#03 Lech Lecha – „Geh für dich!“
1. Mose 12,1-17,27
Jesaja 40,27-41,16; Johannes 8,51-58
Die Geschichte Abrahams lehrt uns, was es heißt, Gott in allem zu vertrauen. Sie lehrt uns aber auch, welche Kämpfe dieses Vertrauen mit sich bringen kann.
Abraham wurde von YHWH berufen, sein Vaterhaus zu verlassen und künftig als Fremdling im Land Kanaan zu leben. Im Gegenzug würde YHWH ihn zu einem großen Volk machen und ihn segnen (Vgl. 1. Mose 12,1-3).
Abraham gehorchte und verließ sein Vaterhaus und ging in das Land Kanaan. Doch bei der Verheißung eines großen Volkes, zu dem Abraham werden sollte, schien es einen Haken zu geben.
Sarai aber war unfruchtbar; sie hatte kein Kind. (1. Mose 11,30)
Außerdem war Abraham schon 75 Jahre alt, als er loszog (Vgl. 1. Mose 12,4). Seine Frau Sarai war nur 10 Jahre jünger (Vgl. 1. Mose 17,17) und medizinisch gesehen – mit 65 – so langsam außerhalb des gebärfähigen Alters. Wie sollte Abraham also zu einem großen Volk werden?
Nun, Gott hatte es ihm versprochen und es war nicht Abrahams Sache sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wann und wie YHWH sein Versprechen einlösen würde. Doch Abraham sehnte sich nach einem Sohn.
Dabei muss bedacht werden, dass es in der damaligen Gesellschaft fast schon eine Schande war, wenn die Familie ohne (männliche) Nachkommen blieb. Abraham war der Herr seines Hauses. Und sein Haus war groß, hatte er doch viel Vieh und Knechte und Mägde, die sich darum kümmerten. Wer sollte nach ihm seinem Haus vorstehen? Wer sollte ihn beerben? Dies war eine drängende Frage für Abraham.
Abram aber sprach: O Herr, YHWH, was willst du mir geben, da ich doch kinderlos dahingehe? Und Erbe meines Hauses ist Elieser von Damaskus! Und Abram sprach weiter: Siehe, du hast mir keinen Samen gegeben, und siehe, ein Knecht, der in meinem Haus geboren ist, soll mein Erbe sein! (1. Mose 15,2-3)
Wir sehen die Dringlichkeit, die sich für Abraham in der Frage seiner Nachkommenschaft ergab.
Doch es sollte noch 25 Jahre dauern, bis YHWH Seine Verheißung wahr machen sollte.
Und Abraham war 100 Jahre alt, als ihm sein Sohn Isaak geboren wurde. (1. Mose 21,5)
Der Weg dahin war für Abraham nicht immer von Vertrauen in Gott geprägt. Ischmael war der Versuch Abrahams und seiner Frau, die Frage ihrer Nachkommenschaft selbst zu lösen. Die Folge war der Verstoß Ischmaels und seiner Mutter Hagar aus dem Haus Abrahams.
Abraham rang immer wieder um Glauben für die Verheißung Gottes, schließlich wurden er und Sarah auch nicht jünger. Und dann, als es nur noch ein Jahr dauern sollte, konnten es beide kaum noch glauben.
Da fiel Abraham auf sein Angesicht und lachte und sprach in seinem Herzen: Sollte einem Hundertjährigen ein Kind geboren werden, und Sarah, die Neunzigjährige, sollte gebären? Und Abraham sprach zu Gott: Ach, dass Ismael vor dir leben möchte! Da sprach Gott: Nein, sondern Sarah, deine Frau, soll dir einen Sohn gebären, den sollst du Isaak nennen; denn ich will mit ihm einen Bund aufrichten als einen ewigen Bund für seinen Samen nach ihm. (1. Mose 17,17-19)
Da sprach er: Gewiss will ich um diese Zeit im künftigen Jahr wieder zu dir kommen, und siehe, deine Frau Sarah soll einen Sohn haben! Sarah aber horchte am Eingang des Zeltes, der hinter ihm war. Und Abraham und Sarah waren alt und recht betagt, sodass es Sarah nicht mehr nach der Weise der Frauen ging. Darum lachte sie in ihrem Herzen und sprach: Nachdem ich verblüht bin, soll mir noch Wonne zuteilwerden! Dazu ist mein Herr ein alter Mann! (1. Mose 18,10-12)
Erst als beide die Hoffnung schon fast aufgegeben hatten und an die Erfüllung der Verheißung schon gar nicht mehr glauben wollten, intervenierte YHWH und schenkte ihnen den verheißenen Sohn.
Warum dauerte es so lang, bis sich Gottes Verheißung erfüllte?
Es können sicher mehrere Gründe angeführt werden. Es scheint aber allgemein so gewesen zu sein, dass Sarah und Abraham erst in der Aufgabe der eigenen Anstrengungen und Verbissenheit, den verheißenen Sohn doch bald zu erlangen, bereit waren, das Geschenk Gottes an sie – Isaak – auch wirklich zu empfangen.
Erst als sie den Wunsch eines Sohnes, nach vielen Kämpfen, Enttäuschungen und selbst gewählten Umwegen wie die Zeugung von Ischmael, schon fast aufgegeben hatten, konnten sie die Erfüllung ihrer tiefsten Sehnsucht frei von Gott empfangen. Isaak war nicht mehr länger ein Produkt ihrer Bemühungen sondern ein Geschenk des Himmels.
Hierin verbirgt sich ein Geheimnis für unser ganzes Leben. Das ewige Leben ist – wie alle anderen Gaben Gottes – ein Geschenk an uns. Wir verdienen es uns nicht. YHWH möchte uns beschenken. Er möchte, dass wir ein Leben in Frieden statt in Sorgen führen können (Vgl. Johannes 14,27; Matthäus 6,25-34). Er möchte, dass wir frei sind, Seine Geschenke an uns auch in Empfang nehmen zu können, schließlich gibt Er gern (Vgl. Jakobus 1,5). Und sollte uns hierfür einmal der Gaube oder das Vertrauen fehlen, so dürfen wir bitten, wie es Jeschuas Jünger taten:
Und die Apostel sprachen zum Herrn: Mehre uns den Glauben! (Lukas 17,5)
Bildquelle: http://www.freebibleimages.org/illustrations/abraham-isaac/
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