#5 -Frauen der Torah
Ist Purim nach Ester oder nach Haman benannt?
Macht es wirklich Sinn, Purim nach den Angaben des Feindes Haman zu benennen, der das jüdische Volk umbringen wollte? Ihm zu Ehren? Als im Jahr 1948 das jüdische Volk die arabischen Angreifer aus vielen sie umgebenden Ländern besiegt hatten, nannten sie diesen Tag „Yom Ha’atzmaut“, Unabhängigkeitstag. Sie hätten ihn auch beispielsweise „Yom Toarev“ benennen können, nach den russischen Pistolen, die die arabischen Angreifer benutzten, um sie umbringen zu wollen. Warum sollten sie diesen Tag des Sieges nach dem Feind benennen? Oder gar Purim nach einem „Konzept des Zufalls“ benennen, an das das jüdische Volk gar nicht glaubt? Könnte es sein, dass Purim seinen Namen aus einem ganz anderen Grund bekommen hat?
Ester, Kapitel 9:
Vers 24: „..wie Haman, der Sohn Hamedatas, der Agagiter, der Feind aller Juden, gedacht hatte, alle Juden umzubringen, und wie er das Pur, das ist das Los hatte werfen lassen, um sie zu schrecken und umzubringen.
Vers 25: Und wie Ester zum König gegangen war und dieser durch Schreiben geboten hatte, dass die bösen Anschläge, die Haman gegen die Juden erdacht, auf seine Kopf zurückfielen, und wie man ihn und seine Söhne an den Galgen gehängt hatte.
Vers 26: Daher nannten sie diese Tage Purim nach dem Worte Pur.“ Ester 9,24-26
Wenn wir die Reihenfolge dieser Verse lesen, dann müsste doch eigentlich der Vers 26 hinter dem Vers 24 stehen. Haman warf das Los, um sie schrecken und umzubringen und daher nannten sie diese Tage Purim nach dem Wort Pur.
Wieso kommt der Vers 26 mit der Namensnennung „Purim“ aber erst, nachdem Ester zum König gegangen war?
Könnte es sein, dass diese Reihenfolge etwas ganz anderes aufzeigen will?
Mordechai sendet Ester eine Botschaft und eine Abschrift des Gesetzes, dass alle Juden umgebracht werden sollten und fordert sie auf, zum König zu gehen, um Fürbitte für ihr Volk zu tun. Ester lässt ihm ihre Antwort überbringen, dass sie nicht ungerufen zum König gehen könne. Mordechais Antwort ist nicht, wie man erwarten könnte, dass Ester nicht an sich denken solle, sondern an ihr Volk und sich opfern solle. Er sagte vielmehr: „Denke nicht, dass du dein Leben errettest, weil du im Palast des Königs bist, du allein von allen Juden. Denn wenn du zu dieser Zeit schweigen wirst, so wird eine Hilfe und Errettung von einem anderen Ort her den Juden erstehen, du aber und deines Vaters Haus, ihr werdet umkommen.“ Aber wenn doch Hilfe von anderen kommen würde, so hätte sich Ester zurückziehen können und doch nichts befürchten müssen. Wieso würde sie denn, wenn Hilfe von einem anderen Ort her käme, umkommen, sie und ihres Vaters Haus?
Spielt nun Ester eine bedeutende Rolle oder nicht? Das ist die Frage, um die es geht.
Wir werden uns jetzt ansehen, welche Gesetze es für Frauen in der Beziehung zu ihrem Mann und ihrem Leben gibt, wenn sie ein Gelübde ablegen. Wir finden diese Unterweisungen im 4. Mose 30, 1ff. Ihr Mann hat mehrere Optionen, wenn seine Frau ein Gelübde abgelegt hat. Er hat die Wahl zu ihrem Gelübde zu schweigen. Wenn er am selben Tag dazu schweigt, gilt ihr Gelübde weiterhin. Wenn er aber an dem Tag, an dem er von dem Gelübde hört, widerspricht, so ist es nicht mehr gültig für seine Frau. Wenn ihr Mann aber von den Gelübden hört und dazu schweigt, so soll er ihre Schuld tragen. Ihr Ehemann kann also zustimmen, protestieren oder vorgeben, das Gelübde nicht zu hören, wodurch er die Gültigkeit des Gelübdes bestätigt. Aber er wird die Schuld dafür tragen.
Was haben diese Gesetzesvorschriften nun mit unserem Text zu tun?
In diesen Unterweisungen geht es um Schweigen. Im Vers 12 wird das hebräische Wort für Schweigen charash zweimal hintereinander wiederholt. Und dieses Wort charash kommt auch im Buch der Ester vor. Mordechai sagt zu ihr: „Charash, charash – wenn du zu dieser Zeit schweigen wirst…“ (Ester 4,14). Das normale hebräische Wort für schweigen ist ein anderes Wort. Mordechai sagt nun zu ihr, wenn du schweigst, wirst du umkommen, also wirst du die Konsequenzen tragen.
