Bitterkeit und die Grundannahme, dass die Welt gerecht ist, Teil 4

Biblische und psychologische Ansätze für eine Definition
Nachdem ich gerade in den vorangegangen Artikeln auf das Thema „Grenzen aus
biblischer Sicht“ eingegangen bin, folgt hier nun ein Thema, dass eng mit Grenzen
verbunden ist, bzw mit fehlenden Grenzen: Bitterkeit.
Ich möchte an das Thema noch einmal anknüpfen, da es mir überall über den Weg
geschickt wird. Es ist einfach das Thema Nr. 1 für alle Gläubigen. Auch international sehe
ich, wie dieses Thema an die Oberfläche kommt und Gläubige sich damit befassen.
Es ist kein einfaches Thema und es ist nicht immer offensichtlich, wenn bittere Wurzeln
vorhanden sind.
Es ist das größte Problem im Leben von Gläubigen.
Einige Gläubige dulden keine Sünde in ihrem Leben … und leben doch in Bitterkeit.
Satans Strategie ist es, zu spalten und zu zerstören. Bitterkeit ist die größte Waffe, die ihm
zur Verfügung steht. Sie ist der Nährboden für dämonisches Wirken.
Wir können uns dem Thema der Bitterkeit aus vielen Richtungen nähern. Es gibt
verschiedene Aspekte und Ansätze, die alle etwas Wertvolles haben und Unterstützung
bieten, Bitterkeit zu erkennen und sich davon zu befreien.
Am wichtigsten ist jedoch, dass wir unsere Wurzeln der Bitterkeit erkennen und verstehen,
woher sie kommen. Manchmal ist es etwas schwierig, sie zu erkennen.
Schauen wir uns noch einmal die Bildbedeutung des Wortes mar, bitter sein, an.
MEM:
Ausstrecken, ausdehnen, biegen, bezieht sich auch auf Wasser, und hier müssen wir
verstehen, dass Wasser etwas mit sich führt, irgendwo hin.
In diesem Zusammenhang können wir sehen, dass Neid und/oder Urteile die Dinge sind,
die mitreißen, und die Zeit wird ein Spiegelbild dessen sein, wie lang dieser „Fluss unserer
Umstände“ ist.
RESH:
Kopf. Hier verstehen wir, dass der Wille des Menschen und unsere Entscheidungsfreiheit
unseren Weg des Handelns bestimmen werden. Gleichzeitig kann die Bedeutung eines
Kopfes folgendes Konzept darstellen:
Aufseher und/oder Sklaventreiber; jemand, der andere kontrolliert.
Bitterkeit … ein Weg in die Knechtschaft
Satan dringt in die Seele ein und ergreift Besitz im Leben eines Menschen, indem er ihn
quält. Er benutzt Mitgläubige, um sich gegenseitig anzugreifen. Wie geht Yeshua
vorbildlich mit dieser Verletzung um? ER segnet und verflucht nicht.
Bitterkeit kommt aus gestörten Beziehungen.
Man kann die Bitterkeit nicht vertreiben – man muss mit der Beziehung arbeiten, durch die
sie hereingekommen ist.
Die Quellen der Bitterkeit
Bitterkeit ist eine Wurzel, die mit einem Groll beginnt. Ein Groll kann aus folgenden
Gründen entstehen:
Unerfüllte Bedürfnisse – Bitterkeit gegenüber der Familie.
Missbrauch – körperlicher und emotionaler Missbrauch, der sehr stark mit Bitterkeit gegen
die Familie verbunden ist.
Verletzungen (aus Beziehungen).
Lebensumstände – Unfälle, Tod geliebter Menschen, Krankheit und so weiter.
Die eigene Überschreitung von Grenzen, körperlich, emotional, geistig.
Stress und ständige Überforderung – Burnout.
Identitätsdiebstahl: Die Identität einer Person, eines Landes oder einer Nation kann
gestohlen werden. Eine Nation könnte aufgrund von Lügen und
Propaganda/Programmierung eine andere Identität auferlegt bekommen.
Am besten ist es, eine Liste mit allem zu verfassen, was dich verletzt hat, und den
Gründen dafür ebenso.
