Parascha ‘ree’ = siehe!
von diesen Bergen musste das Volk Israel sich veranschaulichen durch die laute Verkündung des Segens – haBracha und des Fluches – haKlala, was das Einhalten der Toragebote bewirkt oder nicht!
Parascha ‚re-e‘ = „siehe“ – 5. Mose 11, 26 – 16, 17;
Dieser Tora-Abschnitt ist die Fortsetzung der zweiten (Abschieds-)Rede Mosches. Es geht um den Segen, der als Folge dessen entspringt, dass Israel als Volk die Gebote – מִצְווֹת mizwot vom Bundesschluss am Berg Sinai – das ist die Tora – einhält. Nur die Einhaltung der Tora wird zum Segen – bracha führen. Dazu gibt Mosche anschließend den Auftrag, dass das Volk gleich nach seinem Hineinkommen ins Gelobte Land, es diesen Segen oder diesen Fluch zu einem Merkzeichen und Mahnmal für die zukünftigen Generationen Israels als Gedächtnis aufrichten soll: der Segen soll auf dem Berg Grasim und der Fluch auf dem Berg Ejval laut gelesen und ausgerufen werden, nachdem bereits zuvor Mazevot = Steinmale aufgerichtet wurden. Die beiden Berge liegen einander gegenüber, dazwischen die Stadt Schechem (Sichem) = „Schulter“. Und tatsächlich erscheint dieses topografische Landschaftsgebilde aus der Ferne betrachtet wie eine „Schulter“.
(lest dazu auch Josua 8, 33 u. Josua 4, 20, wo diese Anweisung Mosche ausgeführt worden ist.) Auch später wiederholt Mosche diese Anweisung in 5. Mo. 27, 4 – 26;
5. Mo. 11, 26 – 29:
V16) „Siehe – רְאֵה re‘e! Ich lege euch heute den Segen – בְּרָכָה bracha und den Fluch – קְלָלָה klala vor:
V27) Der Segen – בְּרָכָה bracha (trifft ein), wenn ihr den Geboten – מִצְוָה mizwot des Ewigen, eures Elohim, gehorcht, die ich euch heute gebiete:
V28) Der Fluch – קְלָלָה klala, wenn ihr den Geboten des Ewigen, eures Elohim, nicht gehorcht und (stattdessen) von dem Weg, den ich euch heute gebiete, abweicht, und (in der Folge) anderen Göttern nachzulauft, die ihr (jetzt noch) nicht kennt.
V29) Es soll geschehen, wenn der Ewige, dein Elohim, dich in das Land bringt, in das du kommst, um es in Besitz zu nehmen, dann sollst du den Segen – בְּרָכָה bracha auf dem Berg Grasim – הַר גְּרִזִים sowie den Fluch – קְלָלָה klala auf dem Berg Ejval – הַר עֵיבָל erteilen.“
Es folgten nun verschiedene Gebotsanweisungen wie der Hinweis, später nach Inbesitznahme des Landes die Opfergaben an Elohim nur an einem spezifischen Ort darzubringen, der vom Ewigen jedoch erst in der (späteren) Zukunft auserwählt würde: Tatsächlich sollte dies noch mehrere hundert Jahre (etwa 500 Jahre) dauern bis dieser erwählte Ort – הַמָּקוֹם אֲשֶׁר-יִבְחַר יְהוָה haMakom ascher jivchar Adonaj (= „der Ort, den der Ewige erwählen wird“) sich klar herauskristallisieren würde. Erst unter dem König David und seinem Sohn Schlomo (Salomo) wurde dann Jerusalem – יְרוּשָׁלַיִם Jeruschalajim zu diesem Ort erkoren. Obgleich dieser Ort bereits von Avraham (Abraham) in der Akeda-Geschichte (= Bindung seines Sohnes Jizchak) in 1. Mose 22 als ‚Eretz Morija‘ – אֶרֶץ הַמֹּרִיָּה bezeichnet erscheint = “das Land, die Region, die Adonaj (längst) ersehen” und als Weisung und Lehre vorausgeschaut hat, wurde doch erst mit König David dieser spezifisch erwählte Ort bekannt. Dort wurde schließlich in der Folge das mobile Stiftszelt nun zum festen Tempelgebäude – mikdasch (Heiligtum) umgebaut: siehe 1. Kön. 8, 29; 2. Chr. 7, 12 u. Ps. 78, 68ff.
V5) (Sondern) ihr sollt die Stätte aufsuchen, die der Ewige, euer Elohim, aus all euren Stämmen erwählen wird, um seinen Namen dort niederzulegen, daß er [dort] wohne – לְשִׁכְנוֹ l’schichno. Dahin sollst du (dann) kommen.
V6) Dorthin sollt ihr eure Emporopfer – עֹלָה ola (Brandopfer) bringen, ebenso eure Schlachtopfer – זְבָחִים svachim, eure Zehnt-Abgabe – מַעֲשֵׂר ma’assar, das Hebopfer – תְּרוּמָה truma eurer Hand, eure Gelübde – נְדָרִים nedarim sowie eure freiwilligen Gaben – נְדָבוֹת nedavot und (auch) die Erstgeburten – בְּכוֹר בְּהֵמָה bechor behema eurer Rinder und Schafe.
