Schalom – Teil 2 – Schalom spenden
Schalom – Teil 2
Schalom spenden
Beim vorherigen Teil 1 „Geht es beim Schalom nur ums Empfangen?“ ging es darum, dass auch etwas los-/zurückgelassen, zerstört, verändert werden muss, damit wir durch unseren Hirten Jeschua, der für uns ans Holz geschlagen wurde, hinein in den vollen Schalom, in die Fülle Elohims kommen.
Und weil das so wichtig ist und weitreichenden Folgen hat, will ich näher auf das Thema Schuld bzw. Vergebung eingehen und dann vorrangig auf das Spenden von Schalom zu sprechen kommen und was Liebe damit zu tun hat. Die Bibelzitate stammen – wenn nicht anders angemerkt – aus der Elberfelder Bibel. Und wiederum gilt: „Prüft alles. Das Gute behaltet.“ ( 1. Thessalonicher 5,21)
Im Kolosserbrief heißt es im zweiten Kapitel, Vers 14: Er hat den Schuldschein gegen uns gelöscht, ⟨den⟩ in Satzungen ⟨bestehenden⟩, der gegen uns war, und ihn auch aus ⟨unserer⟩ Mitte fortgeschafft, indem er ihn ans Kreuz nagelte.
Um sich die Dimension der vergebenen Schuld wenigstens ansatzweise vorstellen zu können, ist das Gleichnis in Matthäus 18 sehr aufschlussreich. In den Versen 21 bis 35 heißt es:
21 Dann trat Petrus zu ihm und sprach: Herr, wie oft soll ich meinem Bruder, der gegen mich sündigt, vergeben? Bis siebenmal? 22 Jeschua spricht zu ihm: Ich sage dir: Nicht bis siebenmal, sondern bis siebzigmal sieben⟨mal⟩ 23 Deswegen ist es mit dem Reich der Himmel wie mit einem König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte. 24 Als er aber anfing abzurechnen, wurde einer zu ihm gebracht, der zehntausend Talente schuldete. 25 Da er aber nicht zahlen konnte, befahl der Herr, ihn und seine Frau und die Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen und ⟨damit⟩ zu bezahlen. 26 Der Knecht nun fiel nieder, bat ihn kniefällig und sprach: Herr, habe Geduld mit mir, und ich will dir alles bezahlen. 27 Der Herr jenes Knechtes aber wurde innerlich bewegt, gab ihn los und erließ ihm das Darlehen. 28 Jener Knecht aber ging hinaus und fand einen seiner Mitknechte, der ihm hundert Denare schuldig war. Und er ergriff und würgte ihn und sprach: Bezahle, wenn du etwas schuldig bist! 29 Sein Mitknecht nun fiel nieder und bat ihn und sprach: Habe Geduld mit mir, und ich will dir bezahlen. 30 Er aber wollte nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er die Schuld bezahlt habe. 31 Als aber seine Mitknechte sahen, was geschehen war, wurden sie sehr betrübt und gingen und berichteten ihrem Herrn alles, was geschehen war. 32 Da rief ihn sein Herr herbei und spricht zu ihm: Böser Knecht! Jene ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest. 33 Solltest nicht auch du dich deines Mitknechtes erbarmt haben, wie auch ich mich deiner erbarmt habe? 34 Und sein Herr wurde zornig und überlieferte ihn den Folterknechten, bis er alles bezahlt habe, was er ihm schuldig war. 35 So wird auch mein himmlischer Vater euch tun, wenn ihr nicht ein jeder seinem Bruder von Herzen vergebt.
Wieso macht der Vater im Himmel es zur Voraussetzung, dass auch wir unsern Schuldnern vergeben, wenn Er uns unsre Schuld vergeben soll (s. Mt. 6,12.14-15)? Was bedeuten 10.000 Talente für einen Menschen zur Zeit Jeschuas, und was 100 Denare? Als Fußnote in der Elberfelder Bibel heißt es dazu: „Ein Millionenbetrag. Um ein Talent (eine Geldeinheit – etwa 6000 Denare) zu verdienen, hätte ein Tagelöhner 20 Jahre arbeiten müssen (bei einem Tageslohn von einem Denar, siehe Matthäus 20,2). Und das Neue Testament von Herbert Jantzen merkt dazu an: „Eine unvorstellbare Summe … insges. 60 Millionen Tagesverdienste, ca. 200.000 Jahresverdienste“.
