Allerdings möchte ich zuletzt noch einen weiteren wichtigen Punkt aufführen, der mich persönlich dazu veranlasst, tatsächlich am zweiten Tag des Pessachfestes mit dem Omerzählen zu beginnen:
Ganz deutlich und offensichtlich haben wir hier ein Problem. Es gibt unterschiedliche Ansichten und Auslegungen über ein Gebot aus der Torah.
Die Torah selbst sagt in diesem Fall, was zu tun ist!
5.Mo 17,8-13: Wenn es dir zu schwer wird, ein Urteil zu fällen in Sachen eines Mordes oder eines Streites oder einer Körperverletzung, bei irgendeiner Streitsache, die innerhalb deiner Tore vorkommt, dann mache dich auf und geh hinauf an den Ort, den der Herr, dein Gott, erwählen wird. Und du sollst zu den Priestern, den Leviten, und zu dem Richter kommen, der zu jener Zeit [im Amt] sein wird, und fragen; sie sollen dir das Urteil sprechen. Und du sollst nach dem Urteilsspruch handeln, den sie dir von jenem Ort aus verkünden, den der Herr erwählen wird, und sollst darauf achten, dass du tust nach allem, was sie dich lehren werden. Nach dem Gesetz, das sie dich lehren, und nach dem Urteil, das sie dir fällen, sollst du handeln; du sollst von dem Urteilsspruch, den sie dir verkünden, weder zur Rechten noch zur Linken abweichen.
Der Mann aber, der so vermessen wäre, dass er dem Priester, der dort steht, um dem Herrn, deinem Gott, zu dienen, oder dem Richter nicht gehorcht, jener Mann soll sterben! So sollst du das Böse aus Israel ausrotten. Und das ganze Volk soll es hören und sich fürchten und nicht mehr vermessen sein.
Ganze sechs Verse widmet die Torah diesem Gebot. Sechs Verse hört sich wenig an, doch im Vergleich zu anderen Geboten ist das eine ganze Menge.
Es ist kein Gebot, dass wir außer Acht lassen dürfen – insbesondere weil darauf die Todesstrafe bei Nichtbeachten gilt.
Wenn es also Unklarheiten oder Steitfragen gibt, sollten die Richter dazu befragt werden (der Sanhedrin). Dieser sollte eine Entscheidung für alle treffen.
Und nun gibt es eine Aufzeichnung darüber, wie diese Steitfrage vor vielen Jahrhunderten dem Sanhedrin vorgelegt und gelöst wurde.
Er hat für ganz Israel eine Entscheidung gefällt.
Anmerkung
Da es eine Nachfrage bezüglich der Auferstehung Yeshuas und den dazugehörigen drei Tagen und drei Nächten gab, möchte ich an dieser Stelle etwas anmerken:
Unter gewissen Umständen widerspricht die obige Sicht (Fest der Erstlingsfrüchte folgt auf den Hohen Schabbat) nicht der Ansicht, dass Yeshua an eben diesem Tag auferstanden ist (1.Kor 15,20). Yeshua wäre dann am 14. Nisan gestorben und am 16.Nisan auferstanden. Der 16. wäre dann der erste Tag der Woche gewesen (Joh 20,1).
Ein Gegenargument, dass dann folgt ist dann, dass man ja in diesem Fall nicht mit den “3 Tagen und 3 Nächten” hinkommt (72 Stunden; vgl. Mt 12,40). Geschlussfolgert wird daraus, dass dann eben doch der Tag nach dem Wochenshabbat der Tag der Erstlingsfrüchte sei.
Doch aus meiner Sicht macht diese Argumentation keinen Sinn, da man auch in einem solchen Fall nicht auf 72 Stunden kommt: Wir lesen in Matthäus 27,46 (s.a. Markus 15,34 und Lukas 23,44), dass Yeshua nachmittags um drei gestorben ist. Der hebräische Tag hat 12 Stunden (die Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wird in 12 gleichlange Teile geteilt). Es waren also noch drei Stunden in denen…
- der Tod Yeshuas festgestellt wurde,
- um Erlaubnis gefragt wurde, ob man ihn abnehmen dürfe und
- er begraben wurde
alles noch vor dem Hohen Shabbat, an dem solche Arbeit nicht mehr gemacht werden durfte. Also vor dem Sonnenuntergang.