Wenn wir jetzt erneut in das 4. Buch Mose 30 gehen und den Vers 12 lesen, stellen wir noch etwas sehr Bemerkenswertes fest. Der Vers liest sich im Hebräischen so: „ish charash charash yom yom ….. „ Das hebräische Wort ish ist hier im Text am Ende mit einem He und mit einem Punkt im He geschrieben, so dass es heißt „ihr Mann“. Wenn man den Punkt aus dem He nimmt, heißt das gleiche Wort „Frau“. Ohne den Punkt im He würde der Vers sich so lesen: „und die Frau hörte es und schweigt dazu“ – und ist es nicht diese Grundlage, die MordechaI nimmt und zu Ester sagt: Wenn du, Frau, charash, charash…. Wenn du, Frau, hörst und schweigst, … so sollst du die Schuld tragen (Vers 16). Eine Frau kann bestätigen oder annullieren. Und wenn Ester nicht zum König geht und zu dem Erlass schweigt, bestätigt sie ihn und die Schuld kommt auf sie. Wenn sie aber zum König geht, birgt es die Möglichkeit, dass der König den Eid (den Erlass, die Juden töten zu lassen) zurücknimmt.
So sagt Mordechai zu Ester: Diese Worte sprechen zu dir. Es scheint so zu sein, dass in diesen Versen im 4. Buch Mose 30 eine prophetische Bedeutung untergelegt worden ist. Es wird eine Zeit kommen, da wird eine Frau kommen, für die dies zutreffen wird. Der König hat einen Eid abgelegt, der schreckliches Leid mit sich bringen wird. Aber du, Ester, kannst diesem Eid widersprechen und es aufheben. Aber wenn du schweigst, wie die Gesetzgebung aus dem 4. Mose 30 sagt, dann trifft dich die Schuld. Mordechai sagt zu ihr, du musst handeln, um deinetwillen. Wenn du schweigst, dann bestätigst du seinen Eid. Und du wirst ungewollt ein Komplize mit Haman. Und uns kann Hilfe von woanders her kommen, fährt Mordechai fort, aber das geht dich nichts an. Du wirst für dein Schweigen verantwortlich gemacht.
Was wird Ester tun? Wird sie aufstehen und diesen bösen Erlass aufheben oder wird sie schweigen und dem Erlass zustimmen?
Wie wir alle wissen, ist Ester aufgestanden und hat nicht geschwiegen.
Was hat jetzt der Name „Purim“ mit dem Handeln von Ester zu tun?
Augenscheinlich nichts. Aber nur, wenn man „Purim“ mit Lose übersetzt.
Wenn wir zurückgehen in die Verse über „Verbindlichkeiten von Gelübden“ und uns das Wort „aufheben“ aus Vers 14 ansehen: „Alle Gelübde und alle Eide, mit denen sie sich verpflichtet hat zu fasten, kann ihr Mann bekräftigen oder aufheben …“, so heißt dieses Wort “aufheben” im Hebräischen parar. Dieses Wort hat ein Wurzelwort aus peh, vav, resh. Das alte aramäische oder persische Wort pur, das „Lose“ bedeutet, hat im Hebräischen aber eine andere Bedeutung, nämlich „annullieren“ .
So bezieht sich das Wort „Pur“ im Buch der Ester nicht nur auf die Lose von Haman, sondern auch auf das, wie Ester auf den Plan von Haman reagierte. Sie fand einen Weg, seinen Plan zu zerstören, indem sie nicht schwieg, sondern aufstand und dem Erlass widersprach.
Haman dachte, dass dieser Tag der Lose als der große Tag eines Holocausts in die Geschichte eingehen würde, aber das Ende der Geschichte war nicht so. Dadurch, dass Ester eine heldenhafte Entscheidung traf, so dass der Eid annuliiert wurde. Und die Schriftrolle der Ester sagt in Versen 25 und 26, warum das Fest Purim heißt:
25: Und wie Ester zum König gegangen war und dieser durch Schreiben geboten hatte, dass die bösen Anschläge, die Haman gegen die Juden erdacht, auf seine Kopf zurückfielen, und wie man ihn und seine Söhne an den Galgen gehängt hatte.
Vers 26: Daher nannten sie diese Tage Purim nach dem Worte Pur.“ Ester 9,24-26 Und pur bedeutet im Hebräischen „annullieren“.
Haman dachte, dieser Tag würde Purim heißen. Dies heißt er nun auch. Aber nicht wegen den bösen Plänen Hamans, sondern weil Ester aufstand und nicht geschwiegen hat. Das Schicksal der Juden hing nicht von Losen ab, sondern von der heldenhaften Tat einer Frau. Sie weigerte sich zu schweigen und gilt dafür als Heldin.