Lassen wir uns das auf der Zunge zergehen: 100 Tagesverdienste stehen 60.000.000 Tagesverdiensten gegenüber, also ein Verhältnis von 1 : 600.000. Jemand erlässt Dir 600.000 Euro und Du bringst einen anderen im Anschluss ins Gefängnis, weil er Dir 1 Euro schuldet. Wie sieht es aus beim Übertragen der damaligen Verdienste auf unsere Zeit, natürlich nur schätzbar. Bei einem Jahresverdienst von 40.000 Euro wäre das bei 282 Arbeitstagen (bei 6 Arbeitstagen pro Woche; dann ergibt sich bei durchschnittlich rd. 365 Tagen im Jahr abzgl. max. 53 Wochenschabbate abzgl. grob geschätzter 30 Tage für die Festzeiten inkl. Pilgern nach Jerusalem) ein Tagesverdienst von ca. 142 Euro. D. h., dass der Knecht seinem König ca. 85 Mrd. Euro schuldete, sein Mitknecht ihm aber nur rd. 14.000 Euro.
Der hochverschuldete Knecht wäre also auf ehrliche Art und Weise niemals an das erforderliche Vermögen gelangt, nicht in 100, nicht in 1.000 und auch nicht in 10.000 Menschenleben
D. h. auf uns übertragen – ohne die Schuld anderer, die sie an uns begangen haben, klein zu machen oder klein zu reden: Egal, wie groß die Schuld ist, die ein Mensch uns gegenüber jemals auf sich geladen hat bzw. laden könnte, wird sie von unserer Schuld gegenüber unserem Vater im Himmel derart in den Schatten gestellt, dass sie in Anbetracht der immensen Dimension „verschwindet“.
Niemals kann ein Mann seinen Bruder loskaufen, nicht kann er Elohim sein Lösegeld geben – denn ⟨zu⟩ kostbar ist das Kaufgeld für ihre Seele, und er muss davon ablassen auf ewig –, dass er fortlebe immer, die Grube nicht sieht. (Psalm 49,8-10)
Ich betone es nochmals, dass es hier nur um die Dimension geht. Denn andererseits geht bei Elohim nicht die kleinste Sache, die kleinste Schuld verloren, ganz besonders das nicht, was Seinen Kindern angetan wurde und wird, das Er auch, wenn die Zeit dafür reif ist, ahnden bzw. rächen wird.
Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn ⟨Elohims⟩! Denn es steht geschrieben: »Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht JHWH.« (Römer 12,19)
Ich gehe nochmals auf den Wortlaut in Matthäus 18,35 ein, der nicht einfach davon spricht zu vergeben, sondern „von Herzen“ zu vergeben, also mit allem, was mein Sein ausmacht, in der Dimension unserer Liebe zu Elohim, die in Zusammenhang mit dem sog. Shema zum Ausdruck kommt: „mit deinem ganzem Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft“ (s. 5. Mose 6,4-5) bzw. in Markus 12,33 nach Herbert Jantzen „aus ganzem Herzen und aus ganzem Verständnis und aus ganzer Seele und aus ganzer Stärke“.
Deswegen sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig. Er aber sprach zu ihr: Deine Sünden sind vergeben. Und die, die mit zu Tisch lagen, fingen an, bei sich selbst zu sagen: Wer ist dieser, der auch Sünden vergibt? Er sprach aber zu der Frau: Dein Glaube hat dich gerettet. Geh hin in Frieden (Schalom)! (Lukas 7,47-50)
Dieser Vorspann war erforderlich, bevor es jetzt darum geht, Schalom zu spenden. Denn was hat es unseren Vater gekostet, damit Er uns diesen Schalom spenden kann? Richtig.
Denn so sehr hat Elohim die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. (Johannes 3,16)
Es hat ihn nicht weniger gekostet, als Seinen Sohn dahinzugeben, ihm die Sünde dieser Welt aufzuladen und ihn, den Sündlosen, so für uns zur Sünde zu machen und ihm all das Leiden, die Verlassenheit Elohims und den Tod zuzumuten, um unserer Errettung willen.
Und wenn das für Ihn gilt, dass Er Schalom nur deshalb spenden kann, weil Er die Grundlage dafür geschaffen hat, weil Er das Liebste aus Liebe dahingeben hat, damit wir wirklich in die Fülle dieses Schalom hineinkommen können, dann können auch wir nur wahren Schalom spenden, wenn wir ebenfalls bereit sind, u. a. Schuld loszulassen und an den Vater im Himmel abzugeben, also von ganzem Herzen zu vergeben.
Mir ist bewusst, dass es nicht leicht ist, wenn nicht sogar unmöglich, aus menschlichem Vermögen Schuld von Herzen zu vergeben. Aber „bei Elohim ist kein Ding unmöglich“ (s. Lukas 1,37 i.V.m. Jeremia 32,27). Und deshalb ist und bleibt Vergebung eine sehr ernste und wichtige Sache. Denn die Grundlage dafür ist die Liebe bzw die Gnade, die uns der Vater zuerst erwiesen hat (s. 1. Johannesbrief 4,19), und der neue Mensch, den wir anziehen durften bzw. dürfen (s. Epheser 4,21-24). Er ist mit dem, was Er in Seinem Sohn bereits vor Grundlegung der Welt geplant und ausgeführt hat (s. Offenbarung 13,8), weil es außerhalb von Raum und Zeit steht, in Vorleistung gegangen. Mal davon abgesehen, dass jedes Lebewesen nur deshalb lebt, weil Er alles ins Dasein gebracht hat und bringt. Und Er ist auch Derjenige, der zur rechten Zeit für absolute Gerechtigkeit sorgen wird. Und dies alles aus reiner und unverdienter Liebe und Gnade.