Rechnet man von da an 72 Stunden (“3 Tage und 3 Nächte”) kommt man logischerweise wieder auf eine Zeit Nachmittags um drei – drei Stunden von Sonnenuntergang und Anbruch des neuen Tages.
Doch an diesem neuen Tag müsste Yeshua auferstanden sein, um die Argumentation zu erfüllen.
Wie man es also dreht und wendet – meiner Meinung nach können die “3 Tage und 3 Nächte” nicht exakt mit 72 Stunden umgemünzt werden. Inbesondere können sie nicht der Grund dafür sein, dass das Fest der Erstlingsfrüchte am Tag nach dem Wochenschabbat war.
(Aus ähnlichen Gründen zeigen viele – mit Hilfe von vielen Bibelstellen – auf, dass man die “3 Tage und 3 Nächte” auch mit 48 Stunden “übersetzen” könnte.)
- Danke und Schalom – von Hosea Ben Zion - 26. Juli 2017
- Gesundheit, Sehnsucht und eine tiefere Beziehung – Wie sieben Früchte dein gestliches Leben stärken! (Teil 7) - 19. Juli 2017
- Gesundheit, Sehnsucht und eine tiefere Beziehung – Wie sieben Früchte dein gestliches Leben stärken! (Teil 6) - 18. Juli 2017
yvz
2. April 2017 @ 13:54
schalom & vielen dank für deine arbeit,
auch für den artikel bei anfang des jahres u anfang der monate.
vorab:
ich bin voll bei dir, wenn du solche dinge schreibst wie, dass unsere jüdischen brüder seit jahrhunderten u jahrtausenden die torah studieren u ihnen natürlich unsere vermeintlichen weisheiten nicht verborgen sind (indem wir z.b. verse nennen u davon ausegehen, als würden unsere brüder sie nicht kennen; wie lächerluch :))
ferner bin ich bei dir, dass wir auch nicht die position einnehmen sollten:
nur weil wir den wahren messias unseres volkes jeschua erkennen durften jetzt die weisheit mit löffeln gefressen haben u unsere brüder nun in den heiligen schriften zu unterweisen … ebenfalls lächerlich.
wir sollten dankbar sein u einen gesunden respekt haben – betonung liegt auf gesund.
zu deinem artikel nun die fragen; würde mich sehr freuen, wenn du diese beantworten könntest, denn alles aus seinem heiligen wort ist wichtig u es wert unter brüdern ausgetauscht u geklärt zu werden (sofern möglich; wobei wir uns nicht anmaßen wollen, dass wir jetzt da finale klarheit in dieses thema bringen werden, weil wir beide uns darüber austauschen :))
1. gibt es eine weitere stelle in der torah (lass uns erst einmal, wenn es ok für dich ist, nur bei der torah allein bleiben), in der der schabat (strongs h7676) als woche übersetzt werden könnte bzw. vielmehr od viel besser als bedeutung “woche” passen würde? “woche” = schabat (h7676) darf dabei jedwede zählung von 7 aufeinanderfolgenden tagen sein (muss also nicht zwingend vom 1. tag bis 7. tag der woche sein)
2. warum sollte der allmächtige (seine wege sind uns ab u an verborgen, dennoch die frage nach deiner meinung), wenn er bei diesem fest/zählen eine woche (= 7 tage) meint, nicht das wort für woche benutzen (schavua: h7620) wie er es an zig anderen stellen tut (übrigens auch für nicht 1.-7. tag, sondern auch für jedwede zahl von 7 aufeinanderfolgenden tagen, die eine woche ergeben; d.h. also nicht zwingend DIE woche sein müssen, wie z.b. bei uns montag bis sonntag)?
