#34 Korach – „Korach“
#34 Korach – „Korach“
4. Mose 16,1-18,32
Jesaja 66,1-24; Lukas 18,35-19,28
Ebjasaph stand wie versteinert. Er wusste nicht, ob er weinen, schreien oder weglaufen sollte. Ihm war übel und er fühlte einen eiskalten Schauder über seinen Rücken laufen. Es war kaum zu glauben. Wie konnte es nur soweit kommen? Wie konnten sein Vater und seine Brüder nur so stur sein? Wie oft hatte er sie gewarnt? Wie oft wurden sie darauf hingewiesen, dass sie einen offenen Krieg gegen den Allerhöchsten nicht überleben würden? Und doch ließen sich sein Vater Korach und seine Verbündeten Dathan und Abiram nicht von ihrem Vorhaben abbringen.
Dabei war sein Vater ein frommer Mann und hatte die besten Voraussetzungen. Er war der Erstgeborene seines Großvaters Jizhar aus dem Stamm Levi. Jizhar hielt viel auf Korach und sah in ihm einen würdigen Erstgeborenen. Wie oft hatte er ihm davon erzählt, dass er einmal das Familienoberhaupt und der Priester seiner Familie sein würde? Und Korach sah sich gern in dieser Rolle.
Als Kahatiter hatte Korach die ehrenvolle Aufgabe, die Geräte des Heiligtums zu tragen. Er konnte den Priestern, also Aaron und seinen Söhnen, direkt bei ihrem Dienst assistieren.
Außerdem war er ein angesehener Mann unter allen Stämmen. Schließlich war er Levit und viele aus dem Volk kamen täglich zu seinem Vater und ihm, um aus dem Wort Gottes zu lernen. Viele sahen in ihm einen würdigen Nachfolger Jizhars.
Doch was war geschehen, überlegte Ebjasaph, dass sein Vater mit samt seinen Brüdern nun lebendig ins Totenreich gefahren waren? Wo nahm diese schreckliche Tragödie ihren Anfang?
Ebjasaph erinnerte sich, dass sein Vater Korach oft davon sprach, dass ihm als Erstgeborenen doch das Priesteramt in der Familie zukam. Eigentlich könnte er doch auch am Heiligtum dienen? Schließlich hatten er und der ganze Stamm Levi sich das Priesteramt nach der Sünde des Goldenen Kalbes verdient. Weil die Leviten, so die Meinung Korachs, sich damals auf die Seite Gottes gestellt hatten, habe JHWH sie an Stelle aller Erstgeborenen unter den Kinder Israels ausgesucht. Und dies beinhalte schließlich auch den Priesterdienst. Warum sollte Aaron, der das Goldene Kalb gefertigt hatte, den Dienst eines Hohepriesters besser verrichten können als jeder andere Erstgeborene auch?
Ebjasaph seufzte. Wie oft hatte er versucht, seinen Vater zu überzeugen, dass er mit dem zufrieden sein könnte, was er hatte. Hatte er Nadab und Abihu vergessen? JHWH hatte Seine Wahl getroffen. Und Er ist immer gerecht.
Doch Korach ließen seine Gedanken keine Ruhe. Er begann, offen darüber zu sprechen, dass Aaron und seine Söhne das Priestertum an sich gerissen hätten. Jeder Erstgeborene in Israel habe die Berufung zum Priester. Das Volk solle sich seiner Rechte nicht berauben lassen.
Korachs Predigten fielen auf fruchtbaren Boden. Schließlich waren es nicht wenige Plagen, die das Volk schon auf dem Weg zum und später auch am Sinai heimsuchten. Die Ursache lag freilich im Unglauben des Volkes, doch Korach vermochte es, einige der Ältesten Israels davon zu überzeugen, dass, seiner Meinung nach, die Sünde Aarons und Moses, das Priestertum allein in ihrer Familie aufzuteilen, JHWH zornig über das Volk werden ließ. Israel müsse etwas dagegen unternehmen, mahnte Korach immer wieder.
Ebjasaphs Vater schaffte es, Dathan und Abiram, zwei Älteste aus dem erstgeborenen Stamm Ruben sowie 250 Älteste aus ganz Israel von seinen Ideen zu überzeugen. Dies führte sogar dazu, dass sich diese Gruppe aufmachte, um eine eigene Mischkan zu errichten.
[4. Mose 16,24 liest sich: “Rede zu der Gemeinde und sprich: Entfernt euch ringsum von der Mischkan Korachs, Dathans und Abirams!” Mischkan bedeutet soviel wie Wohnung, wird aber auch wie in 2. Mose 40,2 für die Stiftshütte verwendet. Da Mischkan im Hebräischen im Singular steht, liegt der Schluss nahe, dass in oben genanntem Vers die Rede von einer unerlaubten Kopie der Mischkan Gottes ist und nicht von einem Privatzelt, in dem die Familien Korachs, Dathans und Abirams gemeinsam gewohnt hätten. Diese Familien wohnten nach 4. Mose 16,27 ja auch in vielen Zelten, denn es heißt dort:”…Dathan aber und Abiram kamen heraus und traten an den Eingang ihrer Zelte mit ihren Frauen und Söhnen und Kindern.”]
