#28 Emor – „Rede!“
#28 Emor – „Rede!“
3. Mose 21,1-24,23
Hesekiel 44,15-31; Lukas 11,1-12,59
Das Leben als Priester des Allerhöchsten ist eine ganz besondere Berufung. Ein Leben in Heiligkeit für JHWH zu führen, ist mit mancher Auflage verbunden, die uns emotional auch sehr herausfordern kann. Wie soll sich ein Priester verhalten, wenn ein guter Freund von ihm stirbt?
Und JHWH sprach zu Mose: Rede mit den Priestern, den Söhnen Aarons, und sprich zu ihnen: [Ein Priester] soll sich nicht wegen eines Toten unter seinem Volk verunreinigen. (3. Mose 21,1)
Die Schrift ist hier sehr klar. Es spielt keine Rolle, wie sehr der Priester den Verstorbenen gemocht hat, er soll sich nicht an dem Toten verunreinigen. Doch wie kann sich ein Mensch an einem Toten verunreinigen?
Wer einen Toten anrührt, irgendeinen Leichnam eines Menschen, der bleibt sieben Tage unrein. (4. Mose 19,11)
Die Berührung mit dem Leichnam verunreinigt jeden Menschen, auch den Priester, für sieben Tage. Damit ist der Priester vom Dienst ausgeschlossen und kann seine Aufgabe im Heiligtum nicht mehr wahrnehmen. Doch nicht allein die Berührung eines Leichnams verursacht die Unreinheit.
Das ist das Gesetz, wenn ein Mensch im Zelt stirbt: Wer in das Zelt hineingeht und jeder, der im Zelt ist, soll sieben Tage lang unrein sein. (4. Mose 19,14)
Bereits der Besuch des Totenbettes ist für den Priester gefährlich, denn allein der Aufenthalt im selben Raum mit einem Toten macht ihn ebenfalls unrein.
JHWH gestattet aber einige wenige Ausnahmen, bei denen sich der Priester tatsächlich verunreinigen darf.
Außer wegen seines nächsten Blutsverwandten, der ihm zugehört, wegen seiner Mutter, seines Vaters, seines Sohnes, seiner Tochter, wegen seines Bruders und wegen seiner Schwester, die noch eine Jungfrau ist, die ihm nahe steht, weil sie noch keines Mannes Frau gewesen ist, ihretwegen darf er sich verunreinigen. (3. Mose 21,2-3)
Tritt der Todesfall also in der Familie auf, darf der Priester sich verunreinigen.
Allein der Hohepriester darf unter keinen Umständen mit dem Tod in Berührung kommen, selbst wenn der Trauerfall in seiner Familie vorkam.
Er soll auch zu keinem Toten kommen; auch um seines Vaters und seiner Mutter willen soll er sich nicht verunreinigen. (3. Mose 21,11)
Doch warum gibt JHWH diese Gebote und welchen Bezug hat dies zu uns, die wir keine aaronitischen, wohl aber Priester nach der Ordnung Melchizedeks sind?
Die Torah ist uns als Gleichnis für die himmlischen Wahrheiten gegeben.
Höre, mein Volk, meine Lehre, neigt eure Ohren zu den Reden meines Mundes! Ich will meinen Mund zu einer Gleichnisrede öffnen, will Rätsel vortragen aus alter Zeit. (Psalm 78,1-2)
Jeschua ist unser himmlischer Hohepriester (Vgl. Hebräer 9,11) und wir sind Seine Priesterschaft (Vgl. 1. Petrus 2,9).
Er möchte uns reinigen und heiligen. Doch gehört dazu auch unser Part, dass wir uns rein und heilig halten, indem wir gemäß Seiner Gebote leben (Vgl. 3. Mose 20,7-8). Außerhalb dieser Gebote finden wir die Sünde und in ihr nur den Tod.
Denn der Lohn der Sünde ist der Tod… (Römer 6,23a)
Es ist auch unsere Auflage als Priester des Allerhöchsten, uns von der Sünde und dem mit ihr verbundenen Tod fern zu halten. Auch wenn uns dies manchmal schwer fallen sollte und wir Menschen oder Dinge verlassen müssen, die uns lieb geworden waren, so sind wir doch nicht in der Lage unseren Priesterdienst auszuführen, wenn wir uns daran weiter verunreinigen.