3. gleicher beginn der frage: warum sollte der allmächtige, wenn er bei jedem fest, bei dem es ein festes datum gibt (wie übrigens alle feste) nicht das feste datum “6. tag des dritten monats (siwan)” nennen? JHWH tut dies beim pessach, matza, jom teruah, jom kippur, sukkot; nur bei shavout nicht. warum nicht, wenn dieser ebenfalls, wie alle anderen feste auch, auf einen festen tag fällt?
4. muster: 6 tage arbeit, 7. tag ruhe, 6 jahre arbeit, 7. jahr ruhe, 6 tausend jahre arbeit, 1 tausend jahre ruhe; ebenso für das muster beim zyklus “shavuot” zu “jovel” = 7×7 sabbatjahre, dann jovel, 7×7 sabbate, dann shavuot. würde der allmächtige so sein eigenes muster nicht brechen? (is sicherlich kein ko-argument, aber es geht ja hier auch nicht um ko-schläge, sondern das thema als ein ganzes zu erfassen)
5. letzte frage: keine ahnung, ob sie noch relevanz für dich hat (soll nicht böse gemeint sein):
wann ist unser herr u meister jeschua gestorben u auferstanden? gibt es da für dich ein sinnbild? ist er als eine art erstling nach dem sabbat auferstanden?
sei gesegnet (4mo 6,24-26)
Hosea Ben Zion
2. April 2017 @ 14:30
Lieber YT,
Danke für deine Nachricht. Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen. Mir ging es ja lange ähnlich.
Zunächst mal zu deiner Andeutung bezgl. “gesund”… Nicht wenige christliche Theologen würden sagen, dass du und ich keinen gesunden respekt vor dem Wort Gottes haben und diesem sogar Gewalt antun, wenn wir meinen, die Torah hätte für uns Relevanz. Es ist also immer eine Sache der Perspektive was unter einem “gesunden Respekt” zu sehen ist.
Zu deinen ersten beiden Fragen: Für mich war die Meinung, dass man Shabbat auch anderes interpretieren kann als mit ruhetag ebenfalls neu. Auf dem ersten Blick sieht das etwas gepfuscht aus. Insbesondere weil wir in der Torah kein ähnliches Vorgehen finden. Doch wenn wir beide uns darüber austauschen, kommt es mir so vor als würden sich zwei Kindergartenkinder über Chemie unterhalten. Ich denke, du verstehst, was ich damit ausdrücken will. Ich gehe mal davon aus, dass du (wie ich) nicht Hebräisch-sprachig aufgewachsen bist (falls doch, mache ich hier gerade einen Fehler und es tut mir leid!). In der Diskussion der Torah-Gelehrten (siehe oben aufgeführten Link) sitzen nun über 70 der weisesten Menschen der damaligen Zeit zusammen. Alle von ihnen können die Torah (und einige Schriften mehr) auswendig (!) aufsagen. Sie sind – wie ihre Vorfahren – im Hebräischen aufgewachsen. Sie haben mit jüngsten Jahren begonnen, die Torah zu studieren und jetzt diskutieren sie über diese Problematik. In dieser Diskussion sind Kritiker dabei, die – wenn ich das richtig interpretiere – deine Meinung vertreten. Als nun das Argument kam, dass mit Shabbat auch Woche gemeint sein könnte, gab es nun von den Kritikern keinen Einspruch. Das finde ich sehr bezeichnend.
Auch heute haben Tausende von Torah-Studierten kein Problem damit unter Shabbat auch Woche verstehen zu können. (Wenn man versteht und erlebt, dass jede Woche vollständig nach dem Shabbat ausgerichtet ist, erkennt man ein wenig warum).
