Parascha ‘lech-lecha’
Parascha ‚lech lecha‘ – לֶךְ-לְךָ
1. Mo. 12, 1 – 17, 27
Überblick zur Tora-Lesung:
Die Parascha der letzten Woche (‚Noach‘) zeigte, wie der Ewige Noach und seine Familie auf wundersame Weise vor einem katastrophalen Gericht bewahrte. (Wer sich den ganzen Text der Parascha durchgelesen hatte).
So wie es zehn Generationen von Adam bis Noach gab, so gab es auch zehn Generationen von Noach bis Avram. Gleichwie Noach der Vater von 70 Völkern wurde, ebenso wurde Avram zum Vater des jüdischen Volkes, durch das der verheißene Same – der Maschiach und Retter der Welt – schließlich kommen würde.
In unserem Tora-Abschnitt für diese Woche (‚lech-lecha‘ – לֶךְ-לְךָ) lesen wir, dass Avram 75 Jahre alt war, der mit (seiner Halbschwester) Ssara‘i – שָׂרַי verheiratet war und der Vormund seines Neffen Lot – לוֹט (dem Sohn seines verstorbenen Bruders Haran) war, als er die Verheißung des göttlichen Erbes erhielt:
Im Gehorsam gegenüber dem Ruf des Allmächtigen verließ er Haran, zog in das Land Kanaan und baute dort einen Altar für den Ewigen (zwischen Bejt-El und Ai – V8). Dann reiste er nach Süden, in den Negev, wo sein Glaube sofort auf die Probe gestellt wurde. Eine Hungersnot im gelobten Land zwang ihn, nach Ägypten auszuwandern, wo er sich mit Ssara‘i verschwor, dass sie vortäuschen würden Bruder und Schwester zu sein – und nicht Ehemann und Ehefrau, V11-14. Avram fürchtete, dass er um ihretwillen getötet werden könnte. Tatsächlich wurde Ssara‘i in den Palast des Pharao gebracht, um Teil des königlichen Harems zu werden. Im Gegenzug gab der Pharao Avram um ihretwillen Vieh, Kamele und Diener, V14-16. Doch der Ewige schickte „große Plagen“ in das Haus des Pharaos, bis bekannt wurde, dass der Grund für die Schwierigkeiten darin lag, dass Ssara‘i die Frau von Avram war. Daraufhin ließ der Pharao Ssara‘i frei und entließ Avram mit seinen gesamten Besitztümern, V17-20.
Nachdem Avram in das Land Kanaan zurückgekehrt war (13, 1-4), trennte sich Lot von ihm und ließ sich in der bösen Stadt Sodom nieder (V12). Dort wurde er während des Krieges von Chedorlaomer (und seinen drei Verbündeten) gegen die fünf Städte des Lsodomstales gefangen genommen wurde. Als Avram erfuhr, dass sein Neffe gefangen war, machte er sich mit einer kleinen Gruppe auf den Weg, um ihn zu retten. Aufgrund göttlichen Eingreifens besiegte er die vier Könige zu seinen Gunsten. – 1. Mo. 14, 1-16;
Nach seinem Sieg über die Könige der Erde wurde Avram von dem geheimnisvollen Malkhi-Zedek – מַלְכִּי־צֶדֶק, dem König von Salem und Priester des Höchsten Gottes (El-Eljon – אֵל עֶלְיוֹן, der ihm Brot und Wein brachte und ihn wie folgt segnete:
יט וַיְבָרְכֵהוּ וַיֹּאמַר בָּרוּךְ אַבְרָם לְאֵל עֶלְיוֹן קֹנֵה שָׁמַיִם וָאָרֶץ:
כ וּבָרוּךְ אֵל עֶלְיוֹן אֲשֶׁר-מִגֵּן צָרֶיךָ בְּיָדֶךָ וַיִּתֶּן-לוֹ מַעֲשֵׂר מִכֹּל:
V19) Er segnete ihn und sprach: „Gesegnet sei – בָּרוּךְ baruch Avram – אַבְרָם dem El eljon (Gott) -אֵל עֶלְיוֹן (dem höchsten El), welcher Himmel und Erde geschaffen hat/dem Besitzer von Himmel und Erde – קֹנֵה שָׁמַיִם וָאָרֶץ kone schamajim waAretz!“
V20) Gesegnet/gepriesen sei der höchste El – אֵל עֶלְיוֹן el eljon, der deine Bedränger in deine Hand ausgeliefert hat!
[Daraufhin] gab Avram ihm den Zehnten – מַעֲשֵׂר ma’assar von allem. – 1. Mo. 14, 19 – 20;
Malkhi-Zedek wird auch von König David in Psalm 110, 4 erwähnt und ist eindeutig ein Bild für den größeren Sohn Davids selbst, der als unser großer Kohen Gadol (Hoherpriester) beschrieben wird! Und zwar nach der Weise von Malkhi-Zedek – Hebräer 5, 10; 6, 20; 7, 1 – 28.