Hätte sie geschwiegen und sich an die Anordnung, nicht ungerufen zum König zu gehen, gehalten, hätte sie nicht den Verlauf der Geschichte ihres Volkes mitbestimmt. Und sie durfte ihn bestimmen. Gott hat sie erwählt, aufzustehen und nicht zu schweigen.“
Und wer weiß, ob du nicht gerade um dieser Zeit willen zur königlichen Würde gekommen bist.“ (Ester 4,14)
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Uta Schmidt
2. März 2015 @ 17:50
Gut dass die Geschichte der Ester hier zur Sprache kommt
Dieses Jahr hat das Buch Ester für mich eine ganz neue Bedeutung bekommen. Das muss ich zu meiner Schande gestehen. Erstens hat der Herr vor einigen Tagen gesagt, dass wir uns schon vor Purim damit beschäftigen sollten, was mich sehr überraschte. Ich brauche immer etwas Zeit bis der Groschen fällt. Dann schrieb mir eine Schwester von einem einschneidenden Erlebnis mit ihrer Enkelin welche eine lebensbedrohliche OP hatte. Und sie sagte dazu, dass dies der Tag war an welchem die Königin Esther vor dem König Gunst fand und er ihr sein Schwert entgegenhielt. Die OP verlief tatsächlich lebensrettend. Mir wurde damit deutlich, dass ich immer den Zeitablauf von Purim auf nur zwei, drei Tage reduziert gedacht hatte, obwohl sich der Verlauf der Estergeschichte in einem weit längeren Zeitraum abspielte. Es ist eine längere Zeitspanne die auch entsprechend voll ausgeschöpft werden soll/ muss. Ich bedauere diese oberflächliche Denkweise, denn dadurch schöpfte ich unsere Möglichkeiten der Intervention nicht richtig aus. Jetzt bin ich aufmerksamer geworden und beobachte die gegenwärtigen Geschehnisse mit mehr Aufmerksamkeit und bete auch den Entwicklungen entsprechend aktueller Ereignisse im kleinen und großen Alltag. Ich glaube das gilt nicht nur mir, das gilt für jeden der Haman nicht das Feld überlassen will. Ich will lernen im Zeittakt des Herzens Gottes zu gehen damit ich sein Angesicht überzeugend besänftigen kann. Lässigkeit ist eine große Lieblosigkeit, die mir sehr leid tut. Nun habe ich daraus für mich wichtige Schlüsse gezogen und danach auch gehandelt. Ich bin gespannt, wie die weitere Entwicklung verläuft. Von Ester zu lernen ist für mich sehr wichtig. Sie hat die Zeit zu Schonung des Volkes gut ausgekauft und hat das Limit der Zeit nicht verzögert. Trägheit wurde ihr nicht zur Versuchung obwohl sie relativ gut abgesichert war. Das aber soll Sprungbrett sein und keinesfalls ein Lehnstuhl zum relaxen um sich an sich selbst zu freuen. Diese Haltung hat das ganze Volk gerettet. Eine solche Einstellung brauchen wir mehr denn je. Ich will sagen: ich brauche das. Danke für die tieferen Ausführungen dazu.
Emuna
2. März 2015 @ 21:08
Liebe Uta,
wir brauchen alle immer wieder einen “Anschupser” und dennoch stelle ich oftmals
fest, dass wenn der Vater etwas von uns möchte, er schon so deutlich spricht und
auch nicht nachlässt, bis wir hören – und auch rechtzeitig hören. Aber ich bewundere
auch den Mut von Ester. Sie war wirklich eine Heldin.
Estelle
10. Juli 2015 @ 10:19
Im letzten Jahr hat es mich auch sehr zu Ester verschlagen, ich finde es erstaunlich, welchen Glauben sie hatte und was sie gewagt hat dadurch, das hat mich tief berührt und mich selbst angeregt. Hier eine Verfilmung von Ester, am Ende fehlt zwar der noch stattgefundene Kampf, der stattfand, aber der Film ist dennoch ganz gut.
https://www.youtube.com/watch?v=x-8S5Rq3Nc4
Liebe Grüße
Estelle
Emuna
10. Juli 2015 @ 12:48
Liebe Estelle,
mich berührt die Geschichte der Ester auch sehr. Wie mutig und tapfer war sie!
Danke für den Filmtipp.
Schabbat Schalom
Emuna
Barukcic Liliana
22. Januar 2016 @ 22:07
Wenn ich über lege wie gross das Opfer für ihr Volk war;
Es hat Sie alles gekostet,
schon allein die Vorstellung von diesem unbeschnittenen König berührt zu werden
von diesen widerlichen Herrscher, der nicht nach Reinheitsgeboten ihrer Väter gelebt hat
ich denke da ist sie schon innerlich gestorben.
Es hat sie alles gekostet,so sehr hat sie Ihr Volk und ihren Gott geliebt.
Was für eine Frau und wie weit gehen
wir ein Opfer für den nächsten zu tun.
Meistens wollen wir uns irgendwo
selber Profilieren anstatt den anderen dienen und ofters Mund halten.
Vor allem war Ester dem Mordechai gehorsam.
Und Gehorsam bringt Segen.
Also ofters an anderen denken und sich selber zurücknehmen,anstatt zu denken
wo bleibe ich .
Der Herr sagt in Jes.66,2
Ich blicke freundlich auf die Verhaften,
die sich vor mir beugen,
auf alle, die mit Furcht und Zittern auf mein Wort achten.
Schalom Lili und wir sollten mehr die Füße denm waschen.