#27 Acharei Mot/Kedoschim – „Nach dem Tod/Heilige“
#27 Acharei Mot/Kedoschim – „Nach dem Tod/Heilige“
3. Mose 16,1-20,27
Amos 9,7-15; Lukas 13,1-33; 14,1-15,32
Die Torah ist ein Buch von Familiengeschichten. Einer dieser Geschichten ist die der Familie Amrams und seiner Kinder Aaron, Mose und Mirjam.
Wie in jeder Familie gab es auch in dieser gemeinsam erlebte Freuden, Missverständnisse und Versöhnung. Im Torahabschnitt dieser Woche begegnen uns Mose und Aaron in einer leidvollen Situation.
Und JHWH redete zu Mose nach dem Tod der beiden Söhne Aarons, als sie vor JHWH traten und daraufhin starben. (3. Mose 16,1)
Was war genau passiert?
Aaron und seine Söhne hatten eine siebentägige Weihungszeremonie in der Stiftshütte hinter sich gebracht, um nun am achten Tag, die ersten Opfer als Priester darzubringen. Dies war ein Event für die ganze Gemeinde der Kinder Israels, welche sich am Eingang der Stiftshütte versammelte (Vgl. 3. Mose 9,5). Die Zeremonie wurde zu Ende gebracht, die Herrlichkeit JHWH’s erschien dem Volk, woraufhin ganz Israel anbetend auf ihre Angesichter fielen (Vgl. 3. Mose 9,23-24).
Und gerade als der Tag seinen Höhepunkt erreicht hatte, traten die beiden ältesten Söhne Aarons, Nadab und Abihu, herzu und brachten fremdes Feuer ins Heiligtum. In der Folge wurden sie durch das Feuer JHWH’s verzehrt und kamen um (Vgl. 3. Mose 10,1-2).
Für den Vater Aaron musste dies ein gewaltiger Schock gewesen sein. Es ist kaum vorzustellen, welche Gefühle er durchlebte oder welche Gedanken ihm durch den Kopf gingen. Wut, Trauer, Zorn oder Unverständnis sind mögliche und wahrscheinliche Emotionen, die Aaron hin- und hergeworfen haben mögen.
Nun verarbeitet jeder anders und wir wissen nicht, was sich Aaron in diesem Moment gewünscht hat. Eine Umarmung? Trost? Einfach allein sein? Weglaufen?
Doch was er sicher nicht direkt gebrauchen konnte, war ein Kommentar wie:
…Das hat JHWH gemeint, als er sprach: „Ich will geheiligt werden durch die, welche zu mir nahen, und geehrt werden vor dem ganzen Volk.“ (3. Mose 10,3)
Was sollte Aaron auf die Bemerkung seines Bruders antworten?
Und Aaron schwieg still (3. Mose 10,3)
Doch als Mose dann den verblieben Priestern noch vorwarf, dass sie das Sündopfer nicht gegessen hatten, platzte dann auch Aaron der Kragen:
Aaron aber sprach zu Mose: Siehe, heute haben sie ihr Sündopfer und ihr Brandopfer vor JHWH geopfert und es ist mir dieses geschehen; sollte ich heute vom Sündopfer essen? Wäre es auch recht gewesen in den Augen JHWH’s? (3. Mose 10,19)
Mit anderen Worten weist Aaron seinen Bruder darauf hin, worauf es JHWH wirklich ankommt:
Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist und was JHWH von Dir fordert: Was anders als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem Gott? (Micha 6,8)
Mose war vor die Frage gestellt, was ihm wichtiger war? Die äußere Form des Gottesdienstes oder die gebrochenen Herzen seiner Angehörigen, die nach Trost und Annahme schrien?
Mose sah ein, dass er das Ziel etwas verfehlt hatte.
Als Mose dies hörte, war es recht in seinen Augen (3. Mose 10,20)
Doch JHWH betraute ihn erneut mit einer Aufgabe. Nun sollte er Aaron den Gottesdienst für Jom Kippur erklären.
Und JHWH sprach zu Mose: Sage deinem Bruder Aaron, dass er nicht zu allen Zeiten in das Heiligtum hineingehen soll, hinter den Vorhang, vor den Sühnedeckel, der auf der Lade ist, damit er nicht stirbt; denn ich will auf dem Sühnedeckel in einer Wolke erscheinen. (3. Mose 16,2)
JHWH hätte selbst zu Aaron sprechen können, doch er bat explizit Mose darum.
Wie wichtig war es für Mose, die richtigen Worte zu finden? Schließlich ging es um das Leben seines Bruders und dessen verbliebene Söhne.
Es war immens wichtig, dass diese die echte Sorge Moses und Gottes um sie wahrnehmen konnten. Wie konnte Mose dies kommunizieren?
Wir können davon ausgehen, dass Mose mit Gottes Hilfe einen Weg gefunden hatte, Aaron die Gebote zu erklären, sodass dieser die Botschaft JHWH’s annehmen konnte.
Doch sehen wir an diesem Beispiel, dass jede Situation und jeder Mensch eine andere Herangehensweise erfordert.
Wir sind aufgerufen, das Evangelium und die Gebote JHWH’s zu lehren (Vgl. Mathäus 28,19-20). Möge Jeschua uns dazu Weisheit und Offenbarung schenken, wie wir in jeder einzelnen von Ihm vorbereiteten Situation gute Frucht bringen können!
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