Die Grundlage von Schalom ist also Liebe bzw. Gnade, für uns, weil wir unverdient Vergebung empfangen (haben), für unseren Nächsten, weil wir ihm gnädig begegnen können auf der Grundlage der unverdienten Liebe und Gnade, die wir empfangen haben und täglich empfangen, und für unseren Vater im Himmel, der diese Liebe und diese Gnade in Person ist (s. 1. Johannes 4,8 und Psalm 86,15) und sie schenkt, wie auch Jeschua durch seine Bereitschaft, für uns das Gericht auf sich zu nehmen, aus Liebe.
Und wo zeigt sich das im Wort Schalom und in der Bedeutung der Buchstaben. Dazu ein Blick in Hoheslied 8,6:
Leg mich wie ein Siegel an dein Herz, wie ein Siegel an deinen Arm! Denn stark wie der Tod ist die Liebe, hart wie der Scheol die Leidenschaft. Ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Jahs.
Wir sehen, dass das Schin in Schalom auch eine brennende Liebe symbolisiert, die einerseits den Vater im Himmel dazu gebracht hat, seinen Sohn als den Hirten (Lamed) für uns zu verbinden (Waw) mit der eigentlich uns geltenden Gerichtsflut (Mem). Und andererseits ist auch Jeschua, der Sohn Elohims, diesen Weg aus Liebe (Schin) gegangen, die ihn, den guten Hirten (Lamed), dazu gebracht hat, sein Leben für die Schafe zu geben (Waw), damit sie Leben in Fülle haben (Mem).
Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und ⟨es in⟩ Überfluss haben. Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. (Johannes 10,10b-11)
Es ist so gewaltig, was uns in Jeschua Maschiach alles gegeben wird. Eine der Schriftstellen, die uns etwas davon zeigt, ist im Epheserbrief im ersten Kapitel ab Vers 3 zu finden. Hier die Verse 3 bis 8 aus dem Neuen Testament von Herbert Jantzen:
Gelobt sei der Elohim und Vater unseres Herrn, Jeschua Maschiach, der uns im Maschiach mit jedem geistlichen Segen in den himmlischen <Bereichen> segnete, entsprechend dem, dass er uns vor Gründung der Welt in ihm <sich> erwählte, dass wir seien heilig und tadellos vor ihm in Liebe; er bestimmte uns <nämlich> im Voraus für sich zur Sohnesstellung (also eine Einsetzung in die Vorrechte und in die Verantwortung eines reifen, mündigen Sohnes) durch Jeschua Maschiach nach dem Wohlgefallen seines Willens zum Lobe der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadete in dem Geliebten, in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Übertretungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er zu uns überfließen ließ in aller Weisheit und Klugheit.
Und weil wir Geliebte sind, sollen auch wir lieben:
Geliebte, lasst uns einander lieben! Denn die Liebe ist aus Elohim; und jeder, der liebt, ist aus Elohim geboren und erkennt Elohim. Wer nicht liebt, hat Elohim nicht erkannt, denn Elohim ist Liebe. Hierin ist die Liebe Elohims zu uns offenbart worden, dass Elohim seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Hierin ist die Liebe: Nicht dass wir Elohim geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden. Geliebte, wenn Elohim uns so geliebt hat, sind auch wir schuldig, einander zu lieben. (1. Johannesbrief 4,7-11)
Und diese Liebe Elohims ist eine immerwährende Quelle – sozusagen das Perpetuum mobile der Heiligen Schrift –, die uns befähigt, Friedensstifter zu sein, indem wir den Schalom, den wir empfangen (haben), ebenfalls in Liebe und Hingabe weitergeben, an Geschwister und an die zutiefst liebesbedürftige Welt. Hier noch ein paar abschließende „Friedens“-Verse:
Glückselig die Friedensstifter (Stifter des Schalom), denn sie werden Söhne Elohims heißen. (Matthäus 5,9)
So lasst uns nun dem nachstreben, was dem Frieden (Schalom), und dem, was der gegenseitigen Erbauung ⟨dient⟩. (Römer 14,19)
und beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft [zur Verkündigung] des Evangeliums des Friedens! (Epheserbrief 6,15)
Jagt dem Frieden (Schalom) mit allen nach und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird. (Hebräerbrief 12,14)
Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden (Schalom) denen gesät, die Frieden (Schalom) stiften. (Jakobus 3,18)
Ein herzliches Schalom
Michael