#44 Ki Tetze – „Wenn du ziehst“
#44 Ki Tetze – „Wenn du ziehst“
5. Mose 21,10-25,19
Jesaja 54,1-10; Lukas 23,1-25
Recht und Gerechtigkeit sind wichtige Säulen, um eine Gemeinschaft am Leben zu erhalten. Wird das Recht gebeugt und das Individuum nimmt keine Gerechtigkeit mehr wahr, so wird es sich nicht mehr in die Gemeinschaft einbringen. Auf Dauer führt das zum Zerfall einer Gemeinschaft und letztlich zu Anarchie.
JHWH hat uns gerechte Ordnungen gegeben. Er fordert uns heraus eine gerechtere Ordnung in der Welt zu finden als die Torah. Er stellt uns die Frage:
Und wo ist ein so großes Volk [wie Israel], das so gerechte Satzungen und Rechtsbestimmungen hätte, wie dieses ganze Gesetz [die Torah], das ich euch heute vorlege? (5. Mose 4,8)
Nur vor dem Hintergrund der Gerechtigkeit ist folgendes Gebot zu verstehen:
Wenn jemand einen widerspenstigen und störrischen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht und ihnen auch nicht folgen will, wenn sie ihn züchtigen, so sollen sein Vater und seine Mutter ihn ergreifen und zu den Ältesten seiner Stadt führen und zu dem Tor jenes Ortes, und sie sollen zu den Ältesten seiner Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist störrisch und widerspenstig und gehorcht unserer Stimme nicht; er ist ein Schlemmer und ein Säufer! Dann sollen ihn alle Leute seiner Stadt steinigen, damit er stirbt. So sollst du das Böse aus deiner Mitte ausrotten, dass ganz Israel es hört und sich fürchtet. (5. Mose 21,18-21)
Denken wir Eltern einmal darüber nach, dass wir unsere eigenen Kinder einem Gericht zur Verurteilung preisgeben würden. Welche Gefühle erleben wir dabei? Können wir uns das überhaupt vorstellen? Und doch erwartet JHWH dies unter bestimmten Bedingungen von uns.
Wir wollen uns dieses Gebot im Folgenden etwas genauer ansehen, um seine Bedeutung für uns als (potenzielle) Eltern herauszufinden. JHWH gibt uns hier ein mächtiges Werkzeug in die Hand.
Zunächst hat JHWH dem Vater und der Mutter eines jeden Kindes den Auftrag erteilt, dieses Kind auch zu erziehen. Der Leitfaden für die Erziehung ist dabei Sein Wort.
Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du auf dem Herzen tragen, und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt oder auf dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. (5. Mose 6,6-7)
Gott hat die Familie so eingerichtet, dass jedes Kind von seinem Vater und von seiner Mutter die Torah gelehrt bekommen soll. Und Er empfiehlt jedem Kind, darauf zu hören.
Bewahre, mein Sohn, das Gebot deines Vaters und verwirf nicht die Lehre deiner Mutter! Binde sie beständig auf dein Herz, schlinge sie um deinen Hals, wenn du gehst, sollen sie dich geleiten, wenn du dich niederlegst, sollen sie dich behüten, und wenn du aufstehst, sollen sie zu dir reden! (Sprüche 6,20-22)
Jedes Kind hat also die Wahl, zwischen Gehorsam und Ungehorsam.
Nun liegt es in unserer menschlichen Natur, und somit auch in der Natur von Kindern, einmal gesetzte Grenzen zu testen. Meint Papa das wirklich so? Was passiert wenn ich das Verbotene doch mache?
Teil unsere Erziehung ist immer auch, unseren Kindern die Möglichkeit zu geben, aus ihren Fehlern zu lernen. Wenn wir ihnen Grenzen setzen, tun wir das aus Liebe und um sie vor Schaden zu bewahren.
Doch unsere Kinder haben einen freien Willen. Sie können sich bewusst für Dinge entscheiden, die ihnen und anderen Schaden zufügen. Sie können sich bewusst vom Gehorsam gegenüber ihren Eltern und auch gegenüber Gott abwenden.
Gott gibt uns in Seiner Torah das Gebot, unsere Kinder zu den Ältesten im Tor der Stadt zu führen, sollten sie rebellisch und widerspenstig sein und wir sie durch unsere Erziehung nicht mehr erreichen.
Die Ältesten im Tor stellten das Gericht einer jeden Stadt. Im Tor wurde nun darüber Gericht gehalten, ob die Vergehen des Sohnes tatsächlich des Todes würdig waren. Wir wissen aus der Torah, dass jede Sünde vergeben werden kann – außer den Sünden, die mit erhobener Hand, also in anhaltender Rebellion, begangen werden (Vgl. 4. Mose 15,30-31).
Der Angeklagte hat auch vor dem Gericht noch die Möglichkeit der Reue. Das Sündopfer – Jeschua – ermöglicht Vergebung der Sünden. Zeigt er jedoch keine Reue, so muss er die Strafe für die Sünde tragen – den Tod durch Steinigung.
Wenn Eltern machtlos werden, hilft also das Gericht. Doch welches Gericht ist für uns heute zuständig? Wenn wir den Zugang zu unseren Kindern verlieren, können wir sie vor einem himmlischen Gericht präsentieren.
Wir haben einen Richter und Ältesten im Himmel, der die Herzen und Beweggründe unserer Kinder kennt. Er weiß jeden Gedanken. Und Er weiß auch, wie Er unsere Kinder ansprechen und zurück auf den richtigen Pfad führen kann.
Wenn wir unsere Kinder ihrem himmlischen Richter Jeschua übergeben, überlassen wir sie Seinem weisen Urteil. Wir überlassen sie Seiner Gerechtigkeit. Wir wissen, dass nur Er allein ein gerechtes Urteil über sie sprechen kann. Und nur Er allein kann sie zur Umkehr bewegen. Er ist unsere Hoffnung, wenn alles hoffnungslos erscheint!
So lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe! (Hebräer 4,16)
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Bracha
2. September 2017 @ 15:52
Danke für diese Auslegung!