#23 Wajikra – „Und er rief“
3. Mose 1,1-5,26
Hesekiel 45,16-46,18; Lukas 22,1-13
Unsere aktuelle Lesung Wajikra bringt uns die Opfer der Bibel ein wenig näher. Das erste dieser Opfer, welche uns vorgestellt werden, ist das Brandopfer. Wir wollen uns im Folgenden dieses Brandopfer genauer ansehen und die geistliche Bedeutung für uns herleiten. Wir beschäftigen uns dabei aber nur mit der Opferung von Großvieh, also Rindern, Schafen oder Ziegen.
Wie wurde das Brandopfer dargebracht?
Wir lesen in Wajikra, dass wann immer ein Brandopfer dargebracht werden sollte, die Opferung einem bestimmten Ablauf folgte. Im Wesentlichen lässt sich dieser Ablauf so darstellen (Vgl. 3. Mose 1,3-9):
- Das Tier wurde zum Eingang der Stiftshütte gebracht.
- Der Opfernde stützte seine Hand auf das Tier und schächtete es, durchschnitt ihm also die Kehle.
- Das Blut des Tieres sollte durch die Priester an den Fuß des Brandopferaltars gesprengt werden.
- Der Opfernde zog dem Tier die Haut ab und zerlegte das Fleisch in Stücke.
- Die Priester sollten das Fleisch des Tieres auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen.
- Die Eingeweide und Schenkel sollten vom Opfernden gewaschen und anschießend durch die Priester auf dem Altar verbrannt werden.
Das Brandopfer und der Garten Eden
Wir wollen an dieser Stelle auf einen Teil der Opferung besonders eingehen.
Er aber soll dem Brandopfer die Haut abziehen und es in seine Stücke zerlegen; (3. Mose 1,6)
Der Opfernde sollte dem Tier die Haut oder das Fell abziehen. Die Handlungen, die der Opfernde Israelit an dem Opfertier vollzog, stellten jedoch immer eine physische Abbildung eines geistlichen Prinzips dar. Im Grunde hieß das für den Opfernden, dass auch er sich die Haut abziehen würde.
Doch wie ist das zu verstehen?
Als Adam und Eva aus dem Garten Eden verbannt wurden, gab ihnen YHWH etwas mit.
Und Gott YHWH machte Adam und seiner Frau Kleider aus Fell und bekleidete sie. (1. Mose 3,21)
Das Wort Fell könnte aus dem Hebräischen auch mit Haut übersetzt werden. Die Haut oder auch ein Kleid aus Fell ist ein äußerer Schutz. Dieser Schutz war im Garten Eden nicht notwendig, denn es gab keine Gefahren in Eden. Außerdem waren Adam und Eva nackt und sie schämten sich nicht dafür (Vgl. 1. Mose 2,25).
Doch außerhalb des Gartens begegneten beide einer Welt voller Dornen und Disteln (Vgl. 1. Mose 3,17-19). In dieser Welt brauchten sie einen Schutz. Und Gott gab ihnen diesen Schutz in Form des Fells.
Doch dieses Fell war nicht für den Aufenthalt im Garten Eden gedacht, denn innerhalb galt ja der Zustand der Nacktheit. Um also wieder in den Garten zurück zu kommen, mussten Adam und Eva das Fell ablegen. Und wie das funktioniert, lehrt uns das Brandopfer, welches wir im Abschnitt Wajikra ausfürhlich vorgestellt bekommen.
Das Leben ohne Fell
Der Zustand des Garten Edens ist unsere Zielvorgabe als Gemeinde und Nachfolger des Messias Jeschua. Der Apostel Petrus lässt uns wissen, dass Jeschua derjenige ist,…
…den der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung alles dessen, wovon Gott durch den Mund aller seiner heiligen Propheten von alters her geredet hat. (Apostelgeschichte 3,21)
Diese Widerherstellung beinhaltet auch den Zustand des Nackt-seins innerhalb der Gemeinde. Nun meint das Nackt-sein nicht vordergründig den physischen, sondern vielmehr den geistigen Zustand innerhalb der Gemeinde.
So wie beim Opfertier das Innere sichtbar wird, so soll auch unser Inneres für jeden sichtbar werden. Gott wünscht sich eine transparente Gemeinde, Geschwister, die keine Geheimnisse voreinander haben und sich gut kennen.
Wenn wir Zutritt zur Stiftshütte, zur Gottes Wohnung, haben wollen, dann müssen wir ein Opfer mitbringen. Das erste Opfer, was uns offenbart wird, ist das Brandopfer. Dieses Brandopfer ist auch das Einzige, welches jeden Tag zweimal dargebracht wird (Vgl. 2. Mose 29,38-42). Somit ist das Brandopfer so etwas wie die Grundlage, auf der eine Gemeinde gebaut werden kann.
Die Lesung Wajikra stellt uns also auch vor die Frage, ob es in unseren Gemeinschaften die entsprechenden Offenheit und Transparenz gibt. Bekennen wir unsere Sünden voreinander? Teilen wir, was uns bewegt? Beten wir gemeinsam? Ermutigen wir uns? Ermahnen wir uns? Lassen wir uns beraten und helfen?
Möge Jeschua uns in einer Zeit, in der die Menschen immer weiter voneinander separiert werden sollen, als ein Licht in die Welt setzen, welches Eintracht und Liebe ausstrahlt!
Bildquelle: Sweet Publishing / FreeBibleimages.org
(Creative-Commons-Lizenz)
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Melanie
22. März 2020 @ 10:19
Lieber Naphtali,
lieben Dank für deine wertvollen Gedanken. Ich sehe das ähnlich, allerdings:
Geht es nicht erstmal um die persönliche (Herzens) Beziehung, ohne Schutz und Fassade, sondern “nackt” zum Vater und zu Jeshua?
Ich denke, dass das der erste Schritt ist, bevor Menschen sich ohne Schutz voreinander öffnen können.
Liebe Grüße
Mealnie
Naphtali
22. März 2020 @ 11:55
Selbstverständlich. Das Eine geht nicht ohne das Andere.