Wir müssen Bitterkeit und Hass, die durch Beziehungen in der Vergangenheit verursacht
wurden, loslassen. Auch wenn eine Person tot ist, können wir immer noch gebunden sein,
weil der Schmerz in unseren Herzen noch lebendig ist.
Bist du verbittert? Prüfe deine Grenzen!
Wir alle fühlen uns manchmal verbittert, sei es gegenüber unserem Ehepartner, weil er
uns nicht im Haushalt hilft, gegenüber unserem Chef, der uns ungerecht behandelt, oder
gegenüber einem Familienmitglied, das uns schlecht behandelt. Mit der Zeit werden diese
verletzenden Momente zu einem Gefühl der ungerechten Behandlung und nicht
aufgearbeitet in der Folge zu Bitterkeit.
Wenn wir uns einen Moment Zeit nehmen und uns mit diesem bitteren Gefühl
auseinandersetzen, erkennen wir vielleicht, dass es oft in Situationen auftritt, in denen wir
nicht für uns selbst eintreten, es aber gerne täten. Es könnte uns darauf aufmerksam
machen, dass wir herausfinden müssen, was die Bitterkeit von uns verlangt. Meistens
brauchen wir Grenzen. Wenn unsere Grenzen durch Missbrauch zerstört werden, können
wir bitter werden.
„Ich liebe es, wenn Verbitterung auftaucht, denn sie zeigt mir, wenn ich außerhalb meiner
Grenzen lebe.“
Grenzen sind kein Versuch, jemanden zu kontrollieren oder zu bestrafen, wenn er etwas
tut, was einem nicht gefällt. Im Grunde genommen sind Grenzen ein liebevoller Versuch,
die Verbindung in der Beziehung aufrechtzuerhalten. Sie sagen der anderen Person
einfach, was wir tun werden, um unser Wohlbefinden zu schützen. Dies kann eine
Grundlage für gegenseitigen Respekt und eine gesunde Beziehung schaffen.
Es gibt praktische Schritte, die wir unternehmen können, und Fragen, denen wir
nachgehen sollten, um uns von Bitterkeit und Groll zu befreien.
- Was muss geschützt werden?
- Was muss wiederhergestellt werden?
Praktische Möglichkeiten, Grenzen zu setzen:
· Für die eigenen Bedürfnisse oder Wünsche eintreten.
· Wir testen ein kleines “Nein” zu etwas, das nur ein kleines Risiko birgt.
· Neuverhandlung von Aufgaben, Arbeitspensum oder Fristen.
· Hinterfragen unserer Annahmen darüber, was wir tun „müssen“.
· Wir können beten und den Vater fragen nach unseren persönlichen Grenzen. Wir
können nicht geben, was wir nicht haben …
· Öfter “nein” sagen oder überprüfen, was derzeit auf unsrer Aufgabenliste ist, zu dem wir
hätten “nein” sagen können oder in Zukunft sagen werden.
· Sich der eigenen Gefühle bewusst sein und sich erlauben, anders zu fühlen als andere.
· Nicht versuchen, andere zu ändern oder zu korrigieren.
· Sich auf das konzentrieren, was wir aus biblischer Sicht tun können und sollten.
· Unsere Erwartungen an die Realität überprüfen.
“Mauern halten jeden draußen. Grenzen zeigen den Menschen, wo die Tür ist.“
Groll hegen vs. Grenzen setzen
Der Unterschied zwischen den beiden liegt in den Motiven und Gefühlen, die hinter dem
Groll oder der Abgrenzung stehen.
Wenn eine Person einen Groll hegt, kommt sie aus einer Position der Wut, des Grolls, der
Schuld usw. Sie fühlt sich vielleicht beleidigt oder verletzt durch das, was die andere
Person getan hat, und hegt den Groll, um es der anderen Person zu „zeigen“, es der
anderen Person heimzuzahlen, ihren Standpunkt zu beweisen, ihre Macht
zurückzubekommen, oder um auszudrücken, wie sie sich fühlt. Sie hält an ihren
verletzten, wütenden, ärgerlichen oder verbitterten Gefühlen fest und gibt der anderen
Person die Schuld für ihre Gefühle. Denn wenn die andere Person sie nicht verletzt hätte,
würden sie sich ja nun nicht so fühlen …
Im Gegensatz dazu geht eine Person, die eine Grenze zieht, von einer Position der
Akzeptanz und des Verständnisses für die andere Person und deren emotionale Reife,
Fähigkeiten und Verhaltensweisen aus. Sie sieht, dass die Person ihr Bestes tut, aber sie
weiß auch, dass das Beste dieser Person für sie nicht funktioniert.
