#45 Ki Tavo – „Wenn du kommst“
#45 Ki Tavo – „Wenn du kommst“
5. Mose 26,1-29,8
Jesaja 60,1-22; Lukas 23,26-56
JHWH hat uns mit einem freien Willen geschaffen. Wir sind in der Lage uns für oder gegen den Gehorsam gegenüber der Worte unseres Schöpfers zu entscheiden. Wie gut und liebevoll ist es dann von Ihm, dass Er uns die Konsequenzen in beiden Fällen aufzeigt. So haben wir die ganze Wahrheit auf dem Tisch und können eine fundierte Entscheidung treffen.
Bereits nach dem Überqueren des Jordan und dem Erreichen der Berge von Samaria hatte Israel den Auftrag, Fluch und Segen auf den Bergen Ebal und Garizim zu verlesen. Außerdem sollten Steine mit Kalk bestrichen und auf dem Berg Ebal errichtet werden.
Und sobald du hinübergegangen bist, sollst du alle Worte dieses Gesetzes auf sie [die Steine] schreiben, damit du in das Land hineinkommst, das JHWH, dein Gott, dir gibt; ein Land, in dem Milch und Honig fließt, wie JHWH, der Gott deiner Väter es Dir verheißen hat. Sobald ihr nun den Jordan überschritten habt, sollt ihr diese Steine auf dem Berg Ebal aufrichten und mit Kalk bestreichen, wie ich es euch heute gebiete. (5. Mose 27,3-4)
Wozu die Steine auf dem Berg Ebal?
Zunächst symbolisiert ein Stein Unvergänglichkeit. Die ältesten erhaltenen Schriften der Menschheit sind auf Stein oder Ton geschrieben. Papier oder andere Faserstoffe vergehen schnell, aber ein Stein verwittert langsam und die Informationen auf ihm sind lange sichtbar.
Somit sind Steine die idealen Datenträger, wenn es um so wichtige Daten wie die Worte Gottes geht. Auf den Steinen auf dem Berg Ebal waren auch nach Generationen die Gebote des Allmächtigen lesbar, sodass die Väter Israels ihre Söhne zu diesem Denkmal führen und ihnen die Geschichte der Landnahme unter Josua berichten konnten.
Auch heute sind die Berge Garizim und Ebal im sogenannten Nablus zu besichtigen. Und auch heute spricht zumindest der Altar auf dem Berg Ebal nach wie vor von den damaligen Ereignissen (Vgl. Josua 8,30-35).
Da, wo das heutige Nablus errichtet wurde, stand in der Antike die Stadt Sichem. Sichem ist also der Ort, an dem die Steine mit der Gesetztesabschrift errichtet werden sollten. Doch warum Sichem?
Sichem ist der erste Ort des Berglandes Samaria, welchen man von der Jordanebene erreichen kann. Insofern ist Sichem das Tor zum Land. Das Land Kanaan ist ja erst dann eingenommen, wenn auch die Höhen und das Bergland sich in Besitz der Israeliten befindet. Ein Feind auf den Höhen wäre eine ständige Bedrohung. Nur wenn diese Höhen eigenommen und befriedet sind, ist es auch das Land. Nach jüdischer Überlieferung war Sichem die erste Stadt, die Israel erreichte, als das Volk das Bergland bestieg.
Auch unser Stammvater Abraham ließ sich zunächst in Sichem nieder.
Und Abraham durchzog das Land bis zur Ortschaft Sichem, bis zur Terebinthe Mores. Damals waren die Kanaaniter im Land. (1. Mose 12,6)
Und Jakob entledigte sich all seiner Götzen in Sichem, bevor er sich zum zweiten Mal nach Bethel aufmachte um sein Gelübde an Gott zu erfüllen.
Da lieferten sie Jakob alle fremden Götter aus, die in ihren Händen waren, samt den Ringen, die sie an ihren Ohren trugen, und Jakob verbarg sie unter der Terebinthe, die bei Sichem steht. (1. Mose 35,4)
Wir sehen, dass Sichem das Tor zum Land Israel ist. Hier erschien JHWH dem Abraham, hier entledigte sich Jakob seiner Götzen und hier wurde Israel erneut mit der Torah konfrontiert und sollte sich für Fluch oder Segen entscheiden.
Und genau dies geschieht in den Toren. Wer eine israelitische Stadt betrat, wurde zunächst mit den Vorstehern und Richtern dieser Stadt bekannt gemacht (Vgl. 5. Mose 16,18). Diese waren die Hüter der öffentlichen Ordnung und überprüften, dass nichts durch das Tor gelangen konnte, was diese Ordnung hätte stören können. Fremde Götter hatten in einer israelitischen Stadt nichts verloren. Und außerdem hat uns JHWH geboten:
…und du sollst sie [die Worte Gottes] auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben. (5. Mose 6,9)
So ist es auch nicht verwunderlich, dass Gott Seinem Wort auch bezüglich Seines Landes treu bleibt und große steinerne Mesusot im Tor zum Land Israel aufstellt, damit wir auch hineinkommen (Vgl. 5. Mose 27,3).
So lasst uns nun nicht müde werden im Einüben Seiner Gebote, sodass wir frei durch das Tor zu unserem Erbe eingehen können!
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