#01 Bereschit – „Im Anfang“
1. Mose 1,1-6,8
Jesaja 42,5-43,10; Johannes 1,1-17
Das Buch Bereschit bildet den Beginn der Heiligen Schriften und legt in vielen Bereichen die Grundlage für das Verständnis weiterer Teile der Bibel. Wenn wir den Anfang der Bibel kennen, dann können wir auch ihren Schluss verstehen. Gott weist uns mehrmals in Seinem Wort darauf hin:
Ich verkündige von Anfang an das Ende, und von der Vorzeit her, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Mein Ratschluss soll zustande kommen, und alles, was mit gefällt, werde ich vollbringen. (Jesaja 46,10)
Im Buch der Anfänge – Bereschit – begegnen uns einige Dinge zum ersten Mal in der Bibel. Aus oben genanntem Vers ersehen wir, dass sich diese Dinge aber bis in die letzte Generation, die Generation des Endes, nicht verändern werden. Gott beschreibt bereits durch das Buch Bereschit Geschehnisse, die auch für die letzte Generation noch von Bedeutung sein werden.
Im Folgenden werden wir uns die ersten von Menschen dargebrachten Opfer ansehen, welche aus den Händen der Brüder Kain und Abel kamen. Wir werden die Unterschiede beider Männer und ihrer Opfer untersuchen und Prinzipien erkennen, die auch für uns von großer Bedeutung sind.
Um die beiden Brüder Kain und Abel etwas besser kennen zu lernen, wollen wir uns zunächst die Umstände ihrer Geburt und ihre Namensgebung anschauen. Namen in der Bibel haben meist eine prophetische Bedeutung und sagen bereits etwas über den Charakter und die Berufung einer Person aus.
Und Adam erkannte seine Frau Eva; und sie wurde schwanger und gebar den Kain. Und sie sprach: Ich habe einen Mann erworben mit der Hilfe JHWH’s. (1. Mose 4,1)
Zum Zeitpunkt von Kains Geburt waren Adam und Eva bereits des Garten Edens verwiesen. Sie waren Gott ungehorsam und hatten gesündigt. Doch JHWH hatte beiden die Verheißung eines Erretters, welcher aus dem Samen der Frau entspringen würde, mitgegeben (Vgl. 1. Mose 3,15). Die Macht der Schlange über die Menschen würde durch diesen Erretter gebrochen werden.
Somit lagen alle Hoffnungen Adams und Evas auf ihrem erstgeborenen Sohn. Eva nannte ihn Kain. Warum? Eine mögliche andere Übersetzung für ihre Begründung lautet:
Ich habe einen Mann losgekauft mit der Hilfe JHWH’s (1. Mose 4,1b)
Meinte sie ihren Mann Adam, den sie durch Kain losgekauft oder erlöst sah?
Der Name Kain leitet sich demnach von der Wurzel קנה ab, welche soviel wie kaufen, erwerben, besitzen oder eben loskaufen (Vgl. Nehemia 5,8) bedeutet.
Aber es gibt noch eine andere Wurzel, von der sich der Name Kain ableiten lässt und diese lautet קוּן und bedeutet soviel wie klagen oder trauern. Und so sehen wir auf einer anderen Ebene in der Namensgebung, dass Kain viel Trauer und Klagen in seine Familie bringen würde.
Und weiter gebar sie [Eva] seinen Bruder Abel. Und Abel wurde ein Schafhirte, Kain aber ein Ackerbauer. (1. Mose 4,2)
Alle Hoffnungen Adams und Evas lagen auf ihrem erstgeborenen Sohn Kain. Eva war sich sicher, dass sie durch ihn, die Sünde ihres Mannes sühnen und ihn durch Kain loskaufen konnte. Dadurch wäre die ganze Familie wieder erlöst gewesen. Abel war – was sein Name auch bedeutet – nichtig dagegen. Der Mensch sieht, was vor Augen ist, JHWH aber sieht das Herz an (Vgl. 1. Samuel 16,7) und so sehen wir, dass Gott andere Pläne hatte und die Linie Seines Samens durch Abel fortführte..
Um genauer zu verstehen, was das Herz Kains von dem Herzen Abels unterschied und welche Bedeutung dies für uns hat, schauen wir uns im Folgenden die Opfer der beiden an.
Und es geschah nach geraumer Zeit, dass Kain JHWH ein Opfer darbrachte von den Früchten des Erdbodens. (1 Mose 4,3)
Der Ausdruck „nach geraumer Zeit“ könnte aus dem hebräischen Text auch gut mit „in den letzten Tagen“ übersetzt werden. Wir sehen hier einen Hinweis, dass diese Geschichte besonders auch für die letzte Generation von Bedeutung sein wird.
Kain brachte also ein Opfer von den Früchten des Erdbodens. Das Opfer ist hier ein מנחה [Minchah] oder Speisopfer. Speisopfer sind grundsätzlich unblutig und können von den Früchten des Erdbodens – also Getreide (Vgl. 3. Mose 2,1) – dargebracht werden. Somit besteht mit Kains Minchah formell zunächst einmal kein Problem. Doch warum wird es von JHWH nicht angenommen? Dies wird im Kontrast mit dem Opfer Abels deutlich.