Wir haben dann eine Grenze gesetzt, um uns geistig, emotional und körperlich zu
schützen.
Wir benutzen nicht Schmerz, Wut, Groll oder Bitterkeit, um die von uns gesetzten Grenzen
zu verstärken, sondern Akzeptanz und Verständnis.
Wir passen unsere Erwartungen an das an, was die andere Person tun kann oder nicht.
Die Person, die eine Grenze zieht, hat in der Regel mehrere Runden – wahrscheinlich über
viele Jahre hinweg – mit der anderen Person gearbeitet und versucht, ihre Gefühle und
Erfahrungen mit ihr zu teilen, um zu sehen, ob die andere Person in der Lage ist, die
Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen und es zu ändern.
Nachdem sie keine dauerhaften Veränderungen feststellen konnte, akzeptiert sie, dass die
andere Person sich nicht ändern wird, egal wie sehr sie mit ihr arbeitet. Anstatt sich weiter
anzupassen, um der anderen Person entgegenzukommen, akzeptiert sie, wozu die andere
Person fähig ist, und zieht eine Grenze, damit sie der verletzenden Beziehungsdynamik
nicht länger ausgesetzt ist.
Wenn wir uns in einer schwierigen Beziehung befinden und nicht wissen, wie wir eine
Grenze setzen und halten können, kann es passieren, dass wir stattdessen einen Groll
hegen.
Wut und Groll sind starke Emotionen und können eine Trennung und Distanz zwischen
Menschen schaffen, die uns effektiv vor schwierigen Interaktionen „schützen“.
Aber das Festhalten an Wut und Groll schadet nicht nur uns selbst, sondern auch
anderen. Andere sehen, dass wir wütend sind und wollen nicht, dass sich diese Wut
gegen sie richtet, und so können wir uns auch von anderen distanzieren.
Es besteht auch die Möglichkeit, dass wir anderen, insbesondere Kindern, beibringen,
dasselbe zu tun, wenn wir einen Groll hegen, anstatt eine Grenze zu ziehen. Es kann uns
wehtun, wenn wir als ständiges Opfer der anderen Person hingestellt werden. Wenn wir in
einem Bereich unseres Lebens das Opfer sind, werden wir uns wahrscheinlich auch in
vielen anderen Bereichen als Opfer fühlen.
Der Unterschied zwischen einem Groll und einer Abgrenzung liegt in der Perspektive und
den Gefühlen, die dahinter stehen.
Eine Abgrenzung ist eine Perspektive der Akzeptanz. Es gibt keine Schuldzuweisung an
die andere Person oder das Gefühl, Opfer zu sein.
Ein Groll hingegen entsteht aus Wut oder Groll und versetzt den Grollträger in die Position
des Opfers.
Schlussfolgerung …
Bitterkeit wird jeden Gläubigen zerstören. Die Vorsichtsmaßnahme gegen Bitterkeit
besteht darin, unseren Schmerz und unsere Verletzungen immer wieder vor YHWH
anzusprechen und den Prozess der Vergebung zu beginnen.
Die Wurzeln der Bitterkeit brauchen uns nicht mehr zur Verzweiflung zu bringen.
Aber wir müssen uns mit ihnen auseinandersetzen. Es gibt auch Erklärungen für unser
Verhalten und hilfreiche Ansätze für unsere Wurzeln der Bitterkeit (in den vorangegangen
Beiträgen).
Das heißt, dass der schwierigste Schritt darin besteht, unsere eigene Bitterkeit zu
erkennen. Die nächsten Schritte sind dann leichter.
Shalom Rivkah
