#42 Re’eh – „Siehe!“
5. Mose 11,26-16,17
Jesaja 66,1-24; Johannes 6,35-51
Dinge, die wir essen, werden zu einem Teil von uns. Unsere Nahrung wird durch unser Verdauungssystem in seine kleinsten verwertbaren Bestandteile zerlegt und dient unserem Körper danach z.B. als Baustoff oder Energielieferant. Somit bestehen wir rein körperlich aus der Summe der zu uns genommenen Nahrungsmittel.
YHWH hat uns aus genau diesem Grund bestimmte Gebote gegeben, was wir essen dürfen und was nicht. Er unterscheidet zwischen reinen und unreinen Tieren. Von reinen Tieren dürfen wir nach Herzenslust essen (Vgl. 5. Mose 12,21). Doch es gibt einen bestimmten Teil auch dieser Tiere, den wir auf keinen Fall verzehren dürfen.
Nur daran halte fest, dass du nicht das Blut isst; denn das Blut ist das Leben; und du sollst das Leben nicht mit dem Fleisch essen! So sollst du es nicht essen; sondern auf die Erde sollst du es gießen wie Wasser. Du sollst es nicht essen, damit es dir und deinen Kindern nach dir gut geht, weil du tust, was in den Augen YHWH’s recht ist. (5. Mose 12,23-25)
Die obigen Verse sind in ihrer Form recht stark. Gott fordert uns auf, daran festzuhalten, also entschlossen zu sein, das Blut der Tiere nicht zu essen. Außerdem weist Er uns dreimal in diesen Versen darauf hin, dass wir es nicht essen sollen. Ein einmaliges Verbot des Essens hätte ja genügt, aber indem YHWH dreimal wiederholt „…du sollst es nicht essen…“ macht Er deutlich, dass Ihm diese Angelegenheit sehr wichtig ist.
Was hat es also mit Essen von Blut auf sich?
Neben möglichen gesundheitlichen Problemen, die beim Verzehr von Blut entstehen können, gibt es noch eine weitere Ebene, wie dieses Gebot begründet werden kann. YHWH hat in Seinem Wort oft auch ein geistliches Bild, ein Gleichnis, durch Seine Gebote für uns hinterlegt. Welches ist also das Bild hinter dem Verzehr des Blutes?
Wie wir aus den obigen Versen bereits gelesen haben, steckt im Blut das Leben – das Leben des ebene geschlachteten Tieres.
Tiere wurden geschaffen, um dem Menschen zu dienen. Und wir Menschen wurden geschaffen, um über die Tiere zu herrschen.
Und Gott segnete sie; und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan; und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über alles Lebendige, das sich regt auf der Erde! (1. Mose 1,28)
Du [YHWH] hast ihn [den Menschen] zum Herrscher über die Werke Deiner Hände gemacht; alles hast Du unter seine Füße gelegt: Schafe und Rinder allesamt, dazu auch die Tiere des Feldes; die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, alles, was die Pfade der Meere durchzieht. (Psalm 8,7-9)
Aus der Schrift geht eindeutig hervor, dass der Mensch über die Tiere herrschen soll. Es gibt also eine Hierarchie zwischen Tier und Mensch. Demgegenüber gibt es im Wort keinen Hinweis darauf, dass es YHWH’s Plan ist, dass Menschen übereinander herrschen. Eine solche Hierarchie ist nie Gottes Plan gewesen.
So sehen wir, dass das Menschenpaar im Garten Eden als Vereinigung gleichwertiger Partner geschaffen wurde. Die Frau war die Gehilfin des Mannes, die ihm entsprach.
Und Gott YHWH sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; Ich will ihm eine Gehilfin machen, die ihm entspricht. (Vgl. 1. Mose 2,18)
Die Gehilfin sollte Adam auf Augenhöhe entsprechen, ein Gegenüber sein. In Eden gab es keine Hierarchie, wohl aber verschiedene Kompetenzen und Eigenschaften zwischen den Menschen. Die Idee des Herrschens des Mannes über die Frau lesen wir das erste Mal nach dem Sündenfall (Vgl. 1. Mose 3,16), also als Folge der Sünde.
Auch David (Vgl. 2. Samuel 24,14) oder Gideon (Vgl. Richter 8,23) erkannten, dass YHWH der wahre und einzig gerechte Herrscher über die Menschen ist und kein Mensch über den anderen herrschen sollte.
Was hat das Gesagte aber mit dem Verbot des Blutverzehrs zu tun?
Indem wir das Blut des Tieres, in dem sein Leben steckt, nicht essen, dieses Leben mit seiner Bestimmung nicht zu einem Teil von uns werden lassen, verweigern wir in einer bildhaften Handlung auch, dass menschliche Herrschaft über uns ein Teil unseres Leben wird.
Wir leben natürlich in Ländern, welche durch menschliche Präsidenten, Kanzler oder Könige regiert werden. Doch gehört unsere letztendliche Loyalität dem König der Könige – Jeschua.
Und dieser möchte, dass wir in eigener Verantwortung Entscheidungen auf der Grundlage Seines Wortes treffen können. Auch das unterscheidet den Menschen vom Tier: Der Mensch hat ein Bewusstsein für Gut und Böse und einen freien Willen, um sich zwischen beidem zu entscheiden.
Wenn Jeschua unser König ist und wir uns den Gesetzen dieser Welt, die der Torah entgegen stehen, nicht beugen, dann wird es uns und unseren Kindern gut gehen. Dann tun wir, was recht ist in den Augen YHWH’s.
Die Torah ist das Gesetz, welches für den Menschen gemacht wurde. Und es ist das Gesetz der Freiheit (Vgl. Jakobus 1,25).
Also lasst uns unsere menschlichen Obrigkeiten ehren, aber seien wir uns auch gewiss, dass unser König im Himmel thront und dass Sein Wort über jedem irdischen Gesetz steht. Wir erwarten ein Reich, dass von Ihm in Gerechtigkeit regiert wird. Wir erwarten ein Reich, in dem wir frei und eigenverantwortlich leben dürfen. Lasst uns auf dieses Reich vorbereiten!
Bildquelle: https://torah-illustration.blogspot.com/search?updated-max=2015-12-17T00:45:00-08:00&max-results=7
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