Und auch Abel brachte [ein Opfer] dar von den Erstlingen seiner Schafe und von ihrem Fett. Und JHWH sah Abel und sein Opfer [מנחה] an; Kain aber und sein Opfer sah Er nicht an. (1. Mose 4,4-5a)
Auch Abel brachte ein Minchah dar. Wo also ist der Unterschied? Zunächst impliziert der hebräische Text, dass Abel sein Opfer und sich darbrachte. Sein Leben war ein Opfer für JHWH.
Zusätzlich zu seinem Minchah brachte er auch noch die Erstlinge seiner Schafe mit samt ihrem Fett dar. Diese Formulierung impliziert, dass Abel auch ein Sündopfer darbrachte, denn Schafe durften als Sündopfer dienen (Vgl. 3. Mose 4,32) und von jedem Sündopfer wurde vorrangig das Fett verbrannt (Vgl. 3. Mose 4,35). Abel war sich seiner Sünde bewusst. Er wusste, dass seine Sünde nur durch Blutvergießen vergeben werden konnte (Vgl. Hebräer 9,22). Und wahrscheinlich ahnte er, dass nur der Tod des Sohnes Gottes ihn von der Macht der Sünde befreien würde.
Was war mit Kain? Nun, er brachte formell ein richtiges Opfer. Aber hatte er auch die richtige Einstellung? War sein Leben ein lebendiges Opfer für Gott, wie es vom Allmächtigen von jedem von uns erwartet wird (Vgl. Römer 12,1). War er bereit, Gott sein Bestes, ja, sein Leben zu geben? Lebte er in einer Beziehung mit JHWH und im Gehorsam zu Gottes Wort?
All diese Fragen können wir uns ebenso stellen. Wir können viele Dinge in unserem Leben formell richtig machen – uns rein ernähren, keine Mischgewebe tragen, am Schabbat nicht arbeiten usw. All das ist gut und erfreut Gott, dennoch stellt sich die Frage, mit welcher Einstellung wir dies tun. Haben wir uns Gott ganz hingegeben? Ist unser ganzes Leben ein wohlgefälliges Opfer für JHWH? Sind wir bereit Ihm unser Bestes zu geben?
Nur eine innige Beziehung und Opferbereitschaft für den Willen Gottes werden uns durch die vor uns liegenden Zeiten tragen. Auch in der Endzeit können wir formal die richtigen Opfer bringen. Daniel deutet sogar einen Altar in Jerusalem an, auf dem diese Opfer dargebracht werden könnten (Vgl. Daniel 9,27). Doch werden die richtigen Formen allein uns nicht durch diese Zeit bringen.
Hat JHWH Wohlgefallen an Tausenden von Widdern oder an unzähligen Strömen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen geben für meine Übertretungen, die Frucht meines Leibes für die Sünde meiner Seele? Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist und was JHWH von dir fordert: Was anders als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem Gott? (Micha 6,7-8)
Lasst uns Seine Wege lernen und uns voll und ganz in Seinen Dienst stellen, egal was es uns kosten möge. König David sagte einmal, dass er seinem Gott kein Brandopfer darbringen wolle, welches ihn nichts kosten würde (2. Samuel 24,24). Lasst uns dies mit der Gewissheit zum Vorbild sein, dass JHWH all unsere Opfer hundertfältig erstatten wird (Vgl. Markus 10,29-30)!
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Robin
15. Oktober 2017 @ 12:14
Hallo Naphtali,
danke für deine Ausführungen.
Ich denke was hier noch ein wichtiger Aspekt ist, ist das Kain nicht (zumindest nicht aus dem Text ersichtlich) die Erstlingsfrucht geopfert hat.
Hierin wird die Herzenseinstellung sichtbar und die Beziehung zu unserem Schöpfer, zumindest nach meiner Meinung. Und hier können wir und sollten wir uns hinterfragen, wo stehe ich? Bin ich bereit dem Himmlischen meine Erstlinge zu geben oder versuche ich durch ein “Opfer” (den Zehnten usw.) einfach nur gehorsam zu sein und meine “schuldigkeit” zu erfüllen. Interessante Wortwahl: Schuldigkeit! Wir sind schuldig! Und sühnen und befreien kann uns nur das Blut unseres Heilands. Zurück zu Kain, spiegelt seine Opferhaltung nicht auch unseren Zeit”geist” wieder, wir tun etwas damit es getan ist! Ich denke das wir (ich) hier sehr viel lernen dürfen – Herzenseinstellung, Demut, uneingeschränkte Liebe, Bewusstsein – dies sind nur einige Aspekte die hervorstehen wenn wir die Opfer der beiden Brüder vergleichen.
Vg
Naphtali
15. Oktober 2017 @ 13:00
Danke für Deine Ergänzungen, Robin. Sei gesegnet!
Schalom
Naphtali