Aber es gibt eine Ausnahme. Wenn wir mit Sünden unserer Glaubensgeschwister konfrontiert sind, dürfen wir uns insofern verunreinigen, dass wir uns ihre Geschichte anhören, wie schmutzig sie auch sein mag und sie auf dem Heilungsprozess begleiten.
Jeschuas Anliegen, diesen Bruder oder Schwester zu reinigen, sollte auch unser Anliegen sein. Und so lässt uns auch Jakobus wissen:
Bekennt einander die Übertretungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet! (Jakobus 5,16a)
Sind wir allerdings in Gemeinschaft, die uns zur Sünde auffordert, so gilt dies:
Darum geht hinaus von ihnen und sondert euch ab, spricht JHWH, und rührt nichts Unreines an! Und ich will euch aufnehmen, und ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein, spricht JHWH der Allmächtige. (2. Korinther 6,17-18)
So möge Jeschua uns auf dem Weg des Lebens und der Heiligung halten und uns dort, wo der Tod noch regieren darf mächtig gebrauchen, damit das Licht des Lebens an diesen Orten leuchten kann!
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Regina
15. Mai 2017 @ 21:31
Shalom, Naphtali!
Wie sieht das ganze denn praktisch für mich heute aus?
Dürfte ich nicht zum Begräbnis meiner verheirateten Schwester gehen? Und-aus aktuellem Anlass-es sind einige sehr liebe ältere Glaubensgeschwister schwer erkrankt- sollte ich dann deren Begräbnis fernbleiben?
Oder gibt es einen Unterschied aufgrund der Priesterschaft nach der Ordnung Melchisedeks, der ja wir angehören?
Wie ist das zu verstehen?
Shalom
Regina
Naphtali
16. Mai 2017 @ 12:47
Liebe Regina,
zunächst einmal vielen Dank für Deine Anfrage. Ich verstehe, dass Dich dieses Thema bewegt und ich kann dir eine Antwort nach meinem Verständnis daruf geben. Bitte prüfe aber für Dich selbst, ob Dich diese Antwort befriedigt.
Die Gebote aus 3. Mose 21 beziehen sich auf das aaronitische Priestertum. Die aaronitischen Priester werfen den Schatten des himmlischen (Melchizedek-)Priestertums (Vgl. Hebräer 8,5).
Ein Schatten liefert ein Abbild oder einen Umriss der eigentlichen Sache.
Ich verstehe die Gebote des Umgangs der aaronitischen Prieser mit dem Tod als Abbilder auf eine geistliche Verunreinigung mit dem Raum des Todes. Was für die Priester gilt, stellt ein geistliches Bild für das Volk dar. Wir wissen, dass die Torah auch in Gleichnissen spricht (Vgl. Psalm 78,1-2).
Und so glaube ich, dass die Kernbotschaft für das israelitische Volk lautet:
Ihr habt die Berufung für das Priestertum nach Melchizedek, ein Priestertum, welches auf der Grundlage des Todes und der Aufersteung Jeschuas basiert. Jeschua hat den Raum des Todes – d.h. den Raum der Sünde – überwunden. Der Tod hat nun keine macht mehr über euch. Bewahrt euch diese Freiheit und geht nicht in diesen Raum des Todes zurück!
Meine persönliche Einschätzung Deiner Situation, Regina, lässt mich keinen Grund finden, dass Du von den genannten Beerdigungen fern bleiben solltest. Denn schließlich bist Du eine Trägerin der Botschaft, dass Jeschua den Tod besiegt hat und jeder, der im Bund mit ihm steht, den Tod nicht fürchten muss.
Ich wünsche Dir viel Weisheit, Führung und Kraft bei deinen zukünftigen Entscheidungen.
Schalom Marco
Regina
20. Mai 2017 @ 18:07
Lieber Marco!
Toda Raba für deine kompetente Antwort!
Das hilft mir sehr.
Shalom
Regina