Malkhi-Zedek war es, dem Avram (und das von seinem Nachkommen Mosche eingeführte levitische System) den Ma’aser (Zehnten) und Huldigung erwies. Das geschah zu Recht, weil Jeschua der große Hohepriester eines höheren Bundes ist, der auf größeren Verheißungen des Ewigen beruht (Hebräer 8, 6). In der Tat ist Jeschua selbst der verheißene Same Avrahams, der die Welt von dem Fluch errettet, der durch Adams Übertretung verursacht wurde. Es ist zutiefst prophetisch, dass Avram dem Kommenden als dem Priester des Allerhöchsten Gottes entgegen trat. Dieser gab ihm das Zeichen von Brot und Wein – genau das Erinnerungszeichen, welches Jeschua seinen Talmidim als Zeugnis für seinen Tod ihrer Sünden gab (1. Kor. 11, 23-26).
Wieder erhielt Avram eine Vision mit dem Wort des Ewigen (dvar-Adonaj), in der ihm versichert wurde, dass er trotz seines hohen Alters ein Kind zeugen und tatsächlich der Stammvater einer großen Schar von Menschen sein würde: 15, V5) „Dann führte er ihn hinaus und sprach: ‚Blicke doch auf zum Himmel, und zähle die Sterne, ob du sie (wohl) zu zählen vermagst?‘ Weiter fuhr er fort zu ihm zu reden: ‚So [zahlreich] soll deine Nachkommenschaft werden!‘
V6) Er (aber) glaubte/vertraute dem Ewigen. Das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit/Rechtfertigung – צְדָקָה an.“
Der Ewige besiegelte dann sein Versprechen an Avram mit dem (einseitigen) „Bund zwischen den Stücken“ (בֵּין הַגְּזָרִים בְּרִית brit bejn-haGsarim) und sagte dann voraus, dass das Exil Israels 400 Jahre in Ägypten andauern wird.
Dennoch schwor der Herr, seinen Nachkommen das gelobte Land zu geben, das sich
„vom Strom Ägyptens bis zum großen Strom, dem Euphrat“ ausdehnen wird. – 1. Mo. 15, 7-20;
Weitere zehn Jahre vergingen, noch immer waren Avram und Ssara‘i kinderlos. In einem Anfall von Ungläubigkeit drängte Ssara‘i Avram, mit ihrer ägyptischen Magd Hagar zu schlafen, um den Familienerben zu zeugen. Avram willigte ein, aber bald darauf wurde Hagar respektlos gegenüber ihrer Herrin und floh schließlich aus der Familie, als Ssara‘i begann, sie hart zu behandeln. Da intervenierte der Engel des Ewigen (malach Adonaj) und forderte sie auf, zu Ssara‘i zurückzukehren. Der Engel teilte ihr mit, dass sie mit einem Sohn schwanger sei, den sie Ischma‘el – יִשְׁמָעֵאל („Gott wird erhören“) nennen soll. Er wird zum Stammvater eines großen Volkes werden. Hagar glaubte der Verheißung, kehrte nach Hause zurück und rief den Ewigen zum ‚El-ro’i‘ – אֵל רֳאִי (= „der El, der mich sieht“) aus. Avram war 86 Jahre alt, als dieser Sohn geboren wurde. – Kp. 16, 1-16;
Noch weitere dreizehn Jahre sollten vergehen, bis Avram schließlich 99 Jahre alt war, als ihm der Ewige erschien, um sein Versprechen zu bekräftigen, ihn zum „Vater einer Vielzahl von Völkern“ zu machen (1. Mo. 17, 5). Der Ewige symbolisierte seine Zusage, indem er Avram (= „erhabener Vater“) in Avraham („Vater der vielen [Völker]“) umbenannte, d. h. seinem Namen den Buchstaben „He“ – ה hinzufügte. Der Ewige änderte auch den Namen von Ssara‘i – שָׂרַי („meine Fürstin“, „meine Herrin“) zu Ssara – שָׂרָה („Fürstin“, „Herrscherin“) um: 1. Mo. 17, 15;
Rabbiner deuten diese Namensänderung von Ssara‘i („meine Fürstin“) zu Ssara („Fürstin“) als prophetisches Zeichen dafür, dass sie nicht nur für ihre Familie, sondern für viele Völker zur Fürstin werden wird.
Als Avraham von der Ankündigung des Sohnes durch die Engel (in Kp. 18) hörte, lachte er und fragte sich, wie ein 100-jähriger Mann mit einer Frau von 90 Jahren ein Kind zeugen könnte. Jah sagte ihm, dass das versprochene Kind – dessen Name Jizchak („er lacht“) lauten würde – Avrahams rechtmäßiger Erbe sein würde, mit dem der Ewige seinen Bund schließen werde.
= Wir sehen, dass in dieser Geschichte viel Geheimnisse liegen. Das ist angedeutet durch die Namensgebungen. All dies hat prophetische Bedeutung und deutet den Plan des Ewigen an. Ausführlicher und eingehender werden wir uns in der nächsten Parascha damit auseinander setzen, in der der Glaube Abrahams noch einmal auf eine Probe gestellt wird.
Ich wünsche Euch allen: Schabbat Schalom!
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