Hier noch einmal die Aufzählung, was Israel geboten ist an dem einem auserwählten Ort (das spätere Jerusalem) für den Ewigen zu opfern:
· Ganzopfer = עוֹלָה ola
· Schlachtopfer = זְבָחִים svachim
· Zehntabgabe = מַעֲשֵׂר ma’assar
· Hebe = תְּרוּמָה truma
· Gelübde = נְדָרִים nedarim
· freiwillige Gabe = נְדָבוֹת nedavot
· Erstgeburt des Viehs = בְּכוֹרוֹת הַצֹּאן kekorot-haZo’on בְּכוֹר בְּהֵמָה (erstgeborenes Tier)
V14) Sondern an der Stätte, die der Ewige in einem deiner Stämme erwählen wird, dort sollst du deine Emporopfer opfern, und dort sollst du alles tun, was ich dir gebiete.
V18) Sondern vor dem Ewigen, deinem Elohim, an der Stätte, die der Ewige, dein Elohim, erwählen wird, sollst du es essen, du und dein Sohn, deine Tochter, dein Sklave, deine Sklavin und der Lewit, der in deinen Toren [wohnt]. Dann sollst du dich vor dem Ewigen, deinem Elohim, freuen an allem, was deine Hand erworben hat.
5. Mose 13: Dieses Kapitel erhebt die Warnung vor falschen Propheten und zu anderen möglichen Verführungen zum Götzendienst. Hebräisch heißt falscher Prophet navi scheker – נָבִיא שֶׁקֶר = „Prophet der Lüge“.
In 5. Mose 13, 2 – 6 heißt es:
V2)Wenn in deiner Mitte ein Prophet – נָבִיא navi ersteht (sich erhebt) bzw. jemand, der Träume träumt – חֹלֵם חֲלוֹם cholem chalom, und er gibt/setzt dir ein Zeichen – אוֹת ot oder ein Wunder – מוֹפֵת mofet.
V3) Wenn (dann) das Zeichen oder das Wunder eintrifft, wovon er zu dir geredet hat, indem er (dazu) aufforderte: ‚Laßt uns anderen Gottheiten – אֱלֹהִים אֲחֵרִים Elohim acherim nachlaufen und ihnen dienen, die du nicht gekannt hast‘.
V4) Alsdann sollst du nicht auf die Worte dieses Propheten hören oder auf denjenigen, der die Träume hat – חוֹלֵם הַחֲלוֹם cholem haChalom. Denn der Ewige, euer Elohim, prüft euch, um zu erkennen, ob ihr den Ewigen, euren Elohim, mit eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele liebt.
= Also auch wenn die Zeichen von Verführern eintreffen, sollen sie nicht gehört werden, da dies eine Prüfung Elohims ist. Solche Verführer müssen mit dem Tod bestraft werden.
Als nächstes wird der Vorfall einer möglichen Verführung durch nahe Angehörige und Freunde skizziert. Wenn ein naher Verwandter oder Freund versuchen sollte, jemanden vom Volk zum Götzendienst zu verführen, dann muss diese Person angezeigt und bestraft werden, ohne Rücksicht auf die Beziehung. Der Verführer wird gesteinigt: 5. Mo. 13, 7 – 12;
Schließlich wird noch ein Vorfall als mögliches Beispiel für einen Abfall zum Götzendienst dargelegt, eine sog. „verdorbene Stadt“ – עִיר הַנִּדַּחַת ir-haNidachat – 5. Mose 13, 13-19:
V13) Wenn du von einer deiner Städte, die der Ewige, dein Elohim, dir gibt, dort zu wohnen, hörst:
V14) Dass es (dort) Männer gibt, ruchlose Leute – בְּנֵי-בְלִיַּעַל bnej vlija’al = “boshafte Menschen”, die aus deiner Mitte hervorgetreten sind und die Bewohner ihrer Stadt verleitet haben, indem sie sagten: ‚Laßt uns gehen und anderen Göttern dienen – die ihr nicht gekannt habt!‘
V15) Dann sollst du [diese Angelegenheit] untersuchen, danach forschen und sie genau bekunden. Und setze den Fall, die Angelegenheit stellt sich als Wahrheit heraus, dann ist die Angelegenheit besiegelt: Das wäre dann eine Abscheulichkeit תּוֹעֵבָה to’eva, die in deiner Mitte verübt worden ist!
= Gesetz den Fall, dass eine Stadt im Kollektiv zum Götzendienst verführt worden ist, dann sind Investigationen angewiesen, diesen Vorfall zu beleuchten bzw. herauszufinden wie es zu diesem Übel des Abfalls gekommen ist. Das soll genau unter die Lupe genommen werden. Danach ist dieses Übel mit der Schärfe des Schwertes auszurotten, indem alle Bewohner dieser Ortschaft getötet und die Stadt samt ihrer Beute verbrannt werden muss.
V17b) Zu einem ewigen Schutthaufen – תֵּל עוֹלָם tel olam soll sie werden, und sie darf nie wieder aufgebaut werden.