Sie fertigten auch die entsprechenden Geräte für ihren Dienst an. Einige davon, die bronzenen Räucherpfannen, schlug Eleazar gerade zu Blechen. Er sollte sie später als Warnung für mögliche Nachahmer Korachs an den Brandopferaltar schlagen.
Zwei Stiftshütten im Lager Israels, dachte Ebjasaph. Der Allmächtige lässt sich doch nicht spotten! Wie unbegreiflich war es immer noch für ihn, dass es soweit kommen konnte. Erneut liefen ihm Tränen die Wangen hinunter.
Doch auch damit allein begnügten sich die Aufrührer um seinen Vater nicht. Gerade als das Volk in tiefer Trauer über die Gefallenen in der Schlacht gegen die Amalekiter und Kanaaniter war, sahen sie ihre Stunde gekommen. Ebjasaph schämte sich, dass sein Vater der Anführer einer ganzen Horde Israeliten war, die ihren Schöpfer und Erretter öffentlich herausforderten. Die Worte, die Korach gegen Aaron und Mose schmetterte, hallten Ebjasaph immer noch nach:
Ihr beansprucht zu viel, denn die ganze Gemeinde, sie alle sind heilig, und JHWH ist in ihrer Mitte! Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde JHWH’s? (4. Mose 16,3b)
Nichts konnte ferner von der Wahrheit sein. Mose, der ein gutes Zeugnis beim ganzen Volk hatte und es in der Wüste sogar mehrmals vor dem Zorn Gottes gerettet hatte, wurde öffentlich verleumdet. Ebjasaph verspürte Schmerz und Trauer.
Die Enttäuschung über seinen Vater und der Schmerz über das Geschehene überwältigten ihn. Er wollte beten. Doch fehlten ihm die Worte. Er bat den Heiligen Geist, dass Er ihm die richtigen Worte geben möge. Und er wartete.
Nach kurzer Zeit konnte Ebjasaph seine Gedanken ordnen. Er betete und sprach:
„Himmlischer Vater, Du bist der Schöpfer von Himmel und Erde, und Du bist der König und Erretter Israels, Du bist gerecht und ich akzeptiere Dein gerechtes Urteil über meinen Vater. Ich bitte Dich, hilf mir über Dein Urteil Frieden zu finden. Ich bitte Dich aber auch um Vergebung für die Sünde der Rebellion. Mein Vater Korach und seine Verbündeten haben gegen Dich gefrevelt. Ich bitte Dich, dass Du mich und meine Nachkommen vor dieser Sünde behütest. Lass uns diese Sünde bitte nicht noch einmal wiederholen. Und ich bitte Dich auch, dass Du den Rest unserer Familie benutzt, um Dir Ehre zu bringen. Ich lobe Dich und ich danke Dir für Deine Gande und Treue denen gegenüber, die Deinen Bund aufrecht halten. Amen!“
Ebjasaph blieb noch einige Zeit auf seinen Knien und ließ sich von JHWH trösten.
Liebe Leser, wir wissen nicht, was in Korach konkret vorgegangen ist. Wir wissen auch nicht, wie Ebjasaph, der Sohn Korachs (Vgl. 1. Chronik 6,18-22), wirklich auf den Tod seines Vaters reagiert hat. Teile der Geschichte Korachs, sowie die geschilderten Reaktionen und die Gefühle Ebjasaphs sind also Spekulation und ein Angebot, wie er auf die Tragödie reagiert haben könnte.
Was wir aber wohl wissen, ist, dass zumindest ein Teil der verbliebenen Söhne Korachs nicht in den Sünden ihres Vaters gewandelt ist. Einige Psalmen (Psalmen 44-49) stammen aus den Federn der Söhne Korachs. Einige Sänger im Tempel kamen aus der Linie Korachs (Vgl. 1. Chronik 6,16-23). Und nicht zu vergessen Samuel, der Richter und Priester Israels, der die königliche Linie Jeschuas durch die Salbung Davids begründete. Trotz eines rebellischen Stammvaters konnte JHWH die Linie Korachs weiterhin zu Seiner Ehre gebrauchen.
Die Geschichte von Korachs Söhnen zeigt uns die Kraft Gottes, die uns hilft, auch tiefste Täler zu überwinden und das Böse doch noch in etwas Gutes zu verwandeln. Kein Erbe ist zu schwer, um uns von der Gegenwart Gottes fern halten zu können; wenn wir sie nur wollen.
Möge Jeschua uns formen und in Seiner Kraft helfen, das Böse mit Gutem zu überwinden und uns von Erblasten unserer Väter befreien!
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