#11 Wajigasch – „Und er trat heran“
1. Mose 44,18-47,27
Hesekiel 37,15-28; Lukas 24,30-48
JHWH hat sich uns offenbart und uns eine klare Zusage gegeben, dass es Sein Wille ist, sich uns zu erkennen zu geben.
Wenn du aber von dort JHWH, deinen Gott, suchen wirst, so wirst du Ihn finden, ja, wenn du Ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele suchen wirst. (5. Mose 4,29)
Er möchte nicht im Verborgenen bleiben. Er möchte von uns gekannt und erkannt werden. Doch ist dies an die Bedingungen geknüpft, dass wir Ihn auch suchen.
Wie können wir Gott aber suchen? Natürlich lernen wir Ihn durch das Studium der Heiligen Schrift kennen. Wir lernen darin etwas über Seinen Charakter und wie Er mit Seinem Volk umgehen möchte. Wir lernen auch, was Er von uns erwartet. Doch wie können wir JHWH auch real im Alltag begegnen?
Ein schönes Beispiel dafür bietet uns unsere aktuelle Lesung Wajigasch.
Die Geschichte Josephs und seiner Brüder ist ein Gleichnis auf die Geschichte Jeschuas und Seines Volkes Israel. So wie Joseph von seinen Brüdern verkauft wurde, so wurde auch Jeschua von Seinen Brüdern verraten und den Römern zur Kreuzigung ausgeliefert. So wie Josephs Brüder ihren Erlöser von der Hungersnot nicht als einen der ihren erkannten, so erkennt Israel zum großen Teil Jeschua bis heute nicht als den Messias Israels. Und so wie sich Joseph im Zuge der Hungersnot seinen Brüdern zu erkennen gab, so wird sich Jeschua ganz Israel im Zuge der Drangsal zu erkennen geben (Vgl. Hesekiel 39,28).
Doch fassen wir noch einmal kurz zusammen, wo die Lesung Wajigasch in die Geschichte Josephs einsteigt. Joseph war inzwischen zum Regenten über ganz Ägypten aufgestiegen. Lediglich der Pharao stand ihm formal noch vor. Doch tatsächlich geschah alles in Ägypten durch Josephs Hand (Vgl. 1. Mose 41,40-41). Er hatte Vorräte in Vorbereitung auf die nun schon zwei Jahre andauernde Hungersnot anlegen lassen und so war es nicht verwunderlich, dass seine Brüder nun schon zum zweiten Mal aus Kanaan nach Ägypten kamen, um von ihm Getreide zu kaufen.
Der erste Besuch verlief nur mäßig erfolgreich. Zwar brachten die Brüder Korn mit nach Hause, doch blieb Simeon als Pfand in Ägypten zurück, das Geld für das Getreide befand sich unerwartet wieder in ihren Säcken und außerdem wurden sie der Spionage verdächtigt. Die einzige Möglichkeit erneut nach Ägypten zu kommen, lag für Josephs Brüder darin, den liebsten Sohn ihres Vaters Jakob mitzunehmen und ihre Geschichte zu beweisen und den Verdacht der Spionage zu entkräftigen. Doch Jakob konnte seinen Jüngsten, Benjamin, nicht so leicht los lassen und so schlug Juda vor:
Gib mir den Knaben mit, so wollen wir uns auf den Weg machen, damit wir leben und nicht sterben, wir und du und unsere Kinder! Ich will für ihn bürgen, von meiner Hand sollst du ihn fordern; wenn ich ihn dir nicht wiederbringe und ihn vor dein Angesicht stelle, so will ich die Schuld tragen vor dir mein ganzes Leben lang. (1. Mose 43,8-9)
Juda schlug nichts anderes vor, als dass er bereit war, sein Leben als Bürgschaft für Benjamin einzusetzen. Er übernahm damit die Verantwortung für seinen Bruder. Er wurde seines Bruders Hüter. Und er versprach seinem Vater ihn auf jeden Fall wieder zurück zu bringen.
In Ägypten angekommen, traf die Situation tatsächlich ein, dass Juda vor der Entscheidung stand, sein Leben für Benjamins zu geben, als Joseph seinen jüngeren Bruder in Ägypten behalten wollte.
Und so sprach Juda zu Joseph:
Denn dein Knecht hat sich bei meinem Vater für den Knaben [Benjamin] verbürgt und versprochen: Wenn ich ihn dir nicht wiederbringe, so will ich vor meinem Vater die Schuld tragen mein ganzes Leben lang! Darum will nun dein Knecht als Sklave meines Herrn hierbleiben anstatt des Knaben; der Knabe aber soll mit seinen Brüdern hinaufziehen. (1. Mose 44,32-33)
Joseph konnte daraufhin nicht mehr an sich halten und ließ seine Maske fallen.
Da konnte sich Joseph nicht länger bezwingen vor allen, die um ihn herstanden, und er rief: Lasst jedermann vor mir hinausgehen! Und es stand kein Mensch bei ihm, als Joseph sich seinen Brüdern zu erkennen gab. (1.Mose 45,1)
Judas Umkehr – er war derjenige, welcher auf die Idee kam, seinen jüngeren Bruder Joseph als Sklave zu verkaufen (Vgl. 1. Mose 37,26-27) – und seine folgende Bereitschaft Verantwortung für seinen Bruder zu übernehmen, ja, sogar sein eigenes Leben als Pfand für ihn zu geben, bewirkte, dass Joseph nicht mehr anders konnte als sich ihm zu erkennen zu geben.
Wenn Joseph ein Bild auf Jeschua ist, dann können wir dieses Prinzip auf unser Verhältnis mit Ihm beziehen.
Jeschua selbst sagte:
Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt…Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. (Matthäus 25,35.40b)
Wann immer wir uns entscheiden, Verantwortung für unsere Brüder und Schwestern im Messias zu übernehmen, begegnen wir Jeschua direkt. Er selbst sagte es so. Doch wissen wir immer, wer zu Ihm gehört? Und sollen wir nicht auch unsere Feinde lieben und segnen (Vgl. Matthäus 5,44-45)?
Wir finden Ihn in den Beziehungen zu unseren Mitmenschen. Und Er wird sich uns in diesen Beziehungen zu erkennen geben.
Genau deshalb ist es nicht gut, dass der Mensch allein sei (Vgl. 1. Mose 2,18). Begegnungen mit unseren Mitmenschen sind Begegnungen mit Ihm. Und je mehr wir darauf bedacht sind, sie zu segnen, desto besser werden wir Jeschua erkennen und desto tiefer kann unsere Beziehung zu Ihm wachsen.
In der Suche nach dem Segen für unsere Nächsten, befinden wir uns auf der Suche nach JHWH!
Möge diese Suche für uns alle mit Erfolg gekrönt sein, sodass wir in der Erkenntnis des Messias Jeschua immer weiter wachsen!
Bildquelle: http://www.freebibleimages.org/illustrations/joseph-reunion/
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