5. Mose 14: In diesem Kapitel werden Speisevorschriften zur rituellen Reinheit – טָהֳרָה tahara und Unreinheit – טֻמְאָה tum’a erteilt. In der jüdisch-religiösen Praxis wird dies Kaschrut – כַּשְׁרוּת genannt.
Das Wort kascher – כָּשֵׁר ist dem Buch Esther in Kp. 8, 5 entnommen: Dort verwendete die Königin Esther dieses Wort, als sie zum persischen König sprach und ihn darum bat, eine Verordnung zu erlassen, die die Pläne des bösen Haman zunichtemachen würden.
„וַתֹּאמֶר אִם־עַל־הַמֶּלֶךְ טוֹב וְאִם־מָצָאתִי חֵן לְפָנָיו וְכָשֵׁר הַדָּבָר לִפְנֵי הַמֶּלֶךְ וְטוֹבָה אֲנִי בְּעֵינָיו …“
„Da sprach sie: „Wenn es dem König gefällt und ich Gnade vor ihm gefunden habe und die Angelegenheit vor dem König tauglich/richtig kascher ist und ich ihm wohlgefällig bin …“.
In den Versen 3 – 21 wird eine detaillierte Auflistung der Tieren gegeben, die gegessen werden dürfen und derjenigen, die verboten sind, vgl. mit 3. Mose 11, 1-20; später folgt eine genaue Gegenüberstellung dieser beiden Auflistungen.
Das Verbot, Fleisch mit Blut zu essen, wird ebenfalls betont – 5. Mo. 12, 23;
Bei allen Geboten von Speisebestimmungen geht es um die Heiligkeit Israels als Volk.
V2) Schließlich bist du ein heiliges Volk – עַם קָדוֹשׁ am-kodesch dem Ewigen, deinem Elohim. Dich hat der Ewige erwählt, damit du ihm ein am Segula – עַם סְגֻלָּה – das ist ein so kostbares Volk gleich einem Kleinod bzw. wie ein wertvoller Schmuck – seist, das aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind, (erwählt ist).
= Das hebräische Verb „kadasch“ – קָדַשׁ = „heilig sein, heiligen“ bedeutet seiner Wurzel nach „sich absondern, sich abtrennen“.
V3) (Deswegen) sollst Du keinerlei Abscheuliches – תּוֹעֵבָה to’eva essen.
In den Versen 22 – 29 werden noch genauere Anweisungenfür die Zehnt-Abgabe מַעֲשֵׂר ma’assar erteilt. Der zehnte Anteil der jährlichen Ernte ist abzugeben, der dann den Lewiten, den Waisen, den Witwen und den Armen gegeben werden soll. Die Zehnt-Abgabe soll in den Städten gegessen werden, die Elohim auswählen wird. Es wird auch erlaubt, den Zehnten in Geld umzutauschen, falls der Weg zu weit ist;
5. Mose 15: In diesem Kapitel werden in V1-11) Anweisungen zum Brachjahr, hebr. שְׁנַת הַשְּׁמִטָּה schnat-haSchmita gegeben: Alle sieben Jahre sollen die Schulden erlassen werden. Es ist ein Jahr der Freigabe, in dem die Israeliten ihren Schuldnern nichts mehr fordern dürfen. Dabei wird besonders betont, dass man den Armen großzügig helfen soll und ihnen nichts verweigern darf, auch wenn das schmita-Jahr bevorsteht.
Angeschlossen in den V12–18 wird die Anweisung über die Freilassung von hebräischen Sklaven – עֶבֶד עִבְרִי: hebräische Sklaven müssen nach sechs Jahren Dienst freigelassen werden. Ihnen soll nicht leer ausgegangen werden, sondern man soll sie großzügig mit Gaben versorgen, um ihnen den Neubeginn zu erleichtern. Ein Sklave, der nicht gehen möchte, kann sich durch ein Ritual, bei dem ihm das Ohr durchbohrt wird, entscheiden, auf Lebenszeit zu bleiben.
Die V19–23) führen das Gebot Abgabe der erstgeboren Tiere – בְּכוֹר בְּהֵמָה b‘chor behema detaillierter auf: die müssen männlich und makellos sein, müssen dem Ewigen – יְהוָה geweiht und als Opfer zur zentralen Stätte dargebracht werden. Sie dürfen weder für die Arbeit genutzt noch geschoren werden.
5. Mose 16: in diesem Kapitel werden Anweisungen zu den 3 jährlichen Wallfahrtsfesten -שָׁלוֹשׁ רְגָלִים schalosch taglajim gegeben: das Pessachfest – פֶּסַח (V1–8), das Schavu’otfest – שָׁבוּעוֹת (V9-12) und das Sukkotfest – סֻכּוֹת (V13-15)
Zu diesen Festen soll das gesamte Volk, vornehmlich die Männer zum Heiligtum erscheinen, um dort die Opfergaben darzubringen. Niemand soll mit leeren Händen kommen: Jeder soll entsprechend dem Segen Elohims geben: V16 -17;
Hier endet unsere Wochenparascha.
Ich wünsche allen einen gesegneten Schabbat!
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