Parascha ‘chaje Ssara’ = “das Leben Saras”
Parascha ‚chaje-ssara‘ (= „das Leben Ssaras“) – 1. Mo. 23, 1 – 25, 18;
Dieser wöchentliche Tora-Abschnitt umfässt nur 3 Kapitel. Ich gebe zunächst einen kurzen Überblick:
1. Mose 23, 1 – 20: erzählt von Ssaras Tod und wie Avraham die Machpela-Höhle bei Chevron (Hebron) zur Grabstätte erwarb.
1. Mose 24, 1 – 25, 18: in diesem Kapitel entsendet Avraham seinen Diener Eli‘eser zurück in seine alte Heimat zu seiner Verwandtschaft nach Haran, um dort die passende Frau für seinen Sohn Jizchak zu finden. Seine Mission beendet er erfolgreich. Danach schließt sich die Heirat Jizchaks an.
1. Mose 25, 19 – 34: schildert die Geburt der Zwillinge Ja’akov (Jakob) und Essaw (Esau). Die Bedeutung des Erstgeburtsrechts wird dargelegt.
Immer wieder lagerte Avraham zu verschiedenen Zeiten seines Lebens bei den „Terebinthen von Mamre“, die östlich von Chevron (Hebron) gelegen sind. An diesem Ort starb Ssara im Alter von 127 Jahren.
Nach Beendigung der Trauerzeit um seine Frau redete Avraham mit den Nachkommen Chets (Hetiter): V4) „Ein Fremder – גֵּר ger und Ansasse -תוֹשָׁב toschav bin ich bei euch. Gebt mir doch eine Begräbnisstätte bei euch, damit ich meine Tote, die vor mir liegt, hinweg [bringen und] begraben kann!“ Nun erkundigte er sich nach dem Grundstück, auf dem sich die Machpela-Höhle befindet. Es gehörte dem Hethiter Efron. Obwohl die Hetiter Avraham zu Ehren dieses Landstück angeboten hatten es ihm zu schenken, bestand Avraham jedoch darauf es ihnen im Wert von 400 Silberstücken (was ein Wucherpreis war!) abzukaufen.
= Avrahams Beharren auf eine separate Begräbnisstätte ist bis heute Teil der jüdischen Gesetzesbestimmung. Wie ein Spiegelbild zeigt dies die allgemeine jüdische Rolle: innerhalb einer fremden Gesellschaft leben Juden zwar präsent im „hier“, sind aber doch irgendwie nicht „hier“.
Danach schloss Avraham mit seinem Diener Eli‘eser – אֱלִיעֶזֶר von Damaskus einen Bund, damit dieser für seinen Sohn Jizchak eine passende Frau aus der Mitte seiner Verwandten finden würde: Dazu entsandte er ihn zurück nach Mesopotamien (Aram). Eli‘eser leistete ihm diesen Schwur – שְּׁבֻעָ schvua. Dann begab er sich auf die über 1000 km lange Reise nach Haran – dem Ort, an welchem sein Vater Terach verstorben war. Er nahm zehn mit Geschenken beladene Kamele mit, um Jizchaks Braut aufzufinden.
= Interessanter Weise wird hier in dieser Erzählung der Diener Avrahams nicht mit Namen benannt. Früher aber wurde der hochrangigste Diener Avrahams mit seinem Namen erwähnt, und zwar in 1. Mose 15,wo Avraham zum Schöpfer redete:
V2) „Avram sprach: [Ach] Herr, du Ewiger, was willst du mir [denn] geben? Gehe ich doch kinderlos dahin, und mein Erbe wird [der/dieser] Elieser von Damaskus sein.“
In diesem Kontext nannte Avraham den seines hochrangigsten Dieners mit seinem Namen und erwähnt ihn als seinen möglichen Erben, weil er zu diesem Zeitpunkt noch keine leiblichen Kinder hatte.
An einem Dorfbrunnen in der Nähe der Stadt Nachor ließ Eli‘eser die Kamele niederknien und bat den den Schöpfer um ein Zeichen:
V12) Dann bat er: „Ewiger, [du] Elohim meines Herrn Avraham, [bitte] lass es sich doch heute so geschehen, und erweise Deine Liebesgunst – חֶסֶד chessed an meinem Herrn Avraham!
V13) Siehe, ich stehe an der Wasserquelle, und die Töchter der Leute der Stadt kommen heraus, um Wasser zu schöpfen.
V14) Möge es nun geschehen: Das Mädchen, zu dem ich sagen werde: ‚Neige doch deinen Krug, dass ich trinke!‘ und das [dann] sagt: ‚Trinke! Ebenso möchte ich auch deine Kamele tränken‘, das [soll es sein, das] du für deinen Knecht Jizchak bestimmt hast! Und daran werde ich erkennen, dass du an meinem Herrn Liebesgunst – חֶסֶד chessed erwiesen hast.“
Wie in einem Drehbuch der haschgacha (göttlichen Vorsehung), noch bevor er sein Gebet beendet hatte, kam Rivka – רִבְקָה (Rebekka), die Tochter von Avrahams Neffen, mit ihrem Wasserkrug auf der Schulter heraus. Eli‘eser lief zu ihr und bat sie um etwas zu trinken, und nachdem sie ihm etwas Wasser gegeben hatte, bot sie großzügig an auch Wasser für alle seine zehn Kamele zu schöpfen. Nachdem sie „den Test“ bestanden hatte, schenkte Eli‘eser ihr teure Ringe und Armbänder und erkundigte sich nach ihrem Familienstand. Als er erfuhr, dass der Herr ihn direkt zu Avrahams nahen Verwandten geführt hatte (denn Rivka war die Enkelin von Avrahams Bruder Nachor), war er überglücklich und dankte dem Allmächtigen für die Führung und den Erfolg.
