#35 Chukkat/Balak – „Satzung/Balak“
Chukkat/Balak
4. Mose 19,1-25,19
Micha 5,6-6,8; Johannes 19,38-42; Matthäus 21,1-11
Beim Studium des Textes von Chukkat ist mir eine Besonderheit aufgefallen, die sich durch die gesamte Torah zu ziehen scheint. Es handelt sich dabei um die Niederlassung der Gemeinde Israels in Kadesch.
Die Ankunft in Kadesch
Die Ankunft der Kinder Israels in Kadesch wird uns wie folgt beschrieben.
Und die ganze Gemeinde der Kinder Israels kam in die Wüste Zin, im ersten Monat, und das Volk blieb in Kadesch. Und Mirjam starb dort und wurde dort begraben. (4. Mose 20,1)
Die weiteren Ereignisse wie der Tod Aarons im 40. Jahr der Wüstenwanderung (Vgl. 4. Mose 20,22-29; 4. Mose 33,38-39) deuten darauf hin, dass auch die Versammlung der Kinder Israels in Kadesch, wie sie uns in Chukkat berichtet wird, im vierzigsten Jahr stattfand.
Das bedeutet auch, dass uns die Torah tatsächlich nur die ersten beiden Jahre und das letzte Jahr der Wüstenwanderung ausführlich erzählt. Über 37 Jahre dieser Zeit bleiben ohne Bericht.
Doch was passierte, als sich Israel in Kadesch niederließ?
Wann immer sich Israel sesshaft macht…
In der direkten Folge der Ankunft und des Verbleibs der Israeliten in Kadesch starb Mirjam, eine der Führungspersönlichkeiten im Volk (Vgl. Micha 6,4). Der Tod Mirjams könnte durchaus als tragischer Moment oder auch Tragödie bezeichnet werden. Die Folge der Sesshaftigkeit Israels war der Tod einer hochangesehenen Schwester.
In der hebräischen Schrift steht für die Wendung „…und das Volk bleib in Kadesch…“:
וישׁב העם בקדשׁ
Und tatsächlich scheint es ein Muster zu sein, dass wann immer die Heilige Schrift den Ausdruck וישׁב (wajeschev) benutzt, der Tod oder eine (subjektiv erlebte) Tragödie folgt. וישׁב kann mit “er wohne” oder “er setzte sich” ins Deutsche übersetzt werden.
Im Folgenden seien einige Beispiele für oben genanntes Muster aufgezeigt. Das deutsche Wort, welches von וישׁב übersetzt wurde ist jeweils fett im Vers gekennzeichnet:
Beispiel 1
Jakob aber wohnte in dem Land, in dem sein Vater ein Fremdling war, im Land Kanaan. (1. Mose 37,1)
die Folge:
Als sie (Jakobs Söhne) ihn (Joseph) nun von ferne sahen, ehe er in ihre Nähe kam, beschlossen sie, ihn heimlich umzubringen. (1. Mose 37,18; Ergänzungen durch den Verfasser)
Beispiel 2
Und Israel wohnte im Land Ägypten, im Land Gosen, und sie nahmen es in Besitz, waren fruchtbar und mehrten sich sehr. (1. Mose 47,27)
die Folge:
Als nun die Zeit kam, dass Israel sterben sollte, rief er seinen Sohn Joseph und sprach zu ihm: Wenn ich Gnade gefunden habe vor deinen Augen, so lege doch deine Hand unter meine Hüfte und erweise mir Liebe und Treue: Begrabe mich doch ja nicht in Ägypten! (1. Mose 47,29)
Beispiel 3
Da standen sie am Morgen früh auf und opferten Brandopfer und brachten dazu Friedensopfer; und das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und sie standen auf, um sich zu belustigen. (2. Mose 32,6)
die Folge:
Und die Söhne Levis machten es, wie ihnen Mose gesagt hatte, und an jenem Tag fielen vom Volk an die 3 000 Männer. (2. Mose 32,28)
Die Liste ist an dieser Stelle noch lang nicht vollständig, aber ich denke, sie zeigt ein Muster, was Chukkat nicht zu einem Einzelfall macht.
Wir sind Fremdlinge ohne Bürgerrecht in dieser Welt
Ich denke worauf uns Gott in seinem Wort damit hinweisen möchte, ist die Tatsache, dass es in dieser Welt keine Möglichkeit gibt, sich dauerhaft sesshaft zu machen und glücklich zu sein.
Ja, wir wohnen an bestimmten Orten und manchmal verbringen Menschen ihr ganzes Leben in einem Haus. Doch sollte uns immer bewusst sein, dass diese Welt und dieses Leben vorrübergehen werden. Hier ist nicht unsere Heimat. Die Bindung an diese Welt wird uns in letzter Konsequenz nur den Untergang bringen.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir eine gewisse “Mobilität im Geist” in uns tragen. Was ich damit meine, ist die Bereitschaft zu gehen:
- heraus aus dem Vaterhaus und der Verwandtschaft, wenn nötig
- heraus aus dem derzeitigen Wohnort, Arbeitsplatz etc.
- heraus aus alten sündigen Gewohnheiten
- heraus aus dem Vertrauen auf Menschen oder menschliche Organisationen als Retter
- heraus aus falschen Bindungen und Beziehungen
- und hinein in die Freiheit und Vernatwortung, die YHWH uns geben will
Lasst beharrlich im Geist in Bewegung bleiben und uns nicht von den Angeboten der Welt binden. Wir sind nicht dafür geschaffen, in einer sündigen Welt zu bleiben. Diese Welt ist vielmehr geschaffen, um uns in die Freiheit zu führen.
Bildquelle: Pixabay.de
- Vom Lamm zum Retter: Einblicke in den Dienst Jeschuas - 17. April 2024
- #28 Metzora – „Aussätziger“ - 14. April 2024
- #27 Tazria – “Sie empfängt” - 7. April 2024