Zu deinem dritten Punkt: Bitte lies den Artikel nochmal. In der Hebrew Roots-Richtung ist das genau der Fehler den man macht. “Dann würde ja Zählen keinen Sinn mehr ergeben”. Doch man muss bedenken, dass der Hillel-Kalender ein berechneter Exil-Kalender ist, der nur vorübergehend gilt. Sobald wieder der ursprüngliche eingeführt wird, wird das Shavuot-Datum auch wieder variieren (übrigens unabhängig vom Zählstart). (Da der Monatsbeginn jeweils nicht festgelegt ist)
Zu viertens: Das Muster wird auch so nicht gebrochen. Sieben wochen. Dann der fünfzigste Tag ein Fest-Shabbat.
Zu fünftens: Ich glaube nicht, dass wir darüber diskutieren müssen, ob Yeshua als Erstling von den Toten auferstanden ist. 1.Kor 15,20 spricht ja sehr deutlich davon. Für manche ist das ein unschlagbares Argument dafür, dass der Zählstart nur an einem Sonntag sein kann. Doch das ist nur aus diesem Grund so, weil sie die “3 Tage und 3 Nächte” als absolut fix und unumstößlich ansehen. Doch wir müssen sehen, dass die Aussagen in den Evangelien alles andere als eindeutig sind und sich teils widersprechen. Mit der “3 Tage und 3 Nächte”-Version (Yeshua starb Mittwochs am Pessach-Abend, und wurde am Abend nach dem offiziellen Shabbat wieder auferweckt) deckt man auch “nur” 80%-der Bibelverse dazu ab (im üblichen Christentum vielleicht 60%). Aber es bleiben weiterhin ungeklärte Dinge. Dann ist Yeshua am Mittwoch-Nachmittag vor Sonnenuntergang gestorben (“neunte Stunde”). Exakt drei Tag und drei Nächte später ist man dann aber bei Samstag Nachmittag (also noch nicht Sonntag = eventuell “Tag der Erstlingsfrucht”).
Und so gibt es einige Fragen und Ungereimtheiten. Aus diesem Grunde gibt es ja einige Hebrew-Roots-Dienste, die behaupten, Yeshua sei nicht das Pessachlamm gewesen, weil sein Tod nicht die Voraussetzungen (auch zeitlich) nicht erfüllen würde (ich sage das nicht!).
Und einige andere Dienste verwerfen die Theorie, dass es exakt drei Tage und drei Nächte gewesen sein müssen (und geben dafür ZIG! Bibelstellen an!).
Insofern wäre dieser fünfte Punkt ein eigenes, langwieriges Thema (aus meiner Sicht ist es nicht eindeutig zu zeigen wie es genau war). In jedem Fall sind die drei Tage und drei Nächte für mich kein Argument, auf das man bauen kann. Aber das muss jeder für sich prüfen.
Ich wünsche dir alles Gute und viel Segen – vor allem für die kommenden Festtage!
Hosea Ben Zion
Gertraud
2. April 2017 @ 14:02
Deine Gedanken kann ich voll nachvollziehen, lieber Hosea!
ich habe noch ein paar Gedanken zur Erstlinsfrucht.
ich weiß in meinem Herzen, dass JAHUSCHUA die Erstlingsfrucht ist!
Die Erstlingsfrucht, die auferstanden ist und nun zur Rechten des Vaters
sitzt! Somit hat sowohl das Blut des Lammes, das am Pessach-Abend an die Türpfosten und der oberen Querbalken gestrichen wurde als auch die ERstlingsfrucht und das ungesäuerte Brot (das ist mein Leib) und der
Becher nach dem Mahl (das ist mein Blut) mit JAHUSCHUA zu tun, ein
Vorschatten auf JAHUSCHUA´s Erlösungstat!
Es ist eindeutig, dass auch die Erinnerung an den Auszug aus Ägypten,
das Brot des Elends mit dabei ist, aber die Fülle des Ganzen ist erst da,
wenn wir alles mitbedenken! Unser EL SCHADDAI ist so groß und wunderbar! IHM sei alle EHRE!
Schalom euch allen!
Gertraud
Hosea Ben Zion
2. April 2017 @ 15:45
Danke, liebe Gertraud, für diese wertvolle Ergänzung!!
Herzliche Grüße uns Schalom Dir,
Hosea