Währenddessen lief Rivka nach Hause, um ihrer Familie zu berichten, was geschehen war. Dann lief ihr Bruder Lavan (Laban) hinaus, um Eli‘eser einzuladen, ihre Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Elieser willigte ein, aber er weigerte sich, mit ihnen zu essen, bis er ihnen den Zweck seiner Mission klar dargelegt und sein Versprechen an seinem Herrn Avraham erfüllt hatte.
Eli’eser erzählte dann die ganze Geschichte seiner Reise von Avraham in Kanaan nach Nachor, einschließlich seines Gebet zu Elohim um ein Zeichen, um für Avrahams Sohn die richtige Frau zu finden und wie Rivka die göttliche Prüfung bestanden hatte. Dann fragte er Rivkas Familie, ob sie ihrem Verwandten Avraham Güte erweisen würden, indem sie sich bereit erklärten, Rivka zur Frau Jizchaks zu geben, damit Elieser wisse, ob er „sich zur Rechten oder zur Linken wenden“ sollte.
Sowohl Bethuel als auch Lavan stimmten zu, dass der Ewige tatsächlich Rivka (Rebekka) als Frau für Avrahams Sohn erwählt hatte, und erhoben keine Einwände gegen die Heirat. Als Eli‘eser dies hörte, gab er Rivka weitere Geschenke, desgleichen überbrachte er auch dem Rest der Familie Geschenke. Dann aßen sie gemeinsam und verbrachten die Nacht.
Am nächsten Morgen brach Eli‘eser sofort mit Rivka nach Kanaan auf, denn er wollte seine Mission ohne Verzögerung beenden. So führte Elieser die Braut Rivka zu Jizchak ins Land Kanaan, wo sie bald darauf heirateten.
Wir haben in der letzten Parascha einige Punkte im Leben Avrahams betrachtet und gesehen, dass sich zeigt, dass diese Erzählung eben nicht nur eine Familengeschichte beschreibt, die sich vor 4000 Jahren abgespielt hat, sondern, dass darin prophetische Bilder vom Plan des Schöpfers verborgen liegen. Das zeigt sich durch zweierlei Dinge:
- – an den prophetischen Aussprüchen, und
- – an den Namensgebungen, die mit hebräischen Wortspielen verbunden sind.
So sahen wir, dass der damalige Kampf um das Landeserbe Abrahams zwischen seinen beiden Söhnen Avrahams ein prophetisches Abbild für den modernen und aktuellen Nahostkonflikt ist, zwischen dem Staat Israel (in der Linie Jizchaks) und der islamische Welt (in der Linie Jischma’els). Ebenso stellt der Höhepunkt der Prüfung Avrahams, die ‚Akeda‘ genannt wird (= die Bindung Jizchaks) – die quasi ein Abbild des Schöpfers selber ist, der seinen eingeborenen Sohn Jeschua vor Grundlegung der Welt bereits „vor-ersehen“ hatte, nämlich auf „dem Berg, wo der Ewige ersehen wird“ – בְּהַר יְהוָה יֵרָאֶה beHar Adonaj jera’e – 1. Mo. 22, 14;
So stellt auch diese Erzählung über die Brautfindung für den Sohn Jizchak eine prophetische Vorschau dar, die sich hier auf den Messias Jeschua münzen lässt.
Eli‘eser, der Knecht Avrahams, wurde entsendet, um die Braut zu holen. Der Name Eli’eser – bedeutet „mein El ist Hilfe“. So ist es die Aufgabe des Heiligen Geistes seit dem Erlösungswerks Jeschuas am Kreuzespfahl, die Braut für den Messias zu finden. Am Ende der Offenbarung 22 heisst es:
V17) „Der Geist und die Braut – sie rufen: ‚Komm!‘
Und wer dies hört, [der] rufe dann [ebenso]: ‚Komm!‘
Denn wer durstig ist, der komme [herzu]! Und wer möchte, derjenige nehme das Wasser des Lebens umsonst!“
Dies sprach Jeschua auch zur schomronitischen Frau (Samaritanerin) am Jakobsbrunnen: Joh. 4, 7 -15;
Auch während des Laubhüttenfestes, am siebenten und höchsten Tag des Festes, während der sog. Wasserzeremonie, rief Jeschua mit lauter Stimme in die Menschenmenge hinein: Jh. 7
V37) Am letzten Tag des Festes (, der hoschana raba – הושנה רבה genannt wird und der Höhepunkt des 7-tätgigen Sukkotfestes ist) stellte sich Jeschua vor/in die Menschenmenge und rief mit lauter Stimme aus [während der Prozession zu ‚simchat bejt-haScho’eva‘ mit dem sich anschließenden Wassergußopfer]:
„Wer Durst hat, der komme zu mir. Es trinke, – Jes. 55, 1;
V38) wer an mich glaubt! Denn es steht in der Schrift (TaNa‘Ch – תנ”ך) geschrieben, dass aus jenem Leib Ströme lebendigen Wassers – מַיִם חַיִּים majim chajim fließen sollen!“
Denkt darüber nach und meditiert, welche tieferen Parallelen ihr dazu finden könnt. Denn wir sollen über die Tora insbesondere, aber auch über alle Schriften der Bibel nachdenken und grübeln, die Worte in unserem Inneren bewegen…
In diesem Sinne euch allen ein Schabbat Schalom!
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